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ermöglichen: „Wir erfahren aus authentischer Quelle, daß solche Verhandlungen von im Auslande befindlichen führenden Genossen der Partei weder eingeleitet worden sind noch von ihnen angeregt wurden. Die in Betracht kommenden reichsdeutschen Genossen denken nicht daran, in das Deutschland von heute zurückzukehren." Nach den vorstehenden Erklärungen der Prager sozialistischen Zentrale, die den Mitteilungen des Vor standes der Sozialdemokratischen Partei in Deutschland voll widersprechen, scheinen die tschechischen Genossen über die Verlegung der offiziellen Parteibude von Berlin nach Prag erheblich besser unterrichtet zu sein als die Berliner Großbonzen, die behaupten, ihr Name sei Hase und sie wüßten von nichts. Darüber mögen sich die emeritierten roten „Führer" mit ihren tschechischen Genossen ausein andersetzen. Wir können allerdings verstehen, daß die Berliner Sozis — wenn die Prager Mitteilungen zu- tresfen — allen Grund haben, sich ahnungslos zu stellen; denn der Zweck der Verlegung der Parteizentrale von Berlin nach Prag ist ja die Wiederaufnahme der „sozi listischen und antifaschistischen Propa ganda (dort)", und zwar „unverzüglich und mit allem Nachdruck". Daß die tschechischen Genossen das da so täppisch-offenherzig ausplaudern, dürfte ihren Berliner Parteifreunden äußerstes Unbehagen verur sachen. Man darf annehmen, daß die zuständigen Ber liner Behörden dafür den Herren Sozialdemokraten aus Prag sehr dankbar sein und dafür sorgen werden, daß die sozialistische Hetzpropaganda, die im Ausland von den geflüchteten Genossen und ihren jüdischen Gesinnungs freunden getrieben wird, nicht noch durch die Übersied lung weiterer sozialdemokratischer „Führer" nach Prag erweitert und verstärkt wird. Daß die ins Ausland geflüchteten sozialdemokra tischen Herrschaften in ein von der Korruption radikal ge reinigtes Deutschland nicht zurückkehren wollen, ist sehr verständlich. Wir legen auch gar keinen Wert darauf, nachdem sie dem deutschen Volk vierzehn Jahre lang das Fell über die allzu geduldigen Ohren gezogen haben. VerMfle GeWMrvnung auch im Parlament Danzig. Antrag der nationalsozialistischen Fraktion. Die nationalsozialistische Fraktion des neuen Danziger Volkstages hat dem am 20. Juni zu sammentretenden Volkstage einen Antrag eingereicht, der umfangreiche Änderungen und Verschärfungen der Geschäftsordnung vorsieht. Nach diesem An trag soll vor allem die Berechtigung jedes Abgeordneten, an den Arbeiten des Volkstages teilzunehmen, in eine Pflicht umgewandelt werden, ähnlich wie das auch im Reich geschehen ist. In Zukunft gibt es nur noch drei Fraktionen im Danziger Volkstage, nämlich die NSDAP, mit 38, die Sozialdemokraten mit 13 und das Zen trum mit 10 Abgeordneten. Die fünf Kommunisten sowie die übrigen Parteien werden keine Fraktion mehr darstellen und keine Ausschüsse mehr besetzen können. Auch die Ordnungsbestimmungen sind ver schärft. Die Ordnungsgewalt des Präsidenten findet auch auf Senatoren und deren Beauftragte Anwendung. Mer litamsOer Schlag gegen das Deutschtum. Gesetze besonders gegen das Memel gebiet. Die von der litauischen Regierung erlassenen neuen Gesetze zur Regelung des Aufenthalts und der Beschäfti gung von Ausländern haben bei den in Litauen wohn haften Ausländern und insbesondere bei den Reichs deutschen, auf dis sich die Gesetze in erster Linie Anna erzählte von ihrem Leben. Es tat ihr wohl, einmal einer Frau ihr Herz ausschütten zu können. Die Wirtin hörte schweigend zu, manchmal bekam sie Tränen in die Augen, wenn es zuviel des Leides war, das aus den Worten klang. Auch die letzte Etappe im Zirkus Marinelli schilderte Anna und schloß mit den Worten: „Daß es jetzt anders ist, ver danke ich nur Ole, dem treuesten der Freunde!" „Mein Mann sagt, er heißt Otto Hauser!" „Ja, ich weiß es! Er nennt sich aber nur Ole und wir sagen auch so zu ihm. Nichts weiß ich sonst von ihm und seinem Leben und nie habe ich darnach gefragt. Er ist so gut und stark. Ich bin ihm fremd und doch will er für mich und das Kind arbeiten! Er ist ein Freund, der nur gibt und nicht fordert." Die Wirtsfrau nickt. „Ich glaub's wohl! Wer sich dem anvertraut, der ist in gutem Schutz. Wer weiß, was ihn auf die Landstraße trieb. Wer ihn ansieht, der kriegt Respekt vor ihm." „Ja!" „Seine Augen sind so fest, als hätten sie einst nur befohlen und alle hätten ihm gehorcht. Und jetzt dient der Mann!" „Ole dient!" sagt Anna verträumt. * Ole ist im Schacht. Sechshundert Meter tief unter der Erde. Er ist einem Bergmann zugeteilt worden, mit dem er zu sammen schaffen soll. Ein halbe Stunde müssen sie gebückt durch die Stollen tappen, bis sie zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Es ist heiß da unten, eine Ventilationsanlage scheint ent weder nicht zu existieren oder sie funktioniert nicht. Endlich haben sie ihren Arbeitsplatz erreicht. Der Kamerad Oles ist ein schweigsamer Geselle. Scheint noch sehr jung zu sein, aber das ist bei dem matten Gruben licht nicht genau zu erkennen. Er spricht nur kurz und abgehackt, wenn er Ole Weisungen gibt. Sie bohren Sprenglöcher. Das ist ein mühsames Geschäft, und Ole läuft der Schweiß den ganzen Körper herunter. Mehrmals will ihn die Schwäche übermannen. Sein Atem geht schwer, denn die Luft ist stickig und mit Kohlendunst geschwängert. Als die Bohrlöcher fertig sind, kommt der Steiger, der sie mit Sprengstoff lädt und die Sprengung vorbereitet. Sie ziehen sich zurück. Nach einer Weile dröhnt ein dumpfer Knall, und dann wälzt sich eine grau-schwarze Staubwolke durch die Stollen, die sich nur sehr langsam legt. praktisch auswirren werden, große Beunruhigung hervorgerufen. Unübersehbare Folgen dürste die Durch führung des Gesetzes über die Regelung der Beamten- srage im Memelgebiet nach sich ziehen: Dieses Gesetz besagt u. a.: Die vor der Veröffent lichung dieses Gesetzes eingestellten Ausländer können sechs Monate lang vom Tage der Veröffentlichung im Dienst belassen werden. Für die weitere Belassung muß eine Genehmigung bei- gebracht werden. Die Erlaubnis für die Einstellung oder sür die weitere Belassung wird zurückgezogen, wenn die weite Belassung im Dienst als „im Gegensatz zu den Staatsinteressen stehend" erkannt wird. Dieses Gesetz bezieht ich auch auf die im Memelgebiet an gestellten Bem en, Richter usw. Aeuer Soziallfienjlreich in Gens erfolglos Deutsche und Italiener bleiben in den Arbeitsausschüsse«. Auf der internationlen Arbeitskonserenz protestiert« der Führer der Arbeitergruppe, der belgische Sozialisten- sührer Mertens, in öffentlicher Sitzung gegen die vom Ältestenrat vorgeschlagene Zulassung des deutschen Arbei tervertreters, des Führers der Arbeitsfront, Dr. Ley, und des italienischen Arbeitervertretes Nazza zu de» Haupt- ausschüssen der Konferenz. Mertens erklärte, daß die Arbettergruppe de» Ausschluß des deutschen und des italienische» Arbeiterführers von sämtlichen Ausschüssen der Konferenz beschlossen habe und die Gruppe offiziell feststelle, daj diese beiden Arbeitervertreter auf der Konferenz Er» klärungen nur im eigenen Namen abgeben könnten. Die Konferenz genehmigte jedoch ohne Aussprache dff Beschlüsse des Ältestenrats auf Zulassung der deutsche, und italienischen Arbeitervertreter. Kurze politische Nachrichten. Reichsminister Dr. Goebbels traf im Flugzeug m Königsberg-Devau ein. Er wurde von dem Oberpräsidenten, Gauleiter Koch, zahlreichen Behörden vertretern und Abordnungen der nationalsozialistischen Organisationen begrüßt. Im Haus des Ostmarkenrund- funks richtete der Minister eine Ansprache an die An gestellten. * Regierung hat d entsch feind-- ltche Persammlungen, die von jüdischen und kommunistischen Kreisen einberufen waren, verboten. Am Lage bei den Krankenkaffen. Gründung einer Arbeitsgemeinschaft der Kranlenkaffeu- Spitzenverbände. Es ist ein unbestreitbares Verdienst der nationalsozia listischen Revolution und der jetzigen Reichsregierung, die Korruptions- und Verfallserscheinungen bei den Orts krankenkassen rücksichtslos ausgemerzi zu haben. Die Ortskrankenkassen sind nunmehr zusammengefaßt i» dem Reichsverband der Ortskrankenkassen. Bei den berufsständischen Krankenkassen, den Land-, Jnnungs- und Betriebskranken- kassen waren erfreulicherweise Mißstände nur in seltenen Fällen festzustellen. Um die berufsständische Neuordnung der Krankenversicherung in jeder Beziehung zu fördern, ist eine Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen-Spitzenverbände gegründet worden. In der Arbeitsgemeinschaft wirken der Reichs verband der Ortskrankenkassen, der Reichsverband der Betriebskrankenkassen, der Reichsverband der Land krankenkassen und der Reichsverband der Jnnungskranken- kassen einträchtig zusammen. Tie versicherte Bevölkerung kann nunmehr wieder Vertrauen zu der reichsgesetzlichen Krankenversicherung haben. „So! Komm jetzt!" fordert Oles Kamerad auf. Und nun beginnt die harte Arbeit. Es gilt, di« großen Brocken zu zerschlagen und di« Hund« zu füllen. Jetzt kommt es darauf an, was zu leisten, wenn Geld verdient werden soll Für jeden Hund, der gewissenhaft notiert wird, gibt es ein« bestimmte Summe. Die beiden arbeiten schweigend. Bis Oles Kamerad sagt: „Hast du Kautabak?" „Brauche keinen!" erwidert Oie. Doch der ander« schüttelt unwillig den Kopf. „Hier unten brauchst du ihn, ist gesund! Da nimm!" Ole ekelt sich, aber er nimmt das dargebotene Stück und 'chiebt es in den Mundwinkel. Ueberwindet seinen Ekel und stellt fest, daß es gut tut. Ole ist stark, riesenstark, aber in dieser Nacht hat er Mühe, dem Kameraden nachzukommen, der mit unheimlicher Präzi sion arbeitet. Die Zeit scheint stillzustehen, die Schicht will nicht enden und dazu dauernd das Schweigende und bedrückende Halb dunkel. Endlich geht ein Heller Sirenenton durch das Bergwerk. Schichtende! Oles Kamerad richtet den Rücken gerade und sagt auf- atmend: „Gott sei Dank!" „Dann wendet «r sich an Ole. „Ich bin Paul! Wer bist du?* „Ich bin Ole!" „Ole! Will mir den Namen merken! Warst du schon i« Schacht?" „Noch nicht, es ist das erstemal!" „Heh, was sagst du nun?" „Es ist hart, aber es ist Arbeit!" „Wohl, es ist Arbeit! Ich.denk, wir werden gut mitein- ander auskommenl Du bist stark und stellst deinen Mann! Morgen wird's dir leichter fallen. Wir werden zusammen auf gutes Geld kommen! Los, Ole!" Und sie wandern ab, einträchtig, als seien sie ihr Leben lang Kameraden gewesen. * * Als Ole an diesem Septembermorgen den Färderkorb mit Paul verläßt und oben in der freien Hellen Sonn« steht, wankt er. * - Paul stützt ihn und tröstet: „Das erstemal geht's ledem so, Ole!" „Ja, Paul, glaub's wohl! Sie wandern zusammen weiter. Vor der Kantine blerbt Paul stehen. „Komm, wir wollen einen Kaffee trinken und einen Zwetsch dazu! Tut gut! Kannst's mir glaube«! Spult alles hinunter!" Mren svwc rmS^Schnüre heranshingcn. Die Unter fuchung durch einen Sprengstoffsachverständigen del Mundesheeres ergab folgendes: Im Koffer befanden sicj Zwei Blechbüchsen mit noch unbekanntem Inhalt im Ge lwicht vor^10,6 Kilogramm, versehen mit Zündschnüren !Die Zündschnüre waren angebrannt. Sie scheinen lediglich infolge nicht einwandfreien Zustandes verlöscht izu sein. Außerdem befand sich in dem Koffer eine Weckeruhr. Ein bei dem Sprengstoffanschlag auf den Juwelier laden in Meidling schwer verletzter Malergehilse ist jetzt seinen Verletzungen erlegen. Es ist das also das zweite Todesopfer des Anschlages. Die national sozialistische „Nachtpost" wurde beschlagnahmt, weil sie die Attentate als eine Folge des Regierungskurses erklärte. Barrikade am Eingang der Grazer Universität. Nach Berichten aus Graz kam es dort an der Uni- b e r s i 1 ä 1 zu großen Kundgebungen. Plakate und In schriften gegen die Negierung wurden angebracht. Aus Bänken und Tischen, die aus den Hörsälen hcrausgebracht worden waren, wurde eine Barrikade am Eingang der Universität errichtet und aus dem Dach der Universität eine große Hakenkreuzfahne gehißt. Sollfuß vor der englischen presse. Die österreichisch deutschen Beziehungen. Der österreichische Bundeskanzler Dollfuß gewährte in London der Presse eine Unterredung. Er führte unter anderem aus: Wir Österreicher bedauern es tief, daß unser: Beziehungen zu unserem großen Nachbar Deutschland, mit dem wir durch das Band der gemeinsamen Sprache, Ge schichte und kulturellen Entwicklung verbunden sind, neuer dings durch einige wenige Zwischenfälle ge stört wurden. Wir hoffen ernstlich, daß wir im gegen seitigen Interesse beider Länder sehr bald die früheren guten und freundlichen Beziehungen wiederherstellen. Wir kämpfen heute für die Erhaltung Österreichs als eines unabhängigen politischen und wirtschaftlichen Körpers in Mitteleuropa, und wir glauben, daß wir durch eine un beugsame Verfolgung dieses höchsten Zieles unserer Bemühungen einen wichtigen Beitrag zur Auf rechterhaltung des Friedens in Europa leisten. (Schöne Worte sür unschöne Handlungen. D. Schrift!.) Präs als marxiffische Setzzenttaie. SPD.-Vorstand will doch übersiedeln. An der Spitze des Blattes bringt der Prager „Sozial demokrat" eine Mitteilung, in der es u. heißt: „Der Parteivorstand der SPD. hat aus Prag ein Rundschreiben an die der ,Sozialistischen Zweiten Ar beiterinternationale' ««geschlossenen Parteien gerichtet, dessen entscheidende Stellen lauten: Werte Genossen! Der Vorstand der SPD. hat angesichts der politischen Ent wicklung in Deutschland beschlossen, seinen Sitz in das Ausland, und zwar nachPrag zuverlegsn. Wir bitten alle Bruderparteien, im Briefwechsel mit uns nur noch die oben angeführte Postadresse (es folgt eine Prager Adresse) zu verwenden. Nachdem durch die Sitrverlegung des Parteivor- standcs die Hindernisse für eine entschiedene sozialistische und antifaschistische Propaganda beseitigt sind, wer den wir diese Arbeit unverzüglich und mit allem Nachdruck in Angriff nehmen. Der Vorstand wird in den nächsten Tagen ein Mani fest veröffentlichen, in dem die wahre LageinDeutsch- land (!) und die Stellung der deutschen Sozialdemo kratie zum Hitler-Regime darlegen wird. Als offizielles ,Organ der SPD.' erscheint ab Mitte Juni der.Vorwärts' als Wochenzeitung." Weiter sagt der „Sozialdemokrat" zu der Meldung des Fraktionsvorstandes der SPD. in Berlin, es seien ' Verhandlungen im Gange, um Wels, Breitscheid und.B.r.a un die Rückkehr nach Deutschland zu . l6. Fortsetzung.) Er kennt Ole und fragt leis«: ,,Ol« .. . hast du Arbeit?" Der alte Mann nickt. „Ja, Toto, Arbeit und ein Dach über dem Kopfe!" „Und ich bin krank! Verbraucht! Unnütz!" Ruhig entgegnet der Riese: „Du wirst leben, Toto, und ge sund werden. Das sagt dir Ole. Merk dir'sl Und dann wird alles gut sein!" „Ich falle euch nur zur Last, zu nichts bin ich nütze." > „Werde erst gesund, Toto, dann wird sich alles finden!" Ole erhebt sich wieder und sucht Anna. Er trifft sie im Stall bei ihrem Hans. Sie hält seinen Hals mit beiden Armen umschlungen und weint. Lem allen Manne würgt es in der Kehle. / „Anna, warum weinst du?" fragt er gütig. . Sie sieht ihn an / „Was wird mit Hans?" fragt sie leise. Ole senkt den Kopf. Die Frage tut ihm weh und es fällt ?hm schwer, als er traurig antwortet: „Du mußt den Hans verkaufen, Anna! Wir können ihn nicht behalten!" Sie nickt stumm. „Hoffentlich findet er einen guten Herrn. Er ist ausge zeichnet in der Dressur. Man sollte einmal in der Artisten zeitung inserieren!" Anna schüttelt den Kopf. „Nein, Ole! Wenn es geht, dann soll er hier einen neuen Herrn finden, damit ich ihn Wiedersehen kann, und wenn es nur ein einziges Mal im Monat ist.. . oder in noch längerer Frist! Er ist ja mein Freund so wie du mein Freund bist, Lle" „Ja, ich bin dein Freund, Anna!" sagte der Mann weich. „Solange ich lebe, will ich für dich schaffen!" Da umfaßt sie ihn und küßt ihn auf den Mund. Ihre Augen leuchten, als sie zu ihm in verhaltener Zärt lichkeit spricht: „Du bist so gut, so gut, Ole!" * * * Die Wirtin hat Anna und das Kind ins Herz geschlossen An dem Abend, da sich Ole fitz: seinen Dienst rüstete und nach Lem Werk wanderte, sprach sich die gute Frau mit Anna aus