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Erzgebirgischer Volksfreund : 24.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192401243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-24
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.01.1924
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Mrs Lsn ParkeLen Oerttiche Ängelegenhsilen m Abflauen des englisch«« Eiseubahnerausstand«»? Rotterdam. 22. Ian. Der „Telegraph" meidet, daß etwa dreißig Prozent aller Züge noch «fahrplanmäßig verkehren. Man könnte für die nächsten Tage mit einem Abflauen der Bewegung rechnen. London, 23. Januar. Infolge des Eisenbahnerstreiks muffen über 4V 999 Arbeiter in Südwales feiern. Berlin, 22. Ian. Bei der Präsidentenwahl im preu ßischen Staatsrat wurden Dr. Adenauer zum Präsiden ten, Gräf (Frankfurt) zum ersten rmd Hallensleben zum zwei ten stellvertretenden Präsidenten gewählt. Magdeburg. 22. Januar. Die Magdeburger Metallar beiterschaft hat die am Sonnabend getroffenen Vereinbarungen über Arbeitszeit und Löhne ab gelehnt. Auch in Halle wurden die Vereinbarungen abgelchnt. Der Schlichtungsausschuß ist für Mitturoch berufen worden. - Köln, 22. Januar. Die Sch l i chtung sv erh and lu nge n über das Arbettsverhäitnis im rheinischen Braunkohlen- re vier sind gescheitert- Die Arbeitgeber hielten an der gw 8 Is st »ndenschicht fast, die Arbeitnehmer an der Acht stun ben sch icht. Die nächste Entscheidung liegt bei dem Nrbritsministerium. München, 22. Januar. Der Pap st hat eine weitere Spende von einer Million Lire für die Armen in Deutschland ohne Unterschied der Konfession überwiesen. Saarbrücken, 22. Januar. Gin Seher streik, der bisher die bürgerlichen Blätter umfaßt, ist ausgev rochen. Durch den Streik ist die deutsche Wah l p r o p ag a nd a für die am kämmenden Sonntag bevorstehenden Landesratswahlcn aufs schwerste gefähr det. Madrid, 22. Jan. Der König von Spanien hat die Mrder des Ministerpräsidenten Dato begnadigt. Die beiden Attentäter waren seinerzeit nach Berlin geflüchtet, wurden aber von der damaligen so zialistischen Regierung auf Verlangen der spanischen Regierung aus- geliefert unter der ausdrücklichen Zusage, Laß ein etwa gegen sie ver hängtes Todesurteil nicht zur Vollstreckung gelangen würde. Rücktritt de» englischen Kabinett». Londo», 22. Ian. Das Kabinett Baldwin ist heute zu- rLckgetreten, nachdem in der gestrigen Unterhaussitzung der Mißtrauensantrag der Arbeiterpartei, wie im „E. V." mitgeteilt, mit 328 gegen 256 Stimmen angenommen worden ist. Ramsey Mac donald ist mit der Regierungsbildung beauftragt worden und hat den Auftrag angenommen. London, 22. Januar. Di« Hauptpersönlichkeiten im neuen Kabi nett sind Mac Donald Vorsitz und Auswärtige Angelcgeuhei en, Llynrs Gehermsiegelbewahrer, Lord Parmoor Lordprusldent des Geheimen Rat», Lord Haldane Lord-Großkanzler, Snow- den Schatzkanzler, Henderson Inneres, Thomas Kolonien, Stephan Walsh Krieg, Sir Sidney Oliver Indien, Ge neral Thomson Luftschiffahrt, Viscount Chelmsford Erster Lord der Admiralität, Sidney Webb Handel, Noel Buxton Landwirtschaft. Lenin gestorben. Loudon, 22. Ian. Wie das hiesige Büro der Russischen Telegra phenagentur mitteilt, istLcnin gestern in Ldoskau gestorben. * Der Rückschlag. Der Vorsitzende des Republikanischen Richter- bundes, der unter Zeigner sehr schnell zum Ministerialdirektor im Justizministerium avancierte Hr. Starcke, hat seinen Austritt aus der Sozialdemokratischen Partei erklärt. Ebenso hat eine Reihe an derer Beamter im Justizministerium, man spricht von 14, ihre Mit-, gliedschaft in der DSVD. aufgegeben. Bekanntlich war es Hrn. Z ig- ner im Zusammenwirken mit seinem Adlatus Lotze gelungen, fast sämtliche Beamte'im Justizministerium zum Eintritt in die Sozial demokratische Partei unter inehr oder minder groben Druckmitteln zu gewinnen. (Welche Parteien mi: den wertvollen Persönlichkeiten der politischen Rückwanderer beglückt werden sollen, wird nicht mit geteilt. E. V.) * Die Voruntersuchung gegen Dr. Zeigner ist so weit gediehen, daß sie in kurzer Zeit wird abg schlossen werden können. In den letz ten Tagen sind u a. als Zeugen auch die ehemaligen Minister Li pins ti und Liebmann vom Untersuchungsrichter vernommen worden. * Sächsischer Lebenshaltungsindex. Nach den Preisfeststellungen vom 21. Januar 1824 sind vom Statistischen Landesamte folgend: Indexziffern der Lebenshaltungskosten (1913/14 — 1) berechnet wor den: Gcsamtindsx (für Ernährung, Beleuchtung, Heizung, Wohnung und Bekleidung) 1113 Milliarden. Gesamttrdex ohne Bekleidung Sinowjew hat einen Aufruf an all« Sektionen der kom munistischen Internationale erlassen, tn dem es heißt: Die kommuni- Nische Internationale hat ihren Führer und Lehrer verloren. Das international« Proletariat erlitt den größten Verlust seit dem Tod« von Karl Marr. Hut ab vor dem frischen Grab Les großen Meisters der Arbeiterklasse. Da» international« Proletariat weiß, was es in der Person Lenin» verloren hat. Die kommunistisch« Internationale und die Sowjets werden ihre Reihen zusammenschließen für die Ar beit im Geiste dessen, was Lenin uns vermacht hat. (Sinowjew hat vergessen, daß mit Lenin einer der größten Massenmörder an eigenen Volksgenossen dahingegangen ist. E. D.) Lo«dm>, 22. Ian. Zur Niederlage der konservativen Regierung schreibt „Mo rn i ngp o st", di« konservative Partei werde stärker und größer aus ihrem schweren Unglück hervorgehen. „DailyEx - preß* erklärt, die konservative Partei müsse zu allererst ihr Haus unter einer Führung in Ordnung bringen, die Begeisterung ein- flöß« und Arbeitswillen erzeuge. „Daily Mail" sagt, Baldwin sei verantwortlich für die unglückliche Lage, in der die konservative Partei sich hertte befinde. „Times" schreiben, die Prophezeiung, daß das Land bei den nächsten Neuwahlen nicht für die Liberalen stimmen werde, sei vielleicht etwas positiv gehalten, enthalte jedoch «in gewisses Maß von Wahrheit. „DailyTrlegraph" führt aus, die Gefahr, die mit der Regierungsübernahme durch die Arbeiter partei verbunden sei, bestehe darin, daß sie freie Hand haben werde, die nächsten Neuwahlen zu machen. Die liberale „Westminster Gazette" schreibt, das Land sei die schwächste Negierung der letzten Zeit los. Die Arbeiterpartei müsse nun beweisen, daß sie regieren könne. Sie werde das nur vermögen, wenn sie sich von Anfang an vor Augen halte, daß sie eine Minderheitsregierung sei, und bei al lem, was sie tue, von dem Wohlwollen und der Unterstützung der anderen Parteien abhänge. Englands Rüstungen. London, 22. Ian. Die „Morningpost" meldet, daß das zurück- tretende Kabinett Baldwin einen Antrag vorbereite und de: Einbrin gung einer neuen Luftflottenvorlage zugestimmt habe, dis Dr 1924 eine Vermehrung um 15 Luftgeschwaüer bringe. natürlich ganz zufällig. Müller yov es auf und irver- rei^te es nnt einigen Worten. Anna dankte, auch die Geheimrätin mischte sich ins Gespräch, man stellte sich gegenseitig vor, und schon am nächsten Tage begleitete Müller die Damen auf ihrem Spaziergangs. Aller, dings wurde die Unterhaltung nur von ihm selbst, Kran von Ehren und deren Mutter bestritten, den» Magda verharrte nach wie vor in ihrem nachdenkliche« Schweigen. Achtundvierzlg Stunden später, alk Müller einek Morgens erwachte, hörte er den Regen an die Schei ben prasseln. Das ist keine Annehmlichkeit, am aller wenigsten auf dem Lande und in der NäHe des Meeres, aber der Maler verlor deshalb seine gute Laune nicht, im Gegenteil, er pfiff sich ein lustiges Liedchen, wäh rend er sich ankleidete. Fran Grote erschien mit dem Frühstück und brachte die Post mit, welche der Bot« vorhin für Herrn Müller abgegeben hatte. In einem der Briefe fand sich eine Photographie, welche ein« innge Dame vorstellte. Müller betrachtete das Bild lange und eingehend, dann legte er eS vor sich auf den Tisch, holte das Skizzenbuch und bemühte sich, die Züge der jungen Dame mit dem Bleistift wiederzugeben. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die ihm nicht genügten und die er deshalb wieder zerriß, fand end lich eine Skizze seinen Beifall. Darauf verschloß er das Bild, welches in dem Briefe gelegen hatte, sorg fältig in seiner Tasche, setzte Len Hut auf, warf den Regenmantel um und stieg Lie steile Treppe hinab, denn der Regen hatte ein wenig nachgelassen und hi« und da zeigte sich ein Stückchen blauen Simmel». Mutter Grote faß tn Ler Küche und schabte Kar» Mln. „Ist Ihnen Lie Zeit lang geworden, Her, Muller,^ wandte sie sich an Len Maler. »Ganz und gar nicht. Wissen Sie, Mutter Grote« wenn man nicht nach der Natur zeichne» kann, daun zeichnet man nach dem Gedächtnis. Sehen Sie, heut« morgen Habe ich mich daran erinnert, wie Sie von der jungen Frau gesprochen haben, die voriges Iaht in der kleinen Villa wohnte, und weil Sie dieselbe f« gut beschrieben haben, daß ich sie förmlich vor mir sah habe ich probiert, Ne zu -eiMeI- Da 'chauen Sie, o« ich rs gMrllrs «MrA ,. '' fvtW Unter fremdem Willen Detektivroman von Adolf Stark. (12. Fortsetzung.) * Sozialdemokratische Lmäcsinstm^cn und die Fraktion. Der Zwist in Ler sächsischen Sozialdemokratie Lauert an. In einer Sit zung der Lanüe-in stanzen am 21. Januar wurden folgende Ent schlüsse gefaßt: 1. Der Fraktion ist nochmals dringend als Beschluß der Landes- iustanzen nahczulegen, Len Antrag auf sofortige Lanütagsauf- lösung zu unterstützen. (Einstimmig.) 2. Tritt die Fraktionsmehrheit nicht auf diese Drücke der Derstän- digung, dann ist die FraLtionsmiuderheit verpflichtet, ücn Wil- len Les Parteitages und oic von ihm gewollte Politik im Land tage selbstänLig zu vertreten. (Mit 22 gcgn 4 Stimmen.) Ger Gegensatz zwischen der isZartcitagsmchrhett und der Frak tion besteht also in voller Schärfe weiter. Ob Herr Heldt oder Herr Arzt siegen wird, wird sich in absehbarer Zeit Herausstellen. 1070 MiMarLen. Am 14. Januar 1024 bottUa Ler GesckntlnLex iM Bekleidungslosten 1156 Milliarden und ohne Bekleidung «kosten 1114> Milliarden. Dom 14.-21. Januar 1S24 sind mithin di« Preise d«' bei der Teuerungsstatistik berücksichtigten Güter um 3,7 bez. 3,9 v. H. gefallen. Aue, 23. Ian. Ein Kommando Schutzpolizei und Hilfspolizsi in Stärke von 159 Maien ist aus Zwickau eingetroffen und wird längere Zeit hicrblciben. Die Mannschaften sind in leerstehenden Räumlich. Leiten der Metallwarenfabrik August Wellner Söhne untergebracht worden, La andere Unterkunftsrämne nicht vorhanden waren. Aue, 23. Januar. Die Rentenzahlung am 29. Januar an Kriegsbeschädigte und Hinterblieben« erfolgt für den gesam ten Monat Februar. Aue, 23. Januar. Geistige Anregung, Bildung, Wissen vermit telt seit 5 Jahren schon Li« Volkshochschule. Si« bietet auch diesmal eine reiche Auswahl wertvoller Kurse. Den großen Philo sophen Kant und seine Bedeutung für unsere Zeit behandelt Ober- studienrat Friedrich. Die Geschichte Ler neueren Re volution in England, Frankreich, Deutschland, Rußland legt Dr. Sieber seinem Kursus zu Grunde. Zwei liieraturgeschicht- liche Lehrgänge (Prof. Mroses Besprechung der deutschen Heimatdichtung und Studienrat Hohlfeldts Leseabend, in dem Heiteres geboten werden soll) verdienen besondere Beachtung. End lich haben wir wieder einmal einen naturwissenschaftli chen Kursus: Studienrat Matthes aus Schneeberg wird die Frage nach der Abstammung des Menschen und die Geschichte der Ur menschheit beleuchten. Fröhliche Jugend findet im Volkstanz- kreis eine innige Gemeinschaft; wer gern singt, komme in den Volkhochschulchor. Drei Sprachkurse (Englisch, Spanisch, Französisch) haben ihre Schüler schon erfreulich weit gefördert. B-- herrschuiwi fremder Sprachen ist ja heute für viele eine dringende Notwendigkeit. Aber so mancher muß sich auch in mathematisches Wissen einarbeiten. Dazu dient Lehrer Schmidts Einführung in Las Buch stabenrechnen. Die Kurse beginnen in diesen Tagen. Neustädtel, 23. Jan. Di« ueugewählten Gemeindeverord neten hielten Montag abend ihre erste Sitzung ab; sämtliche Mit glieder des Nats- und Gemeindeverordnetenkollegiums waren zu gegen, der Sitzungssaal war von Zuhörern dicht besetzt. Bürgermei- ter Dr. Richter begrüßte in längerer Ansprache die Stadtvertreter md wies sie aüf die ihnen nach der neuen Gemeindeordnung über tragenen, gegen früher erhöhten Rechte und Pflichten hin und wünschte daß die ihnen zugewiesensn Aufgaben mit Ruh« und Sachlichkeit, nach bestem Wissen und Gewissen erlevrgt werden möchten; denn nur in diesem Sinne könne das Wohl der Stadt gefördert werden. An «ine von anderer Seite vorgeschriebene Marschroute sei kein Gemeindever« Freudig schlng Müller ein und installierte sich Vvfort in dem kleinen, blitzblanken Stübchen. Er war froh, dies Unterkommen gefunden zu haben, und wäre Loppett zufrieden gewesen, hätte er erfahren, daß selbst Lie Stube bei Martens trvtz ihrer zweifelhaften Sauberkeit bereits einen Mieter gefunden hatte. Mit einem Segelboote war er herübergerommen, ein älte rer Herr mit fuchsroten Haaren und einer blauen Brille, und war trotz des ziemlich unbejcherdenen Prei ses, welchen der Wirt forderte, gleich geblieben. So war auch die letzte Stube besetzt, und ^s kleine Dörf chen hatte seit Jahren nicht so viele fremde Gesichter gesehen wie in diesen Tagen. Die Dörfler ließen sich übrigens durch die Frem den wenig stören. Die Männer gingen nach wie vor ihrem schweren und gefährlichen Tagmerk nach, fuhren zeitig am Morgen in ihren kleinen Booten aufs Meer hinaus, um erst mit Sonnenuntergang wieder heim- iukommen, und die Weiber besorgten ihre Wirtschaft, vesserten in den freien Stunden ihre Netze aus oder strickten grobe Strümpfe für die Kinder. In den ersten Tagen sprachen sie wohl, wenn sie zujammen- samen, über die Frauen in Trauer, denen wohl etwas Liebe- gestorben >ein mußte, oder über den Malrr, der bet Mutter Grote auf dem Lenchttmcm wohnte und den jüten Klaus so schön gezeichnet hatte, baß ihn jeder »leich erkannte, oder über den komischen Gas. im Wirtshaus, welcher den ganzen lieben Tag die Stube micht verließ, sondern am Fenster hockte und nach dem wemen Haus« hinüberblickte, wenn er nicht schlief, währeyL er erst spät abends auszugehen pflegte. Aber bald erlosch das anfängliche Interesse an den Fremden und man sprach kaum mehr von ihnen. Nur die Kin der blieben stehen und blickten den schwarzgekleideten Damen nach, wenn sie am Strande lustwandelten, und die Männer drückten Lem Maler Lie Hand, wenn sie Meten, denn er hatte es verstanden, binnen ü LI» Lette» dieser etuLubev Leute zu er- vbern MitcinailScr'verkehrten die Fremden gar nicht, ja, sie schienen anfangs einander geflissentlich zu mei den, und kaum einer von ihnen von der Anwesenheit des andern etwas zn wissen. Aber auf einem so engen Raume, wie ihn das kleine Fischerdorf bot, kann man sich ans die Tauer nicht ausweichen. So kam es, daß die Damen tagtäg lich bei ihren Strandpromenaden dem Maler begeg neten, bald auf der Düne, bald am Rand des Gehöl zes, stets mit dem Skizzenbnch in'der Hand, das er aber beim Herannahen der Fremden Imittmer hastig zuklappte, als wolle er vermeiden, baß sie seine Ar beiten sähen. Ansangs wurden nur stumme Grüße gewechselt, aber daheim in der kleinen Villa wurde Im Gespräch zwischen der Gehcimrätin und ihrer Tochter der Maler öfters ermähnt. Magda beteiligte sich nicht an diesen Gesprächen. Seit dem Tode ihres Gatten war sie nocl/verschlosfencr nnd unzugänglicher gewor den. Zwar hatte ihr Wesen manches von der Ver bitterung und Herbheit abgestrcist, statt Lessen aber ging sie wie im Traume umher. Anna gegenüber, welche in sie drang, sich mitzuteilen, machte sic ans ihrer Gemütsverfassung kein Hehl. Sie leugnete nicht, daß der Tod Hartnugs in ihr nur Mitleid erweckt habe, aber keine iicse Trauer. Sie gestand ohne weiteres zn, daß cs das Rätsel des Mordes sei, welches sie plage. Sic glaubte fest an die Unschuld EhampolS, der uoch immer als verdächtig, ja fast überwiesen in Untersuchung stand, und quälte sich ab, Licht ins Dun kel zu bringerr. Die Gesseimrätin Hatte ebenfalls meSr Schreck empfunden als wahre Trauer. Hier in der Stille und Einsamkeit, wo ihre Nerven sich bald beruhigt hatt-n, fand sic bald ih? inneres Gleichgewicht wieder, la, die lebhafte, gesellige Frau langweilte sich schon nach der ersten Woche und sehnte sich nach Gesellschaft, ein Ver langen, Las von der stets munteren Frau von Ehren lebhaft geteilt wurde. So brauchte eö nur eines klei nen Anstoßes, um zwischen Müller und den Damen die Bekanntschaft anzuknüpfen. Eines Tages entfiel Frau von Ehren, geradc, als sie an dem Maler. -v.orüÜLrLiwL. 4br. Lak-t/UMe». ster der Finanzen erläßt im „Reichsanzeiger" eine Bekanntmachung/ nach der er im Einvernehmen mit den zuständigen obersten Laude»-! behövden da» auf Papiermack lautende Notgeld, dessen Aussteller ft» Gebiete der Länder Sachsen und Thüringen ihren Sitz haben, mit Wirkung ooin 25. Iaimar 1924 aufruft. Di« Dinlöfungssrist läuft bi» einschließlich 25. Februar 1924. Soweit ein Ausstellver bereit» vc« sich sein Notgeld mit einer Einlösungesrist, deren Ende vor dem 2K. Februar 1924 liegt, aufgerusen hat, verbleibt e» bei diesem frühere« Ende der Einlösungsfrist. Ausgenommen von diesem Aufruf ist da» Notgeld der deutschen Reichsbahn. * Die schwierig« Lage der Landwirtschaft. Die viert« Säch sische Landwtrtschaftswoche, die vom 21. bis 25. Januar in Dresden «-gehalten wird, wurde Montag vormittag durch Lew Vorsitzenden des Landeskulturratrs, Geh. Ockonomierat Steiger, Leutewitz, eröffnet. Der Redner wies auf di« drohenden Gefahren der nächsten Zukunft für d!« Landwirtschaft hin. Es hat den Anschein, als ob die deutsche Landwirtschaft einer neuen Caprivizeft entgegen» steuere. Insbesondere seien es die durch das Ermächtigungsgesetz ge schaffenen Steuern, die die Landwirtschaft dem Ruin entgegen- führten. Darüber hinaus aber auch die ungeheuren Felddieb' stähle des letzten Herbstes und die jetzt für die Landwirtschaft hev- einbrechende schlechte Konjunktur. Es wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen: Di« sächsische Landwirtschaft sieht der Zu kunft mit größter Besorgnis entgegen. Sie hat es stets als ihr« höchste Pflicht angesehen, dem Boden so viel als möglich abzuringen. Sie hat kein Opfer gescheut, die Ernährung des Volkes sicherzustellen. Tatsächlich sind auch die Bemühungen nicht ohne Erfoh; geblieben und die Erträgnisse sind erfreulicherweise gestiegen. Diese Äufwartsent- wickrlung kommt zum Stillstand, ja st« droht sogar in da» Gegenteil umzuschlagen durch die ungeheuren^ Steuerlasten in Verbindung mit der anhaltenden Senkung Ler Preise für landwirtschaftlich« Erzeug nisse. Die Landwirtsck>aft befindet sich in verzweifelter Lage. Zahl reich« Betriebe gehen dem sicheren wirtschaftlichen Ruin entgegen. Die zur vierten landwirtschaftlichen Woche versammelten Landwirtte erhe ben entschieden Einspruch gegen eine derartige Erdrosselung der Landwirtschaft. Sie fordern eine wejentliche Herabsetzung -er Reichs» stouern. namentlich der Wehrbeitragswerte. Besonders drückend sind die sächsischen Steuern. Die Landwirtschaft verlangt deshalb von -er sächsischen Regierung eine Herabminderung -er Grund- und Gewerbe steuer, vor allem auch der Zugtiersteuer, auf ein erträgliches Maß. Soll die Landwirtschaft in Zukunft ihren Pflichten Nachkommen kön nen, so ist sofortige Abhilfe -ringend nötig. Sie muß sonst alle Fol gen, die daraus entstehen, ablehnen. ' Noch dl« dänische Krone fällt. Veckft», 22. Januar. Wie aus Kopenhagen berichtet. wivd, hat der unerwartete stcucke Rückgang -er dänischen Krone an der Kopenhagener Börse eine panikartige Stimmung der- vorgerufen. Di« Notierung«» für Getteid« mußten eingestellt werden. Sin Eingreifen der Regierung durch handelspolitische Maßnahmen wir- als notwendig erachtet. Banken und Wechsler erhielten von der Nvtionalbank die Mitteilung, daß alle Einschränkungen und Maß- uahmcn des Valutahandels, sowie die Kursverhältnisse aufgehoben sscien, so -aß -er Valutahandcl wieder ganz frei ist. Die dänische Kckme statt« vor -cm Kriege einen Kurswert von 1,12 Mack. In den letzten Jahren ist st« langsam im Wert« zurückgeqangen. Dies war ans die gestörten Han-elebezichungen des Landes zurückzusühren. D«r Sturz d« Franke«. Hacks, 22. Jan. An -er Montagbörse hat Ler Widerstand de» Franken eine neue Niederlage erfahren, die umso bemer« «iumurlrr ist, al» erst am Montag di« groß« Stübucka-atnon d«r Bank von Frankreich eingesetzt hat, von der man sich die Rettung an der Dährung-oerschlechteruna versprochen hatte. An den Märkten trat am Montag »in« neu« Preissteigerung «im Besonder» für Fette und Milch, während di« Fleischpreise unverändert blieben. Die Pack- fer gcktungrn erhöhten ab Montag ihre Bezugspreise um SO Centimes pro Nummer. London, 22. Ian. Der „Manchester Guardian" meldet, daß die Baumwollerporteur« in Manchester und Birmingham am Sonntag beschlossen haben,' alle Käufe stach Frankreich und den valutarisch schwachen Ländern in Pfund Währung zu fakturieren. Der „Manchester Guardian" erinnert daran, daß ein gleicher Beschluß we gen Verkäufe nach Deutschland im Frühjahr 1922 erfolgt sri, und daß in Kreisen de» englischen Exporthandels das Bestreben vorherr- fche, sich aller Frankenwerte schnellstens zu ent äußern.
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