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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich r<— RM. frei Hau-, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. All- Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. .. .. . Geschäftsstelle, nehmen zu I-drr Zeit Bestellungen ent. WücheNhlatt fÜk WllsdlUsf U. UlNltegkNo gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger , >> Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeilc M Rpsg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» psennige, die «gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 RcichspscNnige. Borge, schrieben- Lischeinungs. ., «e , tage und Plakvorschristtn werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt? Antigen. annahmebisuorm.loUhr. ———— — Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch, Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 97 — 92. Jahroansi Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch» den 26. April 1933 Mutter Erde. Riesenhaft, Millionen und aber Millionen von Menschen umfassend war bis vor noch nicht allzu langer Zeit jene binnenländische „Völkerwande rung- in Deutschland, die man am besten durch das be kannte Wort „Zug in die Großstadt" bezeichnen darf. Nicht bloß Berlin, die Haupt- und Residenzstadt von einst, aber nach dem Kriege immer noch wenigstens Hauptstadt, wurde zu dem „Wasserkopf", wie ein Landtagsabgeordneter vor mehr als 50 Jahren sagte, sondern die rasend schnelle Jndustrieentwicklung ließ in Rheinland-Westfalen, Mittel deutschland, Sachsen und Oberschlesien ganze Reviere von größeren und Großstädten entstehen. Die kleinere und mittlere Stadt, vor allem aber das flache Land lieferten die menschlichen Bausteine hierfür. Denn dort gab es Arbeit, gab es die Möglichkeit, sich zu einer sogenannten „gehobeneren sozialen Stellung" emporzuarbeiten, durfte man weitergehende Ansprüche an die „Errungenschaften der Zivilisation" stellen. Dort gab es „Leben" und „Zerstreuung", gab es aber — ernsthafter gesehen — auch reichliche Gelegenheit, den Kindern zu einem besseren sozialen Fortkommen zu verhelfen. So mancher ritz sich heraus aus den inneren und äußeren, aber natürlich gewachsenen und gegebenen Gebundenheiten des Dorfes oder der Kleinstadt, folgte dem „Zug in die Groß stadt", um dort in der Einsamkeit der Steinwüsten oft zu spät zu bemerken, daß er nun auch den äußeren und inneren Halt verlor, den ihm die Erde der engeren und enasten Heimat immer wieder gegeben hatte. In dieser Erde sah er jetzt nur noch den — Lebensmittel- lieferanten, der ihm die Produkte zu billigsten Preisen zur Verfügung stellen sollte. Der „reine Konsu mentenstandpunkt" in den großstädtischen Massen hat wirt schaftspolitisch — und mit Hilfe des demokratischen Prin- z" Z in der Politik, das nur die Masse zählt und als maß gebend betrachtet — geradezu furchtbare Verheerungen an- gerichtet. Es ist anders geworden, ganz anders, auch wieder nicht bloß etwa in Berlin, das im Laufe der letzten andert halb Jahre rund 150 000 Menschen mehr durch Fortzug verloren hat, als nach dorthin zugewandert waren. Rund 150 000 Menschen, — das würde also allein schon genügen, anderthalb Großstädte zu füllen! Aber der größte Teil jener „Reize", die den „Zug in die Groß stadt" verursachten, sind dort nicht mehr zu finden. Ar beitsgelegenheit gibt es schon längst nicht mehr; statt dessen ballen sich in den Großstädten und Jndustrie- revieren die Riesenheere der Arbeitslosen zusam men, und rasch geht unter, wen heute noch eine vage Hoffnung auf Beschäftigung in „die Stadt" treibt. Es besteht dort nicht die geringste Möglichkeit mehr, sich oder seinen Kindern eine „bessere" soziale Existenz zu er arbeiten, sich in der Arbeit einen inneren und äußeren Halt wieder zu verschaffen, den man verlor, als man die Heimat, „das Land" verließ. Mit dumpfem Drang geht es wieder hinaus. Der Schrei nach der Erde, nach der — Mutter Erde wird immer lauter. Und wenn es nur ein paar Quadrat meter Boden am Rande der Großstadt oder jenseits ihrer Grenze sind, die man unter den Füßen hat oder sich durch Arbeit zu seinem Eigenen machen kann! Es ist doch dann — sein eigen, ist die Mutter Erde, die verzeihend den Abtrünnigen wieder aufnimmt. Und wenn es nur weniges ist, was sie auf dem kleinen Raum gewähren kann, — es ist doch etwas! Ist etwas Erarbeitetes, und mag es auch längst nicht genug sein, des Lebens ärgste Notdurft zu stillen. Doch das ist nicht das Beste daran, sondern das ist, daß dieser Mensch wieder zu seiner Urmutter, der Erde, zurückfand, zurückgezwungen wurde durch ein hartes Schicksal. So fegt dieses Schicksal die Menschen zu Tausenden und Hunderttausenden wieder aus der Großstadt heraus. Auch die Entwicklung in der Industrie, die heute die Arbeitgeberin für die Mehrzahl der deutschen Menschen sein sollte, verlangt nicht mehr so energisch wie früher die Zusammenballung in den Großstädten. Nicht mehr so unbedingt wie früher ist der industrielle Betrieb aus Kostenrückfichten gezwungen, möglichst nahe z. B. dem Kohlengebiet zu liegen; denn leicht und unter geringen Kosten überwindet die elektrische Kraft oder die Fern gasversorgung den Raum und die Entfernung, macht das Airto den An- und Abtransport der Waren und Leistun gen unabhängiger von Eisenbahn- oder Kanalanschluß. In den Großstädten aber veröden ganze Stratzen- züge, besteht trotzdem bittere Wohnungsnot, doch nur bei den kleinen und kleinsten Wohnungen. Utch wer etwa noch hereinzog, in der Hoffnung, dort z. B. einen kleinen Handel anzufangen, wird an der Unzahl leer stehender Läden sehr bald erkennen, wie furchtbar die Krise auch dem kaufmännischen, nicht zuletzt aber auch dem gewerblichen Mittelstand mrtge„spielt" hat. Nein, gerade in den Großstädten hat das Handwerk schon längst keinen goldenen Boden mehr, nicht einmal einen Und so hat denn wieder eine binnenländische Völker- Wanderung eingesetzt, aber eine solche: «eraus aus Wichtige Beschlüsse der ReWMettr Oie Sitzung -es Reichskabinetts. C h esb e sp r e ch un g über die Arbeitslosen hilfe. Das Reichskabinett hielt am Dienstag eine Sitzung ab, die sich bis in die späten Abendstunden erstreckte. Zuvor hatte eine Chcfbesprechung über die Neugestaltung der Arbeitslosenhilfe stattgcsundcn. Anschlie ßend daran hatten Vizekanzler von Papen und Reichs minister Göring über ihre Reise nach Nom auf einer Ministerbcsprechung Bericht erstattet. Außerdem wurden innerpolitische Fragen besprochen. * Gesetz gegen die Überfremdung der Schulen und Hochschulen verabschiedet. In der Sitzung des Reichskabinetts, die bis gegen 22 Uhr dauerte, wurde das Gesetz gegen die Überfremdung deutscher Schulen und Hochschulen verabschiedet. Dieses Gesetz sieht vor, daß bei allen Schulen und Hochschulen die Zähl der Schüler und Studenten soweit zu beschränken ist, daß die gründliche Ausbildung gesichert und dem Bedarf der Berufe genügt ist. Bei Neuaufnahmen ist daraus zu achten, daß die Zahl der Reichsdeutschen, die im Sinne des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbcam- tentums vom 7. April 1933 nichtarischer Abstammung sind, unter der Gesamtheit der Besucher jeder Schule oder Fakul tät den Anteil der Nichtarier au der reichsdcutschen Bevöl kerung nicht übersteigt. Die Anteilszahl wird einheitlich für das ganze Reichs gebiet festgesetzt. In erster Linie sind im Rahmen dieser Anteilszahl diejenigen Reichsdeutschen nichtarischer Ab stammung aufzunehmen oder zu belassen, deren Väter im Weltkrieg an der Front für das deutsche Reich oder seine Verbündeten gekämpft haben. Kinder, bei denen ein Eltern- oder Großelternteil arischer Abstammung ist, fallen bei diesem Gesetz nicht unter den Begriff nichtarisch, so fern sie aus Ehen stammen, die vor Erlaß dieses Gesetzes geschlossen sind. Ausgeschlossen von allen Schulen und Hochschulen sollen die Kinder von Juden sein, die nach dem 1. August 1914 aus dem Osten eingewandert sind. Ferner verabschiedete das Neichskabinett ein Gesetz zur Änderung des Reichsstatthaltergesetzes, einen Gesetz entwurf über die Höhe der Aufbringungsumlagen von 1933 bis 1936 (Jndustrieumlagegesetz), ein Gesetz, wonach ein Schuldner grundsätzlich zum Zwangsverwalter be stimmt werden kann. Dieses Gesetz bezieht sich auf land wirtschaftliche und forstwirtschaftliche Betriebe. Weiter wurden ein Gesetzentwurf über den Verkehr mit Vieh und Fleisch sowie ein weiterer Gesetzentwurf über die Erhöhung der Gebühren fürSchlachtviehhäuser, Fleisch großmärkte und Schlachtviehmärkte verabschiedet. Ferner ist die Kreditaktion für Konsumgenossenschaften nicht mehr fortzuführen. Konferenz der Innenminister. Über Beamten- und Polizeifragcn. Im Neichsministerium des Innern begann die Kon - ferenz der Innenminister der Länder unter dem Vorsitz des Reichsinnenministers Dr. Frick. Einleitend berichtete der Reichsinnenminister über das Beamten gesetz, woraus der preußische Ministerpräsident Göring die Gesichtspunkte entwickelte, nach denen das Gesetz in Preußen angewendet werden soll. Nach der Aussprache fand eine interne Besprechung über Polizeifragen statt. Oie Arbeitsmarktlage im Reich. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitslosen ist in der ersten Aprilhälfte weiter gesunken. Sie verminderte sich um rmrd 69000 aus r^nd 5530 000. Vom Höchststand der winterlichen Arbckslosigkeit ist bis Mitte April eine Entlastung um rund 518 000 oder um 8,6 Prozent eingetreten gegenüber einer vorjährigen Ent lastung von nur 195 000 oder 3,2 Prozent. Die Stärke des bisherigen arbeitsmarktlichen Austriebes geht auch daraus hervor, daß nach den Ergebnissen der Kranken- kassenmitaliederitatistik für den gleichen Zeitraum die der Großstadt! Zurück aufs Land, zurück zur Mutter Erde! Langsam geht es damit vorwärts, aber das Drängen ist mächtig geworden. Die Großstadt hat ihre letzten, fahlgewordenen Reize verloren, und Hundert tausende kehrten ihr den Rücken. Weil diese Menschen zurückstreben nach ihrer wahren, letzten und ersten Heimat, der Erde! Der deutschen Erde! Zähl der Beschäftigten um 600 000 -«ge nommen hat. Die Besserung in der Berichtszeit ist im wesentlichen in den Außenberufen zu verzeichnen, die durch die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Regierung eine wich tige Stütze erhielten; die Entwicklung in den übrigen Be rufen war uneinheitlich. Die Entlastung hat sich jedoch nicht in der gleichen Stärke wie in der zweiten März- Hälfte durchgesetzt. Dies wird darauf zurückzuführen sein, daß erfahrungsgemäß kurz vor den Osterfeiertagen Neu einstellungen von Arbeitskräften zurückgestellt werden. Außerdem sind die Abgänge in Arbeit durch Neuzugänge vielfach überdeck:. So sind zum Apriltermin eine große Anzahl Jugendlicher nach Beendigung ihrer Lehre, be sonders aus den Angestelltenberufen, zur Entlassung ge kommen. Auch zu Ostern Schulentlassene erhöhten, so weit sic keine Stelle gefunden haben, das Arbeitsangebot. Stärker als die Zahl der Arbeitslosen überhaupt ging die Zahl der Hauptunter st ützungsempsäng er in der Arbeitslosenversicherung und Krisenfürsorge zurück. Der Abgang betrug hier 148 000 oder 6,9 Prozent. Die aus Mitteln der Reichsanstalt geförderten Not standsarbeiten sind in verstärktem Ausmaße in Angriff genommen worden. Die Zahl der hierbei be schäftigten Notstandsarbeiter betrug Ende März 88 000, eine weitere Zunahme ist inzwischen eingetreten. MiennWumMung in SrauMweig. Ju Zusammenhang mit der Statthalter-Ernennung. Der braunschweigische Innenminister Klagges und der Landtagspräsident Zörner weilen zur Zeit in Ber lin, um Besprechungen in der Statthaltcrfrage zu führen. Als Statthalter für das Land Braunschweig soll Haupt-, mann a. D. Loeper in Frage kommen. Ob mit seiner Ernennung auch eine Änderung deS braunschweigischen Staatsministeriums verbunden sein wird, läßt sich im Augenblick noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Mit einem Ausscheiden des bisherige» Ministers Dr. Küchenthal dürste jedoch in absehbarer Zeit zu rechnen sein. Mr nationalsozialistische Landwirt, schast-politik. Eine Entschließung der Landwirtschaftskammer Ostpreuße«. Auf der Vollsitzung der Landwirtschaftskammer für die Provinz Ostpreußen wurde von den national sozialistischen Mitgliedern der Kammer eine Entschließung angenommen, in der es nach einer Vertrauensbekundung für Reichskanzler Hitler u. a. heißt: „Die Lage der Landwirtschaft gebietet, mit aller Offen heit dem Reichskanzler die s ch w e r e B e u n r u h i g u n - zur Kenntnis zu bringen, welche die Landwirtschaft üb-r die bisherige Politik des Neichsernährungs- Ministers und dessen Staatssekretäre erfüllt. Ost preußens Bauern bitten daher den Herrn Reichskanzler, da-, für Sorge zu tragen, daß die notwendige vollständige Abkehr vonder bisherigen über ali st i sch- unbäuerlichen zur sozialistisch-bäuerlichen Wirt schaftspolitik zur Tat wird. Das kann nur geschehen, wenn Männer nationalsozialistischer Prägung die Führung auch auf diesem lebenswichtigen Gebiet über nehmen." Der Antragsteller, der das nationale Wollen des Reichsernährungsministeriums ausdrücklich anerkennt, be gründet die Entschließung u. a. mit der Stagnation der Entschuldung. Dazu erklärte der Fraktionsführcr des Landwirtschaftsverbandes Ostpreußen, Strüvy, daß er aus bester Kenntnis wisse, daß diese Stagnation nicht durch das Neichsernährungsministe- rium hervorgerufen worden sei und daß dab.r seine Fraktion der Entschließung nicht zustimmen köni . Die Entschließung wurde daraus mit den nation">- sozialistischen Stimmen angenommen. * Der Nassauische Landbund bittet in einem an den Reichspräsidenten gerichteten Telegramm um Be rufung des Bauernführers DarrL als Neichsernäh- rungsminister. Falsche Gerüchte über Staatssekretär v. Rohr. Die deutschnationale PreußenfraMon stellt richtig. Die deutschnationale Fraktion des Preußischen Land^ tWes teilt mit: -Lu einigen imftMalsozialiüiichen Lei-»