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MsdmfferTageblali Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ A für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter D-- »Wilsdruffrr T-geblo«» erscheint on allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bejugspreis monatlich 2,— RM. Anzeigenpreis i die 8 gespaltene Aaumzeile 2» Rpsg-, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs» Ire, Haus, der Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern tü Rpsg. Alle Pvstanstalten und Post- MlLF k-AS psennige. die »gespaltene Rcklamezeile im textlichen Teile l RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Borge. L'jKLL?.: »achendl-u lm »Wd-Ust u. Umgegend xLr'SVS,-.: - - sonstiger " ' " - Betriebsstörungen besteht Kern Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Äückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 140 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264V Montag, den 19. Juni 1933 LtViDiüL.- snirieoenc auicyeinungs- . »uge uno ipragvorfcuruten I ü werden nach Möglichkeit AlNl EvUsoLUss Nk. O berücksichtigt. Anzeigen- K i annahme bisvorm.10Uhr. - Für die Richtigkeit der V durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. „Zwischen ms sei Wahrheit!" Nachdem sich die Redeflut der 66 Vertreter aller mög lichen Völker in London verlaufen hat, beginnt dort die eigentliche Arbeit der Konferenz. Deutschlands Stellung dabei ist recht eigenartig insofern, als es zwar bin Industrieland allerersten Ranges ist, im Gegensatz aber zu England und Amerika nicht über die notwendige Grundlage der industriellen Rohstoffe verfügt. Die darin liegende Abhängigkeit von der Zufuhr aus Rohstoff pro duzierenden Ländern ließ und läßt sich nur zu einem Teil beseitigen, kann aber die Wirtschaftspolitik der deutschen Negierung nicht in dem Ziel beirren, das auf der Lon doner Konferenz der deutsche Aussenminister in den Satz gekleidet hatte, man werde „auf der Grundlage der wieder in Ordnung gebrachten nationalen Wirtschaften Bausteine für die Verbindung mit den übrigen Völkern der Welt schaffen*. Die heilsame beschränkte Redezeit für die Redner der Londoner Generaldebatte machte es unmöglich, über eine Andeutung dieses wirtschaftlichen politischen Zieles hinauszugehen. Infolgedessen hat der Reichswirtschafts- minister D r. .Hugenberg die Aufforderung des Vor sitzenden des Wirtschaftsausschusses der Konferenz — es ist der holländische Ministerpräsident Colijn, der übrigens einmal den Vorsitz auf der letzten Genfer Wirt- fchaftskonferenz nicderlegte, weil, seiner richtigen Ansicht nach, bei der ganzen Geschichte doch nichts herauskäme — vor der internationalen Presse in London benutzt, um jenes vom Außenminister nur angedeutete Ziel ausführ lich zu erörtern. Dr. Hugenberg erklärte als grund sätzliche Voraussetzung für die Gesundung de, Weltwirtschaft ebenfalls die Sanierung der einzelnen nationalen Volkswirtschaften. Aber andere Länder, und zwar gerade solche, die für den Wiederaufbau der weltwirtschaftlichen Beziehungen mit in erster Linie in Frage kommen, haben sich bisher ge sträubt, von sich aus eine rücksichtslose volkswirtschaftliche Gesundung anzustreben. Man scheint dort daraus zn hoffen, daß ebenso wie die Krise über Nacht gekommen ist, auch die Gesundung sich von selbst vollziehen wird, Hoffentlich beginnt man in London einzusehen, m welch verhängnisvollem Irrtum man mit dieser An schauung ist. In der Regelung der internationalen Schuldenfrag! steht Hugenberg das A und O der Sanierung auch dei zwischenstaatlichen Wirtschaftsbeziehungen. Inhalt diese, Beziehungen war und ist der Warenaustausch, also Leistung und Gegenleistung. Ein großer Teil der inter nationalen Schuldverpflichtungen beruht aber gar nicht auf diesem Prinzip der Leistung und Gegenleistung, son dern die Kriegsschulden unserer ehemaligen Gegner ar Amerika basieren nur auf einer geldlichen Leistung der Amerikaner, der aber auf feiten der Schuldner wirt schaftliche Gegenleistungen nicht entsprechen können, wei! ja der Zweck der Inanspruchnahme jener Leistungen ledig lich die Herstellung von Kriegsmaterial gewesen ist Andererseits stellen die deutschen Tribute auck wieder nur Leistungen dar, die von uns vollzogen wurden ohne daß sich dabei für uns der geringste Gegenwert er- Hab. Wen« Dr. Hugenberg in diesem Zusammenhang daZ Wort sprach: „Politische Kredite von Volk zu Volk an zunehmen und zu geben, ist eine Versündigung an de, Wirtschaft der Völker*, so werden gerade die Fran zosen ihm seufzend zustimmen können. Sie brauche« nämlich nur an die schier unzählbaren Millionen zr denken, die sie aus politischen Gründen vor dem Krieg« dem russischen Reich zur Verfügung stellten, damit dort zur Beschleunigung des militärischen Aufmarsches gege« Deutschland das Eisenbahnnetz ausgebaut werden würde Rücksicht auf wirtschaftliche Rentabilität wurde dabei sticht genommen und -- nun sind die Franzosen ihr Geld los! Ebenfi» weltwirhschastkich unsinnig wn diese Schuldenverpflichtung ist aber auch das heiße Be mühen des auf dem Versailler Diktat aufgebauten euro päischen Systems, die wirtschaftliche Kraft Deutschlands ans einen viel zu engen Raum zusammenzupressen, Während große Gebiete der Welt noch der Erschließung durch diese wirtschaftliche Kraft harren. Dr. Hugenberg hat endlich einmal die durchaus nicht machtpolitische, sondern wirtschaftlich unterbaute Forderung Deutschlands nach Erweiterung seines Wirtschaftsraumes durch Wiedergewinnung seiner Kolonien an- jgemeldet. Hierin begegnet er sich mit Erklärungen des gleichfalls in London anwesenden deutschen Reichsbank präsidenten Dr. Schacht, dem vor drei Jahren (damals leider auch von deutscher Seite) sehr zum Vorwurf ge macht wurde, daß er auf der damaligen Doung-Plan- Konferenz von diesen deutschen Kolonialforderungen zu sprechen „gewagt" hat. Auch heute noch gibt es in Deutschland Kreise, die aus wirtschaftlichen Gründen den Gedanken der Wiedergewinnung unserer Kolonien ab lehnen, weil die Welt an sich schon an einer Überproduk tion von agrarischen und industriellen Rohstoffen leide. Mit Recht erklärt Dr. Hugenberg diese Anschauung als MMMiHttMsideMMAnzler Der ungarische Ministerpräsident Gömbös in Seriin. Der ungarische Ministerpräsident Gömbösist über raschend mit direktem Flugzeug in-Berlin angekommcn. Er machte dem Reichskanzler Adolf Hitler einen Höf lichkeitsbesuch. Der ungarische Ministerpräsident Gömbös hat sein Amt am l. Oktober 1932 angetreten, nachdem er bis dahin zwei Jahre als Kriegsminister in Ungarn tätig gewesen war. Gömbös ist deutscher Abstammung. Er steht zu dem ungarischen Deutschtum in enger blutsverwandtschaft licher Beziehung. Im Mai dieses Jahres hat Gömbös einen Besuch in Wien gemacht, der genau so überraschend inszeniert wurde wie die jetzige Ankunft in Berlin. * Aussprache des Kanzlers mit Gömbös. über gemeinsame wirlschafttiche und politische Probleme. Wie das Außenpolitische Amt der NSDAP, mitteilt, fand in der Reichskanzlei zwischen dem Reichskanzler und dem ungarischen Ministerpräsidenten Exzellenz Gömbös eure Aussprache statt, bei der die gemein samen wirtschaftlichen und politischen Pro bleme zur Diskussion kamen. Besonders die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen wurden eingehendst erörtert. Es kann fest- gestellt werden, daß gerade auf diesem Gebiete die Zu sammenkunft der beiden Staatsmänner von größter Be deutung war und ein durchaus positiver Erfolg erzielt wurde. Die Unterhaltung des Reichskanzlers mit dem unga rischen Ministerpräsidenten schloß in überaus herz licher Weise und mit der Versicherung, daß die beiden Staaten mit den größten Sympathien einander gegcnüberstchcn. Ministerpräsident Gömbös besichtigte dann, wie weiter bekannt wird, die Neichshauptstadt. Nachher be suchte der Ministerpräsident Potsdam, anschließend sand ein Abendessen statt, an dem der Leiter des Außen politischen Amtes, Pg. Rosenberg, teilnahm. Hindenburg gratuliert Horthy. Der Reichspräsident hat Seiner Durchlaucht dem Reichsverweser des Königreichs Ungarn anläßlich seines Geburtstages ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschtelegramm übersandt. * Sitter und Gömbös aus dem mittel deutschen SA.-Appell. Uber 60 000 Braunhemden in Erfurt. Aus allen Teilen Mitteldeutschlands waren über 60 000 Braunhemden z« dem großen SA.-Appell auf dem Erfurter Flughafen ausmarschiert. Reichskanzler Adolf Hitler traf mit dem Flngzeug ein. Als er das Flugzeug verließ und auf der Fahrt zur Stadt wurden ihm begeisterteOvationen dargebracht. In seiner Begleitung befanden sich u. a. Reichsminister Dr. Frick, Alfred Rosenberg und der ungarische Ministerpräsident Gömbös. emen wirtschaftlichen Irrtum. Denn es gibt nie manden, der nicht fühlt oder weiß, daß heute selbst der natürliche Bedarf des Menschen bei weitem nicht gedeckt wird. Es besteht keine Überproduktion, sondern ein Unterkonsum; die Lebenshaltung besonders der industrialisierten Völker ist aus ein geradezu unnatürlich tiefes Niveau gekommen, während auf der anderen Seite Niesenbestände besonders von Lebensmitteln der Vernich tung anheimfallen, weil sie ihren Weg zum Konsumenten versperrt sehen. Wenn Dr. Hugenberg den leider rich tigen Satz äußerte: „Wir Deutsche sind jetzt arme Teufel!", so hat er damit auch das Recht in Anspruch nehmen können, vor der Welt einmal mit ganz unzweideutigen Worten die Wahrheit zu sagen, da wir „nichts mehr zu verschenken oder zu verlieren haben" allerdings mit einer einzigen Ausnahme: unseren guten Namen. Und über den Wachen wir am besten, wenn wir, wie es durch den deutschen Reichswirtschaftsminister geschehen ist, der Welt eben die Wahrheit sagen. Ebensowenig wie wir der Welt irgend etwas vor machen wollen, sollen dies auch die anderen Völker tun, und -euch wirtschaftlich empfiehl: es sich, um aus der Krise berauszukommen. sich auf der Londoner Konferenz an das Iphigenie Wort zu halten: „Zwischen uns sei Wahrheit!" Im Festsaal des Erfurter Rathauses fand sich dann eine Versammlung von geladenen Gästen zu sammen. Oberbürgermeister Tichier dankte dem Kanzler, daß er trotz der riesigen Arbeit der letzten Zeit nach Erfurt gekommen sei. Erfurt sei stolz dar auf, und werde dieses Opfer stets zu würdigen wissen. Die Stadt verpflichte sich, im Sinne des Führers rück haltlos zu arbeiten und erflehe für ihn den Segen Gottes. Adolf Hitler erwiderte, es sei das erstemal, daß er als Reichskanzler einer Stadt einen osfiziellen Besuch abstatte. Der Besuch sei ihm diesmal von besonderer Bedeutung, denn in Erfurt sei das Programm einer Partei entstanden, die Deutschland ins Unglück gestürzt habe. „So wie wir heute Besitz von dieser Stadt ergriffen haben, so haben wir die sozialdemokratische Bewegung, die in Erfurt manifestiert wurde, überwunden. Die Ur kunde dieser schönen Stadt nehme ich besonders freudig und mit ganz besonderem Dank an." Darauf trug sich der Kanzler in das Goldene Buch ein, ebenso Reichsminister Dr. Frick und der ungarische Ministerpräsident. Inzwischen hatten sich Zehntausende auf dem gewaltigen Friedrich- Wilhelm-Platz zu Füßen des Doms eingefunden, wo Adolf Hitler den Vorbeimarsch seiner braunen Soldaten abnahm. Als er den Platz betrat, kannte der Jubel der Massen, die teilweise seit den frühesten Morgen stunden trotz des zeitweise niedergehenden Regens aus geharrt hatten, keine Grenzen. Bei dem Appell aus dem Flughasen, zu dem n. a. auch Stahlhelmführer Jüttner, Reichsstatthalter Sauckel, der thüringische Minister Wächtler und Prinz August Wilhelm erschienen waren, weihte Stabschef Röhm etwa 200 neue Hakenkreuzfahnen und führte dabei u. a. aus: Die neuen Fahnen sollen euch voranwehen in den Kämpfen, die noch bevor stehen. Denn noch ist eure Aufgabe nicht zu Ende, noch harren neue Kämpfe den braunen Bataillonen. Das Ehrenzeichen dieser Kämpfe ist die Einigung aller deutschen Volksgenossen, der Dienst an Volk und Vater land im Sinne des Führers Adolf Hitlers. Gerade die nächsten Monate werden hohe und schwere Auf gaben bringen; aber ihr werdet sie lösen, wenn ihr bleibt, war ihr immer wäret, und seid: echte, treue, einfache Soldaten! Das Thüringer Ganiresfen der ASDAY. Ehrung der tausend ältesten Parteigenossen. Anläßlich der Eröffnung des Gauparteitages der NSDAP. Thüringens verkündete Reichsstatt halter Sauckel in einer bedeutsamen Ansprache die Totalität des Nationalsozialismus für den Thürin ger Staat auf einem Kongreß der Amtswalter, SA., SS. und Hitlerjugend in Weimar. „Ich befehle Ihnen nunmehr", fo sagte er, „die In toleranz gegen alles andere. Es darf in Thüringen für die Zukunft nur einen politischen Glauben geben. Das ist der Glaube an die Idee des Nationalsozialismus." Das Recht zu dieser Intoleranz nähmen die National sozialisten aus der Notwendigkeit des einheitlichen Den kens und Handelns der gesamten Nation. Mit dem Stempel des Verräters muffe derjenige gebrandmarkt werden, der es wage, die Richtigkeit der nationalsozia listischen Weltanschauung in Zweisel zu ziehen. Minister präsident Marsch ler erklärte, daß voraussichtlich in einigen Wochen das Hakenkreuz im thüringische« Staatswappen Aufnahme finden solle. Nach dem Gaukongreß fand die feierliche Ehrung der 1000 ältesten Parteigenossen des Landes statt, die, mit Blumen geschmückt und unter dem Jubel de« Bevölkerung auf dem Weimarer Marktplatz Aufstellung nahmen. Reichsstatthalter Sauckel und der Stellvertreter des Führers, Heß, ehrten die ältesten Kämpfer. Unter dem Geläut der Glocken wurde den 1000 der silberne Gautag-Adler mit der Inschrift „Für Tre«« — Ga« Thüringen" überreicht. Ein Mesenfeuerwerr, wie es in Mitteldeutschland noch niemals gesehen wurden wurde am Vortage des Thüringer Gautreffsns in E r^ furt auf der mitteldeutschen Kampfbahn veranstaltet, auf der sich zu einer Kundgebung etwa 50 000 Menschen und endlose SA.- und SS.-KolknneLMgefundM batten.