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Mr ein soziales Mei- und Wohnrecht. Die vom Reichsbund Deutscher Mieter k. V., Sitz Berlin, im Rahmen eines Reichsmietertages in Bielefeld durchgeführte Führertagung hat an Reichs kanzler Adolf Hitler ein Ergebenheitstelegramm gesandt. Ferner wurden Entschließungen gefaßt, in denen u. a. die Schaffung eines deutschen sozialen Miet- und Wohnrechtes gefordert wird, das ungerecht fertigte Kündigungen und Mietsteigerungen verhindert. Die deutsche Familie und die deutsche Arbeit müßten, so wird zur Begründung angeführt, vor willkürlichen Aus schreitungen gewinnsüchtiger Vermieter, vor liberalistisch- kapitalistischen Mißbräuchen asozialer Haus- und Grund besitzer geschützt werden. Ein deutsches soziales Miet- und Wohnrecht, das die berechtigten Interessen der Vermieter und der Mieter klar begrenze, worde der deutschen Familie ibr Heim, dem Handel, dem Handwerk und Gewerbe seine Werk- und Betriebsstätte zum Wohl der Volksgemeinschaft erhalten. Hindenburg zur Lruppenbesichü'gung in Darkehmen. Reichspräsident von Hindenburg traf im Sonderzug auf dem Ostbahnhof in Darkehmen ein, um sich nach einer Ruhepause zur Truppen besichtigung bei Darkehmen zu begeben. Bereits am Morgen zeigte die Stadt reichen Flaggenschmuck und die Geschäfte schlossen mittags. Obwohl die Nachricht von der Ankunst Hindenburgs geheimgehalten wurde, da mit der Ansturm auf dem Bahnhof nicht zu groß werde, hatte sich doch eine riesige Menschenmenge ein gefunden, um Hindenburg zu begrüßen. SA., SS., Stahlhelm und Kriegerverein sorgten sür die nötige Ab sperrung. Der ReichspräW-nt wird im Sonderzug übernachten. Hilfe für Oeschslbronn. Reichsminister DarrS und der Deutsche Gemeindetag rufen auf. Der Reichsminister für Ernährung und Landwirt schaft und Neichsbauernführer Darre hat den Landes bauernführer für Baden beauftragt, sich sofort nach Oeschelbronn zu begeben, um an Ort und Stelle in seinem Namen eine umfassende Nachbarschafts hilfe für die obdachlosen Bauern des durch Brand ver nichteten Dorfes Oeschelbronn durchzuführen. Der Minister ruft ferner die Bauern der Umgebung von Oeschelbronn auf, Spannvieh und Saatgut bereitzustellen, um eine geordnete Durchführung der Herbstbestellung und Hackfruchternte auf der Gemarkung Oeschelbronn zu er möglichen. Der neue nationalsozialistische Gemein schaftsgeist des Bauernstandes müsse jeden Bauern aus der näheren und weiteren Umgebung von Oeschel bronn beseelen und veranlassen, sich mit ganzer Kraft für die vom Schicksal so hart betroffenen Volks- und Standes- genossen einzusetzen. Der Deutsche Gemeindetag veröffentlicht folgenden Aufruf: Die badische Landgemeinde Oeschel bronn bei Pforzheim ist einem Brandunglück von un gewöhnlichem Ausmaß zum Opfer gefallen. Rund 400 Dorfeinwohner sind obdachlos. Städte und Gemeinde- verdände, zeigt angesichts dieses Unglücks eure Verbunden heit mit dem flachen Lande. Landgemeinden, laßt eure Schwestergemeinde nicht im Stich I Helft die Not eurer Volksgenossen in Oeschelbronn lindern. Jede, auch die kleinste Spende aus der Gemeindekasse hilft! Geldspenden nimmt die Städtische Sparkasse Karlsruhe i. V. unter der Bezeichnung: „Vrandkatastrophe Oeschel bronn" entgegen. Achtet auf die Störche! Wissenschaftliche Beobachtung des Vogelzuges. Im Ruhrtal wurden hundertfünfzig Jung- störche aufgelassen, die die Vogelwarte Rossitten vor etwa vier Wochen der Essener Vogelwarte zugeschickt hatte. Es handelt sich um einen bemerkenswerten Versuch wissen schaftlicher Forscher auf dem Gebiet des Vogelzuges. Da bekannt ist, das; Störche und andere Vögel, die östlich der Elbe geboren sind, den Weg nach Afrika über den Balkan nehmen, während ihre westlich der Gwe gevorenen Angenossen Wer Spanien fliegen, soll festgestellt werden, welchen Weg Jungstörche wählen, die aus einem östlichen Gebiet längere Zeit in einem westlichen Gebier gefangengehalten wurden, und ob sie überhaupt das Ziel erreichen, da sie von den Eltern nicht angelernt werden konnten. Die Tiere tragen einen dunklen Farbenfleck auf der Brust und sind beringt. Die gesamte Bevölkerung wird aufgefordert, sie zu schützen und Beobachtungen über ihren Flug an die Vogelwarte von Nossitten oder Essen mitzuteilen. Zur gleichen Zeit wurden von der Vogelwarte Rossitten hundert Jungstörche und in Frankfurt am Main zwanzig Jungstörche aufgelassen. Abschluß des Katholikentages. Die Türkenbcfreiungsseier. Am letzten Tag des Katholikentages in Wien über wogen die Veranstaltungen der staatlichen Türkenbefrei ungsfeiern. Auf dem Heldenplatz bei der Hofburg zele brierte Kardinalerzbischof Innitzer ein Pontifikalamt, in dessen Festpredigt er die Befreiung Wiens als einen Er folg des einträchtigen Zusammenwirkens der christlichen Völker feierte. Der Bundespräsident legte nach seiner Fest rede, in der er das Heldenzeitalter vor 250 Jahren als einen gewaltigen Aufbruch der gesamten deutschen Nation bezeichnete, einen Kranz am Prinz-Eugen-Denkmal nieder. Hierauf folgte der Vorbeimarsch der Truppen. — Die Schlußfeier des Katholikentages klang nach einer Ansprache des Kardinalerzbischofs Innitzer in dem Tedeum Bruck ners aus. „Mr haben schon die Geiseln bestimmt!" Jüdisch-marxistische Demonstration in Paris. In Paris veranstaltete die „Internationale Liga gegen den Antisemitismus" eine Kundgebung zugunsten der Reichstagsbrandstifter, an der vorwiegend Juden und Kommunisten teilnahmen. Hier und dort kam es zu Zwischenfällen zwischen Kommunisten und der Polizei, wobei die ersteren immer den kürzeren zogen. s Eine Gruppe Kommunisten, die sich in ein großes Kaffee- j Haus geflüchtet hatte, wurde von der Bürgergarde hinausgchauen. Das Straßenviertel der deutschen Botschaft war von einem starken Polizeiaufgebot buchstäblich abgeriegelt, da man im Anschluß an die Kundgebung Massenumzüge vermutete. Rach einleitenden Reden verschiedener Rassenhäupt linge, von denen jeder seinen eigenen Standpunkt vertrat, erklärte der Vorsitzende, Bernhard Lacache, man werde „nicht dulden", daß Einstein dasselbe Schicksals widerfahre wie Professor Lessing in Prag. „Wir! haben in Paris und anderen Hauptstädten bereits die! Geiseln bestimmt, die mit ihrem Leben für das! Leben unserer Freunde einstehen werden. Auge um Auge, § Zahn um Zahn!" Vorbereiiuvgen sür den ReLchsiags- brandprozeß. Der Prozeß gegen die Reichstagsbrand stifter, der am Donnerstag nächster Woche vor dem Reichsgericht in Leipzig beginnt, wird zum Teil auch im Reichstagsgebäude in Berlin verhandelt werden, da zahlreiche Zeugen in Berlin wohnen und während der Beweisaufnahme auch Besichtigungen der Brandstätten durch das Gericht erforderlich sind. Im Reichstagsgebäude werden jetzt die baulichen Vorbereitungen für diese Gerichtssitzungen getroffen. In dem größten Saal des Hauses, in dem sonst die Sitzungen des Haushaltsausschusses stattfanden, werden jetzt zu diesem Zweck Tischlerarbeiten durchgeführt. Es wird ein großes Podium für das Gericht und die Vertreter der Reichsanwaltschaft errichtet, und weiter wird auch durch Barrieren Platz für das Publikum und die Presse sowie für die Angeklagten und ihre Verteidiger abgegrenzt. Man nimmt an, daß der Prozeß während der ersten acht bis zehn Tage im Reichsgerichtsgebäude durchgeführt wird und das Gericht dann zur Beweisaufnahme nach dem Reichstagsgebäude in Berlin übersiedelt. Die Schluß vorträge werden wieder in Leipzig stattfinden. OffenerPn'ef an die Regierung Sollfuß. Die beiden übergetretenen österreichischen Offiziere, Oberleutnant Fuschelberger und Oberleutnant SchwarzäKgel aus Salzburg, haben an den öster reichischen Burzdesminister Vaugoin einen ofsenen Brief gerichtet, in dem sie u. a. erklären, sie erachteten es als Pflicht, sich fernerhin jeder Dienstleistung für die ver fassungswidrige Bundesregierung zu enthalten. Die sprichwörtlich gewordene Kameradschaft im öster reichischen Offizierskorps sei durch das System des Gesinnungsterrors vernichtet worden. ^Dazu käme noch die seit Jahren im Heer systematisch geführte Hetze gegen alle jene, die sich treulich zum deutschen Volk bekannt hätten. * Wie der Volksbund sür das Deutschtum im Ausland mitteilt, hat die Kreisleitung Tirol des Deutschen Schulvereins Südmark in Innsbruck, des österreichischen Landesverbandes des VDA., keine Genehmigung zur Teilnahme am Fest der deutschen Schule in München erhalten. Österreichisches Grenzstugzeug über Passau. Am Dienstagvormiltag 9 Uhr überflog das öfter-, reichische Grenzsicher u n gsflugzeug A. 75 die deutsche Grenzstadt Passau an der Donau. Es zog eine Schleife über der Stadt und slog dann Wieder auf österreichisches Gebiet zurück. Link-bürgerliche- Kabinett in Spanien. Der neue spanische Ministerpräsident Lerroux teilte mit, daß ihm die Bildung des neuen Kabinetts gelungen sei. Die Zusammensetzung habe die Genehmigung des Staatspräsidenten gefunden. Die jetzige spanische Regierung stützt sich auf die Radikalsozialisten, die republikanische Aktion und die katalanische Linke, ist also ein linksbürgerliches Kabinett unter Ausschluß der bisher regierenden Sozial demokraten. ! Das Schicksal der neuen Regierung wird im Wesens lichen von dem weiteren Verhalten der Sozialisten ab- hängen. Sollten diese eine Positivs Arbeit unmöglich machen, so wird mit der Auflösung des Parlaments im Oktober und mit Neuwahlen im November zn rechnen sein. Ohne diese neue Befragung des Volkes er scheint die Lösung der Krise nur eine Halbheit, wenn auch immerhin durch die Ausschiffung der Sozialdemo kratie schon viel erreicht ist. Daß die politische Volksmeinung sich in der letzten Zeit stark nach rechts entwickelt hat, beweist auch der Aus gang der Wahlen der spanischen Anwaltskammern zu dem Staatsgerichtshof, bei dem die ausgesprochenen Rechtsvertreter gegen die Kandidaten der Regier rung einen Sieg von 5:1 errungen haben. Kubas neue „Regierung" hilflos. Ultimatum der Offiziere. — Kommunistentumulte. 300 kubanische Offiziere haben dem neuen Präsi- denken ein Ultimatum übersandt, in dem sein so fortiger Rücktritt verlangt wird. Er soll sein Amt an den früheren Präsidenten de Cespedes abtreten. Dieser soll nach Ablauf eines Monats eben falls zurücktreten, nachdem er einen Staatssekretär zu seinem Nachfolger ernannt hat, der für alle revolutio nären Parteien annehmbar sei. Die Offiziere weigern sich, unter dem Sergeanten Batista zu dienen, der sich jetzt auf seine Sergeantenuniform die Abzeichen eines Oberst aufgesteckt hat. Die Lage im Innern der Insel ist chaotisch. Kommunistische Arbeiter haben zahlreiche Plantagen und Fabriken „beschlagnahmt". Kommunisten überfielen ferner die bereits einmal ausgeraubten Häuser zweier Amerikanerinnen und zwangen diese zur Flucht. Der amerikanische Gesandte Welles siedelte in das amerikanische, von kubanischen Offizieren besetzte Hotel National über. 4. Fortsetzung Nachdruck verboten Doch hastig stellte sie das Bild auf seinen Platz zurück, strich sich unwillig über die Stirn und die Augen und wandte sich jäh ab, als fühle sie sich von dem Lächeln, das um Di mitri Platonoffs Mund lag, beleidigt, als wäre sie ärgerlich über sich, weil sie wieder ihren Grübeleien nachhing. Sie trat zum Fenster und schlug den schweren, seidenen Stores zurück. Im gleichen Augenblick schrie sie entsetzt auf, beugte sich näher an die Scheiben und rief: „Feuer! . . . Feuer! Der Himmel ist blutrot! Das müs sen doch unsere Feldscheunen sein, die dort lichterloh bren nen." Für Sekunden stand sie gelähmt und starrte in die Nacht, deren Dunkelheit durch den Feuerschein erhellt war. Dann raffte sie sich auf und eilte aus dem Zimmer. Wie gehetzt lief sie den breiten, teppichbelegten Korridor entlang über die Treppe nach der Diele. Ueberall herrschte eine unheimliche Stille. Angstvoll rief sie nach den Dienern. Aber niemand schien sie zu hören. Sie riß verschiedene Türen auf, ihre Rufe wurden lauter und eindringlicher... Doch niemand war zu sehen . . . niemand eilte herbei. Elga stürzte nach dem Arbeitszimmer ihres Vaters, denn jäh dachte sie an dessen Mahnung, sofort durch das Telephon Hilfe herbeizuholen, falls irgendeine Gefahr drohen sollte. Und die Rebellen mußten sich doch dem Schloß näheren, da bereits die Feldscheunen brannten. In einer Stunde schon konnte das Haus umzingelt sein. Und ihr Vater war noch immer nicht zurück. Erregt nahm Helga- den Hörer des Telephons zur Hand. Mit zitternden Händen drehte sie an der Kurbel und" rief: „Hallo . . . hallo ... ist jemand dort? Hallo . . . hören Sie? Hallo ... hallo ..." Keine Antwort kam. Elga läutete Sturm «, , unaufhörlich drehte sie an der Kurbel. Mit angespannten Sinnen lauschte sie. Vergebens . . . alles blieb still .. . niemand meldete sich. In Angst und Schrecken ließ Helga den Hörer sinken. Marternde Gedanken stürmten wild auf sie ein. Sie erin nerte sich, aus manchen Gerüchten gehört zu haben, daß die Rebellen zuerst die Telephondrähte durchschnitten hatten, um den Bedrohten unmöglich zu machen, Hilfe herbeizurufen. Das mußte also auch hier geschehen sein! Es bestand gar kein Zweifel mehr, daß Osinski heute Nacht das Schloß heim suchen würde. Noch einmal versuchte Elga eine Verbindung zu erhalten. Noch einmal rief sie mit angsterfüllter Stimme in das Telephon: „Ist jemand dort? . . . Hallo, hören Sie mich? Verbinden Sie mich mit dem Gouverneur...." Aber ihre Stimme erstarb in der Hoffnungslosigkeit, keine Verbindung zu erhalten. Sie preßte ihre Fingerspitzen an die hämmernden Schla fen, um ruhiger denken zu können. Was sollte sie nur tun? Ach, warum hatte ihr Vater sie allein gelassen? Allein? . . . Nein, nein, sie war nicht "allein. Die Die nerschaft würde sie schützen, würde den Ansturm vielleicht zurückschlagen... Sie waren doch in diesen unruhigen Zei ten alle mit Waffen versehen. Eine leise Hoffnung lebte in Elgas Herzen auf. Vielleicht war ihr Vater bereits nahe ... vielleicht brachte er bald Hilfe... Mit raschen Schritten eilte Elga wieder nach der Diele, um sich darüber Gewißheit zu verschaffen, daß die Diener schaft ihre Pflicht tun würde. Doch die unheimliche Stille, die über dem ganzen Haus lag, peitschte ihre Angst wieder auf. Sie eilte nach der Gesindestube. Aber sie blieb jäh auf der Schwelle stehen und rastete dabei m»t den Händen nach dem Türrahmen, um dort einen Halt zu suchen. Das Zimmer war leer . . auf dem Tisch standen noch Tassen und Schüsseln von der Vespermahlzeit, einige Stühle waren umgestoßen, an den Kleiderhaken fehlten die Jacken und Mützen der Knechte und das Bild verriet allzu deutlich, daß dieses Zimmer fluchtartig verlassen worden war. Elga strich sich mit zitternden Händen über die Augen, um sich dadurch zu überzeugen, daß dies alles nicht nur ein wüster, schwerer Traum sein konnte. Aber es war Wirklichkeit . . , grausame Wirklichkeit.,.^ Die Diener und Knechte schienen das Haus verlassen zu haben, schienen das Schloß seinem Schicksal preisgeben zu wollen. Doch noch einmal wehrte sich Elga gegen diesen Ge-j danken. Es war doch unmöglich, daß man sie allein und schutzlos zurückgelaffen hatte. Vielleicht war die Dienerschaft bereits im Park an der Schloßmauer, um von dort aus den Herrensitz der Barone von Waltershausen zu verteidigen. ! Elga hetzte über die Diele nach dem Eingangsportal. Sie- stürmte ins Freie. Sie rief einzelne Namen..«, Aber sie bekam keine Antwort. Sie eilte nach dem Schloßtor, sie hastete an der Mauers entlang, sie suchte und spähte umher«,. Alles umsonst... Die Dienerschaft hatte das Schloß verlassen „y. wie Rat? ten das sinkende Schiff.., f Zitternd, in namenloser Angst und Furcht sank Elga tpf den Schnee nieder und preßte ihr Gesicht an einen Baum- (Fortsetzung kMt.)