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MsdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Nr. 80 — 92. Jahrgang Dienstag, den 4. April 1933 Postscheck: Dresden 2ww Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden die »gespaltene Raumzeile 2» Rpsg^ »gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 10 Reichs. 'L »gespaltene Reklamezerle >m textlichen Teile I RM. Nachweisungsgcbühr 2» A-ichspfennige. Borge- ELLZL Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 ZLUZS durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Aabattanspruch erlischt, wenn der Bettag durch ' Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, irder Zeit Bestellungen ent- Wochenblatt für Wilsdrntt I. Nmaeaend ?eae^m^'»°^b"^ «ewatt^riegod.sonstiger U. UMgegLNV gegen. Im Falle höherer kein Anspruch aus Lieferung der Zeiinng^oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung . mrilbcniegt. Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs^rü't."°"" "" ?Ets und des StMra sVeröffenMchung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- genim- »n° ,°^la°tt°ts zu Wilsdruff, des Forstrcntamls Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt M gleiWMeten LöudllMlWente Ser neue Sächsische Landtag. Bürgerliche Zweidrittelmehrheit. Auf Grund der neuen Bestimmungen des Gleichschak- tungsgesetzes wird sich der Sächsische Landtag vorbehaltlich amtlicher Berechnungen folgendermaßen zusammensetzen. (In Klammern die Ergebnisse vom 22. Juni 1930): Nationalsozialisten Sozialdemokraten Kommunisten Schwarz-Weiß-Rot Deutsche Volkspartei Christlich-Soziale Zentrum Staatspartei Wirtschaftspakte! Volksrcchtpartei Volksnationale Rcichsvercinigung Deutschsozialisten Parteilose 38 Sitze (13) 22 „ (32) 14 „ (13) 6 „ (10 DNVP( 1 c, ( 8) 1 „ ( 2) 1 „ (-) c, ( 3) c» ( 8) ( 2) ff ( 2) ff (2) — f, ( 1) zusammen 84 Sitze (96) Da die Kommunisten ansscheiden, wird der neue Landtag 70 Abgeordnete umfassen. Die Nationalsozialisten haben also auch in Sachsen die absolute, die bürger lichen Parteien zusammen eine Zweidrittel mehrheil im Landtage. Die Mandatsverteilung im Hessischen Landtag wird sich bei einer angenommenen Zahl von 50 (bisher 70)' Abgeordneten betragen: NSDAP. 25 Sitze (bisher 32), SPD- 11 (17), KPD. (fallen aus) 5 (8), Zentrum 7 (10), Schwarz- Weitz-Rot 1 (1), DVP. 1 (1). Das eine Mandat für die DVP* kommt nur zustande, falls Listenverbindung mit den Christ lichsozialen und dem Bauernbund erfolgt. Findet keine Listenverbindung statt, fällt dieses Mandat noch an die Nationalsozialisten. Der Oldenburgische Landtag würde sich wie folgt zusammensetzen: NSDAP. 20 Sitze (bisher 24). SPD. 7 (9), KPD. (fällt aus) 2 (2), Zentrum 6 (7), Schwarz-Weitz-Rot 4 (2). Der bisherige Landtag umfaßte 46 Abgeordnete. Der neue Thüringische Landtag wird 59 (bisher 61) Abgeordnete haben. NSDAP. 30 Sitze (bisher 26), Schwarz-Weitz-Rot 7 (6), SPD. IS (15). Die Deutsche Volkspariei und die Staatspariei (bisher mit je einem Abgeordneten vertreten) fallen ebenso wie die Kommu nisten, die 9 statt bisher 10 Sitze erhalten würden, aus. Die Hamburger Bürgerschaft würde folgendermaßen ausschen: NSDAP. 50 Sitze (bisher 51), SPD. 34 (49), KPD. «füllt aus) 23 <26), Zentrum 2 (2), Schwarz-Weiß-Not 10 (7), DVP. 3 <5), Staatspartei 4 (18), Christlichsoz. 1 (1). Zusammen 127 (bisher 160) Sitze. Die neue Bremische Bürgerschaft würde folgende Zusammensetzung ergeben: NSDAP. 31 Sitze (bisher 27), SPD. 29 (32), KPD. (fällt aus) 12 (11t, Zentrum 2 (2), Schwarz-Weiß-Rot 1A (Listenverbindung), DVP. 5 (13). Der Sieg -er Disziplin. Einen Tag nur währte der von den National sozialisten eingeleitete und bis in den letzten Winkel Deutsch- lands hinein organisierte Kampf gegen die Greuelhetze des Auslandes Es war ein Kampsestag, wie ihn Deutschland noch nie gesehen hat, wie ihn aber auch die Welt noch nie- mals von draußen her beobachten konnte. Und dieser l "" diesem historischen Sinn der deutschen Abwehr sollte nicht vorübergegangen werden! — der Blsmarcktag. - » schließlich war es ein Tag der einheitlichen und festgeWossenen Volksbewegung. Zu tief war in alle schichten des deutschen Volkes die Erregung einge- ^L""6en darüber, daß man im Ansland es fertig brachte, mu Lugen und Verleumdungen das zu beschmutzen, was wir als nationale Erhebung sahen und mit ^A>wr, innerlicher und äußerer Freude erlebten. Die Abwehr hiergegen, der Wille, einer Welt zu zeigen, daß wir dieses unser Erleben nicht bösartig begeifern lassen, zwang uns alle dazu, zu der einzigen Waffe zu greifen, die uns m diesem Kampf gegen die Hetze und Verleumdung blieb, zum Boykott gegen die Artgenossen jener, die draußen mit wüstesten Beschimpfungen, mit Lügen und schlecht ersonnenen Märchen den Kampf gegen das Deutsch land der nationalen Erhebung eröffnet haben. Breit und allumfassend war die Volksbewegung, die sich am Bismarcktag im Boykott der jüdischen Geschäfte, Rechtsanwälte, Ärzte usw. zurwAusdruck und zum Durch bruch gebracht hat. Gerade wen sie so allgemein war, weil sie aus dem Innersten des Volkes entstand, hätte sie auch leicht über das Ziel hinausschießen können, das sie sich gesteckt hatte und das ihr von der Leitung gesteckt worden war. Vielleicht haben die Veranstalter der Greuel- hetze im Ausland auch geradezu daraus gehofft, daß sich diese Boykottbewegung nicht innerhalb der ihr von vorn herein gezogenen Grenzen halten würde, um dann mit wildem Triumphgeschrei über das deutsche „Barbarentum" yerzufallen. Darauf aber haben die Drahtzieher der Greuelhetze im Ausland vergeblich gewartet und sie Und heute um eine Hoffnung ärmer. Wttd man sich nun draußen entschließen, endlich auch hierin der Wahrheit die narben? Geschieht dies immer noch nicht, geschieht und in deutlicher Form, dann ist das deuhche Uolk Willens und bereit, den Kampf zum Schutz seiner Ehre w e ite rz u fü h re n. „Kultur" schrie man und gemeint war — die "Vision! Ist es nicht geradezu erschreckend, daß in Zeitalter weltumspannender Technik und schnellster Nachrichtenübermittlung Deutschland plötzlich zu einer Art „dunkelsten Afrikas" wurde und entsprechende Lügen geradezu eine Art Massenpsychose im Ausland hervor- rlefen! In einer Zeit, die den Raum von ein paar hundert Kilometern in Sekunden zu überwinden vermag und nicht zuletzt Deutschland das Seine zu diesem Aneinänderrücken der Völker beizutragen versucht hat, wird unbesehen, fast besinnungslos geglaubt, finden große Versammlungen und Demonstrationen statt, ohne das zu fordern, was von vornherein verlangt werden mußte: Beweise nämlich! Aber nicht einmal zu dieser primitiven Selbstverständlich keit konnten sich die Drahtzieher der antideutschen Hetze aufraffen und — wollten es auch gar nicht tun. Denn dann wären sie ja in die allergrößte Verlegenheit gekommen! Und das alles haben wir Deutsche mit Entsetzen und mit steigender Erbitterung feststellen müssen. Den landes verräterischen „Emigranten", die von niemand zur „Flucht" aus Deutschland genötigt worden waren, schenkte man eilfertig Glauben oder tat doch wenigstens so., Ein wildes Geschrei wurde darüber erhoben, daß das deutsche Volk sich entschloß, das Haus zu säubern und umzu gestalten, in dem es wohnt. In aller Ruhe geschah dies und in aller Ruhe wird dies weiter geschehen, — aber auch in aller Disziplin, wie sie der Kampf um eine große Sache verlangen darf. Nicht wir Deutsche waren es, die diesen Kampf etwa vom Zaume brachen. „Nichts würdig ist die Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihreEhre", — und darum muß dieser Kampf auch mit scharfen Waffen geführt werden. Auf Proteste und Gegenerklärungen, auf warheitsgemäße Schilde rungen in Deutschland lebender Ausländer hat man drau ßen noch mit einer Verstärkung der Greulhetze geant wortet, — da mußte eben erst das ganze deutsche Volk auf den Kampfplatz treten, um mit scharfen, aber ehrlichen Waffen für sein Recht und für seine Ehre zu fechten. Schon spüren wir den Erfolg. Schon hören wir vom Ausland her sich rasch vermehrende Stimmen, die sich gegen die Greuelhetze wenden. Sie müssen aber noch lauter, noch zahlreicher werden, bis ein voller Sieg von uns und für uns errungen ist. Wir Nüssen aus schmerz lichster Erfahrung, wie lange und umfassend das Gift der antideutschen Greuelpropaganda während des Welt krieges und nach ihm gewirkt hat; noch immer sind die letzten Spuren davon nicht ganz ausgetügt. Und darum vor allem, um also der Welt eine Wiederholung solcher Vergiftung zu ersparen, ist das deutsche Volk geschlossen und in selbstverständlicher Disziplin, aber unter Daran- setzung seiner.ganzen Kraft und ohne jede falsche Rücksicht Keine Wiederaufnahme des Boykotts am Mittwoch Berlin. Die Reichsregierung hat mit Befriedigung da von Kenntnis genommen, daß der Abwehrboykott gegen die deutschfeindliche Hetze seine Wirkung im Ausland nicht verfehlt hat. Abgesehen von kleineren Ueberbleibseln der Greuelhetze gegen Deutschland ist im übrigen die Hetze vollkommen abgestellt worden. Die Reichsregierung steht auf dem Standpunkt, daß es keinen Zweck hat, gegen diese Ueberbleibsel im Wege des Boy kotts weiter vorzugehen, zumal es sich hier um eine Hetze han delt, die ihren Ursprung bei den Kommunisten hat. Der deutsche Abwehrboykolt wird also am Mittwoch vor mittag nicht wieder ausgenommen, da er überflüssig geworden ist. Die Reichsregierung betont jedoch, daß die Abwehrorgani sationen der nationalsozialistischen Partei noch ausrechterhalten bleiben, so daß für den Fall eines Wiederauflebens der Hetze der Abwehrkampf jederzeit wieder einsetzen kann. SWrse mWeNste an den dkulWn VoWjter. Moskau, 3. April. Die Telegraphen-Agentur der Sow jetunion meldet, daß Außenkommissar Litwinow am Montag dem deutschen Botschafter von Dircksen eine Note überreichen ließ, in der gegen Haussuchungen bei sowjetrussischen Einrich tungen und Verhaftungen von in Berlin lebenden russischen Staatsbürgern Protest erhoben wird. Es wird in der Note festgestellt, daß die angeblich gegen Sowjetstaatsangehörige durchgeführten deutschen Maßnahmen sich zum Schaden für die deutsch-russischen Beziehungen auswachsen könnten. Die Note Litwinows ist in sehr scharfem Tone gehalten und verlangt die Einstellung weiterer Maßnahmen gegenüber sowjetrussischen Bürgern in Deutschland. Zenlrumsabgeordneter Thomas Esser verhastet. Köln. Wie der „Westdeutsche Beobachter" berichtet, ist gestern abend der Zentrumsabgeordnete und Vizepräsident des Reichstages Thomas Esser, sowie der Präsident der Hand werkskammer Köln, Welter, und der Syndikus dieser Kammer, Dr. Engels, verhaftet worden. Die Sichtung des Materials der Kölner Handwerkskammer hat den Beweis für große Ver untreuungen erbracht. Zahlreiche Akten wurden beschlagnahmt willens, den Kamps um seine Eyre bis zu einem Ende zu führen, das auch ein g r ü n d l i ch e s E n d e für den Ver such einer neuen Vergiftung der Welt bedeutet. und der Staatsanwaltschaft übergeben. Die Kreditschiebung des Dr. Engels soll den Betrag von 1 Million Mark erreichen. Theodor Esser soll als Vorsitzender des Aufsichlsrates der Wirtschaftszelle der Handwerkskammer einer mit ihm befreun deten Familie aus den Mitteln der Wirtichaftsstelle einen Be trag von 34 000 Mark gegeben haben, für den nur bis jetzt nicht eingelöste Wechsel als Deckung vorhanden seien. Das amerikanische Marine- lustW „Mos" mungM. Neuyork. Das neue amerikanische Marineluftschisf „Alron", das im August 1932 in Dienst gestellt worden ist, wurde infolge heftiger Gewitterstürme an der Küste von New Jersey in der Nähe des Barnegat-Feuerschifses, etwa 15V Kilo meter südlich von Neuyorl zu einer Nolwasierung gezwungen. Der deutsche Tankdampser „Phöbus" hat nach einem Funk spruch von der 77 Mann starken Besatzung bisher den ersten Offizier und drei weitere Besatzungsmitglieder gerettet. Ein deutscher Impfer rettet. Neuyork. Der deutsche Tankdampfer teilt in einem wei teren Funkspruch mit, daß sich das amerikanische Riefenlust- schiff „Akron" noch auf dem Wasser schwimmend halte. Weiter heißt es in dem Funkspruch: „wir retten zahlreiche, können aber nicht alle retten". Die „Akron" befand sich nach Abschluß der Marinemanöver auf der Heimfahrt nach Lakehurst. Jie gesmien MMeilkröste zur Hilseleifiuus ausgedute«. Neuyork. Beim Morgengrauen sind sämtliche ameri kanischen Flugstreitkräfte zur Hilfeleistung für die „Akron" auf- geboten worden. Es verlautet, daß schwerste See die Rettungs- ärbeiten außerordentlich behindert. Man befürchtet, daß die „Akron" innerhalb weniger Stunden infolge des hohen Wellen ganges zusammenbrechen wird. Fast die gesamte Mannschaft der „Akron" verloren. — 76 Todesopfer? Neuyork. Aus dem Büro des amerikanischen Flotten chefs hat der Vertreter der Telegraphen-Unicn erfahren, daß wenig Aussicht besteht, die Besatzung des verunglückten Marine- luftschifses „Akron" zu retten. Der Tankdampfer „Phöbus", der bekanntlich einen Offizier und drei Mann der Luftschisfbe- sahung rettete, steht unter der Führung von Kapitän Dalldorf. Unter den gegebenen Umständen mutz damit gerechnet werden, daß die Katastrophe 76 Todesopfer gefordert hat.