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Grußpflicht zwischen Seer und Polizei. Zwischen dem Reichswehrministerium und dem Neichsministerium des Innern ist vereinbart worden, daß Offiziere und Wehrmachtsbeamte in Uniform mit Polizei- und Landjägeroffizieren in Uniform den Gruß Wechseln. Deckoffiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Reichswehr haben Polizei- und Landjägereioffizieren Ehrenbezeugung zu erweisen. Das Gleiche gilt für Polizei- und Landjägereibeamte gegenüber den Offizieren der Reichswehr. Zwischen Deckoffizieren, Unteroffizieren und Mann- schäften der Reichswehr und Polizei- und Landjägerei beamten besteht kameradschaftliche Gruß pflicht. Kerel und Kreisler in München. r dem Münchener Flugplatz Oberwiesen- seld trafen d^ preußische Justizminister Kerrl, Ministe- ^" dnektor Roland Freisler und der Adjutant des Ministers, Seng, ein. Zu ihrem Empfang hatten sich eingesunden: der bayerische Justizminister Dr. Frank und Herren der Rechtsabteilung der Reichsleitung sowie der Reichsgeschästsführer des Nationalsozialistischen Juristenbundes. Außerdem waren anwesend der Ober bürgermeister und der Polizeipräsident von München. Bekenntnis zum Bauerntum. Die landwirtschaftlichen Genossen schaften vor neuen Aufgaben. Der Gesamtausschuß des Reichsverbandes der Deut schen Landwirtschaftlichen Genossenschas- ten-Raisseisen wählte einstimmig als Präsidenten den agrarpolitischen Beauftragten des Reichskanzlers und Vorsitzenden der Reichsführergemeinschaft des deutschen Bauernstandes, R. Walter Darrs, zum Präsidenten. Präsident Darrs übernahm sein Amt mit der Ver sicherung, daß sich seine Arbeit in dem Nahmen bewegen würde, den sich der Reichskanzler in seinem neulich aus gesprochenen öfftttlftchen Bekenntnis zum Bauern tum abgesteckt habe. Im Hinblick auf die Entschlossenheit der nationalen Regierung, den Binnenmarkt zu fördern, ständen dem landwirtschaftlichen Genossenschafts wesen außerordentliche Aufgaben bevor. Er sei sich dessen bewußt, daß das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen von Anfang an ein tragender Pfeiler in der st ä n d if ch e n Selb st Verwaltung 'gewesen wäre, und er hoffe, daß eine neue Blüte des Genossenschaftswesens eingeleitet werden würde. Umformung -er Freimaurerlogen. „Nationaler Orden Friedrich der Große." Die nationalen Freimaurergroßlogen haben, den neuen Zeitverhältnissen Rechnung tragend, nach vorangc- gangenen Verhandlungen der Bundesdirektorien sowohl der „Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugcln" als auch der „Großen Landesloge" mit Vertretern der Neichsregierung den Beschluß gefaßt, die Auflösung aller ihnen angeschlossenen Johannistagen herbeizusühren. Die „Große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln", deren Gründer Friedrich der Große ist, hat sich umgeformt und nennt sich von jetzt an „Nationaler christlicher Orden Friedrich der Große". Pfarrer Hossenfelder ins Kultusministerium berufen. Neichskommiffar Rust hat den Führer der „Deutsch. Christen", Pfarrer Hoffen selb er, ins preußische Kultusministerium berufen. AtVMkrMkiMtl k o u ä n vau >V0 l. 5 6 Xuö nk Ken (63. Fortsetzung.) ' „Nein, nein," wehrte Hanna ängstlich ab und zerriß die Hülle. Und las. Herr Eschler-Hochheim war blaß geworden. Sein Herz ging stürmisch, er glaubte, ein jeder müsse den Schlag hören. Hanna las lange. Wort für Wort. In ihrem weißen, zarten Gesicht begann es zu arbeiten. Aber kein heftiger Ausruf erfolgte, nur die Tränen floßen. Das leichte Weinen wurde stärker, steigerte sich bis zum Schluchzen. „Du darfst nicht verzagen, Töchterchen," sagte Eschler- Hochheim herzlich. „Ich habe nur noch eine Aufgabe in diesem Leben, dich glücklich zu machen, und da muß und werde ich alles tun, um Klaus' Unschuld an den Tag zu bringen." „Ja, das mußt du tun Nimm alles, was ich besitze, laß kein Mittel unversucht. Tu' alles, Onkel. Ich kann ja nicht ohne Klaus leben." Nach wenigen Minuten war sie vor Schwache eingeschlafen. Da nahm der Industrielle das Schreiben und las es mit seiner Frau zusammen. Nur wenige herzliche Sätze enthielt es. Klaus nahm Abschied von der Geliebten. 18. Unter Frau Mayas Pflege genas Werner bald. Aber er war noch so zerrüttet, daß mit ihm nichts anzu fangen war. Teilnahmslos lag er in den Kisten und schien zu grübeln, ohne Frau Maya eines freundlichen Blickes zu würdigen. Ständig waren seine Gedanken beschäftigt. Frau Maya vermochte nichts zu reden. So blieb der Zustand einige Tage. Bis Kerpen kam „Es darf nicht so weiter gehen, Werner." „Was soll's denn?" Unsäglich müde klang es. „Aufrappeln müssen Sie sich, wenn Ihnen das Leben Ihrers Bruders lieb ist." Werner zuckte zusammen, seine Haltung wurde unwillkür lich straffer. „Alles für Klaus, allesk Sie misten es, Kerpen." „Dann müssen Sie eben die Lethargie überwinden. Reißen Sie sich zu höchster Leistungsfähigkeit zusammen. Es geht um sein Leben. Die Bemühungen Eschler-Hochheims beim GeMMrLsimg im ganzen Rundfunk. Auf Anordnung des Reichskommifsars Dr. Krukenberg. Nachdem durch den Reichsrundfunkkommissar Dr. Krukenberg mit Wirkung vom 15. April Wilhelm Zander als Kommissar zur Nachprüfung der Verhält nisse beim Westdeutschen Rundfunk eingesetzt worden ist, werden auch bei den übrigen deutschen Sendegesellschaften Maßnahmen durchgeführt, um die wirtschaftliche und verwaltungsmäßige Ge- schäftsführung bei den einzelnen Sendegesellschaften zu überprüfen. Verhaftung eines Zenirumsabgeordneien Unregelmäßigkeiten in der Rebenaufbaugenostenschaft. Der preußische Zentrumsabgeordnete Weingutsbesitzer Diel aus Burg Lahen bei Bingerbrück ist auf Anweisung des Oberpräsidenten verhaftet worden. Ihm werden Un regelmäßigkeiten ist der Rebenaufbaugenossen schaft vorgeworfen. Für den Nebenaufbau an der Nahe sind aus Staatsmitteln mehrere Millionen Mark aus gegeben worden. Auch der Rechner der Genossenschaft wurde ver haftet und ins Gefängnis nach Kreuznach eingeliefert. * Zentmmsabgeordneter Diel wieder frelaelaffen. Der Zentrumsabgeordnete, Weingutsbesitzer Diel, Burg Layen, befindet sich, wie verlautet, wieder auf freiem Fuß. — Roter Mörder bei Fluchtversuch erschossen. Der Mörder des Königsberger SA.-Mannes Reinke. Wie die Gruppe Ostland der SA. in Königsberg (Pr.) mitteilt, ist es ihrer Nachrichtenabteilung gelungen, den Mörder des SA.-Scharführers Otto Reinke ein wandfrei festzustellen. Es handelt sich um den Kommu nisten Richard P o l l e it, der die am 30. Juli 1932 ausgeführte gemeine Tat auch schriftlich zugegeben hat. Aus dem Wege zum Polizeipräsidium machte Polleit einen Fluchtversuch und wurde dabei erschossen. Die Nachrichtenabteilung der Gruppe Ostland stellte ferner fest, daß Rechtsanwalt Caspary jun. von der Täterschaft des Polleit gewußt hat. Rechtsanwalt Caspary versuchte sich nach der Gegenüberstellung mit Polleit die Pulsadern zu durchschneiden, wurde jedoch daran gehindert und der Polizei zugeführt. Wie erinnerlich, wurde am Tage vor der Reichstags wahl, am 30. Juli 1932, der SA.-Mann Otto Reinke in Königsberg (Pr.) ermordet, als er in der Selkestraße Zettel verteilte. Nach Reinke ist in Königsberg eine Straße benannt worden. Gibt Amerika den Goldstandard aus? Einstweiliges Goldausfuhrverbot. Präsident Roosevelt gab in Washington bekannt, daß die amerikanische Regierung ihre Bemühungen zur künstlichen Dollarstützung aufgebe und keine weitere Goldausfuhr zu diesem Zweck erlauben werde. Die Regierung werde vielmehr den Dollar sich seine eigene Wertbasis suchen lassen. * Das amerikanische Goldausfuhrverbot ist zwar nicht überraschend gekommen, doch hat sich der Druck auf die amerikanische Valuta überall wieder verschärft. Die Frage, ob Amerika den Goldstandard aufgibt oder nicht, hat schon oft die Weltöffentlichkeit beschäftigt, ohne daß die befürchtete Maßnahme eintraf. Man wird auch jetzt in Ruhe abwarten können, welche Entschlüsse der neue Diktator Amerikas zur Behebung der amerikanischen Krisis trifft. Justizminister waren ohne Erfolg. Klaus ist also ernstlich gefährdet." Werner sann eine Weile still für sich, dann sagte er: „Ich verstehe alles nicht, Kerpen Es will mir nicht in den Kopf, daß es einen Menschen gibt, der an meines Bruders Schuld glauben kann. Aber ich will mich nach Ihnen richten." „Herr Eschler-Hochheim erwartet uns. Wann sind Sie so weit, daß wir ihn gemeinsam besuchen können?" „Heute noch." „Sagen wir, morgen früh zehn Uhr hole ich Sie ab. Und dann wollen wir mit dem Lauftraining wieder einsetzen." „Warum?" „Sie muffen zur Olympiade laufen." „Nie, Kerpen, nicht ohne Klaus." „Vielleicht doch, in Klaus' Interesse. Sie müssen laufen. Sie müssen der Weltmeister auf der kurzen Strecke werden." „Warum ich?" „Ich habe die Ueberzeugung, daß Ihre Weltmeisterschaft Klaus vor dem Tode schützt. Wir wissen ja nicht, ob wir in den zwei Monaten, die uns offen stehen, den Mörder finden." „Ich danke Ihnen, Kerpen." tagte Werner. „Sie meinen es gut. Ich will alles tun, was Sie gutheißen." Die beiden Männer reichten sich die Hände. „Nun, Werner, lesen Sie einmal die Anzeige. Herr Eschler-Hochheim hat eine Million ausgesetzt dem, der den Mörder nachweist." Er reichte Werner ein Zeitungsblatt. Eine ganze Seite nahm die Anzeige, die die Morgensensation gewesen war, ein. „Was macht Hanna?" „Ich komme eben von ihr. Sie weiß nichts von dem Todesurteil. Nur Zuchthaus glaubt sie. Sie ist gesundheit lich sehr herunter. Ihr Onkel hat die Absicht, sie bis zur völligen Genesung außerhalb Berlins unterzubringen. Dort ist auch die Gefahr, daß sie vorzeitig die Wahrheit erfährt, nur eine geringe. Sie ginge an Klaus' Tode zugrunde." „Ja, sie leidet am schlimmsten." Dämmerung begann den Raum zu füllen. Beide Männer schwiegen. Ihre Gedanken weilten bei Klaus. Bis Kerpen das Gespräch wieder begann. „Warum sind Sie so hart zu Frau Maya?" Ein finsterer Zug erschien auf Werners Antlitz. „Nicht davon reden, Kerpen, ich bitte Sie." „Doch. Als Freund muß ich zu Ihnen sprechen." „Wenn Sie wüßten, wie es mich quält, hier gehegt und gepflegt zu werden, gerade von ihr. Wenn Sie wüßten, wie ich sie geliebt habe, sie, die mich so verriet." „Sie müssen vergeben. Sehen Sie doch, wie die Frau gelitten hat an ihrem unseligen Irrtum. Seien Sie Mensch." Die eindrucksvollen Worte verfehlten ihre Wirkuna nickt. Winierttcher April. FrostimAhrtal,SchneeinBahern. Im Ahrtal hatten fchon die Nächte vor Ostern an un geschützten Stellen eine Temperatur von vier Gravi Kälte aufgewiesen, so daß viele Blüten vernichtet wur den. Nachdem dann an den Ostertagen die Temperaturen etwas gestiegen waren, folgte in der Nacht vom Montag zum Dienstag ein zweiter Temperatursturz, der die Schäden noch erheblich vergrößerte. Das Thermometer , fankauf fünf Grad unter Null. Es wurde zwar in den frühen Morgenstunden d! e Räucherwehr alarmiert, jedoch war bis zu diesem Zeitpunkt schon ein bedeutender Schaden an der Obstblüte und stellenweise auch in den vorgetriebenen Weinbergen entstanden. Da aber in diesem Jahre die Obstbäume einen außerordentlich starken Blütenbehang aufweisen, ist zu hoffen, daß immerhin im Ahrtal noch miteinermitt leren Obsternte gerechnet werden kann, wenn nicht weitere Frostschäden eingctretcn. Die Frostabwehrstelle, die inzwischen ihre Tätigkeit ausgenommen hat, konnte in den letzten Nächten wiederum erfolgreich im gesamten Ahr- geblet tätig sein. München im Schnee. Nachdem schon am Ostermontag in Südbayern eine- merkliche Abkühlung festzustellen war, fiel in der Nacht zum Mittwoch in München wieder Schnee, zuerst in naßkalten Schauern, dann in einem anhaltenden Treiben, so daß die Stadt ein winterliches Bild bot. Auch in den bayerischen Bergen sind Schneefälle zu verzeichnen. * Auch in Frankreich Temperatursturz. Nach vier Wochen warmen Frühlingswetters ist iu Frankreich das Thermometer plötzlich erheblich gesunken. In Paris ging die Temperatur von 20 auf 11, in Rennes von 21 auf 9 Grad zurück. Kurze poliiische Nachrichten. Der Ausweis für die zweite Aprilwoche derRei chs - bank ist wiederum stark beeinflußt durch die Rück zahlung des Rediskontkredits der Reichs bank, die nunmehr auch mit den restlichen durchgeführt ist. Das Deckungsverhältnis ist von 22 Prozent auf 15,5 Prozent zurückgegangen. Unter Berücksichtigung der noch bestehenden kurzfristigen Devisenverpflichtungen aus dem Amerikakredit der Deutschen Golddiskontbank in Höhe von 45 Millionen Dollar stellt sich die Deckung auf 10 Prozent gegen 10,1 Prozent in der Vorwoche. Der ge samte Zahlungsmittelumlauf beträgt 5470 Millionen gegen 5956 Millionen zur gleichen Zeit des Vorjahres. Zur VerbilligungdesStaatsap parates hat der badische Beauftragte des Reichskommissars für die Justiz, Rechtsanwalt Rupp, sein Amt dem Reichs- kommissar zurückgegeben. Das als selbständige Behörde aufgehobene badische Justizministerium wird vom badischen Kultusministerium mitverwaltet. * j Bei schweren antisemitischen Ausschrek^ tungen in der rumänischen Stadt Czernowitz wur den zahlreiche Geschäfte verwüstet und viele Juden schwer verletzt. Der italienische Fllegerhauptmann Robiano verunglückt? Der italienische Fliegerhauptmann Robiano ist bei seinem Versuch, einen neuen Flugrekord von England nach Australien aufzustellcn, voraussichtlich ums Leben gekommen. Robiano ist seit seinem Start von Kalkutta nach Burma verschollen. Auf der Insel Charbadu an d^r bengalischen Küste wurde nunmehr ein angeschwemmrer Leichnam gefunden, der für denjenigen von Nobiano geq halten wird. Werner griff nach des Freundes Hand und drückte sie stumm. Nach wenigen Minuten ging Kerpen und Werner war wieder allein. Lange sann er vor sich hin. Er begriff nicht, daß er so ruhig liegen konnte mit dem Gedanken: Klaus ist in Gefahr. Unsäglich müde war er, und seine Seele war nach den qual vollen Wochen voll Sehnsucht nach ein wenig Güte und Freundlichkeit Der Besuch Kerpens hatte ihn geradezu er frischt. Ja, Kerpen hatte recht, es ging ums Ganze, und er wollte seinem Rate folgen und zur Olympiade laufen. Für den Bruder siegen. Als er zur Seite blickte, sah er, daß Frau Maya am Bette stand. Angstvoll ruhten ihrs Augen auf dem Geliebten. Sie war schöner denn je, Schmerz und Bangen hatten das Weltdamengestcht völlig hinweggefegt, und jetzt schaute ein schönes Madonnenangesicht mit tiefen, dunklen Augen auf Werner. „Hast du einen Wunsch. Werner?" fragte sie demütig. Er faßte ihre zitternden Hände. „Du bist so gut zu mir gewesen, Maya. Das Alte soll vergessen sein. Wir wollen wieder Freunde sein." Fassungslos starrte die junge Frau auf den Geliebten. Dann stürzten ihr die Tränen aus den Augen. Sie weinte heftig, so stark überwältigte sie die Freude. „Ach Werner, ich habe dich Io sehr, so über alles lieb." Seine Mienen wurden wieder härter, besänftigten sich aber > gleich wieder, als er an Kerpens Worte dachte. „Solange Klaus leidet, werden meine Gedanken nur ihm gehören." „Und dann —?" fragte sie zögernd. „Dann, wenn er frei ist, werde ich so glücklich sein, daß ich dir keine Bitte abschlagen kann." Da faßte sie den Geliebten und küßte seine Augen. „Ich will warten, solange du es willst, Geliebter," sagte sie mit vor Glück bebender Stimme. Von dem Tage an ward Frau Maya wieder zu der strahlenden Schönheit, die alle bezwang, aber der Ernst wich nicht aus ihren Zügen. „Weißt du auch, daß ich nicht mehr allein bin, daß mein Vater noch lebt?" „Ja, ich habe mit Kerpen darüber gesprochen." „Ich soll mit ihm von Berlin fort nach Thüringen. Ich will Hanna mitnehmen." Er nickte. Nach Thüringen, der Heimat, klang es in ihm nach, und sehnsüchtig wurden seine Worte, als er fragte: „Wo ist dein Vater zu Hause?" (Fortsetzung folgt.)