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Mittionenskandal um GPO.-Treichskanzler Bauer. Korruption bei der B e rNn er Wohnungsfürsorge auf gedeckt. Aus Veranlassung der Staatsanwaltschaft Berlin wurde eine umfangreiche Aktion durch die Kriminal polizei durchgcsührt, die zu der Verhaftung des zur Zeit beurlaubten Geschäftsführers der Woh- nungsfürsorgegesellschaft, Magistratsbaurat Dr. Schallenberger, und des früheren SPD. - Reichskanzlers Bauer sowie zur Beschlagnahme von Büchern bei über 38 gemeinnützigen Siedlungsgesell- schaftcn und Baufirmen führte. Die Aktion wurde wegen des dringenden Verdachts der.Veruntreuung von für den Wohnungsbau bestimmten Hauszinssteuermitteln durch- gesührt. Dem Staatskommissar in Berlin, Dr. Lippert, ist es in monatelanger mühevoller Arbeit gelungen, umfang reiches Material zusammenzutragen, das eine Korruption ganz großen Stils vermuten ließ. Es wurde erkennbar, daß Bestechungen vorgekommen sein mutzten und daß dafür die öffentlichen Hauszins st euermittsl in geradezu unglaublicher Weise mit dem Ziel der Bereicherung einzelner Personen verwendet worden sind. Die Verhaftungen von Schallenberger und Bauer konnten sofort vor genommen werden, weil fchon ohne weiteres aus dem vorliegenden Material strafbare Handlungen erkennbar waren. Bei Schallenberger, der die Pflicht hatte, dafür zu sorgen, daß die öffentlichen Hauszinssteuermittel für die Beschaffung von guten und preiswerten Wohnungen für die minderbemittelte Bevölkerung vergeben wurden, be steht der dringende Verdacht, daß er entgegen den Inter essen der Stadt und der Allgemeinheit zahlreiche Grundstücksgesellschaften zum Nachteil der Stadt absichtlich erheblich begünstigt und hierfür in fehr großem Umfange Schmiergelder erhalten hat. Der frühere SPD. -ReichskanzlerBauer soll als Vorstandsmitglied des Bau- und Sparvereins „Eintracht" und der Wohnungsbaugesellschaft „Eintracht" die Woh nungsfürsorgegesellschaft durch Vorlage falscher Unterlagen getäuscht haben, um höhere Haus zinssteuerhypotheken zu erhalten. Er soll die Unterlagen so frisiert haben, daß erhebliche Nebenkosten doppelt angefordcrt wurden. Durch solche betrügerische Machenschaften soll es der Gesellschaft gelungen sein, nicht nur Schulden in Höhe von 70 000 Mark abzudecken, sondern darüber hinaus poch Überschüsse von über dreiviertel Mil lion Mark zu erzielen. Die bis jetzt getroffenen Feststellungen lasten den Schluß zu, daß die Hauszinssteuermittel ganz allgemein aus betrügerischer Grundlage ver geben worden sind. Der Schaden, der der öffent lichen Hand durch diese Korruptionsangelegenheit entstan- den ist, geht invieleMillionen. Kleine NaAeiMen. Sitzung der Aelchsführergemeinfchaft -es Deutschen Bauernstandes. Einstimmige Vollmacht für DarrL. Die Pressestelle des Amtes für Agrarpolitik der MSDAP. teilt mit: Unter dem Vorsitz von R. Walther Darrs sand eine Sitzung der Reichssührergemeinschaft des Deutschen Bauernstandes statt. In dieser Sitzung wurde seitens aller Verbände einstimmig und ausdrücklich dem Vorsitzenden R. Walther Darrs, als dem Reichsbauern führer, die Vollmacht erteilt, die einheitliche Organisation des landwirtschaftlichen Berufsstandes im Sinne echten Führertums zu gestalten. Die „Nationalsozialistische Land post" Wurde zum offiziellen Zentralorgan des landwirt schaftlichen Berufsstandes bestimmt. (39. Fortsetzung.) Ole hört die Menschen um sich schwatzen. Verschiedene Ge rüchte werden da weitererzählt, die sich meist um den Mai ringer drehen. So, daß der Millioner schon zuviel Geld hinausgeworfen habe, daß auch er Schwierigkeiten habe. Eine Stunde etwa sitzt Ole am Klavier, da erscheint der Mairinger in der Schenke. Wird natürlich mit Jubel empfangen. Läßt wieder für alle auffahren. Mairinger sieht schlecht aus, sein Gesicht ist von krankhafter Blässe, die Augen liegen tief in den Höhlen. Er ist, wie immer, angetrunken. Als er Ole sieht, zuckt er zusammen. Ole spielt weiter und kümmert sich nicht um ihn, als aber Mairinger um die zwölfte Stunde immer noch zecht, wendet er sich ihm zu und sagt: „Maivinger, hast wohl vergessen, daß Pu dir eine Frau genommen hast!" „Was gsht's dich an!" „Viel, Mairingeri Viel! Merk dir's, ich wache über Anna !und rate dir, fahre jetzt heim!" „Fahren? Habe den Hans mit!" Ole klappt den Deckel des Instrumentes zu. „Spiel weiter!" fordert Mairinger laut. „Nein! Genug! Morgen ist auch noch «in Tag. Du bist betrunken, Mairinger, geh nach Hause. Stell den Braunen ein. Laß dich mit dem Auto heimfahren! Anna sorgt sich VIN dich!" Mairinger lacht höhnisch auf. „Anna sorgt sich um mich? Hahaha . .. meine liebe Frau fforgt sich um mich! Das ist keine richtige Frau, Alter, das »st ein Stein! Verflucht die Stunde . ." Da legt ihm Ole die Hand schwer auf die Schulter und sagt fest: „Kein Wort mehr! Ich will nicht, daß du deine Schuld dem Weibe auflädst!" „Meine Schuld? Sie hat mich ja nur genommen . » .Schweig!" brüllt Ole. Mairinger verstummt. Erhebt sich nach einer Weile un sicher, wirst dem Wirt eine Banknote hin und taumelt in die Nacht hinaus. Neue Ausfälle gegen Ten Ischl and auf der Brbeitskonferenz. Genf. Anläßlich der Annahme einer Entschließung auf der Internationalen Arbettswnferen^ die sich auf die Unter bringung der aus Deutschland geflüchteten Juden in den deut schen Nachbarstaaten bezieht, nahmen Lie marxistischen Arbeiter- Vertreter Frankreichs. Luxemburgs, Kanadas und Hollands wieder in ausfallenden Wollen goßen das gegenwärtige deutsche Regime Stellung. Stahlhclmführer im Landesverband Niedersachsen zurückgelretcn. Berlin. Der bisherige Führer des Landesverbandes Niedersachsen des Stahlhelm, Oberstleutnant a. D. Polmann, ist auf seinen Wunsch von seinem Posten zurückgetreten. Mit der Führung des Landesverbandes ist der bisherige zweite Führer. Damms, beauftragt worden. Früherer Vizepräsident der Regierung Stralsund verhaftet. Stralsund. Der ehemalige Vizepräsident der Regierung Stralsund, Walter Breuer, wurde verhaftet und in das Amtsgerichtsgefängnis übergesübrr. Breuer (SPD.) batte bei der Gerichtsverhandlung wegen des Feuerübersalls auf Nationalsozialisten rm Negaster Walde eine sehr unrühmliche Rolle gespielt. Amtliche ReichMWrmlcnMttr einheitlicher MlW. Am 23. Juni 1933 tagte im festlich geschmückten Plenarsaal des Reichswirtschaftsrates zu Berlin eine außerordentliche Hauptversammlung des Zentral-Gewerkschaftsbundes Deutscher Reichsbahnbeamten und Anwärter e. V. Zu dieser waren Dele gierte aus allen deutschen Ländern und Reichsbahndirektions- bezirken und auch eine Delegation der saarländischen Eisenbah ner erschienen. Es handelte sich um die Abschlußtagung des ZGDR. zum Zwecke seiner Auflösung und der ileberführung sei ner Mitgliedschaft in den vor einiger Zeit neu gegründeten Bund Deutscher Reichsbahnbeamten unter der Führung Les Neichstagsabgeordneten Friedrich Peppmüller (NSDAP.). Der Vorsitzende des Zentralgewertschaftsbundes Friedrich Wieg be grüßte die erschienenen Delegierten, Gäste und Ehrengäste und gab in einem kurzen Geschäftsbericht Rechenschaft über die Lei stungen des ZGDR- seit der letzten ordentlichen Hauptversamm lung. Er schloß seine Ausführungen mit einem Dank an alle Mitarbeiter und Freunde der Reichsbahnbeamtenbewegung und drückte seine Hoffnung auf einen baldigen Wiederaufstieg des deutschen Volkes aus. Ein Vertreter der Saareisenbahner über brachte die Grüße des Saarländischen Beamtenbundes und legte Des Kanzlers Abreise nach Neudeck. Zur Besprechung der politischen Lage hat sich Reichs kanzler Hitler zum Reichspräsidenten nach Gut Neudeck begeben. Auf unserer Aufnahme, die die Abfahrt des Kanzlers vom Berliner FtugYafen Tempelhof schildert, sieht man den Kanzler ganz rechts. ein Bekenntnis ob für die Reichstreue der Saarländer. Der' Führer des Deutschen Beamtenbundes Neef ließ durch Herrn Blanck von der Organisationsabteiiung des DBB. seine Grüße überbringen. In kurzen Verhandlungen wurde die Tagesord- nung erledigt; der Antrag auf Auflösung des ZGDR. und dis Beschlußfassung über die Verwendung des Vermögens ersolgtr mit völliger Einstimmigkeit. Damit war die bisherige Organi sation des Zentralgewertschaftsbundes mit fünfzehn Fachorgani sationen umgeformt in den auf zwölf Fachabteilungen aller Laufbahn- und Besoldungsgruppen bestehenden Bund Deutscher Reichsbahnbeamten. Dieser Bund bildete als Reichsfachgrup pe 1 (Reichsbahn) einen Bestandteil des Deutschen Beamten bundes, und die Gleichschaltung der deutschen Reichsbahnbeam ten unter nationalsozialistischer Führung ist damit beendet- Ver neue Bund, der auf Einzelmitgliedschast aufgebaut ist, um faßt die Gesamtheit aller deutschen Reichsbahnbeamten mit un gefähr einer viertel Million Mitgliedern. Auch die bisher be stehenden Verbände Einheitsverband der Eisenbahner Deutsch lands und Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner sowie die Ge werkschaft der technischen Eisenbahnbeanuen (Geieb) haben sich in den neuen Bund eingeglicdert, der infolgedessen die stärkste organisatorische Zusammenfassung einer Beamtengruppe über haupt darftellt. Die Schluhversammlung des Zentral-GewerkschaftsbundeS ernannte die bisherigen Vorsitzenden Wieg und Rusch zu Ehren vorsitzenden und die Mitglieder der Bundesleitung Führer^ Pearson und Scheibel zu Ehrenmitgliedern. Mit dem Datum vom 30. Juni 1933 ist der ZGDR. aufge löst. Die Abschlußtagung wurde von dem eisten Vorsitzenden mit einem Hoch auf Volk und Vaterland, Reichspräsident und Reichskanzler und mit dem Absingen des Deutschlandliedes und des Horst-Wessel-Liedes geschloßen. Keine Mion gegen die SWHelmfelbWlfe. In einer Mitteilung des Arbeitsamtes der deutsches Arbeitsfront heißt es, daß infolge Eingliederung des Stahlhelm in die NSDAP. Aktionen gegen die Stahlhclm- selbsthilfe, die sich nach eigenen glaubwürdigen Zusagen selbst auflösen will, seitens aller Dienststellen der Parier und der NSDAP, zu unterlassen seien. Alle Besetzungen und Beschlagnahmungen seien sofort aufzuheben bzw, nicht mehr durchzuführen. Wieder ein Fliegerzwifchensall. Südslawische Militärflugzeuge über Bulgarien. Zwischen Bulgarien und Südslawien ist im Zu sammenhang mit einer am Montag erfolgten Notlandung dreier angeblich im Nebel verirrter südslawischer Militärflugzeuge mit sechs Maun Besatzung bei Nikopol an der Donau ein ernster Konflikt entbrannt. Die Flieger behaupten, wegen des schlechten Wetters die Donau für die Save gehalten zu haben. Dagegen hat der bulgarische Wetterdienst völlige Ncbelfreiheit am Montag festgestellt. Die Maschinen wurden nach Sofia gebracht und eine Untersuchung cingelcitet. Die Bemühungen des süd slawischen Militärattaches in Sofia, mit den festgehaltcnen Fliegern in Verbindung zu kommen, scheiterten an dem Widerstand der bulgarischen Behörden, die davon über zeugt sind, daß die Notlandung im Verlauf eines Erkundungsflugcs erfolgte. Südslawien hat inzwischen eine Note überreicht, in der die u nv e r z ü g l i ch e F r e i g a b e der Maschinen und der Flieger gefordert wird. Bulgarien hat dies vor läufig abgelehnt. Die bulgarische Presse hebt die Hilflosigkeit Bul gariens im Hinblick auf das Fehlen jeglicher Luftabwehr beim Überfliegen seines schutzlosen Ge bietes durch feindliche Nachbarn hervor. Ole geht ihm unbemerkt nach und beobachtet, wie er sich I müht, Las Pferd zu besteigen, aber es will ihm nicht gelingen. Da packt ihn der Riese von rückwärts und setzt ihn mit einem kräftigen Ruck in den Sattel. Der Braune trabt davon. Ole stapft seinen Spuren im Schnee nach. Mairinger ist gut heimgekommen. Die scharfe Winterluft hat ihn wieder leidlich nüchtern gemacht und der Hans kennt seinen Weg. Der Knecht nimmt ihm das Pferd ab und führt es in den Stall, während Mairinger ins Herrenhaus wankt, wo er von seinem Vertrauten, dem Diener Jean, empfangen und nach seinem Schlafzimmer geleitet wird Dort läßt er sich von ihm auskleiden und zu Bett bringen. Am Morgen findet er sich am Kaffeetisch ein, wo seine Frau und Monika bereits ungeduldig warten. Der Kopf brummt ihm wüst, seine Züge sind fahl. Anna sagt nichts. Sie weiß, daß ihr Mann wieder be trunken nach Hause gekommen ist, aber das hat sie in der kurzen Zeit ihrer Ehe schon so oft erlebt, daß sie kaum noch ein Wort darüber verliert. Sie ist schon abgestumpft, weil alle Ermahnungen und Bitten nichts nützen. Ab und zu rafft sie sich auf und redet dem Gatten gut zu. Dann verspricht Jakob wohl auch, daß er anders werden will, aber er tut es nur, um das unbequeme Thema abzu schneiden. Und so bleibt alles wieder beim alten. Zwei Tage später gibt es eine heftige Auseinandersetzung. Mairinger will den zärtlichen Gatten spielen, aber Anna stößt ihn zurück. Er wird darob schier rasend vor Wut und überhäuft sie mit Vorwürfen gemeinster Art. Das Kind im Nebenzimmer hört ihn schreien und beginnt kläglich zu weinen. Anna steht hochaufaerichtet am Fenster und wartet schwei gend, bis ihr Mann sich ausgetobt hat. Endlich, nachdem Mairinger noch eine Verwünschung auf seine Ehe ausgestoßen hat, verläßt er das Zimmer. Nach wenigen Minuten rollt das Auto mit ihm nach Saar brücken. Drei Tage wartet Frau Anna in Sorge auf ihn. Mai ringer denkt nicht daran, eine Nachricht zu geben, am vierten Tage ist er wieder da und sagt kein Wort der Erklärung. Als sei es die einfachste, selbstverständlichste Sache der Welt. 10. Weihnachten steht vor der Tür. Anna rüstet zum Feste und kauft für das Gesinde Ge schenks ein. In liebevoller Weise hat sie sich nach seinen Wünschen erkundigt. Sie will Freude spenden. Ein mächtiger Tannenbaum ist im Saal des Herrenhauses aufgestellt. Anna schmückt ihn selber. Für ihr Kind hat sie allerhand kleine Sächelchen gearbeitet und gekauft. Eine Mütze, zwei Bälle, einen Puppenwagen und verschiedene andere Dings, die sich Monika vom Christ kind gewünscht hat. Für den Gatten hat sie eine Hausjoppe gehäkelt, sehr elegant, in silüergrau und rot. Das Herz ist io schwer. Sie fühlt ein Bangen vor der Zukunft. Ueberall schwirren Gerüchts herum, daß das Ver mögen Mairingers im Schwinden sei, ja, daß er sogar schon Schulden habe. Schreiben von Rechtsanwälten und dem Gericht laufen häufig ein. Leute mit Aktenmappen kommen und gehen. Der Viehbestand ist sehr verringert worden. Mairinger hat verkauft, was er konnte. Man erzählt sich, daß er kürzlich von seinem Grundbesitz zehn Acker veräußert habe. Frau Anna brennt sinnend die Lichter an. Sie denkt an die Freunde und sehnt sich unbeschreiblich nach deren zarter Fürsorge, die so wohltat, dis Zufriedenheit und Freude erweckte. Hier friert sie in diesem pomphaften Hauss. » Und ihr Mann ist so selten bei ihr. Bleibt er einmal da heim, dann nur, um mit seinen Freunden Gelag« zu ver anstalten, die bis tief in die Nacht dauern. Dazu bringen die Freunde Damen mit, die Anna sich schämt zu empfangen. Diese Zustände ekeln sie an. Ihre letzten Versuch«, Iakob zu ändern, trugen ihr nur beißenden Spott ein. — Sie ist nun mit dem Schmücken des Baumes fertig und betrachtet ihr Werk noch einmal. Wieviel Frieden strahlt doch ein Weihnachtsbaum aus! denkt sie dabei. — Dann erinnert sie sich, daß sie noch den Braunen besuchen wollte und läuft über den schneebedeckten Hof nach dem Stall. Als sie in sein« Box tritt, da wiehert er freudig auf und dreht ihr den Kopf zu. Anna schlingt die Arme um seinen Hals und streichelt ihn- Da öffnet sich die Tür und Mairinger erscheint im Rah men. Er beobachtet die Gruppe und kommt heran. Höhnisch sagt er: „Was für ein schönes Idyll, liebe Anna! Du umarmst den Hans, statt deinen Gatten! Liebst wohl mehr deinen Braunen, was?" . . „ „Der Hans mar in den schlechtesten Zeiten nwm treuester Kamerad, das vergeh ich ihm nicht, Iakob!" „Kamerad ist gut! Für ihn hast du ein Herz!" (Fortjetzung folgt.)