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MsdmfferÄgMa« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend kt^n ^Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter. Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs» Pfennige, die »gespaltene Reklamezeilc im textlichen Teile l RM. Nachweisungsgkbühr 2V Reichspsennige. Borge» schrieben« Etscheinungs- - - , , / -er evr r» tage und Platzvorschrrsten werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. An,«gen» annahme bisvorm.lvuhr. Für die Richtigkeit ser durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannfchaft Meitzen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 104 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff Dresden Postscheck: Drosdeo 21.1. Freitag, den 5. Mai 1933 Die neuen Reichsstände. Wenn in der Weimarer Verfassung bei ihren Be stimmungen über die Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen gesagt wird, daß alle öffentlich-rechtlichen V o r - rechte und Nachteile „des Standes" aufzuheben sind, so hat sie zwar mit dem betreffenden Artikel eigentlich nur den Adelsstand gemeint, getreu ihrem französischen Nevolutionsvorbild, aber sie spricht an einer anderen Stelle einem „Stande" doch wieder öffentlich-rechtliche Vorrechte wenigstens grundsätzlich zu: Dem selbständigen Mittelstand in Landwirtschaft, Gewerbe und Handel näm lich. Man konnte also selbst damals, als straßauf, straßab gepredigt wurde, daß „alles gleich ist, was Menschen antlitz trägt", doch nicht an der Wirklichkeit vorubergehen, wenngleich aus den Versprechungen, die in jenem Ver fassungsartikel dem „s e l b st ä n d i g e n M itteIstaKd gemacht wurden, niemals viel geworden ist. Man sab und spürte auch damals etwas davon, daß selbst dte zer störende Kraft des wirtschaftlichen Liberaltsmus, der eben so wie der politische die letzten Scheidewände zwischen den organisch in jahrhundertelangem Wachstum gebil- beten Ständen niederreißen wollte, mit seiner Arbeit doch nicht ganz bis zum Ende gediehen war. Nicht ganz konnte er das Innere und Äußere der „Stände" vernichten, nich! ganz die Menschen von dem inneren Verhältnis zu seiner Arbeit und seinem Beruf trennen, in dem nun diese Teile unseres Volkes immer noch mehr sahen als nur ein Mitte! zum — Geldverdiencn. Der Mittelstand, und zwar weder der landwirtschaft liche, noch der gewerbliche, noch der kaufmännische, hm sich eben vom Marxismus aus der Welt der Wirklichkeit hinwegdekretieren lassen. So schwer er in der Nachkriegs zeit zu leiden hatte, so schwere Wunden ihm geschlagen wurden — denn sein Nichtuntergehenwollen widerstrit! ja der ganzen sozialistischen Theorie —, so große Teile des Mittelstandes auch durch Inflation und Wirtschafts krise zerstört wurden, hat all dies es nicht erreichen können daß dieser Mittelstand als immer noch sehr wichtiger Tei! der Wirtschaft ganz vernichtet wurde. Hier drang trotz Einführung der Gewerbefreiheit das liberalistischc Denken, das sich damals auch das künftige Weltwirtschafts bild nur als rein kapitalistisch vorzustellen vermochte, längst nicht bis zu einem völligen Siege vor und ist heute, da sich das Handwerk ebenso wie der Handel und die Bauernschaft zu „R e i ch s st ä n d e n" umgebildet und vereinheitlicht haben, von einem solchen Siege weiter ent fernt denn je. Eine berufsständische Neuorganisation ist ja auch für den Reichsverband der deutschen Industrie vorgesehen und es kennzeichnet diese geistige Gärung diese Opposition gegen die bisherige Entwicklung Wohl nichts besser als die Tatsache, daß in diesem Reichs verband schon vor Wochen eine „Rebellion" des mittleren und namentlich des kleinen Unternehmertums gegen die „Großen" stattfand, einfach weil jene sich dem Mittelstand viel enger verwandt fühlten und fühlen als dem vielfach ganz „anonymen" Kapitalismus der Großunterneh mutigen. Denn der Besitzer des kleinen und mittleren Industriebetriebes ist zugleich dessen verantwortlicher Leiter, für den sein Werk den Lebensinhalt bedeutet. Dieses dumpfe oder Helle Empfinden — trotz aller Gleichmacherei in der vergangenen Zeit —, einem besonde ren Stande anzugehören, ist aber gar nicht etwa nur aus die Teile unseres Volkes beschränkt, die sich als Mittel stand fühlen und ihm angehören, sich als solche auch im Wirtschaftskampf durchsetzen. Es war der Sozialdemo kratie in der Vor- und Nachkriegszeit immer sehr peinlich, daß sie selbst nie bei ihren eigenen Anhängermassen die Stellungnahme erzwingen konnte, ausschließlich und nur „Proletarier" zu sein. Es ist z. B. mehr als eine rein finanzielle Maßnahme, daß es für den Bergmann eine eigene Sozialversicherung gab und gibt: die Reichs knappschaft. Die Bergleute fühlten sich als geschlossener Stand, und sie einigte schon etwas „Außeres", der Berg mannsgruß. Beim Seemann ist's nicht anders, und es ist gar nicht zufällig, daß gerade diese beiden besonders gefährlichen Berufe die in ihnen Arbeitenden durch ein enges Band zusammenhält. Ja nicht einmal das ist der auf den „Klassenkampf des Proletariers" eingestellten Sozialdemokratie gelungen, die aus uralten geschichtlichen Entwicklungen vorhandene „Kluft" zwischen dem gelernten und dem ungelernten Arbeiter zum Schließen zu bringen. Der nach langer Lehrzeit geprüfte „Gesell e" ist trotz der nivellierenden Tätigkeit der kapitalistischen Wirtschaft doch nicht ganz verschwunden in der deutschen Arbeiterschaft, weder äußerlich noch innerlich, auch wenn er sich als Arbeitnehmer im Großbetrieb betätigen mußte. Was hier sich entwickelte und später nur zum Teil zer stört werden konnte, war organisch gewachsen in langer Entwicklung. Es wieder zum lebendigen und nicht bloß wirtschaftlichen Dienst an dem Volksganzen, sondern zu einer sittlichen Leistungsfähigkeit emporzuführen, ist der "efste Sinn Les Wortes: Ehret die Arbeit! Fundamente neuer Wirtschaft Die berufsständische Sozialordnuns Eine Chcfbesprcchung der Reichsregierung — das heißt eine Besprechung der beteiligten Minister ohne Teil »ahme von Referenten — beschäftigte sich mit der Auf stellung von Richtlinien für eine berufs ständisch! Sozialordnung. An der Besprechung nahm teil Vizekanzler v. Papen, Reichsarbeitsminister Seldte Reichsfinanzminister Gras Schwerin v. Krosigk Reichswirtschafts- und Reichsernährungsminister Dr Hugenberg, Reichsverkehrsminister Fr ei her, E l tz von Nübcnach, der preußische Ministerpräsiden Göring und der preußische Finanzminister Prosesso: P o p « tz. Die Umstellung der bisherigen Vertretungen vor Landwirtschaft, Industrie und Handel, von Arbeitern Bauern, Angestellten und Gewerbetreibenden inberufs ständische Gliederungen unter gemeinsamer Zu sammenfassung von Arbeitnehmern und Arbeitgeber: verlangt naturgemäß eine Neugestaltung der sozialei und der Arbeitsrechls Verhältnisse. Rei-Sffand des deutschen Handels. Mitgliederversammlung der Haupt- gemeinschaft des Deutschen Einzelhandels. Die Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzel handels faßte in ihrer Mitgliederversammlung den Entschluß, sich mit dem Reichsverband des Deutschen Groß- und Überseehandels, mit dem Reichsverband ambulanter Gewerbetreibender Deutschlands und mit dem Central verband der Handelsvcrtrctervereinigungen Deutschlands zum Reichs st and des deutschen Handels zu sammenzuschlietzcn. Führer des Rcichsstandes des dcut scheu Handels ist der Reichsführer des Kampsbundes des gewerblichen Mittelstandes Dr. von Renteln. In einer weiteren Entschließung erwartet die Haupt gemeinschaft endlich die Verwirklichung der drin gendsten Forderungen des deutschen Einzel Handels, Änderung der Gewerbeordnung, Regelung der Verkaufszeiten sowie eine allgemeine Sperre der Errich tung neuer Verkaufsstellen. IerMte Arbeitsbeschaffung durch die Reichsbahn 39 Millionen Mark für Elektrifizierung. Der Verwaltungsrai der Deutschen Reichs bahn stellt sich in vollem Umfang hinter den von de: Reichsregierung verkündeten Grundsatz der Arbeits beschaff« ng. Die Deutsche Reichsbahn hat in der vergangenen Jahren zur Verminderung der Arbeitslosig keil und zur Erhaltung der für die Volkswirtschaft wie für die Reichsbahn wichtigen Industrien und Gewerbe betriebe viele Hunderte von Millionen ausgegeben. Sic wird in Zukunft die Arbeitsbeschaffung und Auftragserteilung in verstärktem Um fange fortsetzen. Schon jetzt konnten mit Hilfe der beteiligten Länder die Mittel beschafft werden für die E l e k t r i fi z i e r u n g von Strecken in einer Gesamtlänge von 209 Kilometer Die Aufträge für diese Elektrifizierung im Werte von rund 39 Millionen Mark entfallen zu etwa auf die elektrische Industrie und zu etwa auf die Eisen-, Lokomotiv- und Wagenbauwerke. Zu der Loslösung der „Deutschen Bahn spedition" vom Schenker-Konzern gab der Verwaltungsrat seine Zustimmung. Die Deutsche Bahn spedition betreibt nach wie vor kein Kundengeschäft, son dern verrichtet nur verkehrsorzanisatorische und Werbe arbeiten für die Reichsbahn. Aufiragsbelebung durch Arbeiis-iensipflichi. Im Reichsarbeitsministerium sand eine Besprechung statt, die das im Ausbau befindliche „Wirtschaflsaml für den Arbeitsdienst" einverufen hatte. Gegenstand der Be sprechung, an der die Vertreter der interessierten Verbände der Industrie und des Handwerks teilnahmen, war die Fage der künftigen Beschafsnngsorzanisation für die Tuch bekleidung der Arbeitsdienstpflichtigen. Oberst a. D. Hierl wies darauf hin, daß die Wirtschaft nicht unerhebliche Vorteile durch die Aufträge für den A r b e i t s d i e n st haben werde. An Stelle der vielen, oft wenig leistungsfähigen Träger des Disnstes im Frei willigen Arbeitsdienst trete jetzt der Staat; an die Stelle der vielen verschiedenen bisherigen Uniformen und Trachten, die oft in ganz kleinen Mengen abgenommen würden, trete die staatliche Arbeitsdienstlracht, die in steigenden Ziffern in Auftrag gegeben werden würde Große Stiftung für Opfer der Arbeit. Reichskanzler Hille»,Mist dazu auf. Die NSK. meldet: Reichskanzler Adolf Hitler erläßt folgenden Aufruf: „Ein denkwürdiger Tag ist vorüber, der erste Feier tag der nationalen Arbeit. In überwältigenden, noch nie dagewesenen Kundgebunggen hat sich das deutsche Volk zur Ehrung der deutschen Arbeit und des deutschen Arbeitertums bekannt, über ganz Deutschland hin hat dieses wunderbare Bekenntnis in tausendfachen Demon strationen ergreifenden Ausdruck gesunden. Aber dieser historische Tag darf nicht vorbeigehen, ohne daß der elementare Gefühlsausbruch des Volkes auch einen bleibenden Ausdruck findet, und ohne daß dieses ideale Bekenntnis auch seinen materiellen Niederschlag in einer Leistung der Dankbarkeit findet. Sieben deutsche Bergarbeiter, An gehörige des Arbeiterstandes, dem das Los der härtesten Arbeit zugefallen ist, sind am Vorabend des l. Mai einem furchtbaren Unglück zum Opfer gefallen und auf dem Felde der Arbeit geblieben. Witwen und, Waisen sind ihrer Ernährer beraubt worden. Der Tod dieser Helden soll der ganzen Nation der Anlaß sein, eine Stiftung zu errichten, aus der von jetzt an alle Soldaten der Arbeit, die auf dem Felde des Kampfes um das tägliche Brot fallen, die ausreichende Versorgung ihrer Familien gewährleistet wird. Es darf nicht mehr Vorkommen, daß in Zukunft solche Opfer der Arbeit aus die knappen Leistungen der öffentlichen Fürsorge angewiesen sind. Es ist vielmehr eine Ehrenpflicht aller Deutschen, insbesondere aber der begüterten unter ihnen, hier ihr Bestes und Mög lichstes zu tun. Ich rufe hiermit zur Errichtung einer Stiftung für die Opfer der Arbeit aus. Aus ihr sollen in Zukunft die Hinterbliebenen aller deutschen Arbeiter, die in ihrem Berufe tödlich verunglückt sind, unterstützt werden. Diese Stiftung kann nicht groß genug sein. Sie mutz ein sicht- bares Symbol der Ehrfurcht des deutschen Volkes vor der nationalen Arbeit und ein Denkmal der unzerreißbaren Gemeinschaft aller Klaffen und Stände untereinander werden. Spenden für diese Stiftung können auf das Konto: „St iftu n g fü r Op fe r d e r A r b e i t" bei der Reichs- Kredit-Gesellschaft, Berlin W. 8, Konto Nr. Hl d 49 ein- gezahlt werden. Die Verwendung der Mittel wird von einem Ehrenausschuß bestimmt, der sich aus folgenden Personen zusammensetzt: Walter Schumann, Fritz Thyssen, Dr. Emil Georg von Stauß. Berlin, den 4. Mai 1933. Der Reichskanzler, gez. AdolfHitler/ Der Ausbau -er Arbeitsfront. Der D. H. V. Hai dte Führung der A n g e st e l l t e n s ä u l e. Die Pressestelle des Aktionsausschusses zum Schutze der deutschen Arbeit veröffentlicht folgende Mitteilung: „Nach ausgiebiger freundschaftlicher Aussprache zwischen dem Leiter des Aktionskomitees zum Schutz der deutschen Arbeit, Dr. Ley, und dem Verbandsvorsitzcnden des Dcutschnationalen Handlungsgchilfcnvcrbandcs, Miltzow, erklärt der D. H. V. sich freudig bereit, am Aufbau der Arbeitsfront mitzuarbciten." Der Vorsitzende des Aktionskomitees, Dr. Ley, hat an den Verbandsvorsitzenden des D. H. V. einen Brief ge richtet, in dem es heißt: „Ich habe mich über die Überein stimmung der Gedankengänge im Aufbau der Angestellten säule innerhalb der großen Arbeitsfront gefreut. Es ist mir selbstverständlich und wohl dem gesamten deutschen Volke klar, daß der D. H. V. durch seine muster gültige Organisation und Einrichtung vor allen Angestelltenverbänden den größten Erfolg zu ver zeichnen hat. Ich werde als vernünftiger Mensch nicht hingehen und die vom Mißerfolg gekrönte Organisation, etwa des Asa-Bundes, dem vorzüglichen Verbände des D. H. V. aufoktroyieren, sondern im Gegenteil, ich bitte Sie und Ihren gesamten Verband, die Führung in der neuaufzubauenden Angestelltensäuse zu über nehmen." Nach dem Eintritt des D. H. V. in die deutsche Arbeitsfront gibt das Aktionskomitee zum Schutz der deutschen Arbeit folgende Erklärung heraus: „Die deutsche Arbeitsfront steht. Die Reihen der deutschen Arbeiter und Angestellten haben jcttt ein großes unerschütterliches Bollwerk. Die Arbeit beginnt unten der Leitung der nationalsozialistischen Führer zum Wohle ves ganzen Volkes und zum Segen der deutschen Arbeiter und Angestelltenschaft für ein freies Deutschland in nationaler Freiheit und sozialistischer Gerechtigkeit."