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Leitung eines' Lehrers bzw. des Schulleiters' teil. In Orten, in denen Kundgebungen am Abend zwischen 7 und 8 Uhr nicht stattfinden, bleibt es bei der Morgenfeier. Schweres «nwelter Der Süddeuischland ) Zwei Personen vom Blitzerschlagen. / Schwere Gewitter gingen über Baden und die Pfalz nieder. Zwei Personen wurden getötet, mehrere verletzt und großer Sachschaden ungerichtet. Bei Heppenheim wurde ein mit seiner Familie auf dem Felde arbeitender Landwirt vom Blitz ge troffen und getötet. Seine Tochter erlitt durch Blitzschlag eine Lähmung. Auch in der Nähe von Gernsheim bei Worms wurde ein Bauer vom Blitz erschlagen. Seine Frau und sein Sohn, die in nächster Nähe standen, wurden schwer verletzt. In Murgtal (Baden) wütete das Unwetter besonders stark. Bäche schwollen zu reißenden Flüssen an und Eisenbahn- gleise wurden unterspült. Großer Sachschaden wurde angerichtet und viel Kleinvieh ist ertrunken. Sine Aeppelinhalle in Brasilien. Erfreuliches Ergebnis der Verhandlungen Dr. EckenerS. / Nach seiner Rückkehr aus Südamerika teilte Dr. Eckener mit, daß der Staatspräsident von Brasilien" und Die in Betracht kommenden Ministerien die feste Zusage !gaben, den Bau einer Luftschiffhalle bei Rio de Janeiro mit staatlichen Mitteln unter gewissen Bedingungen sofort in Angriff nehmen zu wollen. Der Luftschiffbau „Zeppelin", der den Bau ausführt, erhält zu diesem Zweck von der brasilianischen Staatskasse zinslos einen Betrag von ,12 000 Kontos de Reis, das ist nach heutigem Kurs etwa S Millionen Mark, der in dreißig Jahresraten zu amor- tisieren ist. Die Regierung stellt kostenlos einen geeigneten ^Platz in der Nähe von Rio de Janeiro zur Verfügung. Generalmusildireltor Pollack s. Am Dirigentenpnlt vom Tode ereilt. Generalmusikdirektor Dr. Egon Pollack aus Hamburg dirigierte im Prager Deutschen Theater die Oper „Fide lio". Kurz vor Schluß des ersten Aktes wurde er von einem Unwohlsein befallen und bewußtlos. Der Arzt konnte nur noch den Tod durch Herzschlag feststellen. Die Vorstellung wurde abgebrochen. Wie Max Schmeling geschlagen wurde. Dieses erste in Deutschland eingetroffene Bild von dem Boxkampf Max Schmelin g—M ax Baer im Yankee-Stadion in Newyork zeigt Max Schmeling nach dem Niederschlag in der zehnten Runde. Der Ringrichter Donovan gibt Max Baer Anweisung, sich in die neutrale Ecke zu begeben. " Kurze poLiiische Rachn'chien. Der Leiter der württembergischen Politischen Polizei teilt mit, daß der Jungdeutsche Orden e. V. in Württemberg aufgelöst und das vorhandene Vermögen beschlagnahmt worden ist. * Gegen die beiden Ausländerverordnungen der litauischen Negierung, durch die besonders das Deutsch tum im Memelgebiet betroffen wird, hat der deutsche Gesandte in Kowno im Auftrage der Reichs regierung Einspruch erhoben. Der Bundesvorstand des Deutschen Rentner bundes hat in einer Entschließung der Regierung Hitler sein vorbehaltloses Vertrauen und seinen Dank für das Eintreten des Reichskanzlers für die Lebensbedingungen des deutschen Volkes ausgesprochen. Weltflieaer Mattern gibt ans. Weltflug wegen schlechten Wetters abgebrochen. Der Weltflieger Mattern, der von Chabarowsk in der Richung Alaska gestartet war, ist wieder nach Chaba rowsk zurückgekehrt. Er erklärte den sowjetrussi schen Behörden, daß er gezwungen sei, den Flug wegen der schlechten Witterungsverhältniffe ab zubrechen. Außerdem habe er so Viel Zeit von Omsk nach Chaba rowsk verloren, daß ernichtmehrinderLage wäre, den Rekord, den die Flieger Post und Gatty aufgestellt hätten, zu schlagen. Außerdem meint er, daß sein Motor einer Kontrolle unterzogen werden müsse. Ob Mattern seinen Flug später fortsetzen oder mit dem Schiff nach Japan abfahren wird und von dort nach USA., steht noch nicht fest. Voruntersuchung gegen Len Gesandtenmörder Der Untersuchungsrichter beim Landgericht I hat au Antrag der Staatsanwaltschaft die Vorunter suchung gegen den 32jährigen afghanischen Ingenieur Kamal Syed wegen Mordes an dem afghanischer Gesandten in Berlin, Sirdar Muhammed Azi- Khan, und wegen versuchten Mordes an dem Begleitei des Gesandten, dem Studenten Atik, eröffnet. Die Staatsanwaltschaft hat die Strafverfolgun, übernommen, weil sie die auch vom Reichsgericht ge billigte Auffassung vertritt, daß die Wohnung einet ausländischen Gesandten nicht Ausland, sondern In land ist und daher ein in dieser Wohnung begangener Verbrechen als im Inlands verübt anzusehen ist. Dem wenngleich die Wohnung eines ausländischen Gesandter im völkerrechtlichen Sinne exterritorial ist, so geht dies Auffassung nach der heutigen Anschauung doch nich weiter, als notwendig ist, um die persönliche Un Verletzlichkeit des Gesandten und seiner Begleite, zu gewährleisten. Neue kurze Beweisaufnahme im Gereke-ProZeß. Urteilsverkündung Freitag mittag. Die Mittwoch-Verhandlung im Gereke-Prozeß war nur von kurzer Dauer. Der Vorsitzende erklärte dabei, die Urteils verkündung müsse auf Freitag verschoben werden. Trotzdem müsse man noch einmal in die Beweisaufnahme eintreten, weil das Gericht einen Brief bekommen habe, der unter dem 6. Juni 1933 an Gerecke gerichtet ist und folgendermaßen lautet: „Opa (Okonomierat Schmidt, der Onkel des Angeklagten Gereke) hat Freigang auf der Treppe getroffen. Frei gang hat ein nettes Geständnis abgelegt. Opa hat ihm gesagt, er hätte nicht geglaubt, daß Sie so ein Lump find. Wenn Sie nicht so feige wären, würden Sie das dem Gericht sagen." Ter Brief trägt die Unterschrift: „Die vier Lichterfelder." Auf die Frage des Vorsitzenden, woraus sich dieser Brief beziehe, erklärte der Angeklagte Freigang, der Bries beziehe sich auf die letzte Sitzung. Darauf wird der 68jährige Okonomierat Hans Schmidt vernommen. Er bekundet, er habe während einer Verhanv- lungspause den Angeklagten Freigang gefragt, wie er dazu komme, derartige Aussagen zu machen. Freigang habe darauf erwidert: „Ich bin ja dazu gezwungen worden." Ans seinen Hinweis, daß er hoffentlich den Mut habe, das zu bekennen, habe Freigang erwidert: „Ich habe das nicht gewollt, ich bin dazu gezwungen worden." Freigang habe weiter gesagt: „Meine Aussage richtete sich danach, wer recht bekommt. Bekommt Gereke recht, sage ich so aus, be kommt Schellen recht, sage ich etwas anderes." Der Angeklagte Freigang bestreitet ganz entschieden, derartige Behauptungen gemacht zu haben. Weder das Wort Lump sei gefallen, noch habe er gesagt, er werde seine Aussage entsprechend einrichten. Freigang beteuert immer wieder, daß er die reine Wahrheit gesagt habe. Der Zeuge Schmidt bleibt demgegenüber bei seiner Aussage. Darauf wird die Verhandlung auf Freitag, 12 Uhr» zur Urteilsverkündung vertagt. Neues aus aller Well. Neuer Schnelligkeitsrekorv der „Bremen". Nack einem Funkspruch von Bord des auf der Heimreise nach Bremerhaven befindlichen Lloyd-Schnelldampfers „Bre men" entwickelte das Schiss auf der Fahrt über den Nord atlantik vom Ambrose-Feuerschiff bis Cherbourg eins bisher von keinem anderen Schiff der Wett erreicht« Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,14 Seemeilen pro Stunde. Die „Bremen" hat damit einen neuen, außer ordentlich beachtlichen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. überall Waffenfunde und Festnahmen. In einer Höhle in der Nähe von Freiburg (Baden) wurden in Kisten verpackt Gewehre, Munition und Sprengkörper gefunden. In Bottrop wurden neun Kommunisten verhaftet, die im Besitz von Zersetzungsmaterial waren. Im Kreis Bitter feld wurden umfangreiche Haussuchungen abgehalten, 110 Personen festgenommen, 1000 Motor- und Fahrräder beschlagnahmt. ' Mühle durch Feuer vernichtet. In Langelohe-Elms horn (Schleswig-Holstein) brach in der Kahlkeschen Mühls ein Feuer aus, durch das die Mühle selbst vollkommen vernichtet wurde. Ebenso fiel ein mächtiger Silo den Flammen zum Opfer. Gerettet wurde nur em Maschinen haus, das Wohnhaus und ein Speicher. ! Selbstmord eines 91jährigen. In Wien hat sich in seiner Wohnung der 91jährige ehemalige Schriftsetzer Marlock durch Leuchtgas vergiftet. Er beging wegen un heilbarer Krankheit noch in so hohem Alter Selbstmord. Militärflieger wirft aus Versehen eine Bombe ab. Nach einem Übungsflug hat ein Militärflieger des Flug hafens von Villacoublay (Frankreich) durch eins versehent liche Schaltung aus 800 Meter Höhe eine Bombe von 520 Kilogramm auf eine staatliche Chaussee abgeworfen. Die Hälfte der Chaussee wurde durch den unbeabsichtigten Treffer aufgerissen. Notlandung des „Bremen"-Postflugzeuges. Das Postflugzeug des Dampfers „Bremen" mußte wegen einer Motorstörung eine Notlandung im Hafen von Ports mouth vornehmen. Das Flugzeug war bei etwa 150 Grad westlicher Länge von der „Bremen" gestartet und hatte die Post m Southampto,» abgeworfen. Aus dem Weiterfluge nach Bremerhaven brach eine Kolbenstange, so daß die Maschine zur Notlandung gezwungen wurde. Ein Fürst bittet um Aufnahme ins Armenhaus. Einer der reichsten Fürsten der ehemaligen österreichisch ungarischen Monarchie, Aladar Porcia, der im Lause der Zeit sein ganzes Vermögen verloren hat, hat den Magistrat von Budapest um Aufnahme ins Armenhaus gebeten. (11. Fortsetzung.) Die wenigen Stunden, bis Ole sich zur Schicht rüsten muß, vergehen rasch. Der Abend ist mild. / Ole sitzt mtt Anna und Toto unter dem hohen Nußbaum vor dem' Wirtshause. Anna hat Monita auf dem Schoß. Das Nind träumt vor sich hin. In der Wirtsstube ist e'm alter Harfenist eingekehrt und singt seine Lieder. Es ist ein weißhaariger Franzose, er singt in seiner Mutter sprache. Wenige nur verstehen den Text, aber die alten Melodien aus der Provence schmeicheln sich jedem ins Ohr. l Auch Ole lauscht. ' Und denkt, wieviel Versöhnung doch ein Lied, gleich welche Sprache es geboren, in sich trägt. Ganz friedvoll wird seine Seele. * -t- * Anna hat das Kind zu Bett gebracht. Ole ist zur Arbeit gegangen. Jetzt sitzt Anna am Bett des Kindes. Es schläft. Regelmäßig gehen seine Atemzüge. Anna steht leise auf und huscht ins Nebenzimmer, ihre Wohnstube. Sie ist ganz klein. Aber ein großer Spiegel steht dort und als Anna das Licht vnorennt» da sieht sie ihr Bild im Spiegel und tritt ganz nahe vor das Glas. Sie schaut sich an und bereut, daß sie schön ist. Ihre Augen strahlen, sie wird rot, wie zu der Stunde, da sie hr Gatte das erstemal geküßt. Frau Anna hat sich lange betrachtet und dabei nicht ge- ahnt, daß die Sehnsucht nach dem Leben wieder in ihr er wachte. Sie hörte ihr Blut im frischen Takte durch die Schlä fen rauschen, fühlte den festen Schlag ihres Herzens. Sehnsucht war wieder in ihr, ohne daß sie es wußte. Plötzlich fährt sie zusammen und horcht auf. Unten in der Schenke ist ein Riesenlärm losgegangen. jemand wird ganz besonders stürmisch willkommen ge be üen. Eine Helle Männerstimme klingt durck das laute Reden. kann den Hans die Küche! Ich die Küche tritt, Anna nickt „Kommen Sie doch zu meiner Frau in .Ja, der Jakob Mairinger, den nennen alle so, seit er seinen die Gruben verkauft und viel Geld ge- elterlichen Besitz an t . kriegt hat. Er war auch in Monte Carlo und hat die Bank gesprengt. Schließlich hat er noch in der Lotterie gewonnen Ein Glückskind also! Der ist Interessent für Ihren „Hans"!" Anna lauscht, kann aber die Worte nicht verstehen. Sie geht leise in ihr Schlafzimmer zurück und setzt sich wieder an das Bett des Kindes. Aus dem Nebenraum dringen die ruhigen Atemzüge Totos, der, müde von der un gewohnten Arbeit, sich schon niedergelegt hat. Plötzlich klopft es an die Tür. Anna öffnet. Die breite Gestalt des Wirtes steht draußen. „Frau Anna! Noch nicht zur Ruhe? Das ist gut! Der Millionenbauer ist heute bei mir!" „Der Millionenbauer?" werde Sie rufen, sobald es so weit ist." Anna folgt dem Wirt, und als sie in empfängt sie die Wirtin mit wichtiger Miene. „Es kann klappen! Mein Mann bringt's dem Mairinger schon bei, und wenn der bei Laune ist, dann fragt er nicht nach dem Preis." „Wenn der Hans nur in gute Hände kommt!" „Oh, da machen Sie sich keine Sorge! Der Millioner ist ein Pferdejockel. Der weiß, was so ein Pferd zu bedeuten hat Er hat schon zwei Reitpferde, die werden nur so gehegt und gepflegt." Die Wirtsfrau ist gesprächig, weil sie sich in bester Laune Anna zuckt zusammen, schmerzlich bewegt denkt sie an den Abschied. Aber es geht nicht anders. Sie l ", nicht behalten. befindet. „Ja, ja, der Millioner! Kommt nicht ost, manchmal vergeh: ein Vierteljahr, aber wenn er einmal kommt, dann ist's fü uns ein großes Geschäft, dann hält er alles frei, und die Gast stube könnte noch einmal so groß sein. Ist noch ein junger Mensch. Wohl erst dreiunddreißig Jahre alt und ein hübscher Bursche. Sein Vater war auch ein schöner Mann. Er guckt das Geld nicht an." „Ist er denn so reich?" „Ja, ja, man sagt zehn Millionen hat er Vermögen. Viel leicht ist s übertrieben, aber sehr reich ist er bestimmt." In der Gaststube trinkt man dem Spender lärmend zu. Iakob Mairinger hat ein hübsches frisches Jungengesicht, nur ein klein wenig blasiert. Bauernblut ist in ihm, das merkt man ihm an. Er möchte gern den eleganten Lebemann herausstecken, aber das gelingt ihm nicht recht, immer wieder kommt der Bauer zum Durchbruch Mairinger hat ein unruhiges Leben geführt die Jahre, aber seine starke Natur hat es ausgehalten, er wirkt noch frisch und unverbraucht. Es ist der lustigste von allen Gästen und fühlt sich, weil sie ihn feiern. Er denkt nicht daran, daß sie mit jedem Gläser- schwenken nur sein Geld loben, er nimmt's für sich in An spruch. „Mairinger," sagt der Wirt zu ihm. Sie duzen sich, wie sich der Millionenbauer überhaupt mit jedem Wirte weit und breit duzt. „Willst du ein Pferd kaufen?" Iakob Mairinger sieht ihn verblüfft an. „Ein Pferd? Was hast du denn für ein Vollblut?" „Ich hab's nicht, aber ein Vollblut ist es. Es gehört einer Frau, die bei mir wohnt. Eine ehemalige Zirkusreiterin, die und hat aufgehört. Aber das Pferd, ein Brauner, ist wirklich ein Prachttier!" „Wie alt?" „Sechs Jahve." „Hm. Was ist das für eine Frau?" „Um das Pferd ist's, Mairinger!" „Wenn mir die Frau gefällt, dann kauf ich's! Bring mir Sie Frau! Teufel nochmal, ist sowieso verdammt wenig Leben md Abwechslung in diesem traurigen Vachta." Der Wirt gibt nach und geht in die Küche. Anna hat alles mtt angehört. Sie verspürt wenig Lust, in die überfüllte Gaststube zu gehen, aber der Wirt bittet sie mehrmals und schließlich ist sie dazu bereit. Als die hohe schlanke Frau mit den Madonnenaugen in üe rauchgeschwängsrte Stube tritt, wird es mtt einem Male cill. Alle blicken auf die schöne Frau. Wie sie schreitet, so frei, so wundervoll leicht, ist sie mit dem Zoll ein edler Mensch. Auch Jakob Mairinger steht wie gebannt. Rot vor Ber- genhett starrt er auf die hoheitsvolle Frau. Dann reißt er sich zusammen und versucht seine eleganteste Verbeugung. „Madame ... ich bin glücklich!" stammelt er verwirrt. Anna neigt nur leicht das Haupt. „Sie haben für meinen Hans Interesse, Herr Mai ringer?" „Ja ... ja, gewiß, der Wirt erzählte mir. Darf ich ihn sehen, Madame?" Der Wirt ruft seinem Knecht zu: Docker, führ' den Hans vor!" Jocker, der alte Knecht, steht auf und verläßt die Gaststube. Es tut ihm leid, daß er den schönen Dunkelbraunen, mit dem er sich so aut verstanden hat, wieder hergeben muß. Jakob Mairinaer solat Anna und dem Wirt vor die Tür.