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Erzgebirgischer Volksfreund : 16.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192401165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240116
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-16
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 16.01.1924
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»«rilfl«'TäHe eMk«n, er ^el La» ! Opfer eines gekauften Nationalisten geworden. , Zn den Abendstunden kam es in der Hauptstraße zu einer Schi«, sperrt. Schließlich zogen Scparatistentrupps durch die Straße. i- * t» Ei» würdiger Nachfolger. p Speyer, 14. Ian. Dem Vernehmen nach hat der wegen Spio. «aae und Unterschlagungen vorbestraft« SWHrigr separati stische „Major" Kuhn aus Speyer in der sogenannten vorläufige» jRegitrmrg al» Nachfolger von Hein-Orbis di« PräslSial- »eschäft« übernommen. Keine neu« Inflation. ' Berlin, 14. Januar. Die Hoffnungen, daß die Neichsstnanzen Mit dem Uebergang zur Doldvechnunq der Gesundung zugoführt wer den, haben sich bisher - rl!, nt. und es besteht die begründete Hoff- »ung, wenigsten» b:- - pregrammäßig auozukom- m e n, also da» erst. che», das bis zu desem Termin reichen soll, zum AuLg.ei^ zu o..nzen. Wenigsten» für das Reich handelt cs sich bei den noch schwebenden Sore,:» weniger um eine Fi- «anznot, als um eine Zahlungsnot, die größtenteils dadurch hervor- gerufen ist. daß die einzelnen Betriebsverwaltungen ihr« Tätigkeit unter der Goldrechnungsära ohne Betriebsfonds beginnen mußten. Neichstagswahlen im Mat. Berlin, 14. Januar. Eine Korrespondenz k«richtet, daß die 'dteichstagswahlen entngen den bisherigen Angaben erst im Mai stattfinden dürften. Eine frühere Festsetzung des Termins er- .scheine aus verschiedenen Erwägungen nicht möglich. Allerdings sei /Pin Beschluß Le» Kabinetts in dieser Frage noch nicht gefaßt. g. Der »Entbehrnngsfaktor* bet den M. d. N. l ' Berlin, 14. Ian. Die von der Sparkommission mit den Führern der Neichstagsparteien eingeleiteten Besprechungen über einen frei- willigen Verzicht der Reich stagsabgeordneten auf Diäten während der Nichtlagung des Reichstages angesichts der verzweifelten Finanzlage des Reiches sind ergebnislos geblie ben. Nur die Deutschnationalcn und die Kommunisten erklärten sich nicht abgeneigt, den Verzicht auszusprechen. Ablehnung des Generalstreiks lm Lest«. Köln, 14. Januar. Die sozialistischen Gewerkschaften lehnen ilm ganzen Westen den Generalstreik ab. Die christlichen Ge- ^vcrkschaften sind nach wie vor weder für den Metallarbriterlampf koch für den Generalstreik zu haben. Mit Ausnahme weniger Orte Wie Krestld, Benrath und Hilden hat die Arbeiterschaft allen Lockun gen und Drohungen der Kommunisten widerstanden. Der Düssel- borfer Kampf hat sich so gut wie gor nicht auf das en" sie Indu striegebiet ausgedehnt. Außer in O p I a d e n, wo es zwischen Strei kenden und Arbeitslosen zu Zusammenstößen mit der Polizei kam, sind Ausschreitungen nicht vorgckommen. i Düsseldorf, 14. Januar. Die Agitation für den wilden Gene ralstreik hatte bei der Straßenbahn und in anderen städtisü>rn Betrieben keinen Erfolg. In e'nzelnen Fällen von Ruhestör ungen konnte die Polizei Lie Ruhe schnell wiederherstellen und die Arbeitswilligen schützen. Esten, 14. Januar. Eine von kommunistischer S ite geplante Demonstration gegen d e Abschaffung des Ach-Stundentages wurde von der Polizei verhindert. Soweit bekannt, ist cs rächt zu ernsteren Zwischenfällen gekommen. Köln. 14. Ian. Heute versuchten zahlreiche Erwerbslose 'N das Derk Nheinmetall in Düsseldorf -inzudringcn. nm die Ar beitswilligen zu vcrlre.biN Polizei zerstr:v: d.e Ruhestörer, dock, verließen die Arbeiter aus Furcht vor Terra-akter den Betrieb. Auch . bei der Poensgen A.-E. in Rath wurde durch Ausständige und. Er werbslos« die Arbeitsaufnahme gewaltsam verhindert. Mannheim, 14. Januar. Die Aussperrung sämtlicher Metallarbeiter ist in Kraft getreten, nachdem der Schiedsspruch von den Arbei gebern und hierauf ein neues Angebot von den Arbeitnehmern abgelehnt worden war. Magdeburg, 14. Ian. Die Dertraurnsmännerversammlung der Metallarbeiter lehnte den am Sonnabend vom Magdeburger Echiedsausschuß gefällten Schiedsspruch ab. Zuezcit haben folgende Werke ihre Arbeiter ansgesperrt: Gruson-Merke, Werkzeug. Maschinenfabrik, Rex-Werke, Aders-Metallw-crke, L. L. Strube, N. Dolf, E. Rudolph, Schneider u. Helmecker, Machenden, Röhrkg ». Penig, E.senmatthes Werk 2, Petzold, Dose und Krupp-Druson. Sia« Probemobllmachung. Btrlla. 14. Ian. Da» Polizeivräsidium teilt mitr Die der poli tischen Polizei bekannt geworben ist, planen die Kommunisten au» Anlaß d«s Todestages von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg für den 15. Januar Straßenkundgebungen in Berlin. Dor der Teilnahme an derartigen gesetzlichen verbotenen Kundgebungen wird dringlich gewarnt, da gegen etwaig« Demonstranten mit allen po lizeilichen Mitteln vorgegangen werden wird. Derlln, 14. Ian. Am Sonntag hat in Spandau-Falkenberg ein radikaler Detriebsrätckongrrß staltgefunden, zu dem Vertreter aus dem ganzen Reiche erschienen waren, um zu der Frage des militäri schen Ausnahmezustandes Stellung zu nehmen. Es ist beschlossen worden, prinzipicl dem G e n e ra l st r e i l zur Be s e i t ig u n g des Ausnahmezustandes zuzustimmen, die Ausrufung des Streikes aber einer «ns allen örtlichen Organisationen beschickten Tagung der kom- munistischen Partei vorzutehalten, die am 20. Januar in Berlin stattfindet. O Zusammenstoß zwischen Polizei und Kommunisten lu Hamburg. Hamburg, 14. Januar. Die Kommunistisch« Partei hatte für Sonntag eine Liebknechts«! r geplant, die am Revclutionsden'mal auf dem OhlcLorfcr Friedhof stat finden sollte. Ter Kommunistenfllhr«r Urbahns, der im Verdacht steht, die Novemberunruhen in Ham burg geleitet zu haben, hielt zur Feier des Tages an die Mengs eine Ansprache. Als er den Friedhof verließ, wurde er v.rh-aftet. Die Polizei, die von der Mei s>: bedrängt wurde, mach « von der Schuß-, waffe Gebrauch. Eine Person wurde erschossen, zwei Personen wurden verwundet. Reich und Thüringen. Berlin, 14. Ian. Urbcr das Ergebnis der Erörterungen der Neichsregierung und der thüringischen Staatsregierung wird jetzt ein amtlicher Bericht herausgcgeben. Nach Ansicht der Neichsregiernng entspricht die thüringische Negierung in ihrer gegcn- würligen Zusammensetzung objektiv nicht den Vorschriften der Lan desverfassung. Die gegen die thüringische Landesregierung erhöbe- nen Beschwerden haben sich zu einem erheblichen Teile als be gründet erwiesen. Namentlich gibt die B e a m t e n p o l i t i k der thüringischen Negierung der Neichsregierung zu schweren Bedenken Anlaß. Die tnringische Negierung bestreitet, daß die gegen sie erhobenen Vorwürfe begründet finü. Sie hat folgende Maßnahmen beschloßen: Di« Landesregierung wird Dsrärüerungrn im Deamtenkörper bis zur Neubildung der Landesregierung nur mit Zustimmung eines fünf- g l i eü r i g e n A u s sch u sse s vornehmen. Ausschnzvorsitzender ist der Jenaer Oberlandacricktsprüsident. Zwei Ausschußmi'glieder wer den von den bürgerlichen Parlcin, zwei von der D. S. P. D. Gegen den Einspruch des Finanzmiuistcrs dürfen finanzielle Verpflichtun gen nicht übernommen werden. Die Neichsregierung nimmt von der Erklärung der Landesregie rung Kenntnis und sicht davon ab, dem Reichspräsidenten Maßnahmen auf Grund des Artikels 48 der Neichsverfassung vorzu- schlagen. JttMerchch-MMWischrs Bündnis. Belgrad, 14. Januar. Das sensationelle Ereignis auf der Kon ferenz der Kleinen Entente in Belgrad war die Tatsache der italic- uisch-südslamischen Annäherung wodurch die ganze pclitlsch« Lag« in Europa unter Umständen ein anderes Gesicht erhält. Wie verlandet, steht e'.n italienisch-südslawisches Bündnis in Sicht; nach anderen Mitteilungen soll es bereits abgeschlossen worden sein. Derlln, 14. Januar. Di? Basis des italicnisch-südsla. wischen U e be re in l v mm en s sollen folgende Punkte bilden: 1. I allen ve:p,'lichtet sich, die Bestimmungen des Der t r ages von Rapallo zu erfüllen und alle mit dem früheren italienischen Minister des Acuse.cn Graf.» Sforza scstgclcglen Abmachungen zu bcnch^n. 2. Südslavlen gewährt Italien alle Freiheit bezüglich der Orga- nisat on des Staates von Fiume. 3. Slldslavicn wied rin Recht auf Benutzung des Hafens von Fiume auf 50 Jahre cingeräumt. 4. Italien und Südslavlen werde eine Handclskonoen. tion schließen. OerMche Angelegenheiten. " Neue sächsische Behörbruvlbnu»-. Die vor ge sächsische Acatr- rung hat dm En.'-wurf einer Behördenorbnung für Li« innere Ver waltung auegearb«itet. Danach sollen all« Sem«indern mit minde sten« 12 MV Einwohnern sowi« andere größere Gem inden mit wirt schaftlicher Leistungsfähigkeit und geordnetem Beamtenkörper al» Amtsgemeindcn anerkannt werden. Auf sie gehen verschiedene Ge schäfte über, di« bisher den unteren Derwaltungsbehörd.n oblagen. Der Entwurf steht ferner «in« Umgestaltung der amtshauptmanu- schnftlichen Bezirke vor, wobei dl« Gemeinsamkeit t«r Wirtschoftsbe- lauge und herkömmliche Derkehrsvcrbindungm möglichst berücksich tigt werden solle». Die Bewerb «ufsich sämtcr sollen zu besonderen unteren Verwaltungsbehörden ausgcsta-ltet, und die Bezirksärzte eine große Selbständigkeit erhalten. Die vielfach bekämpf e, aber auch von den Interessenten eifrig befürwortete Unterstellung des g werb lichen Fachschulwesens unter das Wirtschaft smimstcrium soll n.cht an« getastet werden, doch wird bcabsichtiigt, di« Aufsicht über das gewerb liche Fachschulwesen usw. auf die Krcishauptmannschaften zu über tragen. — Ob die neue Negierung Lm Entwurf ihrer Vorgängerin ohne weiteres übernehmen wird, bleibt abzuwartm. * Die sächsischen Nentenmarkschotzanwrisungen. Die Nachrichten, stell« der Staatckanzlsi teilt mit: Wie wir hören, ist in der von der Presse wiederholt bcbnrdellm Angc-Ksnnhrit der säa/sischen Renten- markschatzanweisunnen bei den letzten Besprechungen des Finanzm'ni- stcrs Dr. Reinhold mit dem Reichsfinanzminister Dr. Luther eins Verständigung dahin erzielt worden, daß der sächsisch« Staat unter grundsätzlich, r Wahrung seines abweichenden Standpunkle» in bezug auf die Beurteilung des Charakters der sächsischen Rcntenmartschatz- anweisiu^cn sich gleichwohl bereit erklärt l/at, den Wünschen Les Rei ches Rechnung zu tragen und dl« Schatzanweisungen, die bei Zahlungen an staa liche Kassen zurllckgAangen, nicht wieder ouszugeben. im übrigen aber dir Schatzanwcisung.n, die ohnehin nur als vorübergehender Notbehelf gedacht waren, baldig st wie der cinzuziehcn. Bei dieser Lösung der zwischen dem Reiche und dem sächsischen Staats ausgetretenen Meinungsverschiedenheiten ist keinerlei Anlaß zu irgendwelcher Beunruhigung des Publikums gegeben. Bis zu ihrer Einziehung können die Schatzanweisuw-en weiterhin als Zahlnngrmitiel Verwendung finden, nachdem sie sich hierzu im Derkehr als geeignet erwiesen haben. Sie werden auch an Len Neichskassen in Zahlung genommen. * D'e 54-Stu»den-Doch« kni BmckgewcrL«. Der NeichsavLeits- mlnister hat Len für das Tanke,«werbe gefällten Schiedsspruch vom 29. Dezember 1823, Ler die 54-StunLm-Woche vorsieht, für verbind lich erklärt. * Lanbeeknlturrat. In der Sitzung des Ständigen Ausschuff:» des Lankeokulturrates wucde erneut über die B er ich t ig u n gd c g Wchrbeitrngcs beraten. Die von dem Landesfinanzamt mil- gciclltcn Sätze l efern den Beweis, daß die sächsische Landwirtschaft im Jahrs 1913 außerordentlich hoch cia,'- schätzt wurde. Es ist mit allen Mitteln dahin zu wirken, die sächsischen Sätze Len Sätzen im übrigen Deutschland anzngleichen. Darüber hinaus muß eine allge meine Herabminderung erwirkt werden, da der Ertragewert des deut schen. Grund und Dedens wesentlich niedriger zu beziffern cst, als 1913. Schärfster Einspruch soll w iter gegen die Erhöhung der sächsischen Grund- und Gewerbesteuer erhoben werden. Die Steuerlast, die auf Ler Landwirtschaft ruht, hat jetzt eine Höhe erreicht, die in kurzer Zelt zu einem Zusammenbruch zahlreicher Betriebe führen muß. Es wird ein? Kommission gewählt, die sowohl beim sächsischen als auch dein: deutschen Finanzminister vorstellig werden soll. Ane, 15. Januar. Die Auszahluna der Zusatzrent; für das 2. Drittel des Monats Januar findet am Mittwoch dm 16. Januar im Stadthaus (Zimmer 21) an die in Frage kommenden Krieg-Leschä- dlgitm und Hinterbliebenen statt. Schwarzenberg, 15. Januar. Im Verein für Volksbil dung finden von Januar b's Ostern fol.enl« Kurse und Arbeitsge meinschaften statt: In Neuwelt: Wissenswertes vom gesunden und kranken Mensch:«. Fürsorgearzt Dr. Freudswald. 7 Uhr Abends, wöchmtllch. Beginn Montag, 21. Januar um 7 Uhr in der Neuwelter Bürgerschule. In Schwarzenberg: Was sind die Grun-üb griff« uns Grundlagen einer elektrischen Kraftanlage? Mit Experimenten. Evw:rLeoSerl«hrcr Ing. Voit. 3 Abende, wöchentlich. Beginn Mon tag. 21. Januar. 1L8 Uhr in der Handels- und Gewerbeschule. Wie Holzschnitte StÄwdrucke und Radierungen hergcstellt wcrd n. Prak tisch vorassührt von A. Major-Schwarzenberg. 6 oder mehr Wend«, wöchentlich. Beginn Donnerstag. 31. Januar. ld3 Uhr im Zeichen- saal der Realschule. „Kurzweiliger Bericht der Auswanderer von Ludwigslard" (Erlebte Volkswirtschaftslehre einer Auslandssiedlung). Lehrer PiLU-Lautcr. 6 Abends, wöchF-lich. Begann Dienstag, 19. Unter fremdem WMen. Detektivroman von Adolf Stark. <5. Fortsetzung.) Sanltätsrat Kopp war der erste, der die Fassung wiev-rgemann. Aber als er sich Hartung näherte, überzeugte ihn der erste Blick, d»g hier jede Hilfs zu spät komme. Tie Augen starrtc-u weit geöffnet und gebrochen leer in dis Weite, und kein Atemzug hob mehr die Brust. Der Arzt langte nach der schlaff berab- hängrnden Rechten, um sie sofort wieder sinken zu las sen. Keine Spur eines Pulses mehr, der Tod war mit Blitzesschnelle eingetreteu und was ihn hirbrigeführt, darüber konnte kein Zweifel herrschen. In der rech ten Halsseite des Toten steckte ein Dolch, dessen Griff nebst einem kleinen Stück der blanken Knuge dort über der Haut hervorragte, wo der rote Vlutstrom seinen Anfang nahm. . . „Mord!" Das Wort Mauzte sich fort von Lippe zu Lipps und aller Augeu wendeten sich mit nnver» hüllter Anklage dem jungen Menschen zu, welcher noch immer wie erstarrt, neben Ler Leiche stand. '' „Der Tote darf nicht berührt werden, ehe die Gc- klchtSkommission erschienen ist," entschied Ler Sanitüts- rat. „Keiner der Anwesenden darf das Haus ver fassen. Sir, Hrrr Justizrat, telephonieren gefälligst nach der nächsten PolizcistaUon. Und Cie, gnädige Trau, Haven die Güte, Frau von Hartung wcgzuführcn. Las ist hier kein Anblick für sie." , f" Ehe noch Lie Geheimrüiin, welche gleich den übrl- ven dec Schreck ganz erstarrt war, der Aufforderung Folge leisten konnte, drängte sich Anna von Ehren durch die Gaste, umschlang ihre Stiefschwester und führte fie mit sanfter Gewalt in- Nebenzimmer. An der Schwelle blieb Magda stehen und blickte nochmals nach dem Toten zurück und nach dem jungen Manne, der vor Ihm stand. Ratlos fuhr sie sich mit der Hand über die Stirne. „Was bedeutet da- alle», Anna? Ich bin tzanz verwirrt, ich vermag nicht zu denken." „Komm, komm!" Tie Schwester drängte sie über die Schwelle und zog die Tür hinter ihr zu. II. Znsammkngcdrängl standen die Gäste im Speise» saale, welcher mit der Unordnung auf den Tischen, den Speiseresten aus dem Fusiboden und Len halvgclccrteu Llkickeu uud Tellern eilten uuremüUtlbcu AuieMalt dvt. 'V.sondcrS ein großer, roter Weinsleck nckllen auf einem der blendend weißen Tischtücher zog immer wieder die Blicke der Damen ans sich. Gerade so hatte das rote Blut ans der weinen Hemdbrust anSgescheu. Leise und flüsternd unterhielt man sich, in abgerissenen Worten des Schreckens und Entsetzens. Li: lähmende Furcht der ungeheuerlichen Tat lies? für den ersten Augenblick nicht einmal die natürliche Neugier aus- konimeu, und wie erlöst atmeten alle ans, alö die Tür des NebengemachcS, wo die GcrichtSkommission ihres Amte? waltete, sich vssnete und der cintrelende Beamte den Gästen erklärte, sie tön ulen sich nach Hause ver fügen, müpteu sich aber selbstverständlich zu even tueller Zeugenaussage vor Gericht bereit hallen. Im Nu hatte sich die vor kurzem so fröhliche Schar in alle Winde zerstreut. Niemand war im Hanse zurückge blieben. als die Dienerschaft, welche sich in der Küche versammelt Halle, die HanSjrau und ihre beiden Töch ter, sowie im Tatzimmer die GerichtSkommissivu, der sich der Instizrat und der SanitäiSrat angeschlosscu hatten. Ler die Untersuchung sührcnde Richter hatte die beiden sogar um ihre Anwesenheit ersucht. Ter Tatbestand war rasch festgesetzt. Cs konnte kein Zweifel sein, da» der Tod Hartnngs durch einen Tolchsroü bewirkt worden war, welcher die große Schlagader zerschnitten und ;v einen säst iosonigeu Tod herbeigesührt hatte. Mehr der Formalität halber, als weil er selbst daran glaubte, stellte der Untcrsnchnngs- richte an den Arzt die Frage, ob nicht ein Selbstmord vorlicgen könne. Beide, der Sanitätsrat sowohl als der GerichtSacsi, verncinleu. Ter Lrt der Berletznng und die öiicMuna, welche die Waste genommen, schlossen diese Möglichkeit aus und der Richter entschied also: „Wir haben cs demnach mtt ecnrm Morde zn tun. Wer ist der Täter?" Und wiederum wanbten sich aller Augen dem jungen Maune zu, der zwischen zwei Wachleuten in einer Ecke des Zimmers stand. Cr halte seine Rnhe wieder-gesunden und wartete geduldig, bis man eine Frage au ihn stellen würde. Der Untersuchungs richter winkte ihm, näher zu treten. „Wie heißen Sie?" „Jean Pierre Cüampol." „Tie sind Franzose?" „Jawohl aus der Gegen) von Bordeaux." Ter Protokollführer brachte die Antworten sorg fältig zn Papier. Mechanisch, alö komme ihm der In halt dessen, was er siieied, gor nicht zum Bewußtsein, jl.vL seins Leder Über das Panier und Maule auch nicht auf, als die anderen verwundert lauschten ves dcu nächsten Worten, welche Ler Beantwortung der Frage nach dem Verus galt. „Ich bin Ingenieur." „Und hier im Hauke haben Sie sich als Kellner ein» geführt? Zu welchem Zweck geschah baö?" Ter junge Mann zauderte einen Moment, dann sagte er: „Ich woltte Herrn von Hartung sprechen." „Nnr sprechen?" Jean Champol gab keine Antwort. Der Unter suchungsrichter fuhr fort: „Sie haben den Ermordeten schön längere Zeit gekannt?" " „Nein, ich habe ihn heute zum erstenmal gesehen." Und als er auf den Gesichtern der anderen Vee» wnndernug und Unglauben las, fügte er hinzu: „Ich bin erst hente morgen liier in der Stadt angekommen und weile erst seit drei Tagen an: europäischem 'Boden. Ich war bei einem Bahnbau iu Algier brschästigt." " „Und welches war der Grund, daß Sie zu dieser Verkleidung griffen?" „Ich sagte es schon, ich wollte Herrn v. Hartung sprechen. Ta er meinen Besuch nicht angeuommcn hätte und wahrscheinlich jeder Gelegenheit auSge» wichen wäre, mit mir znsammenznkommen, griff sch zur List, um mir hier im Hauke Eingang zu ver- schasscu. Znkäilig hörte ich die Bediensteten des Hotels, wo ich abgcsticgcn war. darüber sprechen, das; der Takcldcckcr, welcher bei der Hartnngkcheu Hochzeit sungiercu sollte, erkrankt sei. Ich ging zu dem Maune und cs gelang mir leicht, von ihm eine Empsehlung zu erlangen." Ein flüchtiges Lächeln huschte über die Züge des jungen Mannes. „Dem gute» Manne imponierte e- offenbar gewaltig, da» ich ein Franzose mar. Auf mcins Landsmannichast hin glaubte er mir ohne weite» reS, daß ich sei» Fach vortrefflich verstehe." Ter Nllter'UchnngSrichter stemmte sich mit den Ellenbogen ank den TUch, blickte über die blitzenden Brillengläser hinweg Champol schart an »nd sagte langsam, mit Betonung: „Ich glaube Ihnen, mein Herr, dav Sie bis jetzt die Wahrheit gesprochen haben." Ter Ingenieur richtete sich stolz empor. »Ich lüge nie," entgegnete er. „Dann werden Tie eS auch hoUentlich nicht tun, wenn ich Sie 'raae: ,AnS welchen Motiven haben Sie Herm von Hartung ermorde»?." LFortsrtzung ftügtzj
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