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MsdrufferTageblait Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis : die 8 gespaltene Naumzeile 20 Npsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dorge- schriebene Erscheinungs- cv* /» tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Ami Wusdrusf Nr. y berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.iouhr. ' ' — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- ikd-rgeitBestellungene»^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Falles Gewalt, Krregod. sonstiger Betriebsstörungen besteht Kern Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 144 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 23. Juni 1933 Gegen die Internationale. Vielleicht darf man von einem bestimmten Gesichts punkte aus die bekannten Vorkommnisse auf der Genfer Tagung des Internationalen Arbeitsamtes fast begrüßen. Sie stellen nämlich für alle jene, bisher noch Unbelehr baren eine grimmige Lehre, einen überaus drastischen Anschauungsunterricht dar, die immer noch von dieser „Internationale der Arbeit" eine Erleichterung oder Verbesserung ihres sozialen Daseins erhofften und die ge glaubt haben, wenigstens aus dieser Institution des Völker bundes würde für die Arbeiterschaft der ihr angeschlossenen Länder etwas Segenbringendes herauskommen. Hatte man doch so oft geredet über die „internationale Soli darität der Arbeiterinteressen", wenn man nicht einfacher- Weise offen zugab, daß sich in diesem Internationalen Arbeitsamt schon recht viel von der Forderung des kom munistischen Manifestes verwirklicht hatte: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!", was auf allen sozialdemo kratischen oder kommunistischen Versammlungen ebenso wenig fehlen durfte wie der Gesang der Arbeiter-Inter nationale, die aber immer nur in den Köpfen — deutscher Arbeiter herumspukte. Sie wurden ja auch nicht einmal oder nur erst allmählich und sehr spät von diesem Irr wahn einer Arbeiter-Internationale geheilt, als nach dem „Siege des deutschen Volkes auf der ganzen Linie" am 9. November 1918 die englischen und französischen „Brü der" mitsamt den rmen Fahnen und der Pölkerversöhnung ausblieben; diese „Brüder" auch gar nichts gegen das Versailler Diktat — das einer der Führer der sozialistischen Zweiten Internationale Vandervelde als belgischer Minister präsident unterzeichnete — einzuwenden hatten, obwohl doch die deutschen Arbeitermassen von diesem Diktat und seinen Folgen in furchtbarster Weise getroffen wurden und werden! In solchen Fällen, wenn es sich um die Interessen ihrer eigenen Länder handelte, bekamen die englischen, französischen, belgischen Mitglieder der „Zweiten Jnternatio- nale" plötzlich ganz sonderbare Zungenfehler: sie konnten dann von jenen» Wort nur das „national" aussprechen und demgemäß handeln. Sie haben auch keinen Finger gerührt, für ihre deutsches „Brüder", als in diese der Stoß des Ruhreinbruchs hineinfuhr und unsägliches Elend, Not und Tod gerade über die von Arbeitermassen über quellenden Teile Deutschlands brachte. Wo blieb denn da die „Internationale der Arbeit" mitsamt ihrem Genfer Arbeitsamt, das jetzt „so tapfer schmälen" konnte? Es schwieg wie ein Grab um Mitternacht. In Paris tat man bei den Genossen das gleiche, aber in England — handelten sie. Dort hatten die sozialistischen Gewerkschaften, die unter Macdonalds Führung standen und gleichfalls der „Zweiten Internationale" angehören, gar nichts gegen eine möglichst starke Produktionssteige rung einzuwenden, um überall in die von Deutschland nach dem Kriege mühsam zurückeroberten Absatzgebiete im Auslande einzubrechen und so auf wirtschaftlichem Gebiet dasselbe zu tun, was die Franzosen politisch am Rhein und Ruhr zu erreichen versuchten. Und wie ant worteten die Führer der „Zweiten Internationale" in Deutschland einige Jahre später auf diese schallenden Ohrfeigen? Sie setzten, als 1926 der englische Bergarbeiter streik ausbrach, geradezu Himmel und Hölle in Bewegung, um zu verhindern, daß nun auch die knapp vor dem Er liegen befindliche deutsche Kohlenwirtschaft diese Gelegen heit benutzte, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Man sprach sogar von Sympathiestreiks, tobte im Reichs tag gegen die „profitwütigen Bergherren" los, — nur machten diesen Wahnsinn einer durchaus einseitigen „internationalen" Solidarität die deutschen Bergarbeiter nicht mit, weil sie froh waren, daß nun Tausende von zwangsweise feiernden Arbeitskollegen endlich wieder zu Lohn und Brot kamen. "" Das sind nur ein paar ganz willkürlich aus der Masse herausgegriffene Skizzen über das, was man als eine unerwidert gebliebene Liebe des deutschen Marxismus zur „Arbeiter-Internationale" bezeichnen darf. Jetzt aber wurde die von ihm verführte deutsche Arbeiterschaft all mählich doch sehenden Auges, und für sie bedeutet das, was sich in Haß und Wut gegen das bewußt anti marxistische deutsche Arbeitertum und seine Vertreter in Genf abspielte, nunmehr einen dicken, deutlichen Punkt auf das i. So oft sangen die deutschen Arbeiter „Die Inter nationale erkämpft das Menschenrecht", — aber selbst daran glaubten immer weniger! Die Internationale hat es auch nie und nirgends getan, und würde zu allerletzt sich für den deutschen Arbeiter einsetzen. Im Kampf gegen diese marxistische Internationale wird ihm aus nationalem Boden in der Deutschen Arbeitsfront sein Menschenrechr gewahrt bleiben nicht im Kampf gegen andere Teile seines Volkes, sondern im Kamps zusammen mit seinem Volk. Gegen den absterbenden Internationalismus draußen in einer feindlich gesinnter» Welt, die, wie auf der großen Berliner Protestversammlung gegen die Beleidi gungen in Genf von dem Führer unserer Vertretung gesagt wurde, von neuem einen Stoß ebenso gegen den deutschen Unternehmer wie gegen den deutschen Arbeiter, also gegen die geeinte Deutsche Arbeitsfront gerichtet hat und richten wollte. Sie SPD. im WM Reich mbM. Der Reichsminister des Innern hat am Donnerstag die Sozialdemokratische Partei Deutschlands verboten. In einer Anweisung an die L ä n d c r r e g i e ru n g e n hat der Reichtsminister des Innern ersucht, zu veranlassen, daß dieses Verbot durch geführt wird. „Eine staats- und volksfeindliche Partei." Die amtliche Verbotsbegründung. Amtlich wird mitgeteilt: Vorgänge der letzten Zeit haben den unumstößlichen Beweis dafür geliefert, daß die deutsche Sozialdemokratie vor hoch- und landes- verräterischen Unternehmungen gegen Deutschland und seine rechtmäßige Regierung nicht zurückschreckt. Führende Persönlichkeiten der SPD., wie Wels, Breit scheid, Stampfer, Vogel befinden sich seit Wochen in Prag, um von dort aus den Kampf gegen die nationale Regierung in Deutschland zu führen. Wels hat eine Erklärung veröffentlicht, daß fein Austritt aus dem Büro der 2. Internationale nur fingiert gewesen sei. Er hat an den Vorsitzenden der Arbeitergruppe auf der Internationalen Ar beitskonferenz in Genf ein Telegramm ge richtet, in dem er in verleumderischer Weise die Arbeiterschaft der übrigen Länder gegen die nationale deutsche Regierung aufzuhetzen versucht. Die erweiterte Parteileitung der SPD. hat sich auf der vor einigen Tagen in Berlin abgehaltenen Sitzung lediglich nach außen von diesen Leuten wie Wels, Breitscheid usw. distanziert, es aber bezeichnen derweise unterlassen, diese Personen wegen landesverräterischen Verhaltens wirklich ab zu s ch ü t t e l n und aus der Partei a u s z u s ch l i e ß en. Im Gegenteil ist in einer von der Polizei überraschten Geheimversammlung sozialdemokratischer Führer in Hamburg ebenfalls landesverräterisches Material ge funden worden. Dies alles zwingt zu dem Schluß, die Sozialdemo kratische Partei Deutschlands als eine staats- und volksfeindliche Partei anzusehen, die keine andere Behandlung mehr beanspruchen kann, wie sie der Kom- m u n i st i s ch e n Partei gegenüber angewandt worden ist. Oie Maßnahmen gegen die GPO. Der Reichsminister des Innern hat daher die Landes regierungen ersucht, auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom Der deutschen Jugend. Gleichst du selber nicht dem Dag, Den wir wieder heut begehn, Km in Fülle Flur und Hag Und kein Sonnenuntergehn, Da die Erde kraftgeschwellt Prunkt im Schaffen und im Werden Und aus seine Höh' gestellt Alle Lebenskraft auf Erden? Deutsche Jugend, dir geweiht Ist der Tag der Sommergnade, Da ins Licht nach dunkler Zeit Kraftvoll streben Deutschlands Pfade, Daß du in der Sonne Schein Fühlst, wie schön die Heimaterde, Und das Glück, ihr Kind zu sein, Dir zum schönsten Wissen werde! Deutsche Jugend, wandre hin Heut' durchs Land der deutschen Treue, Daß der Vater Opfersinn Kämpfend dir errang aufs neue! Fühlt die Kraft, die segnend quillt Aus der Heimat heil'gen Schollen, Fühl das Blut, das ungestillt Treibt zu starkem deutschen Wollen! Daß auch dich die Glut beseelt, Die in heil'gem Heimatlieben Deine Väter kraftgestählt Einst in Kampf und Tod getrieben, Daß auch du mit starker Hand, Deutsch und treu in kühnem Wagen, Hüter bist dem Vaterland, Wenn einst deine Stunden schlagen! Felix Leo Göckeritz. 28. Februar 1933 die notwendiger: Maßnahmen gegen die SPD. zu tressen. Insbesondere sollen sämtliche Mitglieder der SPD., die heute noch den Volksvertretungen und Gemeinde vertretungen angchörcn, von der weiteren Ausübung ihrer Mandate sofort ausgeschlossen werden. Den Aus geschlossenen werden selbstverständlich die Diäten gesperrt. Der Sozialdemokratie kann auch nicht mehr die Möglichkeit gewährt werden, sich in irgendeiner Form propagandistisch zu betätigen. Versammlungen der Sozialdemokratischen Partei sowie ihrer Hilss- und Ersatzorganisationcn wer den nicht mehr erlaubt werden. Ebenso dürfen sozial demokratische Zeitungen und Zeitschriften nicht mehr hcr- ausgcgebcn werden. Das Vermögen der Sozialdemokratischen Partei und ihrer Hilfs- und Ersatzorganisationen wird, soweit cs nicht bereits in Verbindung mit der Auflösung der Freien Gewerkschaften sichcrgcstellt worden ist, beschlagnahmt. Mit dem landcsvcrrätcrischcn Charakter der Sozialdemokra tischen Partei ist die weitere Zugehörigkeit von Beamten, Angestellten und Arbeitern, die aus öffentlichen Mitteln Gehalt, Lohn oder Ruhegeld beziehen, zu dieser Partei selbstverständlich unvereinbar. MarMensrechheit wirksam pariert. Eine treffliche Antwort im Prager Parlament. Im Prager Abgeordnetenhaus kam es zwischen sudetendeutschen Nationalsozialisten und Sozial demokraten zu stürmischen Auseinandersetzungen. Die deutschen Sozialdemokraten riesen dem nationalsozia listischen Abgeordneten Knirsch zu, er mbr;e von „Hitler- Deutschland" reden. Knirsch erklärte, drüben in Deutsch land werde ein Reich der Einheit, Freiheit, Sauberkeit und Ordnung entstehen, was vorbildlich sein werde. In der Tschechoslowakei gebe man vor, eine „Insel der Demo kratie" zu sein, schaffe aber in Wirklichkeit nur zur Er haltung der Systcmparteien Ausnahmegesetze, mit denen jede nationale und kulturelle Betätigung der Minder heiten im Staal vernichtet werden könne. Ein Sozialdemokrat hatte die Frechheit zu rufen, daß Hitler „die Gcwcrkschaftsgelder stehle" (!). Knirsch ant wortete: „Nein, aber er verhindert, daß weiter gestohlen werden kann!" „Gin Voll wirWaflet, nm zu leben!" Präsident Dr. von Renteln über den nationalsozialistischen Wirtschaftsaufbau. Auf der 53. Vollversammlung des Deutschen Industrie- und Handelstages hielt der neugewählte Prä sident von Renteln einen programmatischen Vortrag, in dem er u. a. ausführte: Die Wirtschaft ist nicht Selbstzweck, sondern sie ist Mittel zum Zweck. Ein Volk wirtschaftet, um zu lebe n. Infolgedessen ist in der Wirtschaft die volkswirt schaftliche Betrachtungsweise die ausschlaggebende. Es wird die Aufgabe der kommenden Zeit sein, dieses Prinzip durchzusetzen und jene Einrichtungen zu pflegen und zu entwickeln, die ihm dienen. Die Industrie- und Handelskammern werden den Eckstein im kommenden ständischen Aufbau bilden und sollen selbst hierbei Mitwirken. Wir stehen vor der Tatsache einer aus gesprochenen ü b e r o r g a n i s a t i on in der deutschen Wirtschaft. Die Vereinfachung dieser Organisations- formeu ist eine absolute Notwendigkeit. Zur ein heitlichen Arbeitsgcstaltung der Kammern ist der Zu sammenschluß zu Arbeitsgmeinschaften für bestimmte Wirtschuftsgebiete nötig. Es ist eine Selbstverständlichkeit, das der national sozialistische Wirtschaftsneubau au? dem Fundament des Respektes vor der Arbeit und der kameradschaftlichen Ver bundenheit sich vollziehen wird. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß der national Arbeiter und Angestellten, ebenso wie die Be triebsunternehmer, ihre Vertretung im stän dischen Aufbau und damit in den wichtigsten Gliedern dieses Aufbaus, in den Kammern, finden. Nach Ansprachen des Staatssekretärs Dr. Clausen und des Reichswirtschaftskommissars Dr. Wagener zeich nete Hauptgcschäftsführer Dr. Hilland die Aufgaben auf, die der deutsche Industrie- und Handelstag in der Zukunft zu leisten hat. Um seinen Ausgaben als Spitzenorganisation der Deutschen Jndustrie- und Handelskammern gerecht zu werden, werde sich die Notwendigkeit ergeben, den Industrie- und Handelstag selbst nochfesterzu fügen als bisher. Nur wenn er eine Zwangsorganisation sei, die alle Handels kammern fest zusammenschließt, sei ein Außer-der- Reihe-Tanzen nicht möglich und ein Gegeneinander- arbeiten könne vermieden werden.