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Marxisienresne paelamenfe. Aach dem Ausscheiden der Sozialdemokraten aus dem Reichstag zählt dieser 446 Mitglieder, die sich auf vier Fraktionen verteilen. Die weitaus stärkste Fraktion ist die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, die einschließlich einiger Hospitanten 296 Mitglieder zählt. Es folgen dann die Fraktion des Zentrums mit 73 Abgeord neten, die der Deutschnationalen Front mit 48 Abgeord neten und die Bayerische Volkspartei mit 19 Abgeordneten. «Dazu kommen noch zehn Abgeordnete, die Splitterparteien angehören. Das Ausscheiden der bisherigen sozialdemokratischen Abgeordneten ist sofort wirksam geworden. Eine besondere Mitteilung an die einzelnen bisherigen Man- datsinhaber erfolgt nicht. Der Preußische Landtag zählt nach dem Aus- jscheiden der Sozialdemokraten jetzt 335 Abgeordnete. Davon gehören zur Fraktion der NSDAP. 213, zum Zen trum 67, zur Deutschnationalen Front 42, während sich si3 auf Splitterparteien verteilen. Der Preußische Staatsrat zählt jetzt 72 Mit- alieder, von denen 54 zur NSDAP, gehören, 12 zum 'Zentrum und 6 zur Kampffront Schwarz-Weiß-Rot. * In Durchführung -er Verordnung des Reichs ministers des Innern betr. das Verbot der SPD. hat der Präsident des Bayerischen Landtages, Esser, am Freitag früh das Fraktionszimmer und die Zimmer der -sozialdemokratischen Abgeordneten des Bayerischen Land tages versiegeln lassen und die Fraktionskasse >ficherg estellt. Ferner teilte Präsident Esser den bis cherigen sozialdemokratischen Abgeordneten mit, daß ihr Mandat erloschen 7«i und daß keine Aufwands entschädigungen mehr an sie ausbezahlt werden. Auch die Ablieferung der Freifahrkarte hat der Präsident wes Landtages verlangt. Ser Aeroklub unter dem Protektorat Hindenburgs und Görings. Auf Bitten des Aeroklubs von Deutschland hat Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hinden burg gemeinsam mit dem Reichsluftfahrtminister Göring das Protektorat über den Aeroklub von Deutsch land übernommen. Damit erhält der Klub wieder den offiziellen Rah men, den er früher als kaiserlicher Aeroklub hatte, als der Kaiser noch sein Protektor war. Generalfeldmarschall von Hindenburg war bisher Ehrenmitglied, hat sich aber jetzt, nachdem durch die Umstellung und Neubildung des Luftfahrtministeriums dem Aeroklub weitere und größere Aufgaben zufallen, entschlossen, zusammen mit dem Lust fahrtminister das Protektorat zu übernehmen. Schwedischer Marinebesuch in Wilhelmshaven. Das schwedische Panzerschiff „Fylgia" lief in den Kriegshafen von Wilhelmshaven ein. Trotz des strömenden Regens waren viele Tausende an der Schleuse, um das Panzerschiff willkommen zu heißen. Gegen 8 Uhr morgens erscholl der Landesalut der „Fylgia" als Gruß an die deutsche Nation, beantwortet von den Geschützen der Heppenser Batterie. Dann wurde vom schwedischen Panzerschiff der Salut von 15 Schuß für den Wilhelmshavener Stationschef erwiesen, ebenfalls erwidert von der deutschen Salutbatterie. In langsamer Fahrt näherte sich das Kriegsschiff der Schleuse, wo eine Fahnenabordnung des Marinesturms der SA. angetreten war und Tausende von Wilhelmshavenern zum Empfang bereitstanden. Es spielte die Kapelle der 2. Marine artillerieabteilung. Anschließend erfolgten die üblichen Besuche und Gegenbesuche. Das Panzerschiff wird am Montag wieder auslaufen. KIWI»» W «MU»»«!»« IM Kamerad lllo (29. Fortsetzung.) Als Anna nichtsahnend zum Krämer ging, um einzuholen, begegnete sie einigen Frauen, die sie so seltsam ansahen, daß Anna sich wunderte. Im Kramladen waren ein paar Einwohnerinnen Vachtas versammelt, deren lebhaftes, gestenreiches Gespräch bei Annas Eintritt mit einem Male erstarb. Anna war hellhörig, doch sie schwieg. Auf Km Heimwege aber, als sie an einer Gruppe von vier Frauen oorbeikam und die eine ihr ein häßliches Wort nachrief, da wandte sie sich um und trat zu ihnen. „Warum beschimpft ihr mich?" fragte sie ruhig. Die Frauen standen verlegen, sogar die derbe Frau, die das Schimpfwort ausgestoßen hatte, wußte im Augenblick nichts zu erwidern. „Was habe ich euch getan?" fordert« Anna nochmals Antwort. Da geiferte die derbe Frau los: „Gestern war Bertelen bei dir! Warum hältst du es mit dem Franzosen? Keine von uns tut das." Da wußte Frau Anna genug. Und lächelte. „Unser Haus ist rein!" erwiderte sie einfach. „Jeder ehr liche Mensch ist uns willkommen! Ich sorge und schaffe für Ole. Paul und Toto und tue sonst nichts, was ich nicht vor mir und meinem Herrgott verantworten könnte. Ich bin nicht mehr wie ihr, ich bin euresgleichen, warum wollt ihr mir wehtun?" Ihre klaren Worte voll Hoheit und Ruhe wirkten. Ihre Gegnerinnen hatten ein empörtes Aufbegehren er wartet, nicht dieses einfache, würdevolle Bekenntnis und stan den nun beschämt. Anna blickte sie ernst an und sagte, sich zum Gehen wen dend: „Wie schlimm wäre es in der Welt, wenn wir Frauen uns nicht in Güte und Liebe begegneten!" Da hielt ihr eine Frau vor: „Der Millioner war dir nicht gut genug! Was willst du noch?" „Ich liebe ihn nicht und darum sagte ich nein. Ein Herz läßt sich nicht erkaufen!" Oie Neuorganisierung des Stahlhelm im Westen. Der Stahlhclmgauführer, Major a. D., Polizeipräsi dent Niederhoff, erläßt einen Gaubefehl für die Gaue Essen, Niederrhein und Ruhr-Lippe, in dem es u. a. heißt: Alle Stahlhelmer, die vor dem 3V. Januar d. I. Mit glied des Stahlhelm gewesen und gewillt sind, beim Stahlhelm zu bleiben, melden dies sofort ihrem Orts gruppenführer. Sie gelten damit als neuauf- genommen. Diejenigen Kameraden, die nach dem 30. Januar dem Stahlhelm beigetreten und gewillt sind, beim Stahlhelm zu bleiben, sind listenmäßig von jeder Ortsgruppe zu erfassen. Diese Listen werden einer scharfen Prüfung unterzogen. Als Dienstanzug gilt wie bisher der vorgeschriebene feldgraue Anzug, dazu schwarze Armbinde mit schwarzem Hakenkreuz in weißem Feld. Stahlhelm uniformen ohne diese Armbinde fallen unter das Uni formverbot. Alle Kameraden in Zivilanzug tragen außer dem Stahlhelmabzeichen ein Hakenkreuz. Die zur NSDAP, gehörenden Stahlhelmer tragen das Parteiabzeichen, und zwar über dem Stahlhelm. Das allein getragene Stahlhelmabzeichen unterliegt dem Verbot des Regierungspräsidenten. Auf Grund des Befehls des Stahlhelm-Bundes führers Seldte, wonach den Mitgliedern des Stahlhelm eine andere Parteizugehörigkeit als die der NSDAP, ver boten ist, hat der Führer des Gaues Danzig des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, Burandt, seinen Austritt aus der Deutschnationalen Front erklärt. Paul Löbe in Hast genommen. Der frühere sozialdemokratische Rcichstagspräsident PaulLöüe wurde am Freitagabend in Berlin von der Polizei in Haft genommen. Das Symbol des deutschen Geschäftes. Arischen Firmen werden gegen eine Jahresgebühr diese Schilder verliehen, die auf den ersten Blick die betreffenden Geschäfte als deutsch erkennen lassen. Vorwärts unter neuer Parole! Verfügung Röhms über den Stahlhelm. Der Stabschef Röhm hat folgende Verfügung er» lassen: „Der Jungstahlhelm tritt gemäß Verfügung des Führers vom 21. Juni 1933 unter den Befehl der obersten SA.-Führung. über die Form und den Gang der Eingliederung ergehen besondere Weisungen. Der Führer erwartet, daß die Kameraden des Stahl helm, die sich in unsere Front cingliedern, als vollwertige Mitkämpfer in unsere Reihen treten. Was zurückliegt, ist abgeschlossen. Die Soldaten marschieren nunmehr unter neuer Parole zu gemeinsamem Kampfwillen verbunden nach vorwärts. Ich verbiete die Fortsetzung irgendwelcher Aktionen usw. gegen den Stahlhelm und wünsche, daß den zu uns tretenden Kameraden die Hand gereicht wird. Der Chef des Stabes (gez.) Röhm." Auch die Settiedsgruppenorgamsaiionen der DAZ. verdolen. Wie von zuständiger Stelle zu dem Verbot der deutsch nationalen Kampfringe erklärt wird, gelten als Neben organisationen» die verboten sind, außer dem deutschnatio- nalen Kampsbund für den gewerblichen Mittelstand auch die deutschnationalen Betriebsgruppeuorgani- s a i i o n e n. Selbstauslösung vesLanvesverdanves Oldenburg der ONK. Der Landesführer Oldenburg der Deutschnationalen Front, Landtagsabgeordneter Bunnemann, hat folgende Anordnung getroffen: „Hiermit löse ich den Landesverband Oldenburg der Deutschnationalen Front mit allen seinen Unterorgani sationen auf. Gleichzeitig entbinde ich alle bisherigen Mit glieder von ihren der Partei gegenüber eingegangenen Verpflichtungen." Ada. Glsmg-Zentrum in Schuhhaff. Auch der frühere hessische Minister Leuschner (Soz.) festgenommen. Auf Anordnung des badischen Innen ministers wurde der frühere hessische Minister Leuschner (Sozialdemokrat), der sich in Genf in einer gegen die Interessen des deutschen Staates gerichteten Art und Weise gegenüber der deutschen Abordnung be nommen hat, in Freiburg festgenommen und in Schutzhast gebracht. Ferner wurde der badische Reichs tagsabgeordnete Ersing (Ztr.) in Karlsruhe fest genommen und in Schutzhaft gebracht. Ihm wird vor geworfen, er habe sich bemüht, die Gegner der natio nalen Regierung unter gemeinsamer Parole zu sammeln und zu einer Oppositionsstellung gegenüber der Regierung zu veranlassen. Haussuchung bei Mimsterprasideni a. O. Held. Zu den Haussuchungen bei der Bayerischen Volks partei Wird aus München berichtet, daß auch die Woh nungen des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held, des Mitverlegers des Regensburger An zeigers, Kommerzienrat Habbel, und des früheren Bauernführers Dr. Heim durchsucht wurden. -» Die für den 24. Juni vor dem Schloß Fürstenried bei München geplante Sonnwendfeier der katholischen Jugend wurde nach einer Meldung des Bayerischen Kurier von der Politischen Polizei verboten. Damit setzte sie ihren Weg fort. Plötzlich hörte sie Schritte neben sich und erblickte den Pfarrer des Dorfes, den alten ehrwürdigen Herrn Jakob Städtele. Anna grüßte und Hochwürden dankte. „Meine Tochter," redete sie der alte Pfarrer freundlich an, „ich habe die schlimmen Worte gehört, die jene Frau zu dir sprach. Du bist ihr mit Sanftmut begegnet. Gott wird es dir lohnen." „Hochwürden, ich habe durch Leid den Frieden gefunden und den soll mir kein Mensch mehr nehmen." „Du bist unseres Glaubens, meine Tochter?" „Meine Eltern haben mich in der kalvinistischen Lehre er zogen, Hochwürden, und ich habe sie in meinem Herzen behalten." „Und doch hast du dem Gottesdienst unserer Kirche bei gewohnt?" „Ja, Hochwürden, und ich muß Ihnen Dank sagen, denn Ihre Worte waren mir Trost und Stärkung. Gott ist überall und in allen Kirchen, nko man ihn sucht. Ich beuge meine Knie in Ehrfurcht vor Gott." „Dein Glaube macht mir Freude! Wie ich gehört habe, warst du zuletzt bei den fahrenden Leuten?" „Ja, Hochwürden, ich war Schulreiterin in einem Wander zirkus." „So wirst du froh sein, daß du jetzt Abschied genommen hast von diesem ruhelosen Leben." „Ja, ich bin froh, Hochwürden, aber eines muß ich sagen: Wir Schauspieler und Artisten haben genau so unseren Glauben zu Gott, seiner Güte und Barmherzigkeit, wie die anderen Mitmenschen. Wir sind nicht anders wie die anderen. Gut und schlecht ist bei uns ebenso beieinander, wie überall im Leben." Der Pfarrer nickte und begleitete Frau Anna bis vor ihr Haus, dann nahm er herzlich Abschied. * * Nach dem gemeinsamen Mittagessen erzählte Anna den Freunden von dem Gerede im Dorf. Die Männer waren aufs höchste empört, ganz besonders Ole. Er wäre am liebsten gleich aufgestanden, um von ienen Frauen Rechenschaft zu verlangen. Aber Anna hielt ihn zurück und beruhigte ihn. „Ole, die Menschen roden immer! Ihr alle wißt, daß ich Anna bin und meine Frauenwürde hochhalte. Laßt es auf sich be ruhen! In wenigen Tagen wird kein Mensch mehr davon sprechen." Damit sollte sie auch recht behalten. So rasch sich der Klatsch verbreitet hatte, so rasch sank er wieder in sich zu sammen. * * * Ole wandert durchs Dorf und kommt an dem Platz vorbei, auf dem das Haus der Bergleute erstehen soll. Er findet den Bürgermeister Laurin gemeinsam mit zwei Männern den Grund abstecken. Laurin blickt auf, erkennt Ole und ruft: „Es geht los, Herr Hauser!" „Jetzt, wo der Winter vor der Tür steht? Wollen Sie nicht bis zum Frühjahr warten?" „Der erste Trakt muß stehen! Die Jugend, die Kinder brauchen dringend ihr Heim! Wir werden es schon schaffen! Sie lassen mich doch nicht im Stich?" „Ueoer mich und Karsten können Sie jederzeit verfügen, Herr Laurin! Wann beginnen Sie mit dem Äusschachten?" „In einer Woche!" „Lassen Sie mir Nachricht zukommen! Mein Kamerad und ich werden dann helfen!" Der Bürgermeister winkt ihm fröhlich zu und Ole geht weiter. Laurin weiß, daß er die beste Stütze in diesem Manne gefunden hat, ihm ist um das Gelingen seines Werkes nicht bange. 7. Direktor Trillemont gab eine kleine Gesellschaft. Verschiedene leitende Beamte des Werkes, unter ihnen auch der Obersteiger Hans Geist, waren eingeladen. Außer dem Jökob Mairinger. Den Millioner hatte Annas Ablehnung schwer gekränkt und sein Selbstbewußtsein einen derben Stoß erlitten. Er fühlte sich blamiert und hatte sich zwei Wochen von Bachta serngehalten. Blanchette, welche die Hausfrau mit viel Geschick mimte, nahm sich an diesem Abend den Mairinger ganz besonders vor „Wann feiern Sie Hochzeit?" fragt sie spöttisch im Laufe? der Unterhaltung. „Hochzeit, Mademoiselle? Ich verstehe Sie nicht recht." „Ich habe gehört, Sie wollen doch die „schönste Frau voni Bachta" heimführen!" Mairinger macht ein finsteres Gesicht und schweigt. Aber Blanchette läßt sich nicht beirren. „Ist es wahr, daß Sie von Frau Anna einen Korb erhalten haben, Monsieur Mairinger?" „Ja!" stößt Mairinger ärgerlich hervor. „Aber es ist noch nicht aller Taa« Abend I" (Fortsetzung folgt.) >