Volltext Seite (XML)
Llnirre grfirürttrn üaukünltler. »Alle Vögel sind schon da . . ." Wie oft hat man dieses liebe Kinderlied gesungen, wie oft sich am frühen Morgen an Sang und Gezwitscher gefreut. Aber, Hand aufs Herz, wer kennt eigentlich unsere gefiederten Lieblinge von Angesicht und gar erst ihre Gewohnheiten, ihr Leben und vor allem ihre Baukunst? Baukunst, ja wohl, denn betrachten wir einmal solch ein kleines Kunst werk, das wir so einfach „N est" nennen, näher; wie fein, wie zierlich sind Stengel und Halme, Moos und Federn ineinandergeflochten, um der jungen Brut eine angenehme Wiege zu bereiten, und wie verschieden und vielseitig sind Nachtigall. Zaunkönig. sie. Mit unendlicher Sorgfalt wählt die Nachtigall als „Erdbrüter" eine Stelle im tiefsten Dorndickicht, das dem Raubzeug den Zutritt wehrt, und baut sich aus trocke nem Laub ein warmes, fast unsichtbares Nest, während die Elster hoch oben auf Laubbäumen ein prachtvolles Nest aus Zweigen herstellt, die sie eigens dafür mit dem Schna bel abbricht und kunstvoll ineinanderflicht. An dem Ein- flugsloch aber hat sie scharf stechende Dornenzweige an- gebracht, die den Jungen Schutz vor ihren Feinden bieten. Der Pirol, auch „Vogel Bülow" genannt, sucht sich im Blättergewirr einen schlanken, gegabelten Zweig. Zwischen und um diesen herum baut er ein wiegenähnliches Nest, haS lustig im Winde schaukelt. Unser kleinster Vogel, der Na tz n k ö.n i_g liebt die Obst- und Weitz- oder Rotdorn- Pkol. vaume und Hecken. Sein Nest, eiförmig, steht in seiner Größe in gar keinem Verhältnis zu der Winzigkeit seines Erbauers, er ist aber ein so leidenschaftlicher Baumeister, daß er, aus reiner Lust am Bauen, drei bis vier solcher Nester ausführt, die unbenutzt bleiben. Will er damit seins Verfolger irreführen? Ungefähr einen Meter über dem Wasserspiegel baut die Rohrdrossel im tiefsten Schilf ihr aus Schilfblättern und Binsen geflochtenes Nest — kein Hochwasser, keine Feinde können es erreichen, so daß ihre Brut sorgenfrei leben kann. Stets bauen die Vögel sich im Frühjahr neue Nester, nur die Höhlenbrüter und Schwalben sowie die Störche benutzen alte Niststätten, die sie bloß ein wenig in Ordnung bringen. Wer unsere Lieblinge beim Nestbau kennenlernen will, der muß zweierlei tun: erstens, im Wald, auf den Ausflügen und Spazlergängen Augen und Ohren auf machen. Und zweitens, ein bißchen Naturkunde treiben. Fische, die in anderen leben. Von Professor Or. Walter Anderssen-Berlin. Es ist allen Fischkenncrn bekannt, daß die Sumpffische, und LckeIIo8toma, und verschiedene Lampretenaale, die sämtlich zur Klasse der O^ciostornata oder Rundmäuler gehören, zu schmarotzen pflegen. So schmarotzt die Fluß lamprete auf dem Katzenfisch. Sie setzt sich im inneren Mund rand ihres Wirtes fest und beginnt sein Fleisch zu fressen und sein Blut zu trinken. Die Sumpffische bohren sich in den Körper ihres Wirtes ein und verschlingen seine inneren Or gane, bis er ganz ausgehöhlt ist. Weniger bekannt ist, daß ein kleiner Katzenfisch in Südamerika, der den bezeichnenden Namen 8tesopir^1us in8ickio8us, d. h. nachstellender Schutz liebhaber, fuhrt, in den Kiemenhöhlen feines riesigen Ver wandten klat^8toina zu leben Pflegt. Erst hat man diese Fischchen für die Jungen des großen Katzenfisches ge halten, da es oft vorkommt, daß diese Fische ihre Jungen im Maul behalten, bis sie soweit sind, sich selbst im Wasser ihre Nahrung zu suchen. Aber jetzt weiß man, daß 8teßo- r>b^lu8 sich m den Kiemen seines Wirtes cinnistet, sie mit seinen scharfen Zähnen durchsägt und sich von dem heraus fließenden Blute nährt. Aber nicht alle Fische, die auf die erwähnte Art in den anoeren leben, sind Schmarotzer. Einige tun das nur des Schutzes wegen. Auf einen solchen Fall hat E. W. Gudger, Assistent für Ichthyologie am amerikanischen Museum für Naturkunde, die Aufmerksamkeit gelenkt. Verschiedene Fische aus der Familie der Echcneiden, der Saugfische, suchen in der Mund- und Kiemenhöhle der Haie, Nochen und großer Knochenfische, wie der Schwertfische (lckmtiopllorrm), Scgel- fische Cretrapturrm) und Sonnenfische (lAoIa) Schutz. Wahrscheinlich ernähren sich diese Fischchen auch von den Brocken, die ihr Schützer bei seiner eigenen Ernährung fallen zu lassen Pflegt. Auf einen noch viel merkwürdigeren Fall von Symbiose hat aber vr. Fernando de Buen, Leiter der biologischen Ab teilung am Spanischen Institut für Meereskunde in Madrid, hingewiesen. Als er die im Madrider Museum gehaltenen Clupeiden beobachtete, bemerkte er, daß sich bei einem von ihnen in der Kiemenhöhle ein kleiner Gobius angesiedelt hatte. Da der Fisch in Melilla gefangen wurde, dieser Gobius aber, der genauer als Ooiüu8 pietu8 iAalin festgestellt wurde, noch nie an der nordafrikanischen Küste beobachtet worden ist, muß man annehmen, daß er von den Clupeiden aus Nordeuropa, wo allein diese Fische sich finden, verschleppt worden ist. Der Gobius zeigte außerdem klare Anzeichen von Anpassung an seine sonderbare Lage. Die Stacheln der auf dem Rücken des Fischchens befindlichen Flossen waren nämlich durch ein Häutchen fcstgehalten, das sich über ihnen gebildet hatte. Die untere Bauchflosse benutzte der Gobius zum Aufsaugen eines Teiles der Nahrung, die in den Mund seines Beschützers ge langte. Der Clupcidc war 21, der Gobius 354 Centimeter groß. Dieser Fall ist deshalb so merkwürdig, weil es sich hier um einen Fisch handelt, der gewöhnlich selbständig lebt und nur in diesem Einzelfalle vorgezogen hat, seinen Wohnsitz in einen anderen Artgenossen hineinzuverlegen. WiWWIWlWWMNiiMWiWWMNNUMiWttiNNWWN Vefttieilbie darWiMrvsser TagMtt «5 oo « —«2 o> >Q «) M 8 2 2 8 8 8