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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tagebla«» erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Irci Haus, bei Postbestellung 1,80 RW. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern IO Rpsg. Alle Postanstalten und Post- dolen, unsereAusttägeru. UN" r- »» . Geschäftsstelle, nehmen zu SederZ-itBest-llungen-nt, Wochenblatt sur Wllsdrufs u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od.sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. W für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die «gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs« Pfennige, die »gespaltene Acklamezeile im textlichen Teile I AM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Dorge- schriedenc Erscheinung»- „ tage und Platzoorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdrufs Nr. 6 berücksichtig,. Anzeigen annahme bis vorm.IOUHr. Für die Richtigkeit Ler durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn Ler Bettag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 218 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 18. September 1933 In 1. MM MM ErMMW Tag -es deutschen Bauern. Am Sonntag, dem 1. Oktober, wird im ganzen Reich der deutsche Erntedanktag unter dem Titel „Tag des deutschen Bauern" begangen werden. Dieser Tag des deutschen Bauern baut aus auf der grund legenden Erkenntnis von der Bedeutung des deutschen Bauerntums und will einen bewußten Abschluß setzen hinter eine Epoche, in der der deutsche Bauer verurteilt war, auf Grund einer an sich bodenentwurzclten Staats idee des liberalen Zeitalters eine untergeordnete soziale Rolle zu spielen. Am 1. Oktober wird sich das ganze deutsche Volk zum deutschen Bauerntum bekennen. Es soll an diesem Tage dem deutschen Bauern der Dank für seine Arbeit abgestattet werden. Damit soll ein Bekenntnis zum deutschen Bauern als Treuhänder des deutschen Blutes verbunden sein. Das Tagesprogramm sieht folgendes vor: 6.30 Uhr Wecken, Musikzüge, Platz konzerte, Rundfunkmustk usw., 7.55 bis 8.00 Uhr Er öffnung des Deutschen Erntedanktages im Rundfunk durch eine Rede des Reichsministers Dr. Goebbels, die über alle deutschen Sender geht. Der Vormittag ist freigehalten von öffentlichen Kundgebun gen, damit die Kirchen Gelegenheit haben, ihrerseits beizutragen zur Ausgestaltung des Festes und zur Durchführung von Gottesdiensten. Um 10 Uhr treffen Sonderflugzeuge mit Bauernführern und Bauern aus dem ganzen Reiche auf dem Tempelhofer Feld in Berlin ein und werden zwischen 11 und 12 Uhr vom Reichskanzler empfangen. Zwischen 11 und 13 Uhr finden Platzkonzerte und Kundgebungen aller Art nach örtlichen Programmen statt. Bis 16 Uhr etwa werden in Stadt und Land Erntezüge veranstaltet, bei denen Ansprachen der örtlichen Bauernführer gehalten werden. Auch finden zu dieser Zeit örtliche Konzerte, Spiele und altdeutsche Tänze statt. Die Durchführung dieser Pro gramme wird nicht zentralisiert, sondern richtet sich nach den örtlichen Gebräuchen in den einzelnen Ländesgegenden. Die Oberleitung in der Durchführung im Reich liegt in der Hand der Landespropagandastellen in Verbindung mit den Landesbauernführern. Den Höhepunkt des Tages bildet von etwa 17 bis 19 Uhr eine große Kund gebung des deutschen Bauerntums ausdem Bücke berg bei Hameln. Im ganzen Reich finden zu dieser Zeit örtliche Kundgebungen statt, in deren Mittelpunkt die Übertragung der Reden vom Vückeberg steht. Auf dem Bückeberg werden Reichskanzler Adolf Hitler und Neichsernährungsminister Darrö Reden an das deutsche Bauerntum halten. Die Kundgebung ist als eine gewaltige Demonstra tion von über einer halben Million Bauern gedacht. Aus dem Büücberg wird die gesamte Neichsregierung zu gegen sein. Umrahmt werden die Reden von großen Nciterspielen, an denen sich die Reichswehr stark beteiligen wird. Die Menschenmassen stehen auf einem Bergeshang und sehen herunter auf die Ebene und auf die Weser. Man sieht in der Ebene die Salutbatterien herangaloppieren, abprotzen und Salut schießen. An schließend an die großen Reden findet ein Zapfen streich und das Absingen des Deutschlandliedes statt. Anschließend an die Übertragungen werden im ganzen Reich anknüpfend an die örtlichen herkömmlichen Ge bräuche fröhliche Abendfeiern mit Tanz statt finden. Der Rundfunk wird bei der Durchführung des Programms in stärkstem Maße mit herangezogen. Er wird zunächst die Rede von Reichsminister Dr. Goebbels am frühen Morgen übertragen, dann wird Volkslieder gesang, später der Empfang der Bauernführer durch den Reichskanzler übertragen, dann die Platzkonzerte und eine Reportage von den Festzügen. Später wird'die Sendung aller deutschen Sender auf die Kundgebung auf dem- Bückeberg eingestellt. Für den Deutschen Erntedanktag ist ein besonderes Festabzeichen geschaffen worden, das zwei Ähren zeigt, die von einer Mohnblüte zusammengehalten werden. Durch dieses Ab zeichen, das im ganzen Deutschen Reich als einziges Ab zeichen an diesem Tage Vertrieben wird, wird gleichzeitig die Verbindung dieser großen Kundgebung des Deutschen Erntedanktages mit dem großen Winterhilfswerk des deutschen Volkes „gegen Hunger und Kälte" zum Ausdruck gebracht, da ein Teil der Erträge aus dem Ver kauf des Abzeichens der Winterhilfe zugeführt wird. * Aufruf zum Lruiedanklag 1933. Neichsernährungsminister Darrs und Reichs propagandaminister Dr. Goebbels erlassen folgenden Aufruf: Am 1. Mai hat das deutsche Volk in überwältigen der Geschlossenheit ein Bekenntnis zum deutschen Arbeiter und zur nationalen Arbeit abgelegt. Der Tag der nationalen Arbeit wurde im ganzen Reich feierlich be gangen, um dem deutschen Volke in allen seinen Ständen die Würde und Ehre der werteschaffenden Arbeit und die innere Verbundenheit ihrer Träger mit der Nation lebendig vor Augen zu führen. Nunmehr stehen wir am Ende eines durch Staat und Ernte begrenzten Zeitkaufes. Am Sonntag, dem 1. Okto ber, soll ein Deutscher Erntedanktag das Bewußtsein der Blutsverbundenheit des ganzen deut schen Volkes mit seinem Bauerntum zum Ausdruck bringen. Der deutsche Bauer hat durch treue Erfüllung seiner immer wiederkehrenden Aufgaben am frucht bringenden Boden die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß Deutschland ohne Nahrungssorgen dem kommenden Winter entgegensetzen kann. Der deutsche Bauer will dar über hinaus auch in besonderem Matze beim Winterhilfswerk des deutschen Volkes gegen Hunger und Kälte Mitarbeiten. In Würdigung der besonderen Bedeutung des Bauern für die ganze Ration hat die Neichsregierung gerade in diesen Tagen besonders einschneidende Maß nahmen auf wirtschaftlichem Gebiet zu seinem Schutz ins Werk gesetzt. Das ganze Volk aber begeht mit dem deut schen Bauern zusammen in Dankbarkeit gegen Gott den Abschlutz der Ernte. Eine großeKundgebungder deutschen Bauern auf dem Bückeberg bei Hameln wird über alle deutschen Sender übertragen und vom ganzen Volke mit erlebt; in allen Städten und Dörfern wird der Tag des deutschen Bauern würdig ausgestaltet und in gemein samen örtlichen Veranstaltungen begangen werden. Das deutsche Volk bekennt sich am 1. Oktober in seiner Gesamtheit zu seinem Bauerntum. Es bringt damit feier lich zum Ausdruck, daß es im Bauernstände die Lebens grundlage der deutschen Zukunft erblickt. * Mreriagung des sächsischen Zunglandbundes. Eine Ansprache des Ministerpräsidenten. Der Sächsische Junglandbund hatte seine Führer schaft nach Dresden zu einem Generalappell geladen, dem ersten nach dem großen politischen Umschwung. Die statt liche Versammlung, an der unter anderem auch Minister präsident von Killinger teilnahm, wurde vom Bundes führer Schumann (Zatzschke) eröffnet mit einer Be grüßungsansprache. Er führte aus, daß eine Gleichschaltung im Junglandbund nicht nötig gewesen sei, da er stets aus nationalem und völkischem Boden und im Kampf gegex Stirbt das deutsche Volk? Es gibt mancherlei Maßstäbe, an denen zu erkennen ist, ob der Lebenswille eines Volkes stark, schwach oder ganz abgestorben ist. Der untrüglichste ist, seitdem es überhaupt Menschen gibt, die Geburtenzahl. Sie macht, wie nichts anderes, sowohl die natürliche Lebens kraft, die körperliche Gesundheit als auch die seelische Spannkraft deutlich. Solange ein Volk von dem unbändi gen Willen beherrscht ist, am Leben zu bleiben, solange es auch blutmäßig sich selbst treu bleibt, wird es wirt schaftliche Not und Kriege überwinden können. Ja, Schwierigkeiten sind meist Anreiz, alle Kraft zusammen- zureißen, und rufen Blütezeiten hervor. Der schlimmste Feind eines Volkes ist Unnatur in jeglicher Form. Sie zeigt sich in Gefühlsduselei, Feig heit und Mangel an Opferwillen, denn Natur bedeutet Kampf und Härte gegen sich selbst, — in satter Selbstzufriedenheit, denn Natur bedeutet Entwicklung, Bewegung — in Eitelkeit und selbstischem Verhalten, denn die Natur fragt nie nach dem einzelnen, sondern immer nach Erhaltung der Art —, in würdeloser Genußgier und Entsittlichkeit, denn die Natur pflegt nur das Gesunde und zieht deutliche Grenzen in weiser Beschränkung. Jede Unnatur, jede Entartung zieht unweigerlich den Unter gang der Betreffenden nach sich. Das lehrt uns die ge samte, uns bekannte Geschichte der Menschen, das lehren uns auch die Naturwissenschaften. Wem das klar ge worden ist, der versteht, warum die Geburtenzahl über Leben oder Tod eines Volkes entscheidet, warum an ihr mit unerbittlicher Klarheit, unabhängig von jeder Politik, -die Kraft abgelesen werden kann, über die ein Volk körper lich und seelisch noch verfügt. Nirgends ist daher so schreckenerregend der Nieder gang Deutschlands in den letzten Jahrzehnten deutlich ge worden als hier. In unglaublich kurzer Zeit ist unser Volk von einem stark aufstrebenden zu einem sterben den geworden. Genau wie in politischer und wirtschaft licher Beziehung wäre es grundfalsch, dem Geburtenrück gang untätig nachzusehen, ihn für unabänderlich zu halten. Wie das wirtschaftliche Elend der vierzehn Jahre, so ist auch der lebensgesetzliche Niedergang Deutschlands unsere eigene Schuld und kann durch uns, aber auch nur durch uns selb st, wieder beseitigt werden. Wir müssen nur einen unbändigen Willen dazu haben. Ihn zu Wecken ist Sinn und Ziel einer großzügigen Pro paganda. Zweierlei muß erreicht werden. Zur einen: das ganze Volk muß begreifen, daß die heroische Anstrengung des Nationalsozialismus, Deutschland vor dem Untergang zu retten, nur dann einen Sinn hat, wenn das deutsche Volk auf die Dauer erhalten bleibt. Wenn das nicht gelingt, wenn in einigen Gene rationen, die man heute schon ausrechnen kann, das deutsche Bluterbe ausgelöscht sein sollte, dann wären alle noch so gewaltigen Opfer, die je gebracht wurden und noch gebracht werden, völlig umsonst gewesen. Maß nahmen der Regierung: scharfer Lastenausgleich zwischen Unverheirateten oder Kinderarmen und Kinderreichen; es soll kein wirtschaftlicher Nachteil mehr sein, viele Kinder zu haben. Zum anderen muß erreicht werden: das ganze Volk muß begreifen, daß eK falsch wäre, die Lehensuntüchtigen immer weiter auf Kosten der Allgemeinheit sich vermehren lassen, so daß es in wenigen Generationen mehr Kranke als Gesunde geben würde. Maßnahmen der Regierung: Gesetz zur Verhütung erkrankten Nachwuchses. Unter dem alten System war es bei uns üblich, alle Arbeit am Volk der Negierung zu überlassen. Man besah sich die Gesetze, die von dort erlassen wurden, und wartete darauf, daß sie sich auswirken. Auf diese Weise mußten alle Maßnahmen mehr oder weniger erfolglos bleiben. Man hat es so gern behauptet, der Geburtenrückgang sei lediglich eine Folge wirtschaftlicher Not. Das entspricht in keiner Weise den Tatsachen, denn er begann in Deutschland etwa um 1900 herum, also zu einer Zeit wirtschaftlicher Blüte, und durchaus nicht in den Schichten der wirklich Notleidenden, sondern bei den Reichen, den hohen Beamten, denen ihr Geldbeutel keinerlei Beschrän kung auferlegt. Es waren also ganz deutlich Feigheit, Bequemlichkeit, das Bedenken „sich dann nicht mehr ausleben zu können" und auf allerlei ver zichten zu müssen, was den Ausschlag gab. Und auch heute, wo in der Tat bei vielen schwerwiegende, wirt schaftliche Gründe vorliegen, ist immer noch in der Mehr zahl der Fälle die Geburtenverhinderung auf einen Mangel an Opferwillen zurückzuführen. Das kann keine Regierung durch Gesetze beseitigen. Die Menschen, die so eingestellt sind, schämen sich meist auch in keiner Weise ihrer Einstellung, denn bisher galten sie ja als die „Klugen", die voll Mitleid auf die „Dummen" hinabschauten, die sich mit Kindern belasteten. Diese Ansicht wird in Zukunft als die größte Schande gelten. Sie mit Stumpf und Stiel auszu- rotten, ist Angelegenheit aller. Hier ist ein Punkt, wo die Maßnahmen von oben auf die Unterstützung durch jeden einzelnen angewiesen sind. Nun muß die Arbeit des Volkes an sich dazu kommen, die Umschmelzung der Herzen, die Bejahung der Volksgemeinschaft, der Einsatz des einzelnen für das große Ziel. Gerade weil „Befehl" hier gar nichts vermag, deshalb ist das alles so schwer, aber zugleich auch köstlich. Nicht unter einem Zwang sollen wir handeln, sondern unserem Volk Kinder als frei williges Geschenk darbringen, als ein mutiges und vor behaltloses Bekenntnis zu unserem Deutschtum. Wie man sich zu der Frage: gar keine, wenig oder viel Kinder bei gesunden Menschen stellt, ist sowohl beim einzelnen, wie auch bei unserem Volk in seiner Gesamtheit bezeichnend kür den Grad, in dem wir innerlich vom Nationalsozialismus ersaßt sind, für den Grad, in dem wir gelernt haben, nicht mehr von uns, sondern vom Volk herzudenken. Es ist die bezeichnendste Frage, die wir an jemanden richten können, weil es die unbequemste ist. Sie berührt das Gebiet, auf dem die seelische Zersetzungsarbeit der Feinde des deutschen Volkes am weitesten fortgeschritten ist. Sie berührt fast alle Lebensgebiete überhaupt, angefangen von der Verpflichtung, sich gesund zu erhalten bis hin zu dem vielleicht notwendigen Verzicht darauf, seine Kinder „standesgemäß" in alter Gesinnung aufziehen zu können. Keinem bleibt es erspart, sich restlos unter das Gericht dieser Fragen zu stellen, denn Leben oder Tod unseres Volkes banal davon all.