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Wilsdruffer Tageblatt : 26.04.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193304264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19330426
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19330426
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-04
- Tag 1933-04-26
-
Monat
1933-04
-
Jahr
1933
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 26.04.1933
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Neues aus Mee Wett. Granate explodiert zwischen spielenden Kindern. Ein Kind getötet, mehrere verletzt. In Rösberg bei Bonn hatte eine spielende Kinderschar am Waldrande ein Feuer angezündet. Aus dem Feuer heraus entstand plötzlich eine weithin hörbare Erplosion. Durch das Feuer war eine Granate zur Entzündung ge bracht worden, die einen fünfjährigen Jungen sofort tötete und zwei weitere Kinder lebensgefährlich und mehrere andere Kinder leichter verletzte. Beim Absuch.-n des Geländes fand man noch zwei weitere Granaten, die vermutlich von durchziehenden Truppen im November 1918 zurückgelassen worden waren. Einigung bei den deutsch-niederländischen Wirtschafts verhandlungen. Berlin. Bei den deutsch-niederländischen Wirtschaftsver- handlungen, die seit einigen Wochen unter dem Vorsitz des Reichsministers Dr. Hugenberg und des niederländischen Gesandten Gras Limburg-Stirum stattgesunden haben, ist eine Einigung erzielt worden. Die Unterzeichnung dieses Ab kommens wird in den nächsten Tagen erfolgen. Dr. Ley wird Präsiden» des Preußischen Staatsrats. Berlin. Reichskanzler Adols Hitler hat laut Mitteilung des Preußischen Pressedienstes der NSDAP, bestimmt, daß die nationalsozialistische Fraktion im Preußischen Staatsrat den Leiter der politischen Organisation, Dr. Robert Ley-Köln, zum Präsidenten des Preußischen Staatsrats wählt. Verhafteter SA.-Mann in Neunkirchen befreit. Zweibrücken. In Neunkirchen (Saargcbieti war anläßlich eines Zusammenstoßes mit einem Reichsbannersührer von Be amten der Saarbrücker Landespolizei ein SA.-Mann sest- genommen und im städtischen Polizeigewahrsam abgeliefert worden. Dieser Vorgang ries in der Bevölkerung starke Er regung hervor. Es wurden Vorbereitungen getroffen, um den zu Unrecht Verhafteten zu befreien. Die Befreiung gelang und der SA.-Mann konnte in einem bereitstehenden Auto die Flucht über die Grenze in Richtung Zweibrücken antreten. Lustschutzübungcn bei Wilhelmshaven. Wilhelmshaven. Am Dienstag begannen in und bei Wilhelmshaven die großen Luftschutzübungen, die sich auf drei Tage erstrecken werden. Die Übungen wurden mit einer Be grüßung durch den Ehe? der Marinestation der Nordsee. Vize admiral Förster, eingeleitet, der zum Ausdruck brachte, daß die jetzigen Übungen die Erfahrungen des vorigen Jahres aus bauen sollten. * Ein 87jähriger Radrennfahrer aus einer Deutschland- faMt. Der älteste Rennfahrer Deutschlands, der 87jährige Heinrich Verner aus Bonn, hatte eine Radfahrt vom Rhein nach Berlin gemacht, um persönlich seine Glück wünsche zum Geburtstage des Kanzlers in das dort aus gelegte Buch einzuschreiben. Nun befindet sich Werner auf der Fahrt von Berlin nach Hamburg, wo er bei einem großen Nennen eine Ehrenrunde fahren soll. Der 87jäh- rige legt noch täglich 80 Kilometer auf seinem Fahrrade zurück. Ein Oberlandjäger von einem Einbrecher erschaffen. In Winnenden (Württemberg) gab ein Einbrecher, als er von zwei Oberlandjägern gestellt wurde, acht Schüsse auf die Beamten ab. Ein Oberlandjäger wurde durch drei Schüsse tödlich verletzt. 682 Stundenkilometer als Schnelligkettswelthochst- leistung angemcldet. Der Königliche Aeroklub von Italien hat den Höchstleistungsversuch des Fliegerfeldwebels Agello vom 10. April auf der international anerkannten 3-Kilometer-Strecke am Gardasee mit 682,402 Stunden kilometern Durchschnitt als italienische Höchstleistung be stätigt. Zugleich wurde diese mit dem Wasserflugzeug „M. C. 72* erzielte Leistung beim internationalen Verband als absolute Schnelligkeitswelthöchstleistung angemeldet. Venedig mit dem Festlande verbunden. In An wesenheit des italienischen Kronprinzen ist die neue, auf besonderen Wunsch Mussolinis erbaute, 4000 Meter lange und 20 Meter breite Straße eröffnet worden, die Venedig mit dem Festlande verbindet und somit auch einen direkten Automobil- und Straßenbahnverkehr nach Venedig ermög licht. Die aus 276 Bogen bestehende Brücke hat seit 1930 4600 Arbeiter beschäftigt. In Bau ist noch eine Riesen autogarage, die für fast 2000 Kraftwagen hergerichtet wird und die größte Autogarage Europas werden dürfte. 75 Todesopfer des Erdbebens auf Kos Von dem Erdbeben, das sich auf der Insel Kos ereignete, ist auch die kleine Insel Nisyros stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Bisher sind 75 Personen als tot und über 100 als verletzt gemeldet worden. Die endgültigen Zahlen dürften noch höher liegen. Sturm aus Gold in Sicht. In Labrador sollen er giebige Goldvorkommen entdeckt worden sein. Die Regie rung von Neufundland, der Labrador untersteht, hat 65 Quadratkilometer für Goldsucher freigegeben. Man erwartet einen Massenaufbruch von Goldsuchern nach dem neuen Goldgebiet. Bücherschau. Wie sie sie erwarben . . . Die Münchner illustrierte er zählt in ihrer neuen Nummer (Nr. 16) von neun Männern, die im Weltkrieg waren und sich die goldene Tapferkeits- Medaille holten, ieder von ihnen hat, ohne daß die Weltge schichte groß von ihnen berichtet, irgendwo und irgendwann einmal in dem großen Ringen von 1914—1918 durch den Einsatz seiner Person den Sieg erzwungen, ein Gefecht, einen Nahkampf entschieden oder sonst entscheidend eingegriffen. Wer diese neun waren und wo sie sich die „Goldene" erwar ben, ist in neun Biographien ihrer Taten berichtet. Die Gleichschaltung trüber Zeitintervalle mit sonnigen Stunden und fröhlichen Tagen geschieht durch die Lektüre der Fliegenden Blätter. Die Fliegenden, das altbewährte Fami lienwitzblatt für Humor und Satire begleiten seit vielen Jahr zehnten ihre Zeit als Zauberspiegel, in dem jedes Geschehen von innen heraus erleuchtet erscheint durch die versöhnenden und vergoldeten Strahlen fröhlicher Weltanschauung. Jede Woche erscheint ein Heft, reich illustriert mit farbigen Kunst blättern, scharf gesehenen karikaturistischen Zeichnungen und Skizzen, humorvollen Einfällen erster Künstler des Stifts und der Farben. Das Abonnement auf die Fliegenden Blätter kann jederzeit begonnen werden. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung und jedes Postamt entgegen, ebenso auch der Verlag in München 27, Möhlstraße 34. Die seit Beginn eines Vierteljahres bereits erschienenen Nummern werden neuen Abonnenten auf Wunsch nachgeliefert. Leben unter Hochdruck. Die entschleierte Welt der Unsere Erde ist kein einheitlicher Lebensraum. Dieser kleine Planet beherbergt auf seiner Kruste Welten, deren Lebeusbedingungen einander so fremd sind, als gehörten sie verschiedenen Gestirnen an. Tas gilt vor allem für die großen Lebcnsräume des Festlandes und des Meeres. Während die Lebeusbedingungen des Festlandes selbst wieder unendlich viel fältig sind, genau so vielfältig wie sein physikalischer Charakter zwischen beiden Polen, ist der Lebensraum des Meeres über raschend einheitlich. Ozeane bedecken aber über zwei Drittel der Erdkugel. Nur das Leben ihrer Oberflächenschichten zeigt sich in wesentlicher Weise abhängig von den geographisch- klimatischen Bedingungen der jeweiligen Breiten. Diese Unter schiede verschwinden in den größeren Meerestiefen immer mehr und verlieren sich in der eigentlichen Tiefsee fast völlig. Die Tiefsee, die man mit etwa 400 Meter unter dem Meeres spiegel beginnen läßt, nimmt den wcitsaus größten Raum der Ozeanbecken ein. Die tiefsten Abgründe des Meeres, die man bisher auslotete, liegen neun- bis zehntausend Meter unter seiner Oberfläche. Die Tiefen aller Meere sind also ein einheitlicher Lcbensraum, in dem fast überall dieselben Da- seinsbcdingungen herrschen und daher auch dieselben Lebens formen wiederkehren. Eine Ausnahme macht z. B. das Mittel ländische Meer, das in der Straße von Gibraltar durch eine unterseeische Barriere vom Atlantischen Ozean getrennt ist und dessen Tiefen daher höhere Temperaturen und eine etwas ab weichende Fauna aufweisen. Sonst herrscht im allgemeinen in der Tiefsee der Polarmeere wie auch unter dem Aequator eine konstant niedrige Temperatur, die den Gefrierpunkt nur um wenige Grade überschreitet. Wie es dort keinen Wechsel der Klimate gibt, so auch keinen Wechsel der Jahreszeiten. Selbst unter den günstigsten Bedingungen dringt kein Sonnen licht unter eine Tiefe von etwa vierhundert Meter vor. In einer Tiefe von 1000 Meter hört jede Wasserbewegung auf. Die neuere Tiefseeforschung zeigte, daß jene Abgründe von einer Fülle eigenartigster tierischer Lebewesen bewohnt werden, die teils die Tiefenwasscr durchkreuzen, teils sich auf dem Meeresboden angesiedslt haben. Netzfänge, die zwar nur den Wert von Stichproben haben, geben uns ein ungefähres Bild vom Leben jener fernen Regionen, die niemals eines Menschen Augen schaute. Diese Welt ist vor allem dadurch von allen anderen Lebensbezirken der Erde unterschieden, daß es in ihr, mit Ausnahme von Bakterien, keine Pflanzen gibt. Auch die niedersten einzelligen Algen, die in unvorstellbaren Mengen als Plankton die obersten Wasserschichten bewohnen, fehlen dort völlig. Sie wie alle echten pflanzlichen Lebewesen bedürfen des Lichtes, um zu assimilieren und so ihren winzigen Organismus aufzubauen. Obwohl sie höchstens bis in eine Tiefe von vierzig bis achtzig Meter Herabgehen, sich also nur in einer ganz dünnen Oberflächenzone der Ozeane finden, hängt von ihnen letztlich alles Leben der Meere, auch das der gewaltigsten Tiefen ab. Mittelbar oder unmittelbar zehrt alles tierische Leben des Wassers und des Festlandes von Pflanz lichem, da allein die Pflanze anorganische Substanzen in organische zu verwandeln vermag. Daher gelangt man in der Kelte des Fressens und Gefressenwerdens früher oder später überall zu tierischen Lebensformen, die sich allein von Pflanzenstoffen ernähren. Und fo ist es auch hier! Man Hal errechnet, daß allein unter einem Quadratmeter Meeres oberfläche mehrere hundert Millionen niederster Algen leben, von denen täglich etwa ein Drittel stirbt und in liefere Meeresschichten hinuntersinkt. So rieselt unausgesetzt ein lang samer Regen organischer Stoffe in die Tiefsee herab. Die Kalkgehäuse jener abgestorbenen Wesen bedecken dort den Boden, während ihr toter Körper einzelligen Tieren, Schwäm men, Medusen, kleinen Krebsen, Schnecken und anderen niederen Tieren zur Nahrung dient. Manche Bodenbewohncr, wie Seesterne, Würmer, ja sogar Krebse und Fische, ver zehren einfach den an organischen Stoffen reichen Boden schlamm. Dieser Tiefseeschlamm, über den gespenstische Riesen krabben auf dünnen Spinnenbeinen hinwcgschreiten, ist manch mal an Niederschlagsprodukten so reich, daß man einst mein.te, auf dem Meeresboden den hypothetischen „Urschleim", den Uebergang vom Anorganischen zum noch ungestalteten Orga nischen, gefunden zu haben. Nun sind die größten Tiefen, in die man bisher Netze zu senken vermochte (etwa bis zu sieben tausend Metern) verhältnismäßig arm an Leben. In sie ge langen nämlich nur noch verhältnismäßig wenige tote Orga nismen aus höheren Schichten hinab. Da aus diesem Grunde nur entsprechend wenige niedere Wesen ihre Nahrung finden, gibt es in jenen Bezirken auch nur für eine geringe Zahl höherer Tiere, die wieder von jenen leben, eine DascmS- möglichkeit. Denn alle übrigen Tiefseearleu, also die meisten Krebse, Fische und Tintensische (die eigentlich den Mollusken nahcstehen), sind Räuber. Unter ihnen herrrscht ein steter furchtbarer Kampf. Dies zeigen z. B. die riesenhaften Mäuler der meisten Fische und ihre dolchartigen Zähne. Die Beute, die zuweilen größer ist, als sie selbst es sind, wird häufig ein fach verschluckt. Alle diese Tiere leben in Tiefen, die niemals ein Sonnen strahl erreicht. Daher sind die Schnecken und Würmer der Tiefsee sowie manche Krebse und Fische, die auf dem Meeres grund leben, völlig blind. An Stelle der Augen besitzen sie hoch entwickelte Tastorgane, die das Tier manchmal wie ein Haar kleid umgeben und die häufig länger sind als der Körper selbst Bei einigen Fischen haben sich bestimmte Flossenstrahlen iv lange fadenartige Fühlapparate umgebildet. Aber neben ihnen leben Formen, deren Augen sich ganz abnorm entwickelten Entweder sind sie unwahrscheinlich vergrößert, erreichen z. B. ein Zehntel bis ein Sechstel der gesamten Körpergröße, oder sie sind zu sogenannten Teleskopaugen geworden, die nickst mehr nach den Seiten blicken, sondern — saft parallel gerichtet — nach vorn oder nach oben schauen. Diese Teleskopaugen sink zhl'ndrische, in die Länge gezogene Ausschnitte normale» Augen und dafür geeignet, auch schwächste Lichtintensitäter wahrzunehmen. Bei anderen Fischen sitzen die Augen weitab vom Körper auf langen dünnen Stielen. Welcher? Sinn Haber nun aber auch die höchstentwickelten Sehorgane in jener Tiefen, in die nicht einmal ein ferner Abglanz des Sonnen lichtes hinabdringt? Die Tiefsee besitzt ihr ureigenes Licht! Die meisten ihrer Organismen, selost Korallen und ander! niederste Wesen erstrahlen dort in seltsamem phosphoreszieren den Glanz. Bei Krebsen, Fischen und Tintenfischen treten sogar hochentwickelte Leuchtorgane auf, die sich an den ver schiedensten Teilen ihres Körpers vorfinden können, so daß ein solches Tier von einer vielfarbigen Aura umgeben ist. Ein der artiges Leuchtorgan besteht aus dem eigentlichen Leuchtkörper, einer Drüse, hinter der sich ein bogenartiger Reflektor be findet, während vor ihm eine Linse liegt. So sind auch die Tiefen des Meeres von einem seltsamen kalten Licht erfüllt, Häufig sitzen diese Leuchtapparate in der Nähe der Freßwerk zeuge und der Augen. Tiefsee. Von G. v. Bvrkvlv. Gleich Scheinwerfern sind sie drehbar und könne« auch abgeblendet werden. Sie dienen hier offenbar dem Erkennen der Beute. In anderen Fällen haben sie offensichtlich den Zweck, andere Tiere anzulocken. Bei gewissen Fischen sind sie z. B. an langen Angeln angebracht, die der Fisch vor seinem Nachen spielen läßt. Aehnlich wie bei den Leuchtinsekten er leichtern sie Wohl das Sichfindcn der Geschlechter. — Offenbar sind diese mit riesenhaften Augen ausgestatteten Wesen einst mals aus höher gelegenen Meeresbezirken in die Tiefe ge wandert, denn nur bereits hochentwickelte Augen konnte« sich zu derart vollkommenen optischen Instrumenten umbilden, Manche dieser Tiefenbewohner steigen auch heute noch des Nachts in höhere Wasserschichten empor. Rätselhaft mag es scheinen, daß so zartgebildete Wesen unter dem ungeheure« Druck der auf ihnen lastenden Wassermassen leben können, einem Druck, der mehrere hundert Atmosphären beträgt und z, B. Gegenstände aus hartem Holz völlig deformiert. Dies er klärt sich dadurch, daß ihr Körper, der selbst zum größten Teü aus Wasser besteht, genau von dem gleichen Druck erfüllt ist Werden sie aber im Fangnetz an die Oberfläche gezogen, sc vermögen sie sich den veränderten Verhältnissen nicht schnell genug anzupassen, und der einseitige Druck, der dann in ihrem Körper herrscht, treibt häufig die Eingeweide nach außen oder läßt die Schwimmblase platzen. Bei dem Auf- unk Niedersteigen vieler Tiefseefische kann dagegen eine allmählich! Ausgleichung der Druckverhältnisse stattfinden. Dies wird dadurch erleichtert, daß sie eine dünne, meist schuppenlose Haut besitzen. Gefährlich wird den Tiefseebewohnern der jähe Wechsel der Temperatur; nur in eiskaltem Wasser können sie leben. Welchen Gruppen des Tierreiches entstammen die Be- wohner der Tiefsee? Da sind zuerst die einzelligen Urtierchen (Protozoen). Ungeheure Mengen von ihnen (die Foramini feren) bedecken als dichte Kruste die Erhebungen des Meeres- grundes oder schweben (die Radiolarien) langsam durch die Ticfenwasser dahin: die Fortsätze ihres wunderbar symmetri schen Kicselskeletts, das dem Auge erst unter dem Mikroskop erkennbar wird, dienen ihnen als Schwebevorrichtungen. Auch die einfachsten Mehrzeller, die fast pflanzenhaften Schwämme, besiedeln den Boden der Tiefsee. Fest verwurzelt sind dort auch Polyvenstöckchen und langgestielte.Haarsterne. Ja, selbst Korallen, die im allgemeinen Bewohner seichter Wasserzoneri sind, besiedeln die Tiefen und bilden dort Riffe. See- und Schlangensterne bewegen sich langsam kriechend am Meeres boden entlang, in dem versck)iedenartige Würmer ihre Gänge minieren. Und über dieser Bodenwelt ziehen zarte Meduse« und kleine durchsichtige Schnecken dahin. Zu den höher- organisicrten Wesen der Tiefsee gehören die Krebstiere, die dort einen großen Formenreichtum entwickeln. Den Schnecke« verwandt sind die dennoch so anders gestalteten Tintenfische, die mit Saugnäpfen bewehrten Fangarmen ihre Beute er greifen. Die einzigen Wirbeltiere der Tiefsee sind die echte« Fische. Die Tiefenbezirke mancher Meeresgegenden beherbergen auch einen Gast, nämlich unseren Aal. Nachdem er jahrelang in unsern Flüssen gelebt hat, verläßt er sie und strebt dem Meere zu. Dort wandert er weit in den.Ozean hinaus, uw sich in seinen Tiefen, die er dann wieder verläßt, fortzw Pflanzen. Die jungen Aale, die man früher für eine besonder! Fischart der Tiefsee hielt, verwandeln sich allmählich in de« eigentlichen Aal und treten dann die Rückwanderung in die Süßwasser ferner Kontinente an. Ein wertvolles Gemälde. Eine unbekannte Rembrandt-Anekdote, erzählt von Waldemar Frank-Berlin. Eines Vormittags im März des Jahres 1636 ging der große Farbenzauberer Rembrandt durch die Freedersgracht in Amsterdam und sah einen Haufen Menschen stehen, die einer Versteigerung alter Möbel beiwohnten. Daneben saß eine Frau mit ihrem Kinde in den Armen und weinte. Das alles trug ein so eigentümliches Gepräge, daß der Maler sich mit einer Frage um d.e Bedeutung des Auftrittes au die Frau wandte und von ihr erfuhr, daß die Möbel ihr gehörten, daß ihr Mann vor kurzem gestorben sei, daß sie hart gekämpft, durch Ertragung von Entbehrungen recht und schlecht ihr Kind ernährt, daß aber endlich der Hauseigentümer ibre Möbel mit Beschlag belegt habe, weil sie ihm die seit mchre^r- Monatcn schuldige Miete nicht bezahlen konnte. Der Künstler fragte nach ihrem Hausherrn. Als aber dir Frau auf einen Mann deutete, welcher der Versteigerung aus, merksam zusah, erkannte er in ihm einen Menschen, dessen an sehnliches Vermögen die öffentliche Meinung als durch aller hand Wuchergeschäfte erworben bezeichnete, so daß es nutzlos schien, dessen Mitleid für die Witwe in Anspruch zu nehmen. Eben überlegte Rembrandt, auf welche andere Weise der armen Frau geholfen werden könne, als der Auktionator ein Gemälde zum Verkauf anbot, das kaum des Ansehens wert war und dessen sich die Frau im Sommer bedient hatte, um das Loch für die Ofenröhre ür der Wand zu vsrbergen. Es wurde zu einem Gulden angeboteu. Der Künstler drückte sich durch die Menge, prüfte das Bild mit vieler Sorgfalt, wischte an mehreren Stellen den Schmutz hinweg und rief dann mit lauter Stimme: „Einhundert Gulden!" Der Hausbesitzer machte große Augen und dachte, daß ei« Gemälde, für das ein so ausgezeichneter Künstler wie Rem brandt diese Summe biete, mehr als den doppelten Wert haben müsse, und bot keck 200 Gulden. „Fünfhundert!" rief der Maler, und der Kampf zwischen den zwei Bewerbern wurde so lebhaft, daß der Schatz endlich dem Hausherrn zu 2200 Gulden zugeschlagen wurde. Jetzt wandte sich der Käufer an Rembrandt und sagte: „Da ich einen Künstler von Ihrem Verdienst so eifrig auf das Gemälde bieten sah, so konnte ich mir denken, daß hier ein altes, ungewürdigtes Meisterstück vorliegen müsse. Sage« Sie mir jetzt aufrichtig: Wie hoch ist der Wert?" „Etwa zwei Guwen", versetzte der Maler, „aber ich möchte nicht einmal dies dafür geben." „Sie scherzen Wohl", entgegnete der Hauseigentümer lachend, wurde aber doch blaß dabei, „Sie boten ja selbst 2000 Gulden dafür." „So ist es", erwiderte der Künstler, „und ich will Ihnen sagen, warum ich es tat. Sie sind im Besitze eines jährlichen Einkommens von 30 000 Gulden und haben weaen einer Schuld von 100 Gulden die Möbel einer armen Frau in Be schlag genommen. Ich wünschte Ihnen eine Lehre zu er teilen, und Sie sind in die Frille gegangen. Die arme Frau ist nun nicht mehr Ihre Schuldnerin, sondern jetzt Ihrs Gläubigerin, und ich denke, daß sie nicht nötig haben wird, wegen dieser Schuld Ihre Möbel mit Beschlag zu belegen." Mit einem Lächeln, das vielleicht etwas jchLdensroh Wah grüßte Rembrandt und ging seines Weaes.
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