Volltext Seite (XML)
Ostpreußen erhallt Millionen Darlehen. ! Der Provinz O st Preußen ist, wie die Pressestelle Les Reichskommissariats für Arbeitsbeschaffung mitteilt, aus den Mitteln des Sofortprogramms ein Darlehns- -betrag von über vier Millionen Mark durch den Kredit ausschuß der Deutschen Rentenbankkreditanstalt zur Ver fügung gestellt worden. Es ist beabsichtigt, in mehreren ostpreußischen Kreisen Arbeiten vornehmlich auf dem Ge biete des Wegebaues auszuführen, durch die u. a. bisher unwegsame Forst gebiete erschlossen werden sollen, um ihre wirtschaftlichen Nutzungsmöglich- tkeiten zu steigern. Das Projekt, das eine beträchtliche land-, forst- und verkehrswirtschaftliche Bedeutung besitzt nnd auch eine günstige arbeitsmarktpolitische Streuwir- kung erzielt, darf gerade in Anbetracht der wirtschaft lichen Notlage der vom Mutterlands abgeschnürten Grenzprovinz besonders begrüßt werden. Der ADGS. zur Mitarbeit bereit. Der Bundesausschuß des Allgemeinen Deut schen Gewerkschaftsbundes beschäftigte sich ein gehend mit der gegenwärtigen Lage und den Aufgaben der Gewerkschaften. Nach einem Bericht des Vorsitzenden Leipart wurde in der anschließenden Aussprache einmütig zum Ausdruck gebracht, daß der ADGB. einer Verein heitlichung des deutschen Gewerkschaftswesens um so bereitwilliger zu stimmen würde, als er selbst da hingehende Bestrebungen unterstützt und angeregt habe. Er würde jederzeit bereit sein, an dieser großen Aufgabe mitzuwirken. Die Gewerkschaften glauben, ein Anrecht darauf zu haben, daß ihre geschichtliche Leistung gerade von der Regierung anerkannt wird, die sich das große und auch von den Gewerkschaften anerkannte Ziel setzt, die innere und äußere Freiheit der Nation auf die schöpferischen Kräfte des ganzen Volkes zu gründen. Wichtige Änderungen in den Krankenkassen. Jüdische Ärzte nicht mehr zugelassen. Auf Veranlassung des Kommissars der ärztlichen Spitzenverbände bereitet, wie der Verband der Ärzte Deutschlands mitteilt, das Reichsarbeitsministerium Maß nahmen vor, umdiejüdischenVertrauensärzte und Gutachter bei den Versicherungsträgern und Ver sicherungsanstalten auszuscheiden. Die Untersuchungen Mr den Freiwilligen Arbeitsdienst werden nicht mehr von jüdischen Ärzten vorgenommen werden. Die Vorschriften für die Zulassung zur kassenärztlichen Tätigkeit werden dahin geändert, daß jüdische Ärzte nicht mehr oder nur in Ausnahmefällen zugelassen werden. Aus den Schiedsämtern für Ärzte und Krankenkassen werden die jüdischen Mitglieder zurückgezogen. Von den gleichen Maßnahmen werden auch marxistische Ärzte be troffen. Die Krankenkassen werden in gleicher Weise ge reinigt. Ihre Geschäftstätigkeit wird scharf überprüft. Die vorhandenen Korruptionserscheinun gen werden mit unnachsichtiger Strenge ausgerottet. Die vielfach unwirtschaftlichen Eigenbetriebe der Krankenkassen und ihrer Vereinigungen und Verbände, insbesondere die Behandlungsanstalten der Ortskrankenkassen (Ambula torien) und zahlreiche unrentable Institute werden auf gelöst. Verschwendung deim Kölner KranlenkassenSau. Einzelheiten aus dem Untersuchungsergebnis. Wie die Kommissare für die Allgemeine Ortskranken kasse für den S1 adtbezirk Köln festgestcllt haben, ist Lei dem Neubau des Krankenkassengebäudes eine un- geheure Verschwendung getr^ben worden. Nachdem der Westdeutsche Beobachter schon vor einigen Tagen Ein zelheiten aus dem Untersuchungsergebnis der Kommissare gebracht hatte, wonach allein der Innenausbau der Arbeitsräume der Direktion rund 145 000 Mark und der Ausbau der Direktorenwohnung 55 000 Mart erforderte, bringt das Blatt jetzt weitere Einzelheiten über die ungeheuren Beträge, die allein für den Ausbau der Eingangshalle sowie des Treppenaufganges ausgeworfen worden sind. Danach wurden für die verschwenderische Ausstattung, ohne die eigentlichen Maurerarbeiten, Eiscnbetonarbeiten, Archi tektenhonorare usw., rund 200000 Mark auf gewendet. Die in der Eingangshalle angebrachten Heiz körperverkleidungen kosteten allein je Stück 410 Mark, das Treppengeländer (65 Zentimeter hoch) per Meter 300 Mark; die Aufschriften, die zu den verschiedenen Abteilungen im Hause weisen, wurden in echt vergoldeten Buchstaben ausgeführt, von denen das Stück 16,50 Mark kostete. Die Kronleuchter erforderten einen Betrag von 3562 Mark, die übrigen Bronzearbeiten 6400 Mark, die Fußböden und Marmorverkleidungen verschlangen einen Betrag von 62 500 Mark. Für den Personenaufzug wurden 12 000 Mark aufgewendet, während die Aufzugsführung (Messingkonstruktion mit Kristallspiegelgiss) 11800 Mark kostete. Die Marmorarbeiten des Treppenhauses sind mit 15 600 Mark ausgewiesen. Ähnlich liegen die Kosten für Pie Ausstattung der Vorhalle im ersten Obergeschoß. VrrlängerFe Osterferien. Aber nur für höhere Schulen in Preußen. Den Schülern der höheren Schulen in Preußen ist eine kleine Ostervorfreude bereitet worden. Durch eine Verfügung des Kommissars des Reiches für das preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Rust, ist der Beginn des neuen.Schuljahres für die höhe ren Schulen auf den 1. Mai festgesetzt worden. Nach der Fericnordnung hätte das neue Schuljahr kurz nach dem Osterfest beginnen sollen. Durch die neue Anordnung werden die Osterferien für die höheren Schulen um zwölf Tage verlängert werden. Man darf nun aber nicht glauben, daß den höheren Schulen aus irgendeinem Grunde eine besondere Ver günstigung gewährt werden soll. Die Hinausschiebung des Schuljahresbeginns ist vielmehr darin zu suchen, daß Zeit gewonnen werden soll für den UmbauderVer- waltung imhöheren Schulwesen. Die ganze Umstellung, zu der auch ein großer Wechsel der Unterrichts kräfte gehört, soll nach Möglichkeit bis zum Beginn des neuen Schuljahres durchgeführt werden. Den Schülern der höheren Schulen ist noch zu sagen, daß der durch die Verlängerung der Osterferien entstehende Ausfall an Unterrichtstagen durch eine Verkürzung anderer Ferien, voraussichtlich in erster Linie der Pfingstferien, ausgeglichen werden wird. Wenn sie das erfahren, wird ihre Ostervorfreude wahrscheinlich schon ein bißchen „ge dämpfter" sein. Massenverhastung von Kommunisten. Große Waffen- und Munitionsfunde. Auf Grund eines bei dem Förster Borkenhagen in Kontopp entstandenen Schadenfeuers, das man auf kommunistische Brandstiftung zurückführt, wurde bei Grünberg eine große Razzia vorgenommen. Fest genommen wurden über 70 Kommunisten, von denen 20 nach ihrer Vernehmung wieder entlassen wurden. Bei Einzelverhören belasteten sich die Festgenommenen gegen seitig und verrieten nacheinander sämtliche Waffenverstecke. In Kaninchenlöchern, in Erdhöhlen, in Uhren, in den Wänden vermauert usw. fanden sich überall Waffen- und Munitionslager, die sofort beschlagnahmt wurden. Weiter scheinit bei dieser Gelegenheit ein Über fall, der im vergangenen Herbst auf einen SA.-Mann ver übt worden war, geklärt worden zu sein. Der SA.-Mann, der auf einem Motorrad fuhr, wurde damals aus dem Hinterhalt beschössen und durch einen Bauchstreifenschuß verletzt. Jetzt haben die Verhöre ergeben, daß eine An zahl Kommunisten, die zum Teil schon längere Zeit in Haft sitzen, der Tat verdächtig ist. Fast alle Festgenom menen leugnen, irgendwie mit der KPD. in Verbindung zu stehen. Ein Mithelfer des AeichSlagsbrandstiflerS? In Plauen i. V. wurde ein Anwohner der Adolf- Hitler-Straße, dessen Name im Interesse der Untersuchung zunächst noch verschwiegen wird, durch Beamte der Polizei sestgenommen und nach der Hauptwache gebracht. Der Fest genommene steht in dem Verdacht, kurz vor der Brand stiftung des Reichstages den Holländer van der Lubbe einige Lage in seiner Wohnung beherbergt zu haben. Eine Zeugin will Lubbe nach einem Bild mit aller Bestimmt heit erkannt haben. Die näheren Feststellungen in der An gelegenheit sind noch zu treffen. Vor allem muß erörtert werden, ob Lubbe sich tatsächlich in Plauen aufgehalten hat. Sie GleichMlvwg der SentsGen MnerWst. Der Erste Vorsitzende, Dominicus, zurückgetreten. Der Erste Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft, Dominicus, hat sein Amt niedergelegt, um, wie er er klärte, der Deutschen Turnerschaft den Weg zu neuen grundsätzlichen Entscheidungen zu erleichtern. Der Zweite Vorsitzende, Dr. Neuendorfs, hat die Leitung der Deutschen Turnerschaft übernommen. Dominicus wurde auf dem 30. Deutschen Turn tag in Berlin im Jahre 1929 zum Ersten Vorsitzenden der DT., diesem größten Verband für Leibesübungen mit 1,6 Millionen Mitgliedern, berufen. * Den im Deutschen Neichsausschutz für Leibesübungen vereinigten Turn- und Sportver- bänden ist auf dem Wege über das Reichsministe rium des Innern folgendes mitgeteilt worden: „Die Zentralkommission für Arbeitersport und Kör perpflege, der nach ihren Angaben elf Verbände und 1,3 Millionen Mitglieder angehören, hat dem Deutschen Neichsausschutz für Leibesübungen mitgeteilt, daß sie be schlossen habe, ihre Spitzenorganisationen aufzulösen, den bisherigen Klasse nkampf st andpunkt aufzugeben und bittet der DRA., ihre einzelnen Verbände als Mit glieder aufznnchmcn. Der Vorstand des DNA. hat be schlossen, die Aufnahme abzulehnen. Der DRA. rät den ihm angeschlossenen Verbänden, auch ihrerseits die Aufnähme der einzelnen Vereine aus den Arbeiter- Turn- und Sportverbänden grundsätzlich abzulehnen, die Aufnahme einzelner Mitglieder jedoch von Fall zu Fall nach sorgfältiger Prüfung der Persönlichkeit in be schränktem Umfange zu gestatten. Aus einem Sommerlager für politische Häftlinge. In Oranienburg bei Ber lin befindet sich ein Sammel lager für politisch verdächtige Personen und Schutzhäftlinge, aus dem wir hier ein inter essantes Bild wiedergeben: die Häftlinge dürfen sich sport lich betätigen. Häftlinge bei sportlichen Übungen, die ihnen von der Lagerver waltung gestattet werden. Die Yeschlagnahme des „Seesalle" aufgehoben. Das Handelsgericht in Brest hat die über den deutscher Hochseeschlepper „Seesalke" verhängte Beschlagnahme aus- gehoben. Die KommunNenfeflung im Walde. Das Dorf Bermsgrün bei Schwarzenberg darf sich rühmen, eine richtige Festung zu besitzen, nämlich die ehemalige „Rote Sporthalle". Aus einer die Umgebung weit beherrschenden Höhe, mitten im Walde, diesen aber überragend, ist die Sporthalle im Stile eines Unterkunfts- Hauses gebaut. Auf felsigem Grunde und vorwiegend aus rohen Natursteinen geschaffen, macht das Haus den Ein druck einer trutzigen Festung. Bestimmt ist es ein Werl bolschewistischer Geheimbaukunst, das in kürzester Zeit in Verteidigungszustand gesetzt werden kann. Reben dei großen Gaststube liegt die Turnhalle, die auch als Tanzsaal und Versammlungsraum benutzt werden kann. Eine Bühni ist auch vorhanden, diese hat aber einen geheimen Aus gang nach dem Keller, durch den ein unbemerktes Ver schwinden aus dem Saale ins Freie möglich ist. Auf den Dache ist ein Blinkturm ausgebaut, von dem aus Blink siguale bis weit ins Erzgebirge, Vogtland und nack Böhmen gegeben werden können. In einem Raume is ein Loch in der Wand, durch das man aber in keinen an deren Raum sehen kann, denn es ist eine Doppelwand Der Keller ist ein Kunstwerk. Dort hätte man die Geiseli abschlachten und die Leichen im tiefen Walde unbemerl vergraben können. In diesem Keller ist auch ein Schieß stand eingebaut. Er ist so angelegt, daß kein Laut nao außen dringen kann. Die Räume sind unter Ausnutzung des Felscngrundes äußerst geschickt angelegt. Alles in allen ist hier ein Verbrechernest geschaffen worden, das ein ungeheuere Gefahr für das ganze westliche Erzgebirg Hütte werden können. * Waffen, Geiselliste, falsche SA.-Uniform. In verschiedenen Orten bei Zwickau wurde: Waffen und Munition bei Linksradikalen vorgefunden. Ji Reinsdorf wurde eine Geiselliste entdeckt, nach do dortige SA.-Leute beseitigt werden sollten. Auch in Mosel Helmsdorf und Oberrothenbach halten die Haussuchun gen Erfolg. Ein Kommunist hatte eine neue SA.-Uniforv im Hause. Mehrere Personen kamen in Haft. Limbacher SA. nahm in Kändler bei Kommu nisten wieder eine Razzia nach Waffen vor und könnt im Schrebergarten eines Kommunisten, in Beton ver graben, ein Waffenlager ausheben. Es bestand aus 19 In fanteriegewehren, Modell 98, sowie einem Karabiner nebei der dazugehörigen Munition. Die Waffen wurden be schlagnahmt. In Hohenstein-Ernstthal wurde ein Flug blatt des Unterbezirkes Limbach der KPD. beschlagnahmt das die Kommunisten auffordert, der Polizei gegenüber keine Aussagen zu machen, Beiträge an die Kassierer ab zuführen usw. In nächster Zeit würden Sammellistei unter den Kommunisten Herumgehen. Insgesamt wurde, zwanzig Kommunisten verhaftet. In St.-Egid ie, wurde bei einem Kommunisten in einem Kleiderschran ein Geheimfach entdeckt, das einen Revolver mit zwanzig Schutz Munition enthielt. Ferner wurde endlich der dei KPD. gehörende Vervielfältigungsapparat, mit dem Flug blätter hergestellt-wurden, gefunden. //Vernünftige Verhältnisse sür den Mittelstand." Die Umgestaltung der Hauptgemeinschaft des Deutsche« Einzelhandels. In einer Pressebesprechung entwickelten die beiden geschäftsführenden Vorstandsmitglieder der Haupt- gemeinschaftdesDeutschenEinzelhandels das neue Programm dieser Spitzenorganisation. Dr. Hill and stellte fest, daß die Hauptgemeinschaft schon seit längerem Fühlung mit der Nationalsozialistischen Partei hatte und sich gern umgestellt habe. Man gehe jetzt daran, auch die angeschlossenen Verbände in der selben Weise g l e i ch z u s ch a lt e n. überall würden die Vorstände jetzt zu 51 Prozent mit Anhängern der Natio nalsozialistischen Partei besetzt und in die Ge schäftsführung Vertrauensleute der Partei eingesetzt. Der Kampf des gewerblichen Mittelstandes habe nur die Auf gabe zu erfüllen, wieder vernünftige Verhältnisse für den Mittelstand zu schaffen. Den Verbänden solle die gesamte Kleinarbeit verbleiben. Zu der ersten Auf gabe des Einzelhandels gehöre es, das Zugabe unwesen zum Verschwinden zu bringen. Die jüdi schen Elemente müßten ausgemerzt werden. Ent stehende Lücken sollten nicht wieder aufgefüllt werden. Es müsse eine Sperre eingeführt werden. Alle, die ihr Amt bisher in gut nationalem Sinne geführt hätten, würden auf ihrem Posten belassen, auch wenn sie nicht Parteimitglied seien. Ministerialrat a. D. Dr. Tiburtius erklärte u. a., man wolle eine Sperre nur für eine Weile einführen, weil man nur so dem Berufsstande helfen könne, gut und billig zu arbeiten. Man hoffe jetzt eine Stärkung des Personalkredits, Besserung der Vergleichsbedin gungen, des Eigentumsvorbehalts usw. zu erzielen. Durch Marktbeobachtung, Verringerung der Typen, Besserung des kaufmännischen Bildungswesens könne man eine Hebung des gesamten Berufsstandes und seine Ge sundung erlangen. Steuerlich müsse man zu einer Entlastung des großen Massivs des Einzelhandels kommen, dafür müßten gewisse konjunkturbegünstigte Zweiae mehr beranaezoaen werden. Die Vorwürfe gegen Generallandschasts-irektor von Hippel. Von dem Untersuchungskommissar für die o st preußische Landschaft wird zum Zu sammenbruch der Baufirma Simonund Grabe mit geteilt, daß die Veröffentlichung über den sachlichen Stand der Ermittlungen immer noch zurückgestellt werden muß, und zwar im Interesse der Fortführung der Untersuchung. Sie ist deshalb nicht möglich, weil der Mitinhaber der Firma Grabe in dem Augenblick, als die Besetzung der Landschaft bekannt wurde, nur mit Hut und Mantel ver sehen im Auto geflüchtet ist. Nach Auffassung des Unter suchungskommissars ist bereits in der Flucht von Grabe ein Schuldbekenntnis zu erblicken. Gegen den General landschaftsdirektor vonHippel sind im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Firma Simon und Grabe schwere Vorwürfe erhoben worden.