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Midwerk md Mchweid im September. Die Tatsache, daß manche Wildarten nicht nur vor übergehend, sondern dauernd in ihrem Bestand zurück gehen, ist nicht leicht zu erklären, weil sich die Ursache nicht immer mit Bestimmtheit feststellen läßt. Die Verminderung der bei uns brütenden Märzenten wird mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückgeführt, daß zahlreiche Brücher entwässert und in Kunstwiesen verwandelt worden sind, wodurch eine Verringerung der Nistgelegen heiten herbeigeführt wird. Die Abnahme der Reb- Hühner scheint mit der Änderung der Wirtschasts- methoden und vielleicht auch mit der Verwendung künst lichen Düngers zusammenzuhängen. Ganz ungeklärt ist die Frage, worauf die auffällige Verminderung der Phuhlschnepfen beruht. In meiner Jugend er schienen die ersten Züge aus dem Norden bereits im August und in solcher Zahl, daß der apportierende Hund oft mit einer Schnepfe im Fang schon vor der zweiten stand. Sie sielen nicht nur in feuchte Wiesen, sondern auch in dichte Kartoffelfelder ein, wo sie an heißen Tagen Deckung gegen die spätsommerliche Hitze fanden. Da sie sehr fest liegen, schwerfällig aufstehen und langsam in gerader Linie abstreichen, waren sie das beste Wild, um einen jungen Hund und einen jungen Jäger „abzuführen". Nach tanger Pause habe ich erst 1921 bei einer Entenjagd in Ostpreußen wieder Pfuhlschnepfen gefunden und geschossen. Ungeklärt ist auch die Frage, weshalb das Birkwild eine Gegend, in der es lange Zeit Standwild gewesen ist, verläßt. Mir ist solch ein Fall bekannt, wo das Birkwild nicht nur abnahm, sondern gänzlich verschwand, nach längerer Pause sich wieder einfand, um nach einigen Jahren wieder zu verschwinden. Im September beginnen die „Zukunftshirsche" zu wandern. Sie fühlen den Drang in sich, aus der bescheidenen Stellung eines „Beib'rsches" emporzusteigen, sich selbständig zu machen und* ein eigenes Rudel zu gewinnen. Das sind die Gegner, mit denen mancher Platzhirsch harte Kämpfe zu bestehen hat. Manchmal gelingt es ihm, den Nebenbuhler abzuschlagen, nicht selten aber muß der ältere Hirsch dem jüngeren Weichen. Die Brunft tritt in Süd- und Westdeutschland schon Mitte des Monats ein, in Ostpreußen selten vor der letzten Woche des September. Dann hallt der schweigende Wald wider von den tiefen Orgeltönen der kapitalen Hirsche. Am groß artigsten ist das Konzert in Rominten, wo man vom Schloß aus in kalten, klaren Nächten ein Dutzend Brunft hirsche ihre gewaltige Stimme erheben hört. Bei regnerischem Wetter „knören" die Hirsche nur, d. h. sie lassen nur ein unzufriedenes Knurren und Brummen hören. In der Fischweid bringt der September dem Grundangler guten Fang an Bleien, aber nicht durch Zufall, sondern nach sorgfältiger Vorbereitung eines Fangplatzes, den man sich in fünf bis sieben Meter Tiefe auf hartem, von Pflanzenwuchs freiem Grund anlegt. Dort werden erst die Stechstangen eingetrieben, die den Herbst hindurch stehen bleiben. Dann beginnt das An füttern. Dazu verwendet man weichgekochte kleine Kartoffeln, die, mit derselben Menge Lehm zusammen- geknetet, in Brocken sieben bis acht Meter von den Stech stangen entfernt ausgeworfen werden. Auch Lupinen und Erbsen werden gern genommen, sind aber viel teurer als das Kartoffelgemisch und erfordern größere Mengen, be sonders wenn sich auch große Güstern und Plötzen am Futterplatz einfinden. Wenn man mehrere Tage an- gefüttert hat, kann man damit rechnen, Bleie anzutreffen. Beim Anlegen des Kahns an die Stangen, sowie der Handhabung der A n g e l ru t e n ist besondere Vorsicht ge boten, weil der Blei sehr scheu ist und vom geringsten Ge räusch verscheucht wird. Als selbstverständlich wird die Anwendung derRolle vorausgesetzt, denn der Blei mutz sehr vorsichtig gedrillt werden, weil er ein sehr weiches Maul besitzt und sich von der festen Angel leicht losreißt. Auch ein genügend großer Käscher muß immer in Hand nähe zum Unterfangen bereit liegen. In Seen, wo noch Karpfen ausgesetzt sind, muß man auch damit rechnen, daß man einen sehr schweren Fisch an den Haken bekommt, der nur mit Hilfe der Rolle gedrillt werden kann. Als Köder dient meist ein haselnutzgroßes Stück Kartoffel. Viele Angler ziehen aber den Tauwurm, der gierig geschluckt wird und einen sicheren Anhieb gewährleistet. Dr. Fritz Skowronnek. Ser Altmeister des Bogelschußes gestorben. In Langensalza ist der Altmeister und Begründer des wissenschaftlichen Vogelschutzes, Dr. e. h. Hans Freiherr von Berlepsch, im Alter von 76 Jahren gestorben. Diesem bekannten Tierfreund wurden anläß lich seines 75jährigen Geburtstages im vergangenen Jahre große Ehrungen zuteil, wobei ihm u. a. der silberne Ehrenschild für Landwirtschaft von der Deutschen Ornitho logischen Gesellschaft überreicht wurde. Neben einer Berlepsch-Stiftung hat der Verstorbene auf seinem StammMotz eine erstklassige Musterstation für Vogelschutz geschaffen. Kurze politische Nachrichten. Am Donnerstagabend um 7 Uhr wird im Rundfunk im Rahmen der Stunde der Nation ein Lehr- und Hör spiel von Konrad Dürre „Erbkrank und erb gesund" gesandt. * Papst Pius XI. hat durch Kardinalstaatssekretär Pacelli ein Beileidstelegramm an das Berliner Dom kapitel gesandt, in dem er seinen tiefen Schmerz über den Heimgang Bischof Schreibers ausspricht. * Bei kommunistischen Kundgebungen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurden die vor der deutsche »Gesandtschaft stehenden Polizisten an gegriffen und das Gebäude mit Steinen beworfen. Da Schreckschüsse keinen Erfolg hatten, schossen die Posten scharf. Mehrere Demonstranten wurden verletzt. Großseuer im Duisburger Hafen. Am Duisburger Binnenhafen brach in den Speichereianlagen der Rheinisch-Westfälischen Speditionsgesellschaft nachmittags ein Feuer aus, das mit rasender Geschwindigkeit um sich griff. Schon kurze Zeit nach der Entdeckung des Feuers bildete das große Lagerhaus ein einziges Flammenmeer. Der Ver kehr im Hafengelände wurde gesperrt. Das Feuer, das in dem mehrere Stockwerke hohen Speicherhause der Nagut-Kraftfutterwerke aus gebrochen war, griff mit größter Geschwindigkeit um sich und sprang auf den nebenanliegenden Lagerschup pen über. Die im Schwanentorhafen vor Anker liegen den Schiffe verließen fluchtartig ihre Liegeplätze, da die einstürzenden Mauern des Speichers eine große Gefahr für sie bedeuteten. Zwei Wohnhäuser wurden durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen und durch die Feuerwehr geräumt. Ein großer Eleva tor, der zur Entleerung der anlegenden Schiffe dient, wurde ebenfalls ein Opfer des Feuers. Einige Wehr männer und SA.-Männer wurden mit Rauchver giftungen aus dem Bereich des Feuers getragen. Krachend barsten die gewaltigen Mauern und das Gebälk zusammen, während im Innern der beiden Gebäude das Feuer, das dort an den riesigen Mengen fetthaltiger Speditionsgüter überreiche Nahrung fand, unentwegt weiterbrannte und schwelte. Pulvermagazin in die Lust gefloge.. Ein Schwerverletzter. Mit einem ungeheueren Knall explodierte im Phönix park in Dublin ein Pulvermagazin, wodurch die ganze Stadt in die größte Aufregung versetzt wurde. Infolge der Explosion wurde ein Mann schwer verletzt und ein großer Teil der fortartigen Anlagen in einer Ausdehnung von 60 Meter Breite und 16 Meter Tiefe vollständig zer trümmert. Das hochstehende Gras fing Feuer, und es be stand die Gefahr, daß noch andere Gebäude, in denen eben falls Munition gelagert war, in Brand geraten würden. Sämtliche verfügbare Feuerlöschzüge der Stadt eilten auf die Brandstelle, und es gelang, ein Weitergreifen der Flammen zu verhüten. Abenteuerliche MaMfaM von drei deutschen Seeleute«^ Drei deutsche Seeleute — Heinrich Gieselmann aus Emmerich, Oskar Meier aus Bremerhaven und Reinhard! aus Hof — sind mit einer Zehntonnenyacht „Fritjof" von London zu einer Reise über den Atlantik abgesegelt, die sie nach Spanien, Nordafrika, den Kanarischen Inseln^ Brasilien, Westindien, Nordamerika, Neufundland und dann wieder zurück nach Europa führen soll. Sie haben für die Fahrt ein Jahr veranschlagt. Gieselmann und Meier haben bereits eine abenteuerliche Atlantiküber querung hinter sich. Enthüllungen über einen Großverdiener. Der Fall Siewert in Danzig. Aus den Mitteilungen der amtlichen Unter- suchungsergebnisse über den Fall des Groß verdieners Siewert, des früheren Direktors der Landwirtschaftlichen Großhandels-Ge sellschaft Danzig, deren ordnungsmäßige Ge schäftsführung seit dem Ausscheiden Siewerts wieder ge sichert ist, sei noch folgendes kurz mitgeteilt: Große Summen verschaffte sich Siewert durch ge schickte Umbuchungen. Er hatte eine solche Un zahl von Konten, daß mehrere Angestellte zu deren Füh rung notwendig waren. Die Schuldbeträge auf feine persönlichen Konten wurden aus dem Pen - fions- und dem Tantiemefonds zumeist aus geglichen. Bei Mahnungen um Begleichung persönlicher Schuldbeträge für Materiallieferungen für seine Häuser bekam er Tobsuchtsanfälle. Einem Lagerverwalter erklärte er, daß er als Direktor solche Sachen nicht zu be zahlen brauche. Einen Bruder, einen Vetter, Neffen und Nichten brachte er im Betriebe unter. Der Mann, der die Revisionen vornehmen mutzte, heiratete seine Schwester. Gewaltig hoch waren seine Reisespesen und ähn liche Unkosten, enorm die Aufwendungen für Zi garren. Als Siewert mit einer dicken Abfindung schließlich entlassen wurde, kaufte er sich zu seinem Besitz von Häusern und Villen noch das Rittergut Wojanow. Aus den Trümmern der von Siewert ge leiteten Unternehmungen gingen nur er und sein Freund Hannemann als reiche Leute hervor. Licht „Berschievevahnhos", sondern „Abstellgleis". Die Verhandlungen im Lahusen-Prozetz. Im Lahusen-Prozetz wurden bisher nur allgemeine Fragen behandelt, und der Vorsitzende betonte ausdrücklich, datz man noch kein klares Bild gewinnen könne. In der Montags- sitzung wurde das Verhältnis der Rordwolle zur Hum erörtert. Lahusen verwahrte sich gegen den Ausdruck „Verschiebe bahnhof". wie die Hum vom Staatsanwalt bezeichnet worden sei. Wolle man schon einen eisenbahnlechnischen Aus druck gebrauchen, so könne man nur von einem „Abstell gleis" reden. Mit erhobener Stimme wandte er sich gegen den Vorwurf, datz er der Beantwortung einzelner Fragen aus- weiche. Er wünsche die.volle A"*llärung, die nur zu seinen Gunsten ausschlagen könne. Nach einer längeren Erörterung über die Begriffsbestim mung der sttllen Reserven, wie die Angeklagten sie ver stehen, ging das Gericht zur Behandlung der einzelnen An- klagcpunkte über. Sultschtner Natlonalsozialtsten von der tschechischen Polizei verhaftet. Die Mährisch-Ost rauer Polizei hat fünf Hultschiner, die Angehörige der DNSAP. sind, verhaftet und dem Kreisgericht zugeführt. Den Verhafteten, unter denen sich auch der Vorsitzende der Hultschiner Stadtvcr- ordnetenfraktion der DNSAP., Karl Klieber, befindet, wird vorgeworfen, staatsfeindliche Beziehungen zu der NSDAP, in Deutschland unterhalten zu haben. Gegen die Verhafteten ist ein Verfahren wegen Vergehens gegen das Republikschutzgesetz eingeleitet worden. b iskerscdulr OurEl L. ^ckieimaau KomauLeutrats Ltuntzart 51) Der Sturm hatte sich gelegt, aber der Regen goß nun in Strömen nieder und ließ, da die Blitze allmählich seltener wurden, die Finsternis noch undurchdringlicher erscheinen Es dauerte kaum fünf Minuten, dann hörte man von links die Kreuzgasse her ein Auto kommen. Wie ein Spuk sauste es vorüber, zwei blendende Lichtkegel vor sich herwerfend. Markier erhellte nun auch an seinem Wagen die Lich! er wieder und beeilte sich, die Verfolgung auf zunehmen. Zwischen Leiden Wagen waren höchstens dreißig Meter Zwischenraum. Leider hatte Marbler infolge des Regens und der Dunkelheit weder erkennen können, welche Nummer Las andere Auto trug, noch ob es ein Miet- oder Privatauto war. Doch glaubte er eher letzteres nach der ganzen Art der Form und Aufmachung. Auch daß es ein sehr gutes Fahrzeug war, merkte er wohl und dachte: „Wenn dec andere erst merkt, daß ich hinter ihm her bin, werde ich mich tüchtig ins Zeug legen müssen, um Schritt hal ten zu können!" Und der „andere" merkte dies sofort, nachdem man die Stadt in gerader Linie durchquert hatte und er mit seinem Wagen eine direkt nach Osten führende Land straße einschlug, denn er schaltete plötzlich eine stark er höhte Geschwindigkeit ein. Trojan, obwohl seine Nerven noch erregt waren und der Gedanke an Sylvia ihn aufs höchste beunruhigte, empfand doch zugleich eine grenzenlose Müdigkeit und Abgespanntheit, die durch das eintönige Rattern des Wagens, das Rauschen des Regens und die Finsternis ringsum noch verstärkt wurden. Ohne daß er es merkte, fielen ihm die Augen zu. Nach dem arbeitsreichen Tag und den überstandenen Anstrengungen verlangte die Natur ihr Recht. 27. Robert Trojan erwachte durch einen Ruck und Menschenstimmen, die an sein Ohr schlugen. Noch siblastrunken öffnete er die Augen. Der Regen hatte aufgchört, Sterne blitzten am Himmel. Ein paar Männel in Uniform standen neben dem Kraftwagen, hinter ihnen sah Trojan auf einer Bank ungarische Soldaten sitzen. Einer der Mäner schrie ihn in schlechtem Deutsch un geduldig an: „Ihren Paß! Hören Sie denn nichts? Zum drittenmal bereits verlange ich Ihren Paß!" Trojan, der ganz und gar nicht begriff, warum man von ihm plötzlich einen Paß verlangte, den er gar nicht besaß, blickte unwillkürlich nach dem Lenksitz, um zu sehen, was Marbler zu diesem Verlangen sagte. Da aber bemerkte er erst zu seinem Schrecken, daß der Lenksitz leer und Marbler gar nicht da war. „Wo bin ich denn eigentlich —? Und warum wollen Sie einen Paß von mir?" fragte er den uniformierten Mann, der ihn angeschrieen hatte. „Warum? Weil Sie die ungarische Grenze über schritten haben und dazu doch ein Paß gehört!" Die ungarische Grenze! Wie ein Blitz durchfuhr Trojan das Wort. Sie waren also in Ungarn! Dorthin war das fremde Auto gefahren! Und jäh dämmerte in ihm eine Ahnung der Wahr heit auf. Bela Laßwitz! Trojan hatte über dieser für ihn ganz nieder schmetternden Entdeckung ganz vergessen ru antworten. „Nun — wird's bald?" schrie der Erenzbeamte nochmals. „Ich habe keinen Paß —" „Wie, keinen Paß? Und Sie wagen es, die Grenze zu passieren?" „Ich hatte dazu durchaus nicht die Absicht und ahnte vorher gar nicht, daß ich gezwungen sein würde, un garischen Boden zu betreten," antwortete Trojan, sich zur Ruhe zwingend. „Wir befinden uns nämlich auf der Verfolgung eines Verbrechers, der eine junge Dame gewaltsam entführte —." Der Beamte unterbrach ihn durch eine Hand bewegung, während er spöttische Blicke über Trojans Aeußeres gleiten ließ. „Keine Ausreden, mein Lieber. Sie sehen vielleicht eher selber wie ein Verbrecher aus und ich glaube kein Wort von Ihren Behauptungen, ehe Sie mir deren Wahrheit nicht beweisen können!" „Herr, ich verbitte mir das!" brauste Trojan auf. „Ich bin Ingenieur bei der steirischen Landesregierung, heiße Robert Trojan und —" „Können Sie sich durch Papiere ausweisen? Ich meine durch einen Paß mit Lichtbild, denn andere Pa piere können natürlich gestohlen sein." „Aber wenn ich Ihnen schon sage, daß ich vorher keine Ahnung hatte von den Umständen, die mich zwan gen, hier die Grenze zu überschreiten. Papiere —? 2a, warten Sie — er fingerte nervös in seinen Rocktaschen herum — „da habe ich ein paar Briefe und einen Passierschein der Eisenbahnwerkstätten — dann eine Dauerkarte." „Kann alles gestohlen sein! Sie sehen mir ganz danach aus, als ob Sie jemanden kaltgemacht hatten und nun auf der Flucht wären — ah, da ist ja auch der andere," unterbrach er sich, da Marbler, die Hande in den Hosentaschen, herbeigeschlendert kam und Trojan verschmitzt zublinzelte, als wollte er sagen: „Beruhige dich, es ist alles in Ordnuna." i (Forts, folgt.)