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Das Ziel der naü'onalsozmü'siischen Friedenspolitik in Danzig. Ein Artikel des Präsidenten Rauschning. Der Präsident des Danziger Senats, Dr. Rauschning, nimmt in einem Leitartikel im national sozialistischen parteiamtlichen „Danziger Vorposten" Stel lung zur Danziger Außenpolitik, indem er die Bevölke rung zu eiserner Disziplin auffordert. Es heißt in dem Artikel u.,a.: Niemand wird bestreiten, daß unser Los als deutsche Danziger schwer ist und daß es noch weiter schwer sein muß. Wenn wir den Weg des Friedens gehen und der Entsagung unserer politischen Wünsche auf eine politische Revision, so wissen und bekennen wir, daß es eine höhere Ebeneder Politik im europäischen Osten gibt, auf der territoriale Teilprobleme wie die Zugehörigkeit Danzigs eine verhältnismäßig unter geordnete Rolle spielen werden. Auf der bis herigen Ebene der politischen Auseinandersetzung mit Polen gab es zwischen Danzig, Deutschland und Polen keine andere Möglichkeit als die der Forderung nach Revision der Verträge, der von Polen die Gegen forderung nachweiterem Gebietserwerb gegenüberstand. Die nationalsozialistische Friedenspolitik, die auch in Danzig unter dem Zeichen einer neuen Ziel setzung steht, sucht eine höhere Plattform zum Aus- gleich der bisher unlösbar erscheinenden Fragen zwischen den Völkern im europäischen Osten. Hier eine politische Neuordnung von Dauer zu schaffen, ist der Sinn der außenpolitischen Bemühungen-des Dan ziger Senats, Ser Sietler gehört zum Reichslandflant Eine Warnung des ReichSbauernführers. Das Stabsamt des Reichsbauernführers teilt mitr In letzter Zeit werden an zahlreiche bäuerliche Siedler von einem „Siedler Stegmann" aus Ostpreußen Rundschreiben verschickt, in denen Stegmann zum Zusammenschluß der Siedler im Interesse der Ver besserung ihrer traurigen Lage auffordert und zugleich natürlich zur Zahlung eines Beitrages (!). Im eigenen Interesse warnen wir alle Siedler, diesen Aufforderungen, hinter denen sich ein durchsichtiger Zweck schon im Hinblick auf die Beitragszahlung verbirgt, Folge zu leisten. Der bäuerliche Siedler gehört, wie alle Bauern, organisatorisch zu dem jetzt im Aufbau be griffenen Reichslandstand, und es ist ganz selbstverständ lich, daß im Hinblick auf das besondere Interesse des Reichsbauernführers für die Siedlung die Vertretung aller Siedler durch den Reichs landstand wahrgenommen wird. Die Siedler können das volle Vertrauen haben, daß im Rahmen des allgemeinen Auf baues und besonders im Rahmen der von der Reichs regierung mit allem Nachdruck geförderten Bauern politik alles nur Menschenmögliche geschieht, um auch die Lage der Siedler zu verbessern. Daß nach dem Ergebnis einer vierzehnjährigen Ver fallspolitik und der Verwüstung des deutschen Bauern tums der Wiederaufbau seine natürliche Zeit braucht, weiß auch der Siedler. Die Bildung besonderer Zu sammenschlüsse würde jedenfalls den Siedlern nur Schaden und vor allem unnötige Kosten bringen. Pfarrer Soffenselder Bischof von Branvendurg. Der Kirchensenat der Altpreußischen Union, der unter dem Vorsitz von Präses Dr. Werner in Berlin zusam mentrat, beschäftigte sich zunächst mit den von der General- svnode verabschiedeten Gesetzen, dem Gesetz über die Er richtung des Landesbischofsamtes und der zehn evangeli schen Bistümer sowie mit dem Beamtengesetz. Gegen die Gesetze wurde kein Einspruch erhoben. Sie sind damit in Kraft getreten und werden der deutschen evangelischen Kirche vorgelegt werden. Entsprechend dem von der Ge neralsynode vorgebrachten Wunsch wurde Pfarrer Hossen- felder zum Bischof von Brandenburg berufen. Der Kirchen senat beschloß ferner, eine Anzahl von Mitgliedern des Lberkirchenrates in den Ruhestand zu versetzen. Die letzte Fahrt des AWost von ZerlU Riesenbeteiligung der katholischen Bevölkerung. In Berlin fanden die Beisetzungsfeier lichkeiten für den verstorbenen Berliner Bischof Dr. Christian Schreiber statt. Zahlreiche Ver treter des Reichspräsidenten, der Reichsministerien und der preußischen Negierung waren erschienen. Der päpst - liche Nuntius war persönlich anwesend. Vom deut schen Episkopat gaben Fürstbischof Groeber-Frei- burg, die Bischöfe Berning-Osnabrück, Hilfrich-Limburg, Ehrenfried-Würzburg, Kaller-Ermland, Legge-Meißen und Prälat Dr. Hartz-Schneidemühl das letzte Geleit. Der Bischof von Danzig hatte zwei Domherren entsandt. Das Innere der Hedwigskirche ist in großen Trauerschmuck gekleidet. Die Hohen Säulen, flankiert von Lorbeerbäumen, sind schwarz verhüllt. Von der Decke hängen schwarze Tücher. Auf der Epistelseite steht der Thron für den päpstlichen Nuntius. Noch einmal sind die Katholiken Berlins an dem Sarg ihres Ober hirten in einem Massenaufgebot erschienen, wie es Berlin bei einer katholischen Veranstaltung wohl nochniebishergesehen hat. — Um 8.30 Uhr setzt sich der lange Trauerzug in Bewegung, an der Spitze ein Prozessionskreuz, getragen von Meßdienern in schwarzen Chorröcken. Es folgten in Achterreihen eine Kapelle der Berliner Schutzpolizei, etwa 150 Po lizeibeamte hinter ihrem Seelsorger und eine Offi- ziersabordnung, dann die vielen umflorten Banner und Wimpel derJugendverbände, an denen der Bischof mit ganz besonderer Liebe hing, ferner eine Reichswehrkapelle, und zwar 100 Soldaten im Stahlhelm, sodann die Chargierten der Studenten, drei Sturmfahnen der katholischen Vereinigung für natio nale Politik und 50 SA.-Männer, der Domchor, der Welt- und Ordcnsklerus, einige Bischöfe, die amtierende Geistlichkeit, die Ehrengäste, die Ordensschwestern und die Fahnenabordnungen der Frauen- und Männervereine. In der bischöflichen Kurie legte der Reichsverkehrsminister im Auftrage des Reichspräsidenten einen mächtigen Chrysanthemenkranz mit langer weißer Schleiss nieder. Um 9 Uhr begannen diefeier - lichen Exsequienin der Hauskapelle, die Dompropst Dr. Steinmann in Anwesenheit sämtlicher Bischöfe, alle mit Mitra und langem schwarzem Mantel bekleidet, vor nahm. Die Bischöfe trugen eine weiße Mitra ohne Bischofs stab. Als der Leichenwagen zur Kathedrale abbog, mischte sich in die Trauermusik die Totenklage der Kirchenglocken. In der Kathedrale waren u. a. der Landesbischof Dr. Müller, der Chef der Heeresleitung General Hammer stein, für die Marine Vizeadmiral Freiherr von Freyberg, Oberbürgermeister Sahm und die früheren Minister Stegerwald und Dr. Schmidt anwesend. Der Sarg wurde von acht Kaplänen hereingetragen und vor dem Altar niedergelegt. Hinter dem Sarg gingen die Ehrengäste. Schließlich zog die amtierende Geistlichkeit mit dem greisen Kardinal Bertram, der im Trauerzuge nichtmitgegangen war, ein. Nach dem Evangelium hielt Dompropst Dr. Steinmann die Trauerrede. Bischof Schreiber, sagte er, ist ein Volksbischof gewesen, und deshalb ist überall die Trauer groß.. Der Dompropst würdigte dann die Verdienste des Verstorbenen. Die Rede des Dompropstes wurde durch Lautsprecher auf den Kaiser-Franz-Josef-Platz übertragen, wo eine un übersehbare Menge Kopf an Kopf bis zur Universität stand. Nach Ende der Rede wurde der Sarg in die Unterkirche getragen. Hier ruht nun der erste Bischof von Berlin. r Mdchen aus der Zagd angeschoffen. Eine Schulklaffe des Stader Oberlyzeums geriet auf einem Ausflug zwischen Elstorf und Moisburg in eine Hühnerjagd. Gerade als die Jäger auf eine Kette Hühner schossen, gingen die Mädchen vorüber. Von den Schrotladungcn wurden sieben junge Mädchen getroffen. Die Verletzten wurden sofort nach Buxte hude geschafft; zwei der Verletzten mußten dem Stader Krankenhaus zugeführt werden. Hernoi-^EHrung" in Moskau. Zum Oberst der Roten Armee ernannt. Nach einer Warschauer Meldung der Agentur „Sudest" hat der ruffische Volkskommissar im Kriegs ministerium gelegentlich einer intimen Feier dem ehe maligen französischen Ministerpräsidenten Herriot den Titel eines Oberst der Roten Armee verliehen. In diesem Zusammenhang erinnert die Pariser Zeitung „Journal des Debats" daran, daß auch vier französische Kommunisten zu höheren Offizieren in der Roten Armee ernannt worden seien. Mit der Ernennung Her riots vervollständige man dieses „Offizierkorps". —> Herriots Ernennung entbehrt auch insofern nicht eines gewissen Reizes, als bekanntlich der deutsche Kommunist Thälmann im Range eines Reitergenerals der Roten Armee steht und somit Vorgesetzter des früheren französischen Ministerpräsidenten Herriot ist. Wettere SSA.Meg-Wfse vor Kuba. Präsident Roosevelt gab bekannt, daß als vor beugende Maßnahme mehrere weitere amerikanische Kriegsschiffe nach Kuba entsandt würden, übrigens befindet sich aus das Schlachtschiff „Mississippi" und der neue Kreuzer „Indianapolis" in den kubanischen Ge wässern. Das amerikanische Marineministsrium hat die Marschbereitschaft des 7. Marineregi me n 1 s, das in dem Flottenstützpunkt Quantico (Mary land) in Garnison liegt, angeordnet. Das Regiment soll im Falle des Ausbruchs von Unruhen nach Havauna entsandt werden. Staatssekretär Swanson leitet die Flottenexpedition. Wie in amerikanischen Marinekreisen zuverlässig ver lautet, werden insgesamt acht amerikanische Kriegsschiffs in Kuba eintreffen. Es scheint sich auch zu bestätigen, daß Staatssekretär Swanson die Expedition per sönlich leiten wird. Die Lage auf Kuba ist äußerst gespannt. Auszeichnung der Besatzung der Der Mannschaft des deutschen Motorseglers „Maja^ wurde für ihr tapferes Verhalten kommunistischen Element ten gegenüber eine besondere Anerkennung zuteil. Wie noch bekannt, verlangten die organisierten Hafenarbeiter in Apenrade, unter denen sich auch geflüchtete deutsche Kom munisten befanden, als sie das Schiff löschen sollten, die Herabholung der Hakenkreuzfahne, andernfalls die Ent löschung nicht vorgenommen werden würde. Der Kapitän Siebeck wies diese entehrende und völkerrechtswidrige For derung mit Entrüstung zurück. Alle unter den schwersten Drohungen wiederholten Versuche seitens der Marxisten, die Hakenkreuzflagge herunterzuholen, scheiterten an dem eisernen Widerstand des Kapitäns und seiner Mannschaft. Hamburgs regierender Bürgermeister Krogmann hat nach Rückkehr der „Maja" den Kapitän und feinen Steuermann Marsen empfangen und ihm unter Überreichung einer Urkunde für ihr mannhaftes Eintreten für die Idee Adolf Hitlers und die Flagge des neuen Deutschlands im aus ländischen Hafen feinen Dank und seine Anerkennung aus gesprochen. Zwei weitere Angehörige der Besatzung werden gleichfalls Urkunden erhalten. Glückliches SberSwalde! Sechs Minderbemittelte gewinnen das große LoZl Die Stadt Eberswalde beherbergt nunmehr sechs ganz unerwartet vom Glück begünstigte Familien. Sechs Achtel des in der Ziehung der Preußisch-Süddeutschen Klasfen- lotterie gezogenen Großen Loses sind nach Eberswalde gefallen. Jeder der Gewinner hat damit einen Anteil von 50 000 Mark gewonnen. Die Glücklichen sind durchweg Leute, denen der finanzielle Segen äußerst gelegen kommt und die ihn sehr gut gebrauchen können. Das nördlich von Berlin gelegene märkische Städtchen Eberswalde zählt noch nicht ganz 30 000 Einwohner. Lies Deine Heimatzeitring! birUsbersUuitr öurdi L. Gellermann llomaursntrals Ltuttxart -56) Richard« und Elena blickten einander bestürzt an. Sollte hier die Lösung des Rätsels liegen? Der Näme Siebert war Leiden völlig fremd. Wenn aber Sylvia einen Onkel besaß, konnte sie sich nicht aus irgend welchem Grunde zu ihm begeben haben? Oder — kam er gar, ihren Tod zu melden? Sie wagten den Gedanken beide nur angstvoll auszudenken, aber er war doch im Bereich der Möglichkeit. „Führe den Herrn hierher, Gröger," sagte Frau Helleport entschlossen. „Willst du ihn nicht lieber allein empfangen?" wandte Elena Trojan schüchtern ein. Aber die Freundin verneinte. „Uns beiden geht die Sache gleich nahe, und Ge heimnisse haben wir doch nicht voreinander!" Inzwischen stand Professor Siebert mit sehr ge mischten Gefühlen und etwas Lang, ob die Sache für ihn sich seine Erwartungen gemäß entwickeln würde, draußen in der Halle und betrachtete neidvoll deren Ausstattung. Seine Nachforschungen hatten Siebert nämlich zu ganz unerwarteten Entdeckungen geführt, die seine Kal kulation inbetreff einer Heirat seines Sohnes mit Sylvia vorläufig als nicht dringend, vielleicht nicht ein mal wünschenswert ganz in den Hintergrund schoben. Das in diesen Briefen erwähnte Testament hatte sich nämlich weder in Dr. Scheris Nachlaß noch in dem Randals gefunden, obwohl Siebert jedes Fetzchen Pa rier aus den am Boden verstauten Kisten und Koffern daraufhin untersucht hatte. Er kam also zu dem Schluß, daß es überhaupt nimmer existieren könne. Entweder hatte Randal trotz jenes letzten Briefes gar keines ge macht, oder es spater wieder vernichtet, wenn es nicht im Laufe der Jahre verloren gegangen war. Jedenfalls war es nicht vorhanden, und die gesetzliche Erbfolge blieb daher in Kraft, d. h. Sylvia blieb davon ausgeschloffen. Dagegen hatten Sieberts Nachforschungen andere überraschende Ergebnisse. Von Randals ehemaligem Sekretär Marenzeller erfuhr er, daß jene geheimnis volle Dame die Frau des ehemaligen Bankiers Helle port — und ihr Vater der bekannte Finanzmann Meer vogel gewesen war, dessen Reichtum fabelhaft gewesen sein sollte. Weitere Nachforschungen Sieberts nach noch leben den Familienmitgliedern ergaben zu seiner lleber- raschung, daß Richard« Helleport noch lebte, ja sogar in derselben Stadt. Gleichzeitig beinahe mit dieser Entdeckung teilte ihm sein Bekannter, Polizeirat Wanke, mit, daß eine Sylvia Frankenstein als Stütze am Lindenhof, dessen Besitzerin eine gewisse Richarda Helleport sei, amtlich gemeldet sei. Siebert brauchte einige Tage, um auf Grund dieser Tatsachen sich die Dinge zurechtzulegen und einen neuen Plan zu entwerfen, der ihn einigermaßen schadlos hal ten sollte für all die aufgewandten Mühen und Spesen und den Entgang der ungeteilten Erbschaft, auf die er für seine Familie bereits so sicher gerechnet hatte. Ihm blieben nur die fünfzehn Briefe Randals, und er beglückwünschte sich im stillen, bisher keinem Men schen — auch seiner Frau nicht — etwas davon gesagt zu haben. Siebert erklärte sich die ermittelten Tatsachen so: Randal mußte Frau Helleport irrtümlich für tot hal ten, in späteren Jahren aber doch erfahren haben, daß sie lebte, und Sylvia über ihre Herkunft aufgeklärt haben. Anders, dachte Siebert, wäre es ja nicht zu er klären, wie sie so rasch — ja überhaupt — den Weg zu ihrer Mutter hätte finden können. Daß Randal in späteren Jahren ksine Anknüpfung mehr suchte an Frau Helleport, konnte verschiedene Gründe haben. Entweder spielten Familieneinslüffe ihrerseits mit, oder es hatte sich ein Bruch zwischen den Liebenden er geben. Vielleicht waren sie nur auch älter und ruhiger geworden, die Leidenschaft war verbraust. Letzteres war sogar am wahrscheinlichsten. Wenn aber Frau Helleport auch längst mit der alten Liebesgeschichte fertig war, — ihr Ruf, ihre Ehre vor der Welt mußten ihr jetzt doppelt am Herzen liegen. Keinesfalls würde sie als alternde Frau wünschen, ihre Verirrung vor der Welt bekannt werden zu lassen, und sicher alles tun, um einen nachträglichen Skandal, der sie heute nur der Lächerlichkeit preisgegeben hätte, zu vermeiden. Das ging ja auch klar aus dem Umstand hervor, daß Sylvia am Lindenhof zwar ausgenommen, aber durchaus nicht öffentlich als Tochter anerkannt, sondern als „Stütze" gemeldet worden war.' Man wollte also das Geheimnis ihrer Geburt wahren. Darauf baute Professor Siebert seinen Plan. Die Randal'schen Briefe waren daher ein Kapital in seiner Hand, und er war entschlossen, es zu verwerten. Er traf Frau Helleport, als man ihn endlich ein treten ließ, nicht allein an, und auf seine Bemerkung, daß es sich um eine sehr vertrauliche, rein persönliche Angelegenheit handle und er daher unbedingt in Frau Helleports Interesse um eine Unterredung unter vier Augen bitten müsfe, erklärte sie kühl, daß er ruhig vor ihrer Freundin, Frau Trojan, sprechen möge, da sie keinerlei Geheimnisse vor ihr habe.,, ^(Forts, folgt.)