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unter nationalsozialistischer Leitung sei eine zwingende Notwendigkeit. Oberpräsident Kube erinnert weiter an die Tätigkeit des jüdischen Abgeordneten Kuttner, der in den Revolutionswirren angeblich in Notwehr einen Arbeiter erschossen habe. An diese Not wehr hätten die Nationalsozialisten nie geglaubt, und sie erwarteten die Wiederaufnahme des Ver fahrens gegen Kuttner. Jahre hindurch habe Kuttner zusammen mit den Juden Rosenfeld und Heil mann die preußische Justiz politisch vergewaltigt. Der Verfasser wendet sich dann gegen den früheren Berliner Polizeipräsidenten Bernhard Weiß, der im Reichstagssitzungssaal über die nationalsozialistische Frak tion hergefallen sei und sich inzwischen nach Paris in Sicherheit gebracht habe. Als Hindenburg und Ludendorff „Angeklagte" waren . . . Man müsse ferner erinnern an jene Tage der Schande, da der Generalfeldmarschall v. Hinden burg und der General Ludendorff auf Wunsch der „Volksvertretung" vor den Juden Cohn und Sinz- Heimer als Angeklagte erscheinen mußten. Der ehr liche deutsche Mann könne diese Dinge nie vergessen. Er innert werden müsse auch an die zersetzende Hetztätigkeil der jüdischen Presse besonders in Preußen. Die Einbürge rungsmethoden der schwarz-rot-goldenen Polizeipräsiden ten von Berlin seien verbrecherisch gewesen. Die deutsch« schule sei durch schwarz-rot-aoldene Juden geschändet worden. Auch Zugendpssege marMensrei. Ein Erlaß des preußischen Kultus ministers. Der Kommissar des Reiches für das preußische Mini sterium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Rust, hat angeorduet, daß alle Jugendpflege und Leibesübungen treibenden m a r x i st i s ch e n Ver eine und Organisationen mit sofortiger Wirkung aus den Orts-, Kreis- und Bezirksausschüssen fttrJugend- pslege auszuschließen sind. Auch sind diesen Vereinen usw. jegliche Vergün stigungen (z. B. auch Fahrpreisermäßigung) zu ver sa g e n. Bestimmungen über das künftige Verfahren bei der Gewährung der Fahrpreisermäßigung folgen dem nächst. Ferner muß die Bestellung marxistischer Be zirks- und Kreisjugendpfleger (-innen) un verzüglich aufgehoben werden. Soweit dies noch nicht geschehen ist, ist mit tunlichster Beschleunigung dafür zu sorgen, daß solche Bezirks- und Kreisjugendpfleger (-innen) durch geeignete Persönlichkeiten ersetzt werden. Rationale SerufSverbün-e anerkannt. Der Reichsarbeitsminister hatte es in einem Rund schreiben an die Sozialministerien der Länder als not wendig bezeichnet, daß bis zu einer endgültigen Regelung des Rechtes der wirtschaftlichen Vereini gungen die von der Rechtsprechung des Reichsarbeits gerichts zum Begriff der wirtschaftlichen Vereinigung ent wickelten Grundsätze auch von den Verwaltungsbehörden des Reichs und der Länder zur Grundlage ihrer Entschei dungen genommen würden. "In einem ergänzenden Rundschreiben wird jetzt vom Reichsarbeitsminister daraus hingewiesen, daß nach den erwähnten Grundsätzen auch die in dem Hauptaus schuß nationaler Industriearbeiter- und Berufsverbände, dem Reichslandarbeiter bund, der Neichsverbindung nationalerGewerk- schäften und dem Reichsbund Deutscher Ange st eil ten-Berufsverbände zusammengeschlossenen Arbeit nehmervereinigungen als wirtschaftliche Ver einigungen angesehen würden. Der Schwund -er Parteien. Der Wahlkreisverband Schleswig-Hol st ein der Deutschen Volkspartei hat beschlossen, sich auf zulösen. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der es heißt, daß der Wahlkreisverband seine Mit glieder auffordere, zum Zwecke einer möglichst großen und geschlossenen Volksgemeinschaft sich der NSDAP, an- zuschließen. Wo die falschen Pässe hergesM werden. Raffinierte Paßsälscherzentrale ver KPD. aufgedeckt. Der Leiter der Berliner Politischen Polizei, Ober- regierungsrai Diehls, gab Vertretern der in- und aus ländischen Presse im Zusammenhang mit einer vom Aus wärtigen Amt und Reichsminister Göring angeregten Unterrichtung der Presse über Werkstätten kom munistischer Greuel- und Hetzpropaganda Kenntnis von der Entdeckung einer neuen, mit raffinier testen Mitteln und in allergrößtem Stile arbeitenden kom munistischen Paßfälscherzentrale Ende ver gangenen Jahres war in Berlin eine große Fälscher zentrale ähnlicher Art entdeckt worden, wobei man 4 0 00 Stempel sowie vollkommene Werkzeuge für die Her stellung falscher Papiere aufgefunden hatte. Diese muster gültige Werkstatt war die fünfte in der Reihe der kommunistischen Paßfälscherwerkstätten der Reichshaupt stadt. Nach langwierigen Beobachtungen wurde in diesen Tagen eine neue wichtige Spur gefunden, die zur Auf hebung einer Paßfälscherfiliale führK. Es wurden in einem Koffer Anweisungen zu Fälschungen vorgefunden. Auch Denkschriften über die alten Paßfälscherzentralen wurden gefunden, ebenso Anweisungen zur Heranbildung neuerPaßfälscher. Bei dieser Gelegenheit entdeckte man auch Werkzeuge zur Herstellung von Wertmarker für die Benutzung des Berliner Untergrundbahnnetzes Die Paßfälschertechnik der Kommunisten wai auf einem so hohen Grade der Fertigkeit angelangt, daß es selbst für die Polizeibehörden fast unmöglich gewesen ist, echte Pässe von falschen zu unterscheiden. Mie sieht zu seinem Erstaunen in den Akten Abdrucke von Stempeln der verschiedensten Art bei Polizei-, Zoll- und Grenz behörden fast aller Staaten der Welt, selbst aus Südamerika. Anschließend erfolgte die Besichtigung einer Reihe von aufgedeckten Greuelpropagandazentralen der Kommunisten in Berlin. Reichsminister Göring aus Rom zurück. Unsere Aufnahme zeigt den Reichsminister und preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring aus dem Flug platz in München nach seiner Rückkehr aus Italien: Göring schreitet die Front der berittenen Münchener S ch u tz m a n n sch a f t ab. Zusammenschluß evangelischer Kirchen gefordert. Der Gesamtvorstand des Martin-Luther-Bundes hat beschlossen, ein Schreiben an die evangelisch- lutherischen Kirchen regier» n gen Deutsch lands sowie an das lutherische Einigungswerk zu richten, in dem es u. a. heißt: „Der Gesamtvorstand des Martin- Luther-Bundes hält sich in dem Gefühl der Verantwortung für verpflichtet, die evangelisch-lutherischen Kirchenregie rungen Deutschlands dringend und herzlich zu bitten, sich mit allem Nachdruck dafür einzusetzen, daß die evangelisch lutherischen Kirchen Deutschlands sich zu einer evan gelisch-lutherischen Bekenntniskirche zu- s a mm e ns ch l i e ß e n. Jede andere Lösung wird weder unserer durch Schrift und Bekenntnis klar bestimmten evangelisch-lutherischen Kirche gerecht, noch vermag sie ihr die Möglichkeit zu geben, sich dem Luthertum der Welt als ein entsprechend kraftvoller und maßgebender Faktor einzuordnen." s In einem Schreiben an den Evangelischen Ober kirchenrat hat der Reichsleiter der Glaubensbewegung „Deutsche Christen", Pfarrer Hossenfelder, angeregt, daß wie alle anderen kirchenpolitischen Gruppen auch die Glaubensbewegung „Deutsche Christen" in den Kirchenbehörden vertreten werden. Die zu ernennenden Personen würden ehrenamtlich arbeiten. Neue Berliner Korrupiionsfälle. Von Staatskommissar Dr. Lippert angekündigt. Vor Vertretern derBerliner Presse sprach Staats kommissar Dr. Lippert über seine Arbeit im Magistat. Ein wichtiges Gebiet fei dabei die Untersuchung de, Korruptionsfälle, die einen größeren Umfang hätten, alS man glauben könne. Der Staatskommissar kündigte in diesem Zusammenhang für die nächsten vierzehn Tag, zwei weitere Fälle an, die außerordentliches Aufsehen erregen würden. Oie Ausgestaltung des Tempelhofer Feldes zum Mai. Anschließend schilderte Vizepräsident Dr. K ühn von der Zentralhochbauverwaltung die. Vorbereitungen zur Ausgestaltung des Tempelhofer Feldes als „Fest wiese". Die Kosten betrügen rund eine Viertelmillion Mark. Allein für die Tribünenbauten würden 30 000 laufende Meter und für die Barrieren 20000 laufende Meter Holz benötigt werden. Die Barrieren weisen eine Länge von elf Kilometer auf. Die ganze Fest anlage werde mit einem Fahnenwald umgeben werden. Dazu kämen noch die Masten auf dem Fahnen berg bei der Tribne, die zum Teil 33 Meter hoch seien und' besonders angefertigt werden müßten. Annähernd 3500 Fahnen würden verwandt. Weiter würden 250 Kilometer Kabel verlegt, was einer Strecke von Berlin bis Harzburg entspricht. Außer den 13 500 Tribünenplätzen sei für rund eine Million Plätze auf der Festwiese vorgesorgt. Aus dem ganzen Reich würden zahlreiche Sonderzüge ein treffen. Oberbürgermeister a. D 5etnert in Schutzhaft. Der der SPD. angehörige frühere Hannoversche Oberbürgermeister Leinert, der seit einiger Zeit verschwun den war, ist in Celle ermittelt und in Schutzhaft genom men worden. Gegen Leinert ist eine Untersuchung ein- geleitet worden, die sich aus die Feststellung erstreckt, ob und in welchem Umfang durch Leinerts frühere Maß nahmen die Stadt Hannover einen finanziellen Schaden erlitten hat. Durch Beschluß der städtischen Kollegien sind Leinerts Pensionsbezüge bis auf weiteres gesperrt worden. KitVkü-küWkdael uankska-kccnrsrcnurr ovacü veäHö <67. Fortietzung.) „Und doch wird es gebeugt, Herr Präsident," sagte Eschler- Hochheim wuchtig „Und ich werde mich der Gerichtsbarkeit meines Vaterlandes nicht rühmen dürfen, solange ein an ständiges, unbescholtenes Leben, wie es der Angeklagte geführt hat. nichts gilt und solange das Gericht sich nur bemüht, die Schuld zu finden und alles vom Du-mußt- schuldig-sein-Standpunkte beurteilt" „Sie gehen zu weit, Herr Eschler-Hochheim." „Nein Der Angeklagte hat nichts gestanden. Er hat keinerlei Versuche unternommen, auch nur das Geringste zu verschweigen Er hat es bei seiner großen Wahrheitsliebe nicht vermocht, auch nur die geringste falsche Aussage zu tun. Den gebotenen Rettungsanker wies er zurück Diese Momente, dis für die Unschuld eines Menschen reden, sind für den Staatsanwalt raffinierte Tricks Auf die unzähligen, glänzen den Zeugnisse hat er nur den Einwand: Der Angeklagte fühlt sich durch seine phänomenalen Leistungen als Genie und da mit außerhalb von Gut und Böse Und die Geschworenen haben das Schuldig gesprochen Und Sie. Herr Präsident, haben es vermocht, das Todesurteil zu unterschreiben, obwohl der Angeklagte nichts gestanden hat." Erregt hatte der Großindustrielle gesprochen Seine Worte waren auf den Reichspräsidenten nicht ohne Eindruck geblieben. Der Eindruck wich aber sofort wieder, als er zu einer Entgegnung ansetzte: „Herr Eschler-Hochheim, soll ich Ihnen die Reihe der Mörder, die ohne Geständnis starben, mitteilen lassen? Da nach können wir uns im Interesse des Staates nicht richten. Eine Zeit der schädlichen Milde ist überstanden. Gott lei Dank beginnt in unserem deutschen Staatswesen sich Zucht und Ordnung wieder mehr zu zeigen Der Verurteilte üt ein großer Sportsmann, ein genialer Läufer, der mit leinen Erfolgen gewiß mitgeholfen hätte, daß Deutschlands Name mit Hochachtung bei den Völkern genannt wird. Aber auch dieser Umstand darf uns nicht verleiten, einen Ausnahmefall zu schaffen. Bei aller Rücksicht auf den deutschen Sport." Damit schloß die Unterredung Herr Eschler-Hochheim fuhr unverzüglich zum Staats sekretär von Seelinger, der ihn herzlich willkommen hieß Mit großem Interesse hörte der Staatssekretär die Erzählung des Großindustriellen an. „Sie dürfen mir glauben. Herr Eschler-Hochheim. daß ich genau wie Sie an die Unschuld des Verurteilten glaube. Ich habe selbst den Verhandlungen beigewohnt." „Aber was nun, was tun?" „Die Presse. Herr Eschler Wir müssen uns zunächst darum bemühen, daß das Urteil nicht vollstreckt wird Die Presse steht den Michaels sehr sympathisch gegenüber Auch die Tageszeitungen sind mit dem Urteilsspruch durchaus nicht einverstanden " „Wann findet die OlympiadeAtatt?" „Vom 30. August bis 6 September " „Da darf kein Tag verloren gehen. Würden Sie mich zur Redaktion der „Sportschau" begleiten, Herr Staatssekretär?" Der Staatssekretär erklärte sich gern dazu bereit. * * Als Kerpen am nächsten Tage früh die Tageszeitung her einnahm und die Kopfzeilen überflog, erschrak er. In fetten Lettern stand oben: Der Reichspräsident hat das Todesurteil gegen Klaus Michael bestätigt Die qualvolle Furcht der letzten Tage fand endlich durch die furchtbare Gewißheit ihr Ende Armer Werner, dachte er. als er zu dem Freund trat und ihm das Blatt zu lesen gab. Schweigend las es Werner. „Ich habe es gewußt." tagte er zu Kerpen „Aber er wird nicht sterben. Wie ich ihn frei machen werde, weiß ich jetzt " „Er muß frei werden!" ries Kerpen. „Ja! Ich weiß, was ich tun werde " Er erhob sich und zog lein Sportjackett an. „Kommen Sie mit. Kerpen?" „Was — haben Sie vor?" „Trainieren! Ich will der Weltmeister werden, ich oder Klaus Die Zeit des Sorgens ist vorbei. Den Tod sehen ist besser, als ihn ahnen." Wie er io dastand, hart, kraftvoll, erfüllt von stählerner Energie, da glich er dem Bruder aufs Haar. Es war Kerpen, als stünde Klaus Michael vor ihm. Sie fuhren zusammen nach Charlottenburg. Auf dem Sportplätze der Charlottenburger wartete die Läuferschar, die mit Kerpen und Werner zusammen dem Training oblag, in sehr gespannter, gedrückter Stimmung auf die beiden Matadore. „Er kommt heute nicht," sagte stud. Hetzer. „Er hat sicher gelesen, daß der Präsident das Urteil unterschrieben hat." Aber er hatte sich geirrt Beide erschienen, und das Lauf training letzte sofort ein. Sie glaubten, in Werners Zügen ein großes Weh zu finden, aber es war die harte Miene, die alle an ihm kannten. Werner führte sein Training nach gefühlsmäßigen Grund sätzen. Regelmäßig begann er damit, eine volle Viertelstund« Runden im mäßigen Tempoläufen Dann kam das Hinder nislaufen. Den Beschluß bildeten dann die Kurzstrecken- trainingläufe. Werner schien sich heute selbst zu übertreffen. Im Vor gabelaufen schlug er alle Gegner spielend, so daß die Ver lammelten in lauten Beifall ausbrachen. „Unser Weltmeister!" sagte Kerpen laut und legte der Arm um die Schulter des Freundes. Als die beiden Matadore den Platz verließen und in dar Vereinshaus traten, um sich zu stärken, sahen sie an den Stufen, die zum Lokal emporführten, eine breite, vierschrötig« Gestalt stehen. Staatsanwalt Dr Wälfung Mit gedunsenen Zügen und irrem Blick voll unheimlicher Wut und Tücke stand er unbeweglich und iah gespannt aus Werner Michael. Doch kein Blick traf ihn Er war und blieb der Geschlagene. Als der Staatsanwalt heimwärts fuhr, dachte er an den Kommerzienrat und gab dem Chauffeur Order Vor dem Geschäftshaus des Kommerzienrats stieg er aus Er wurde sofort vorgelassen Die Männer begrüßten sich. „Was bringen Sie Neues, Herr Staatsanwalt? Hat sich auf den Aufruf Eschler-Hochheims jemand gemeldet?" „Dutzende. Natürlich Schnorrer, die bei solchen Happen immer glauben, etwas zu Haschen. Es kann ja auch nicht anders sein. Aber wir haben ja den Mörder " Der Kommerzienrat nickte. „Haben Sie schon gelesen, daß der Präsident das Todes urteil unterschrieben hat? In zwei Monaten ist Klaus Michael gewesen " „Ich habe es gelesen, Herr Staatsanwalt." Er sprach schnell, als wollte er rasch darüber hinweg kommen. „Sie sehen nicht gut aus." „Finden Sie auch. Herr Kommerzienrat? Sie haben recht. Ich brauche mich nur vor den Spiegel zu stellen, so sehe ich, was für eine Fratze mich angrinst. Es ist mir nicht aut gegangen. Die Brüder Michael waren zu schwer für mich Sie haben mich schlimm ausgezahlt." „Ich verstehe Sie nicht ganz, Herr Doktor." „Nehme ich Ihnen nicht übel, Herr Kommerzienrat. — Können Sie sich vorstellen, daß ich einmal geliebt habe? Ich — der kaltschnäuzigste Staatsanwalt, der in seine« Berufe aufgeht, wenn er auch gelegentlich an Spiel und Weibern nicht vorbeigegangen ist. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen mit dieser Frage albern erscheine." (Forts, folgt.)