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Einsegnung. Eines Jahres Frühling will Wieder durch die Lande ziehen; Unterm Kreuz soll heute still Einer Menschheit Frühling knien, Lenz, der aus der Ewigkeit Neuen Werdens Kraft erhalten, Steht am Altar frohbewegt, Neue Zukunft zu gestalten. Heil'ger Frühling! — In ihm schlägt All das Sehnen, all das Lieben, Das einst unser Herz bewegt Und doch unerfüllt geblieben. Allem Glauben, allem Hoffen, Dem wir dienten einst vergebens, Steht noch einmal weit und offen Lichtumstrahlt das Tor des Lebens! Vater überm Sternenland, Laß in deinem Schutz sie stehen, Laß an deiner treuen Hand Sicher sie durchs Leben gehen! Mach sie weise, daß sie nicht Auf dem Wege sich verirren, Laß des Glaubens Zuversicht Nie in ihrer Brust verwirren! Gib du Kraft der jungen Schar, Daß sie furchtlos kämpfend schreiten, Dich vor Augen immerdar Durch das Dunkel unsrer Zeiten, Daß in ihres Herzens Schrein Stets sie Christi Kreuz behalten Und das arme Menschensein Sich zum Eottesglück gestalten! Herr, halt' deine starke Hand über unsrer Kinder Wegen, Gib aus deinem Gottesland Ihrem Werden deinen Segen, Laß die Prüfung dieser Welt Sie durch deine Kraft bestehen, Bis sie überm Sternenzelt Dich und uns einst Wiedersehen! Felix Leo Göckeritz. Sine Kundgebung de- SeuWen Feuerwehrverbandes. Nationales Gelöbnis des Verbandes. Ler Deutsche Feuerwehrverband, die Spitzenorgani- sation der Freiwilligen Feuerwehren Deutschlands, hat an den Reichsminister des Innern Dr. Frick eine Kundgebung gerichtet, in der es u. a. heißt: „Dienst am Allgemeinwohl ist die Losung der Freiwilligen Feuer wehren, die sich mit ihrem ganzen Sein in den Dienst stellen, wenn es gilt, des Nächsten Hab und Gut zu retten, und die auch ihr Leben in die Schanze schlagen, wenn von Feuer oder allgemeiner Not betroffene Staatsbürger zu retten sind... Die Zielsetzung der Freiwilligen Feuerwehren Deutschlands, Leben und Eigentum der Nation zu retten und zu schützen, lag stets in der Linie des nationalen Pflichtbewußt seins, das uns zu dem Gelöbnis berechtigt, für alle Zeiten dem Reiche und dem deutschen Volke und somit der nationalen Re gierung mit neuer Kraft und Opferfreudigkeil zu dienen." Ile Werst-MG der ieWes WtM Ar. Schacht über seine GeldpoM. 10 Milliarden Auslandsschulden in 1)4 Jahren bezahlt. In der Generalversammlung der Neichsbank machte Reich sbantpräsident Dr. Schacht zunächst längere Ausführungen aus dem Jahresbericht. Dann führte er u. a. weiter aus: Die Folgen der schweren Krise von 193l habe die deutsche Wirtschaft bei weitem noch nicht überwunden. Erfreulich sei, daß die Landwirt schaft etwas stärker am Wechselgcschäft beteiligt gewesen sei. Alles in allem sei die Lage immer noch sehr schwierig, doch habe die deutsche Wirtschaft eine starke Widerstands kraft gezeigt. Bei den Sparkassen, die schwere Erschütterungen durchgemacht haben, sei im vergangenen Jahre eine Besserung eingetreten. Man müsse erkennen, daß es den Genossenschaften gelungen sei, die Krisis im wesentlichen aus eigener Krasr zu über winden. Hierzu habe auch betgeiragen die Umwandlung der Preußenkasse in die Neichsgenossenschaftskasse. Die Reichsbank werde den Genossenschaften ihre Unterstützung in Zukunft um so lieber gewähren, als sie es sich zur Aufgabe gemacht habe, die kleineren und mittleren Gewerbekreise bevorzugt zu behandeln. Selbst verständlich sei, daß auf dem Gebiete des Bankwesens Reformen durchgeführt werden müßten, an denen in erster Linie die Reichsbank beteiligt sein werde. Der nationale, politische Umschwung habe uns von einer Illusion geheilt, nämlich der, daß uns allein vom Aus land Hilfe kommen könne. Hätten wir den Reichskanzler Hitler und Minister Dr. Goebbels bei der aus wärtigen Presse. Unsere Ausnahme berichtet vom Empfang der Vertreter der auswärtigen Presse und der in Berlin akkreditierten Diplomaten im Ministerium für Propaganda und Volks aufklärung durch Reichskanzler Adolf Hitler und Minister Dr. Goebbels (beide vorn in der ersten Reihe); anschließend Nuntius Orsenigo und der italienische Gesandte Cerrut 1 i. Zwang zur Selbsthilfe früher erkannt, wäre uns viel wirtschaftliches Leid er spart geblieben. Der Kredit von 70 Millionen Dollar sei zur Rückzahlung gebracht worden, da er mit derartigen Bindungen versehen gewesen sei, daß er zu nichts anderem habe verwandt werden können, als zur Bereitstellung jederzeitiger Rückzahlung. Der Kredit habe insgesamt der Reichsbank 77 Millionen Mark Zinslasten gebracht. Wenn die Rückzahlung noch die Folge haben sEe daß im Ausland die deutsche Devisen läge kl« -n erkannt würde, so sei das nur erfreulich. Die deutsche Devisenlage werde immer schlechter, obwohl das Netz d^ Devisenzwangswirtschaft immer lückenloser geworden sei. Die Entwicklung der Außenhandelsbilanz müsse zwangs läufig zur Folge haben, daß wir die nötigen Devisen nicht aufbringcn können. Deutschland werde selbstverständlich dem Ausland gegenüber zu seinen Verpflichtun gen stehen, um das Vertrauen anfrcchtzuerhalten, dessen cs bedarf, um den notwendigen gegenseitigen Warenautz tausch zu ermöglichen. Das Vertrauen zu Deutschland habe bisher nicht gelitten, ja cs sei noch gewachsen wegen der Leistungen, die Deutschland vollbracht habe. In rund eineinhalb Jahren habe Deutschland zehn Mil liarden Auslandsschulden zur Rückzahlung acbracht. Schacht wies dann auf die fehlerhafte Geschäfts- Politik der deutschen Bankwelt hin, die uferlos immer neue Kredite ausgenommen habe, und auch der ausländischen Banken, die diese Kredite wahllos gewährt haben. Durch dieses Zusammenarbeiten sei man jetzt in die Lage ge kommen, daß das Transferproblem auch für die Handelsschulden auftaucht. Der Zahlungsverkehr von Land zu Land muffe wieder freigemacht werden. Dies sei nur möglich auf dem Wege einer Wiederanreicherung der Goldbestände der Reichs bank. Zur Zeit könne man der Devisenzwangswirtschaft noch nicht entraten. Die Reichsbank habe nur das eine Ziel im Auge, die Wertmäßigkeit der Reichsmark zu er halten. Nach Ausführungen über die verschiedenen Pläne zur Arbeitsbeschaffung stellte der Reichsbankpräsident fest, ein wirkliches Arbeitsbeschaffungsprogramm könne nur in der Förderung der Landwirtschaft liegen, wodurch Devisen eingespart werden, und in In- dustriebestellungen, die wiederum ihrerseits beim Hand- werk und Gewerbe Arbeit mit sich brächten. Die Pflege des Binnenmarktes sei gerade dann not wendig, wenn das Ausland unsere Waren ablehne. Weiter sei wichtig eine pflegliche Behandlung des Geldmarktes. Bloße Herabsetzung des Reichsbankdiskonts bedeute noch nicht eine allgemeine Zinsverbilligung. Eigenmächtige Eingriffe in Wirtschaffs. Unternehmungen untersagt. Die politische Zentrallommission der NSDAP, gibt folgende Anordnung bekannt: „Es ist den Mitgliedern der NSOB., SA.- und SS.-Männern oder sonstigen Ange- hörigen der NSDAP, untersagt, in die inneren Ver hältnisse der Wirtschastsunternehmun- gen, Jndustriewerke, Banken usw., selbständig einzu greifen, Absetzungen vorzunehmen und dcrgl. Zu irgend welchen Eingriffen muß die ausdrückliche Genehmigung der Wirtschaftsbeauftragtcn der NSDAP, vorlicgen, die nur im Einvernehmen mit der politischen Zentrallom mission handeln dürfen." MM-eMichM mmeoeir-irecttisLc>wrr ovacu «eisre« (4l. Fortsetzu g.) „Unglaublich! — Man sollte es nicht für möglich halten. Ausgerechnet in den Fall muß Hanna verwickelt sein. Arme Hanna, es tut mir leid um sie." „Warum? — O, nicht so vorschnell, mein Lieber, und versuche bitte nicht, Hanna zu einem stillschweigenden Zurück ziehen zu veranlassen, du würdest eine recht unangenehme Abfuhr erleben." „Ja, aber Hanna wird sich doch keinem Eklat aussetzen!" „Hanna wird nur das tun, was deine Frau vor dreißig Jahren auch getan hätte und auch noch tun würde: Zu dem Mann der Liebe halten." In des Mannes Augen trat ein Leuchten. Er trat zu feiner Frau und küßte ihr die Hand. „Wir Männer wissen gar nicht, was wir an euch Frauen haben." Die alte Frau errötete, und in ihrem Herzen war ein stolzes Freuen darüber, daß das Band der Liebe, geknüpft vor mehr als dreißig Jahren, noch genau so ihre Herzen vereinte. Es ist das köstlichste Gefühl im Alter. * * * Die Zeitungsnachricht über die Verhaftung der Brüder Michael wirkte mit der Wucht einer Sensation. Nicht nur Berlin, sondern das ganze deutsche Volk nahm den regsten Anteil an dem Fall. Das gesamte Sportlaaer war in hellster Aufregung. Als die Brüder mit dem Auto in Berlin eintrafen, wur den ihnen im Untersuchungsgefängnis zwei getrennte Zim mer, keine Zellen, angewiesen Die Brüder legten sich unverzüglich schlafen. Eine gewiffe Erregung machte sich natürlich auch bei ihnen bemerkbar, aber sie waren sich ihrer Unschuld bewußt und schliefen daher gut und lange, sodaß der Beamte den Kopf schüttelte, als er früh um halb neun Uhr durch die Oeffnung in der Tür Klaus immer noch schlafen sah. Um halb zehn Uhr bat Werner, eine Viertelstunde später Klaus um das Frühstück, und sie aßen mit sichtlich gutem Appetit. Vormittags elf Uhr stand Klaus Michael vor dem Unter ¬ suchungsrichter, Oberlandesgerichtsrat Dr. Wehle, einem temperamentvollen Herrn in den Fünfzigern. Das sichere Auftreten, sowie die männliche Schönheit ver fehlten auch auf den Juristen ihre Wirkung nicht. „Bitte, wollen Sie Platz nehmen, Herr Klaus Michael," sagte er so außergewöhnlich höflich, daß der Protokollant staunte. Ehe er begann, trat Staatsanwalt Dr. Wälfung ein. Ein hämisches Lächeln lag auf seinen Zügen, kaum merklich zwar, aber Klaus sah es doch. Der Staatsanwalt nahm Platz, um der Vernehmung des Angeklagten beizuwohnen. „Herr Klaus Michael, geboren am 11. April 19 . . , als Sohn des Dr. med. Michael in Erfurt — die Personalien stimmen doch? — Sie sind angeklaqt, den Sohn des Kom merzienrats Michael, Erich Michael, in der Nacht vom 29. zum 30. Juni erschossen zu haben." „Einen Augenblick. Herr Untersuchungsrichter. Ehe Sie weitere Worte in der Angelegenheit sprechen, möchte ich bitten, daß sich Herr Dr. Wälfung entfernt." „Der Herr Staatsanwalt ist befugt, der Vernehmung bei- zuwohnen." Klaus zuckte die Achseln. „Das ist mir sehr gleich. Ich will Ihnen restlos Rede und Antwort stehen, aber nur Ihnen. Solange dieser Herr anwesend ist, verweigere ich jede Aussage." Der Staatsanwalt war wütend. Zu seinem Kollegen sich wendend, sagte er erregt: „Machen Sie den Angeklagten auf das Ungesetzliche seiner Forderung aufmerksam." Ganz ruhig sagte Klaus: „Ist es nicht zehnmal ungesetz sicher, einen unschuldigen Menschen seiner Freiheit zu be rauben?" „Es wird Ihnen verdammt schwer werden, Ihre Unschuld zu beweisen." Klaus schwieg beharrlich, so daß sich nach einer längeren Pauss der Untersuchungsrichter gezwungen sah, den Staats anwalt zu bitten, sich zürückzuziehen. Der Staatsanwalt bebte vor Wut, aber er sah ein, daß der Untersuchungsrichter nicht anders konnte, und ging. Krachend schlug er die Tür zu. Die Vernehmung begann. Dr. Wehle war natürlich verärgert und leitete die Unter suchung ziemlich heftig ein. „Herr Michael, Sie sind angeklagt des vorsätzlichen Mor des an Erich Michael, dem Sohne des Kommerzienrats Andreas Michael. Ich ersuche Sie, alle Fragen klar und ohne Umschweife zu beantworten. Die Indizienbeweise für Ihre Schuld sind sür Sie erdrückend. Ich empfehle Ihnen von vornherein, ein offenes Geständnis abzulegen und die Milde des Gerichtshofes anzurufen." „Ich habe nichts zu gestehen, Herr Untersuchungsrichter." Dr. Wehle machte eine kurze Pause, dann stellte er seine Fragen. „Seit wann kannten Cie den Ermordeten?" „Seit Mitte März. Ich sah ihn anläßlich eines Gesell schaftsabends bei Frau von Syrtinghall, ohne mit ihm zu- sammenzukvmmen. Wir haben bis zu jenem Abend, an dem ich ihm eine Ohrfeige gab, nicht die allergeringsten Beziehun gen zueinander gehabt." „Die Angabe bestätigt sich durch die Aussage zweier Zeu gen. Wollen Sie angeben, aus welchem Grunde es zwischen Ihnen und dem Ermordeten zu jener tätlichen Auseinander setzung kam?" „Sehr gern. Erich Michael ließ in meiner Gegenwart beleidigende, ehrabschneiderische Aeußerungen über Fräulein Hanna Eschler fallen. Ich war darüber so empört, daß ich ihm daraufhin eine Ohrfeige gab." „Bestehen zwischen Ihnen und Fräulein Eschler engere Beziehungen?" Kurz erwiderte Klaus: „Das gehört nicht hierher. Meine Handlungsweise war in dem Augenblick lediglich die eines anständigen Menschen." Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Dr. Wehles Ton wurde achtungsvoller. „Sie werden nicht bestreiten, daß von dem Augenblick an zwischen Ihnen und dem Sohn Ihres Stiefbruders eine offene Feindschaft bestand." Klaus merkte, daß die Frage verfänglich war. „Sie irren. Der Tote war mir so gleichgültig wie irgend ein Fremder, und ich habe noch nie einen Ehrabschneider — ich vermag es nicht, dem Toten diesen Vorwurf zu er- sparen — meiner Feindschaft für wert gehalten." „Seien Sie offener. Es ist ja verständlich, daß Sie den Toten auf Grund dieses Vorganges haßten." „O nein, ich haßte ihn nicht, ich verabscheute ihn nur. Im übrigen war er mir gleichgültig." Der Untersuchungsrichter lenkte ab. „Sie leugnen also, daß von dem Augenblick der Tätlich, ketten an eine Feindschaft zwischen Ihnen und dem Toten bestand. — Wollen Sie mir mitteilen, wo Sie am Sonntag, den 29. Juni, waren?" „Gern. Bon halb vier bis abends neun Uhr bei Frau Eschler-Hochheim, Berlin-Grunewald, beziehungsweise bei Fräulein Hanna Eschler. Frau Eschler-Hochheim stellte uns ihren Kraftwagen zur Verfügung, und wir fuhren über Treptow nach Hause. Um halb elf Uhr langten wir an."