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MsdmsserTageblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D-r .Wilsdruffer Tageblatt» erschein» an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monatlich r,— NM. srei Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apsg. Alle Postanstalten und Post- boten, unsere Austrägern, .. . G-schästsftelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- WüU)kNvtNlt fÜP Wilsdruff U. LlMkielleNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od.sonstiger > ' » >—» Betriebsstörungen besteht jieiu Anspruch auf Lieferung. Ler Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegl. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter schöne ^E,s-Ze?nüng-° lm°-oI,chs?T-i,e't"RM.' Nachweisu7gsA7ü^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 durch Fernruf übermittelten Anzeigen üd-en. wie keine D-rantte. Feder Rabattanineuck die Richtigkeit den Klage Ungezogen werden muß oder der A^ged^^ der Bettag dura, Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtsdauvlmannickatt M-ik-n gerichts und »es Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharaud, und des Finanzamts Wilsdruff-Dresden Nr. 90 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt^ Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 18. April 1933 Die Neugestaltung der Agrarwirtschaft. Durch die Osterpause trat in den mit größter Beschleunigung im Reichsernährungsministerium voran- geiriebenen Arbeiten zur Neugestaltung der Agrarwirtschaft eine Unterbrechung ein. Unmittel bar nach den Feiertagen wird jetzt dem Reichskabinett von Dr. Hugenberg eine große Zahl neuer Maßnahmen von grundlegender Bedeutung für die Landwirtschaft zu- geleitet und zur Beschlußfassung vorgelegt werden. Es handelt sich hierbei um eine konsequente Fort führung des bisher eingeschlagenen Weges zur Rettung des Bauern und damit des deutschen Arbeiters. Nachdem die Neuordnung der deutschen Fettwirt schaft die grundlegende Umstellung der deutschen Land- w.rtschaft auf eine Mehrerzeugung von Fett, Eiweiß futter und Faserpflanzen eingeleitet hat, soll nunmehr dem deutschen Gartenbau im Rahmen des Gesamtprogramms zur Belebung des Binnenmarktes, soweit wie unter den derzeitigen Verhältnissen möglich, die Lebensfähigkeit durch ein besonderes Gesetz zum Schutze des deutschen Gartenbaues gesichert werden. Einen wesentlichen Anteil an der Belebung der Wirtschaft, ins besondere im Osten, soll schließlich die Siedlung er halten, die auf völlig neue Grundlagen gestellt werden wird. Hierfür dürfte es von besonderer Bedeutung sein, daß im Reichsernährungsministerium neue Pläne aus gearbeitet werden, die zu einer Gesundung der Verhältnisse am Schweinemarkt führen sollen. In diesem Zusammenhang mutz auch die bevor stehende Senkung und Regelung der Vieh- und Schlacht hofgebühren durch Reichsgesetz erwähnt werden. In engstem Zusammenhang damit steht die Neuordnung des landwirtschaftlichen Markt Wesens für alle landwirt schaftlichen Erzeugnisse. Hiervon wiederum kann die Neugestaltung des landwirtschaftlichen Absatzwesens nicht getrennt werden. Ein Anfang ist hier auf dem Obst- und Gemüsegebiet gemacht worden, das planmäßig durch eine Reichs stelle für Ob st und Gemüsevermittlung organisiert werden soll. Ferner soll zur Sicherung der Versorgung des Wein-, Obst-, Garten- und Hopsenbaues mit Schädlings bekämpfungsmitteln und Hopfenbindematerial das Früchtepsandrecht auch für diese Produktionszweige eingeführt werden. Für die Fett Wirtschaft, ins besondere den Buttermarkt, wird es nicht ohne Bedeutung sein, daß nunmehr Gaststätten und gewerbliche Betriebe verpflichtet werden, anzugeben, welche Fette bei ihnen ver wandt. werden. Die Margarineindustrie selbst wird in Zukunft die Margarine kennzeichnen, d. h. die ver arbeiteten Rohstoffe angeben müssen. Neben diesen Maßnahmen wird für die Landwirt schaft die nunmehr bevorstehende endgültige Regelung ihrer Schuldverhältnisse von entscheidender Bedeutung sein. Reichsminister Dr. Hugenberg hat bereits bei der Einführung des Vollstreckungsschutzcs für die Landwirt schaft erklärt, daß dieser Übergangszustand baldmöglichst von einer endgültigen Um- und Entschul dung der Landwirtschaft abgelöst werden mutz. Nunmehr sind die Vorarbeiten soweit abgeschlossen, datz ein diesbezüglicher Gesetzentwurf dem Kabinett zugehen wird. In den Plänen des Reichsernährungsministeriums ist vorgesehen, datz der Inhaber eines landwirtschaftlichen Betriebes, der sich nicht selbst entschulden kann, die Ent schuldung beanspruchen kann. Die Entschuldung wird von den örtlichen Kreditinstituten (Landschaften, Hypotheken banken, Sparkassen und dergl.) durchgeführt, mit dem Ziel, die Voraussetzungen für eine allmähliche Zurückführung der Verschuldung bis auf die Grenze der Mündelsicherheit zu schaffen. Ist der Betrieb überschuldet, so kann auf Antrag der Entschuldungsstelle und des Betriebsinhabers ein Zwangsvergleichsver- sahren einsetzen, in welchem die Möglichkeit besteht, sür die nicht mündelsicheren Forderungen einen Zwangs- akkord bis auf SO Prozent zu erzielen. Ferner ist vor gesehen, daß auf Wunsch des Schuldners die Entschuldung auch durch Landabgabe erfolgen kann. Es soll ferner Vorsorge getroffen werden, datz eine Neuverschuldung der entschuldeten Betriebe über die Grenze der Mündelsicher heit hinaus in Zukunft nicht mehr erfolgen kann. Außer- dem soll die Zinssenkung für landwirt schaftliche Hypotheken, die nach der Notverord nung vom 27. September 1932 bis zum 30. September 1934 begrenzt ist, über diesen Zeitpunkt hinaus ohne zeit liche Begrenzung verlängert werden. Das neue Gesetz soll für das ganze Reich gel 1 en. Die Entschuldung der im Sicherungsverfahren befindlichen Betriebe soll nach den bisherigen Vorschriften zu Ende geführt werden mit der wichtigen Neuerung, daß auch im Sicherungsverfahren eine Kürzung erststelliger Hypotheken möglich sein soll, wenn diese die Mündelsicherheitsgrenze übersteigen, Im Hinblick auf die Entschuldungsgesetzgebung ist die Entlassung von Betrieben aus dem Siche- xungsverfahrm bis rum 1. Mui gesperrt. Danach ist mit Dit AedlW Komi in GW! Gesunde MdsiarkeSiedlungsMM Die Bedeutung der verkleinerten Besttzeinheiten. In der Anstaltsversammlung der Deutschen Siedlungsbank ist eine völlige Umwandlung des Verwaltungsrates vorgenommen worden. Vertreter des früheren Regimes, wie D r. Hermes, Direktor Luebke und Dr. Schauff sowie der sozialdemokra tische Abgeordnete Schmidt-Köpenick sind aus geschieden, nationale Vertreter, wie u. a. der mecklen burgische Ministerpräsident Granzow, der Siedlungs fachmann der NSDAP. Edmund Schmidt-Mün chen,Dr. Wentzel vom Reichslandbund und der Land arbeiterführer Wolff sind dafür in den Verwaltungsrat berufen worden. Zum Vorsitzenden des Verwaltungs rates wurde Reichsminister a. D. FreiherrvonGayl gewählt, einer der besten Kenner des Siedlungswesens. Über die damit angebahnte Neuordnung werden noch folgende Einzelheiten bekannt: In der Zeit der Systemherrschaft ist auch in der Sied lung eine hier und da bis zur Korruption gehende Ver wirrung der Begriffe und Zuständigkeiten eingerifsen. Reichsminister D r. H u g e n b e r g, der aus Grund seiner eigenen langjährigen Siedlungspraxis die Notwendigkeit eines scharfen Eingreifens in diese Dinge von vornherein ins Auge gefaßt hatte, ist durch die Verbindung seines Amtes als Ernährungsminister mit demjenigen als preu ßischer Minister (Kommissar) sür Landwirtschaft, Do mänen und Forsten in der Lage, diesen Eingriff in wirk samer Weise vorzunehmen. Nach einstweiliger Beobach tung der augenblicklichen Mißstände hat er sich zu ein- schneidenden Maßregeln entschlossen. Auf seinen Wunsch hat Freiherr von Gahl sich ihm für eine einstweilige ehrenamtliche Tätigkeit als Kommissar für die Siedlung zur Verfügung gestellt. Die im Neichsernährungsministerium bzw. der Oststclle und im preußischen Landwirtschaftsministerium mit Siedlungs angelegenheiten beschäftigten Referenten werden so zu sammengefaßt, daß jeder Referent alle Arbeiten eines be stimmten Gebietes, sie mögen aus der Seite der Gesetz gebung oder Verwaltung, des Reiches oder Preußens liegen, in sich vereinigt und damit die bisherige Doppel- und z. T. Gegeneinanderarbeit aufhört. Lediglich durch personelle Zusammenfassung der Kräfte und ohne jeder Neuorganisation, im Gegenteil mit der Aussicht auf eine baldige Vereinfachung und Verkleinerung entsteht so ein zentraler Verwaltungskörper, der unter der Leitung des Siedlungskommissars Freiherr von Gahl nach den Richtlinien des Ministers arbeitet und die bürökräM schen Fesseln lösen wird, unter denen die Siedlung jetzt leidet. Dazu wird namentlich auch eine starke Dezen tralisation der Aufgaben und Verantwortlichkeiten beitragen. Der gemeinnützige Charakter der Siedlungs gesellschaften wird durchweg wiederhergestcllt und die Behandlung der Siedlung als gewinnbringendes Privat geschäft, wo sie sich eingeschlichen hatte, abgestellt wer- den. Die finanzielle Unsicherheit, unter der die Tätigkeit der Siedlungsgesellschaften in den letzten Jahren gelitten hat, soll beseitigt, — dann aber von den Siedlungsgesell- schäften auch verlangt werden, daß sie mit kräftiger und beschleunigter Ankaufs- und Siedlungstätigkeit als starker Faktor der Neugestaltung unseres Wirtschafts lebens eingreifen. An Land angebot fehlt es dazu nicht. Es wird sogar notwendig sein, im Zusammen wirken mit der gleichfalls dem Minister Hugenberg unter stehenden preußischen und den sonst dazu geneigten Domänenverwaltungen das zu erwartende Uber- an gebot von Land (einschl. der aus verschiedenen Gründen einstweilen nicht „ zue Besiedlung geeigneten Flächen) vorläufig als Domänen zu übernehmen und zu verpachten. verpachten. So wird ohne gewaltsamen Eingriff und ohne Verletzung berechtigter Interessen ein Vorrat von Siedlungsland entstehen, der für etwa zwei Jahrzehnte die Möglichkeit einer gesunden und starken Siedlungstätigkeit und damit eine Hoffnung sür unsere Bauernsöhne und spar kräftigen Landarbeiter eröffnet. Dabei wird auch die Bildung lebensfähiger Restgüter nicht zu kurz kommen. Die Entwicklung ist, jahrhundcrtewcise betrachtet, dahin gegangen, die Besttzeinheiten zu verkleinern, ohne daß damit die wirtschaftliche Bedeutung der verkleinerten Besttzeinheit geringer geworden wäre. Größere Intensität und Steigerung der Er- trägsfähigkeit haben aus die Länge der Zeit noch immer den Ausgleich geschaffen. Die Bedeutung dieser Seite der wirtschaftlichen Entwicklung wird wieder um so stärker hervortreten, je mehr es gelingt, durch die eingc- leiteten Wirtschaftsmaßnahmen den Reinertrag der landwirtschaftlichen Betriebe wiederherzustellen und durch die angekündigten EntschuldungSmaßnahmcn die noch lebensfähigen landwirtschaftlichen Existenzen z« erhalten und über die Gefahren des Augenblicks hinweg- zubrinacn. Seldtes Besuch beim Reichskanzler. Das Hitler-Haus auf dem Oüersalzberg, wo der Reichskanzler die Osterfciertage über weilte, war in diesen Tagen der Treffpunkt dreier Mitglieder der Reichs regierung. Sowohl Reichsarbeitsminister Seldte als auch Reichsminister Dr. Goebbels statteten dem Reichskanzler Besuche ab. Am Sonntagnachmittag empfing der Reichskanzler den Reichsarbeitsminister. Anschließend sprach Minister Seldte mit einem Redaktionsmitglied des Nürnberger 8-Uhr-Blattes über aktuelle Fragen seines Arbeitsgebietes. Dabei streifte Minister Seldte ü. a. die Braunschweiger Vor gänge kurz und führte aus, datz der Reichskanzler und er sich völlig eins seien darin, daß ein kameradschaftliches enges Verhältnis zwischen SA. und Stahlhelm eine Selbstverständlichkeit sein müsse. Die Füh rung beider nationaler Gruppen werde in den kommen den Monaten nichts unversucht lassen, um dem letzten Mann zu zeigen, datz nicht nur die Führer, sondern auch die Gefolgschaft in kameradschaftlichem Geiste zu sammenarbeiten müsse. Minister Seldte verwies weiter auf die freundschaftliche Zusammenarbeit aller Mitglieder der Reichsregierung und sprach die Hoffnung aus, datz dieser Wille zum Zusammenwirken auch die letzten Schichten der Gefolgschaft durchdringen werde. Falscher SA.-Mann in der Umgebung Hitlers sestgenommen. Auf dem Obersalzberg in der Nähe des Landhauses des Reichskanzlers wurde am Nachmittag des Ostersonn- dem Inkrafttreten der Entschuldung am 1. Mai zu rechnen. Von diesem Zeitpunkt an wird nach Maßgabe des Kort- schreitens des Entschuldungsverfahrens auch wieder in ausreichendem Umfange Land zur Durchführung der Siedlung zur Verfügung stehe«. tages eine verdächtige Person sestgenommen. Der Mann trug S. A-Uniform, nannte sich Unterarzt a. D. Paul Orlowski aus Schweidnitz in Schlesien. Der Mann war durch sein sonderbares Benehmen und seine widersprechenden Angaben wiederholt ausge fallen und wurde kurz bevor Reichskanzler Adolf Hitler mit Minister Seldte dem Platterhof einen Besuch machte, von der Kriminalpolizei verhaftet. Man fand bei ihm falsche Papiere, Morphium, Revolver und Pa tronen. Es wurde festgestellt, daß sich Orlowski zum Schein in eine SA.-Uniform gesteckt hatte. * Berlin, 18. April. Wie Berliner Blätter melden, «st es möglich, datz die Besprechungen zwischen dem Reichskanzler Hitler und dem Reichsarbeitsminister Seldte in Berlin noch fortgesetzt werden, und daß eine offizielle Erklärung erst ver öffentlicht wird, wenn zu weiteren Verhandlungen auch der preußische Ministerpräsident Göring hinzugezogen ist. Der Reichskanzler wird spätestens für Mittwoch vormittag in Berlin zurückerwartet, da für Mittwoch eine Sitzung des Reichskabinetts angesetzt ist. Reichsminister Dr. Hugenberg wird bereits am heutigen Dienstag wieder in Berlin eintref- fen, ebenso Reichsminister Dr. Goebbels. Nach einer weiteren Meldung wird Ministerpräsident Göring sein Amt am 2Y. April antreten. Ein Schritt Kardinal Bertrams -ei Hindenburg. Kardinal Bertram hat, wie dir Breslau«, Schlesische Volkszeitung erfährt, als Vorsitzender . Fuldaer Bischofskonferenz dem Retchsprasick venten von Hindenbureg seine ernsten Besorgnisse schriftlich vorgetragen und zugleich mit Nachdruck den auH richtigen Wunsch der deutschen Katholiken yervorgehobe^. am nationalen Aufbau des Vaterlandes mfi «Ken Kräfte-» mttzuarbÄten.