Volltext Seite (XML)
Kleine MKrWten. Keichskolarde für die Polizei ir> sämtlichen Ländern. Berlin. Rach einer Verfügung des preußischen Ministe riums des Innern haben sämtliche Schupo-Offiziere und Schupobeamte bereits ab Donnerstag den 20. April, über der preußischen Kokarde an den Mützen auch die Reichskokarde Schwarz-Weiß-Rot zu tragen. Eine entsprechende Regelung Mr sämtliche übrigen Länder durch das Reichsministerium des Innern ist zu erwarten Der Zwischenfall in Metz. — Michel wieder freigelassen. " München. Der unlängst in Metz verhaftete Bankbeamte Andreas Michel aus München ist jetzt wieder freigelassen wor den. Michel wurde bekanntlich in das Metzer Untersuchungs gefängnis eingeliefert, weil er angeblich wichtige und strate gische Punkte zu photographieren beabsichtigte. Hochschulfeiern am 1. Mai. Berlin. Nach einer Verfügung des Reichskommissars Rust sind am Tag der nationalen Arbeit (1. Mai) an allen Hoch schulen einfache Feiern ab 'halten, bei denen der Studenten schaft das neue Studentenrecht vom Rektor übergeben wird. Verlobung des Prinzen Wilhelm von Preußen. Berlin. In Bonn am Rhein verlobte sich der älteste Sohn des deutschen Kronprinzen, Prinz Wilhelm von Preußen, mit Fräulein Dorothea von Salviati. Die Braut ent stammt einem ursprünglich in Oberitalien ansässigen Adels- geschlecht, dessen einer Sproß zur Zeit Friedrichs des Großen aus Glaubensgründen nach Preußen auswanderte. Seit dieser Zeit standen die Salviatis im preußischen Staats- und Heeres dienst. Von den drei Brüdern der Braut, bereit einer SA.» Führer in Baden, der andere Leutnant im Artillerie regiment 2 ist, hat sich der älteste als einer der erfolgreichsten deutschen Turnierreiter einen Namen gemacht Die Unterfuchungskommission für die Getreidegesellschaften verlangt Schutzhast für die beurlaubten Direktoren. Berlin. Die Kommissare z. b. V., die der Reichsminister Hugenberg bei der Getreide-Industrie und -Commissions- A.-G. und bei der Deutschen Getreidshandelsgesellschaft ein gesetzt hat, die Herren Daßler, M. d. R„ und Stubben- dorff, haben an das Polizeipräsidium Berlin das Ersuchen gerichtet, die bereits beurlaubten Direktoren der GIC., Hirsch und Sinasohn, und die Direktoren der DGH., Kozuszek und Möller, tn Schutzhaft zu nehmen. Der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha Mitglied der NSDAP. Berlin. Der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha ist als Mitglied der NSDAP, beigetreten. Bremer Natskellerwein für den Reichskanzler. Bremen. Der Bremer Senat hat dem Reichskanzler und Ehrenbürger Bremens, Adolf Hitler, ein längeres Glückwunsch schreiben und gleichzeitig eine Weinspende aus dem Bremer Ratskeller übersandt. Für die Hitler-Spende überwies der Senat 1000 Mark. Schnupftabakdose Friedrichs des Großen in einem Newyorker Juweliergeschäft gestohlen. Newyork. Nachts zertrümmerte ein Einbrecher das Schau fenster eines Juweliergeschäfts in der Fünften Avenue und raubte eine dort ausgestellte Schnupftabakdose Friedrichs des Großen. Die Dose, die vor einiger Zeit nach den Vereinigten Staaten verkauft worden war, ist mit 10 000 Dollar versichert. Der tatsächliche Wert des Stückes ist jedoch bedeutend höher. Neues aus aller Well. - Elf Verletzte bei einem Eisenbahnunfall. Infolge Bruchs einer Schiene entgleisten zwischen Krottendorf und Waltersdorf in Sachsen von einem Güterzuge mit Per sonenbeförderung die Zuglokomotive und der nachfolgende Packwagen. Die Lokomotive legte sich auf die Seite. Der Lokomotivführer und zehn Reisende wurden leicht verletzt. Vernichtung wertvollen Waldbestandes durch Brand stiftung. Zwischen Kommern und Satzvey im Rheinland wurden durch ein Großfeuer rund 170 Morgen wertvolle Kiefern-, Tannen-, Eichen und Birkenkulturen sowie große Mengen Hochstammhölzer vernichtet. Großer Schaden wurde auch unter dem Wildbestand angerichtet. Als Ur sache des Feuers wurde Brandstiftung festgestellt. Ein Posener Hochschullehrer in der Tatra verunglückt. In der Tatra fand während der Osterfeiertage der Pro fessor der polnischen umversttSt tü Pösen, BUMMM?» der während eines Sturmes von einer Lawine erfaßt wurde, den Tod. Zahlreiche Brande in Polen. Einige Ortschaften des Bezirks Kieles in Polen wurden während der Osterfeier tage von Bränden heimgesucht. Im Dorfe Zbrodcize wur den 26 Häuser und mehrere Scheunen, in dem Städtchen Kstonz WieM über 20 Häuser, in der Ortschaft Gadek ins gesamt 120 Gehöfte, darunter allein 40 Wohnhäuser, und in Prusy 13 Wohnhäuser und 14 Wirtschaftsgebäude von einer Feuersbrunst in Asche gelegt. Mehrere Personen trugen Brandwunden und andere Verletzungen davon. In Kielce selbst geriet in der Stadtkirche das für die Oster feiertage errichtete Heilige Grab in Flammen und brannte vollständig nieder. Das „Akron"-Wrack in viele Teile zerbrochen. Zur Auffindung des „Akron"-Wracks ist zu melden, daß die Taucher das Luftschiffwrack in viele Teile zerbrochen auf gefunden haben. Es liegt in 30 Meter Tiefe auf Sand boden. Verbrecher sprengen Schutzdamm des Mississippi. In den Schutzdamm des Mississippi bei Chutebridge wurde durch eine bewaffnete Bande von 300 Mann eine große Bresche gesprengt. Die Attentäter überwältigten die Dammwache und führten die Sprengung mit einer starken Dynamitladung aus. Weite Landstrecken sind über schwemmt worden. In größter Gefahr befinden sich mehrere Städte, die bereits teilweise überschwemmt sind. Gefängnisstrafen im Moskauer Engländerprozeß. Vier Angeklagte ausgewiesen, einer freigesprochen. In dem Moskauer Prozeß gegen die verhafteten eng lischen Ingenieure wurden Macdonald zu zwei, und Thornton zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Vier andere Engländer werden mit sofortiger Wirkung aus Somjetrußland ausgewiesen» ein weiterer frei- gesprochen. Bei Macdonald wird die Untersuchungshaft angerechnet; er hat seine Gefängnisstrafe bereits an getreten. Die russischen Angeklagten, darunter zwei Frauen, wurden zu Gefängnisstrafen von drei bis zehn Jahren bei strenger Einzelhaft verurteilt. Die „Begründung" des Urteils behauptet, es seien Spionage, Sabotageakte und der Versuch der Gegen revolution erwiesen. Infolge der „G e st ä n d n i ss e" der Angeklagten habe der Oberste Gerichtshof „Gnade" walten lassen. Von den ursprünglich insgesamt 31 russischen und englischen Angeklagten sind während des Prozesses nur 18 zu den Verhandlungen vorgeführt worden. Da über 13 russische Angeklagte kein Wort aus den russischen Be hörden herauszubekommW ist, nimmt man auf Grund der bisherigen Erfahrungen an, daß sie der GPU. zur „Er ledigung" übergeben worden sind. England beschließt Einfuhrsperre. In London, wo der englische Außenminister noch in später Nacht den Funkspruch mit dem Moskauer Urteil in seinem Amtszimmer erwartet hatte, war sofort ein Staatsrat nach Schloß Windsor einberusen worden. Nach kurzer Aussprache hat König Georg die der Regierung vom Parlament berelts erteilte Ermächtigung zur Kontrolle der russischen Einfuhr nach England unterschrieben. Die englische Regierung ist aus Grund dieses Gesetzes in der Lage, den russischen Import nach England vollständig abzudrosseln. * Gnadengesuch für die verurteilten Engländer. Die beiden in Moskau zu Gefängnisstrafen verur teilten Engländer MaeDonald und Thornton werden durch ihren Rechtsvertreter ein Gnadengesuch beim russi schen Zentralvollzugsausschutz einreichen. srmMMven md GWas. Weitere Terrorpläne der KPD. in Mittweida. Nach der Klärung der in Mittweida geplanten Spreng stoffverbrechen stieß die Polizei im Laufe ihrer Unter suchungen wieder auf vorbereitete Terrorhandlungen, die, wenn sie zur Ausführung gekommen wären, furchtbaren Schaden angerichtet hätten. Der in Schutzhaft befindlich! ehemalige Gewerbelehrer Liebhold hat jetzt ein Geständ nis dahin abgelegt, daß er für die Ortsgruppe Mittweida der KPD. die Anfertigung von Brandbomben und Blan- säurebomben vorbereitet hatte, die bei einem kommu nistischen Angriff verwendet werden sollten. Das Material, das zur Herstellung der Kampfmittel gebraucht wurde, sollte durch Diebstähle beschafft werden. Veue umfangreiche Waffenfunde im Erzgebirge. Es vergeht kaum ein Tag, daß nicht aus einer odei mehreren sächsischen Gemeinden Waftenfunde gemeldei werden, die teilweise einen recht erheblichen Umfang an nehmen. So hat man jetzt in Annaberg wieder 35 Pfund Romparit gefunden, das aus einem Diebstahl in Tannenberg stammt. Insgesamt waren damals zwei einhalb Zentner Romparit gestohlen worden. Bisher rsl nur ein kleiner Teil dieser Sprengstofsmenge wieder ent deckt worden, und zwar in einer Höhle bei Geyer, die den Kommunisten als Schlupfwinkel und Herstellungsart für Handgranaten diente. In der Umgebung von Annaberq und Buchholz wurden zahlreiche Waffen des Reichsbanners und der Eisernen ^Front sichergestellt. In' Bockau fand man in dem Taubenschlag eines Kommunisten Karabinerläufe mit selbstgefcrtiaten Schäften, Pistolen, Eierhandgranaten und Zündschnur. Der bei Annaberg gefundene Sprengstoff war teilweise bereits zu Bomben verarbeitet, mit denen man hätte ganze Häuserblocks in in die Luft sprengen können. In Frankenberg wurden im Mühlgraben 85 Schuß Jnfanteriemunitian und ein Jnfanteriegraben- messer gefunden. Erfo!greiche Waffensucbe im Vogtland. Der Plauener SS.-Sturm meldet, daß bisher folgende Waffen beschlagnahmt worden sind: zehn Ge wehre, 25 Pistolen, 15 Seitengewehre, 2000 Schuß Jn- fanteriemunition, 1500 Schutz Pistolenmunition, 60 Pfd. Sprengstoff, 300 Sprengkapseln, zwei Rollen Zündschnur und 45 Eierhandgranaten. Im Volkshaus in Reichen bach wurde jetzt noch eine scharfe Sprengbombe nebst fünf Sprengladungen sichergestellt. In Lengenfeld wurden 23 Gewehre und sechs Pistolen mit der dazugehöri gen Munition beschlagnahmt. Der SS.-Sturm wird die Durchsuchungen fortsetzen. Sächsische Wirischasisnachrichien. Sächsische Konkurse im März. Im März sind 146 (im Vormonat 128) Anträge auf Konkurseröffnung gestellt worden. 77 Anträgen ist statt gegeben worden, während 69 (im Vormonat 69) mangels Masse abgelehnt sind. Von den neuen Konkursen betrasen 64 nicht eingetragene Erwerbsunternehmungen und Einzelfirmen, 12 Gesellschaften (darunter 1 offene Handels gesellschaft und 8 Gesellschaften m. b. H.), 2 natürliche Personen, 62 Nachlässe und 6 andere Gemeinschuldner (darunter 2 Genossenschaften m. b. H. und 4 Vereine e. V.). 14 entfielen auf die Industrie, 43 auf den Warenhandel (davon 8 Großhandel), 25 auf sonstige Gewerbe (Hand werk, Gast- und Schankwirtschaft usw.). Tie voraussicht liche Höbe der Forderungen ist bei diesen insgesamt 82 Konkursen in zehn Fällen auf weniger als 1000 Mark, in 32 Fällen auf 1000 bis 10 000 Mark, in 33 Fällen aus 10 000 bis 100 000 Mk., in sechs Fällen auf 100 000 Mk. bis 1 Million Mark geschätzt worden, während sie in einem Falle nicht festzustellen war. Neben den Konkursen sind noch 28 (im Vormonat 16) gerichtliche Vergleichs verfahren zur Abwendung des Konkurses eröffnet worden. KitMieMiklMl k 06 ä n 6 n K c (64. Fortsetzung.) , „Du kennst ihn schon. Liebster. Er hat den Mtchaelshof gekauft. Ottensee heißt er." „Den Michaelshof? — O, das ist gut. Er wird ihn Klaus wieder verkaufen. — Ach, wir können ihn nie wieder kaufen." „Ich wäre so über alle Maßen froh, wenn ich ihn euch wiedergeben könnte. Werner schüttelte den Kopf. „Das würde Klaus nicht annehmen — er läßt sich nichts schenken, selbst das Leben nicht." * * Am anderen Morgen verließ Werner sein Krankenlager und begab sich zu Hanna Ejchler. „Wann sehen wir uns wieder?" bat Frau Maya. „Ich sage dir vor deiner Abreise noch Lebewohb" „Freitag abend will Vater reisen." Traurig ließ sie ihn gehen. Ihr Herz war wieder voll Bangigkeit. Werner fand Hanna noch recht matt, aber voll zähen Willens, recht schnell zu gesunden. Als sie sich ansahen, war ihnen, als müßten sie sich fragen: Leidest du auch so hart wie ich? * * Kriminalkommissar Hoffmann war bei Eschlers und holte nähere Informationen ein. „Nach gründlichster Untersuchung des Falles nach allen Richtungen hin bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Lösung des Rätsels nur bei Kommerzienrat Michael liegen kann." „Inwiefern, Herr Kommissar?" „Ich habe für einen Punkt im ganzen Gewebe noch nicht die richtige Erklärung: Der Selbstmord der Tochter des Kommerzienrats." „Das unglückliche Wesen —" „— Kommt sicher nicht in Frage. Aber vielleicht wußte sie mehr, als wir ahnen." „Hat Annette Michael nichts Schriftliches hinterlassen?" „Nein. Der Kommerzienrat behauptet es wenigstens. Und das ist mir verdächtig. Jedenfalls weiß ich, wo ich einhaken muß." „Und denken Sie an den Zeugen, der den Schuß gehört hat" „Werde ich nicht vergessen. Mit dem Herrn werde ich mich besonders liebevoll befassen. Das Schwierige an dem ganzen Fall ist nur: Wir haben keinerlei Anhaltspunkte und müssen gefühlsmäßig vorgehen." Als er sich verabschiedet hatte, wandte sich Hanna an Werner: „Sie müssen zu uns kommen, Werner, Sie müssen bei uns wohnen. Wir sind ja beide so allein." „Wenn es Ihnen Freude macht, Hanna." Herr Eschler-Hochheim mischte sich ein: „Selbstverständlich ist uns Herr Werner herzlichst will kommen, aber du darfst nicht vergessen, daß du dich erst in Thüringen gründlich erholen mußt." „Ich kann nicht, Onkel. Ich will nicht fort von hier." „Kind, wir wollen doch nur dein Bestes. Sei vernünftig. Du mußt einmal in eine ganz fremde Umgebung." Nach kurzem Zögern sagte Hanna: „Sie müssen aber mit mir kommen, Werner." „Es geht nicht, Hanna. Ich muß hier meinen Training für die Olympiade durchführen." „Sie wollen laufen?" In fassungslosem Staunen sah sie ihn an. „Ich weiß es noch nicht. Ich will nur wieder alle Kräfte auf der Höhe haben. Und vielleicht wird es gut sein, wenn ich mir die Weltmeisterschaft im Kurzstreckenlauf erkämpfe. Wer weiß es." Hanna begriff ihn zwar nicht, aber sie sagte nichts mehr. Herr Eschler-Hochheim redete auf seine Tochter ein: „Hanna, du mußt uns glauben, daß wir alles tun werden, um Klaus aus seiner entsetzlichen Lage zu befreien. Es ist für mich ein großes Gefühl der Beruhigung, wenn ich dich in den besten Händen weiß. Sei vernünftig, die Tante wird mit dir reisen." Da wagte Hanna keinen Widerspruch mehr. * * Als Werner wieder im Heime Frau von Syrtinghalls an gelangt war, fand er Herrn Ottensee anwesend, der ihn aufs herzlichste begrüßte. „Es ist ein Glück, daß Sie wieder auf den Beinensind." „Es muß sein, Herr Ottensee, jeder Tag ist kostbar." „Ja, Herr Michael. Und ich will gleich Ihnen auch alles tun, denn ich habe eine Dankesschuld gegen Ihren Vater mit abzutragen Ihr Vater war mein Schwager. Aufs äußerte erstaunt, iah Werner auf den Sprechenden. „Sie sind meines Vaters Schwager?" „Ja. Ihre Mutter, Werner, war meine Schwester." „Unsere Mutter, die wir nie gekannt haben?" „Ja, die bei Ihrer Geburt starb. Sie haben in ihr die beste Mutter verloren." „Das haben wir gewußt, wenn Vater von ihr Mrach." Bewegt jagte es Werner. „Ihr Väter," erzählte der ehemalige Farmer weiter, „half mir eine Existenz aufzubauen, und als ein Jahr nach Ihrer Mutter Tode auch meine Frau starb, ermöglichte er mir. auszuwandern und in der Südsee eine neue Heimat zu gewinnen. Ich bereue heute nur, daß ich mein Kind nicht Ihrem Vater anoertraute, sondern es zu fremden Leuten gab, die zu Maya schlecht waren. Dreiundzwanzig Jahre habe ich mich um mein Kind nicht gekümmert, habe nur ab und zu Geld gesandt und Grüße übermitteln lassen. In Deutschland fand ich Maya wieder, unglücklich, elend, und vielleicht alles durch meine Schuld. Jetzt soll mein Leben nur noch eine Sühne sein, glücklich will ich mein Kind sehen." Werner nickte ihm zu. „Helfen Sie mir, daß Klaus frei wird." „Das mutz er! Das bin ich Ihrem Vater schuldig." „Ich danke Ihnen, Onkel!" * * * Stockfinstere Nacht. Ein dunkler Wolkenschleier hindert dis Sterne, die Augen der Ewigkeit, den Menschen zu leuchten. Es ist nachts dreiviertel zwölf Uhr. Frau Maya steht am Fenster des Eisenbahnabteils und sieht nach der hellerleuchteten Uhr. Sie wartet voll banger Sorge auf den Geliebten. Eine Minute um die andere verstreicht. Die Abfahrt des Zuges rückt in bedrohliche Nähe. Reisende mit erwartungsvollen oder übernächtigen Gesichtern und andere mit gequälten Zügen, aus denen Abschiedsschmerz spricht, hasten vorüber. Die Stimme des Zeitungsausrufers gelt ihr häßlich in die Ohren. Der Pfiff oer Lokomotive läßt sie auffahren und zusammenschrecken. „Ach, wenn er doch käme!" Alle Sehnsucht ballt sich zusammen in ihrer Seele, er schüttert sie bis in den feinsten Nerv. Und er kommt nicht. Sie fühlt sich dem Weinen nahe. Bald rinnen die Tränen. Sie kann sich ihrer nicht erwehren. „Alles einsteigen!" schreien die Schaffner. Die Bahnsteige entleeren sich schon. Nur einige bleiben noch stehen, den Scheidenden zuzuwinken. Der Zug rückt an. Die Tränen verschleiern Mayas Blick. Jetzt schrickt sie heftig zusammen. (Fortsetzung folgt.)