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Früherer Leichsflnamminifler Köhler in Schutzhast. In Karlsruhe wurde der frühere Reichsfinanzminister Heinrich K ö h l e r, der der Zentrumspartei angehört, in S ch u tzhaft genommen. Vor seinem Hause hatte sich eine große Menschen menge angesammelt, die von einem belastenden Briefwechsel zwischen dem früheren badischen Minister Adam Rcmmele und Köhler Kenntnis erhalten hatte. Dieser Briefwechsel war veröffentlicht worden. Die Verhaftung Köhlers erfolgte im Interesse seiner persönlichen Sicherheit, da die Protestkundgebungen der Menschenmenge außerordentlich stürmisch waren. Die Tschechen „gern gesehene Gäste" in Österreich! Der österreichische Gesandte Dr. Marek in Prag veranstaltete einen Empfang für die Vertreter der tschechischen Tagespresse. Er rief die tschechoslowakische Öffentlichkeit an, zur Reisesaison nach Österreich zu kom men. Sie würden „gern geseheneGäste" sein. Den deutschen Ministern war bei ihrer Ankunft in Wien seiner zeit offiziell mitgeteilt worden, ihr Besuch sei „nicht er wünscht"! Der österreichische Gesandte fügte noch hinzu: Wenn tschechoslowakische Staatsbürger gerade heute viel leicht in größerer Anzahl als sonst nach Österreich kämen, so erfüllten sie auch damit „höhere politische Ziele", sie .betrieben damit „allgemeine österreichische Politik". Nach einer Bekanntmachung der Tiroler Landes regierung werden Formationen der Starhembergschen Tiroler Heimatwehr offiziell als Hilfs Polizei in den Dienst gestellt werden. Die Hilfspolizei soll zu nächst in Innsbruck, aber auch als verstärkter Grenzschutz (!), namentlich in Kufstein, verwendet Werden. Der Gemeinderat der Grenzstadt Kufstein, die durch die deutsche Ausreisegebühr für Österreich stark be koffen ist, istbeivertirolischenLandesregie- kung in dringender Form dahin vorstellig geworden, daß die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sofort wiederhergestellt werden. Aeyer Anschlag auf das Schild der Löwener LlnlversMsbibliothel. Kürzlich wurde an der Bibliothek der Universität zu Löwen (Belgien) das bekannte Schild ohne deutschfeind liche Inschrift wieder angebracht. Jetzt ist das Schild von demselben Morren wiederum völlig zerstört worden, der es im Jahre 1930 zum ersten Male zerstört hat. Die Polizei gab ohne Erfolg mehrere Schreckschüsse ab, um Morren zu veranlassen, vom Dach herunterzusteigen. Er wurde festgenommen und erklärte, seine Tat nicht deshalb begangen zu haben, weil die antideutsche Inschrift ent fernt worden sei. Er weigerte sich sodann, weitere Fragen des Untersuchungsrichters zu beantworten. Man vermutet, daß Morren von Personen angestiftet worden ist, die eine deutschfeindliche Stimmung Hervorrufen Wollen. DerSzeanflug des Amerikaners Mattem geglückt. Glatt in Moskau gelandet. Der amerikanische Flieger James Mattern, der zu einem Alleinflug um die Welt vom Newyorker Flugplatz.am Vormittag des 3. Juni aufgestiegen war, landete am Pfingstmontag auf dem Moskauer Zen tralflughafen nachmittags um 3.25 Uhr Osteuropäischer Zeit. Mattern hatte nach seiner Ozeanüberfliegung über raschend den Kurs geändert. Er war am Pfingst- -sonntagnachmittag — entgegen dem ursprünglichen Plan, in Paris und Berlin zwischenzulanden — auf einer kleinen Insel an der norwegischen Küste, etwa 150 Kilometer von Oslo entfernt, niedergegangen. Von Dort aus flog Mattern nach Oslo weiter, wo er nach kur zer Nachtruhe am Montag früh um 6.40 Uhr zum direkten Weiterflug nach Moskau startete. Mattern zum Weiterflug gestartet. Moskau. Der amerikanische Flieger Mattern ist nach kurzem Aufenthalt aus dem Moskauer ZeMralflughasen wieder zum Weiterflug gestartet. Matterns verstorbener Vater ist übrigens in Mannheim geboren Schweres Unglück beim Zürcher Augiag. Flugzeuge zusammengestoßen. — Zwei Todesopfer. Bei einer auf dem Flugplatz in Fürth abgehalte nen NS.-Flugveranstaltung ereignete sich ein schweres Unglück. Kurz nachdem Reichsminister Göring eingetroffen war, prallten zwei Flugzeuge, ein Flugzeug der Neklamestaffcl und eine Maschine des SA.-Sturmes, beim Ballonrennen zusammen und stürzten ab. Der Pilot Fröde, der den Eindecker „D. 2288" führte, wurde sofort getötet. Sein Begleiter sprang dicht über dem Erdboden ab und blieb unverletzt. Der Pilot des Reklameflugzeuges, Gaßner, wurde mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus in Fürth eingeliefert, wo er kurz darauf verstarb. Schweres Eisenbahnunglück in Frankreich. Zahlreiche Tote und Verletzte. Der Schnellzug Paris—Nantes, der am Pfingstsonn rag morgens um 5 Uhr in Nantes eintreffen sollte, entgleiste drei Kilometer vor der Einfahrt in den Bahn hof von Nantes. Drei Wagen wurden vollkommen zer trümmert; 14 Tote und etwa 80 Verletzte wurden ge borgen, von denen ein Teil in Lebensgefahr schwebt. Das Unglück soll darauf zurückzuführen sein, daß der Lokomotivführer die vorschriftsmäßige Geschwindigkeit bei weitem überschritten hat, um eine Verspätuna wieder auszuholen. Schreckensszenen an der Llnglücksstätte . bei Nantes. Das schwere Eisenbahnunglück bei Nantes hat bis her nicht weniger als 15 Tote und über 100 Verletzte ge fordert, von denen sich 75 im Krankenhaus befinden. Die Zahl der Todesopfer wird sich wahrscheinlich noch er höhen. Die Unglücksstätte bot einen grauenhaften Anblick. Aus den ineinandcrgedrückten Wagen ragten Körperteile der Toten und Schwerverletzten hervor, die man ost erst durch Auseinanderschwcißung der Eisenteile befreien konnte. Eine Frau war über vier Stunden mit dem Oberkörper zwischen zwei Eiscnstangcn eingeklemmt, während zu ihren Füßen die Leiche ihrer Schwester lag, die sie infolge der furchtbaren Verstümmelung nicht er kannte. In einem Abteil sand man eine junge Mutter mit ihrem 18 Monate alten Kind in den Armen. Beide »waren tot. Wieder andere waren bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. So wnrde eine Reisende buchstäblich in zwei Teile zerschnitten. Die Schreckensszenen, die sich während der Rettungsarbeitcn abspielten, waren herz zerreißend. Sie Ursachen des Unglücks. Die Ursachen der Katastrophe sind bereits eindeutig festgestellt. Der Schnellzug, der Paris als dritter Ergän zungszug wegen des starken Feiertagsverkehrs verlassen hatte, sollte um 5 Uhr früh in Nantes einlaufen. Wenige Kilometer vor Nantes war jedoch zwei Tage zuvor ein Güterzug entgleist und hatte den Schienenstrang in drei hundert Metern Länge so stark beschädigt, daß eine Um leitung der Züge vorgenommen werden mußte. Zu diesem Zweck hatte man eine doppelte Weiche auf ein Nebengleis gelegt, das für gewöhnlich als totes Gleis benutzt wurde. Den Lokomotivführern der Züge nach Nantes war hiervon ausdrücklich Mitteilung gemacht worden. Auf der Strecke befanden sich außerdem Signale, die unter anderem zeig ten, daß die Fahrtgeschwindigkeit höchstens 30 Kilometer betragen dürfe. Der Lokomotivführer des Unglückszugcs will diese Zeichen angeblich nicht gesehen haben. Der Zug, der trotz der Warnungssignale mit mehr als 72 Stunden kilometern über die Weiche gefahren wurde, wäre viel leicht unversehrt in Nantes eingetroffen, wenn nicht der Lokomotivführer Gegendampf gegeben und sämtliche Bremsen gezogen hätte, als er merkte, daß er sich nicht auf 81 Fortsetzung. Nachdruck verboten. Eine Weile stand Eks von Selbach noch vor ihrem Linnen. Als aber das dumpfe Rollen über die Bohlen der Grabenbrücke in der Abendstille verhallt war, ging sie langsam zu dem Sessel in der Nische und ließ sich nieder. Das Antlitz in der aufgestützten Hand verbor gen, sann sie vor sich hin. Bitter lag es jetzt auf ihrem Antlitz. Als habe etwas Niederes, Häßliches ihr lichtes Frauengewand gestreift. Am andern Mittag kam der Wagen von der Sta tion zurück ohne den Herrn. Der Kutscher war ver wundert, aber Eke sagte ruhig: „So kommt er mit dem Abendzuge!" Und aufrecht ging sie vor dem Gesinde einher, trotzdem sie es fühlte mit dumpf lasten der Schwere: auch dann würde er nicht kommen; er kam nie mehr. Das Lebewohl gestern abend, das ihr gleich so seltsam geklungen — es war sein Abschied gewesen von ihr. Ekes Ahnen erfüllte sich. Auch der Abendzug brach te Eberhard von Selbach nicht zurück. Dafür traf ein Brief von ihm ein. Der lautete: „Liebe Eke, nun ist gekommen, was kommen mutzte. Das Verhängnis ist im Anzug, und nichts wird es mehr aufhalten. Was ich Dir gestern abend sagte, es ist die Wahr heit gewesen. Ich habe mich durch Reusch zur Be teiligung an seinen Gründungen verleiten lassen. Mit seinem Zusammenbruch ist alles verloren, auch ffür mich. Soweit ich es bis jetzt übersehen kann, wer den die gegen mich geltend gemachten Forderun gen bis zum letzten Pfennig aufzehren, was mein Anteil Hi mr unserm gemeinschaftlichen Besitz. Aber das ist nicht das Schlimmste, was ich Dir angetan habe. Ich habe Dir die Treue gebrochen, seit Monaten schon. Llber seit gestern abend erst weiß ich es: Du ahntest es, schon lange wohl, und schwiegst trotzdem. Das ist, was mich jetzt zu Boden drückt. Vor solcher Gesinnung scheint mir mein Verhalten, meine notgedrungene Heimlichkeit — ich durfte ja nicht reden um jener Frau willen — so schlecht, daß ich kein Wort Vorbringen kann, nicht einmal zur Erklärung, wie alles gekommen. Denn ich habe Dich einmal sehr lieb gehabt. Aber ver zeih', daß ich es wage, jetzt noch davon zu reden. Die Frau, die mein Schicksal geworden ist, kennst auch Du. Es ist Marga Steinsieftn. Ihre Ehe ist unglücklich geworden, wie es die unsere ist. So fanden wir "uns. Und nun gehöre ich zu ihr und kann nicht mehr von ihr lassen. Schon längst plan ten wir einen entscheidenden Schritt. Jetzt gab die Katastrophe mit ihrem Bruder den Anstoß. Marga Will der Schande aus dem Wege gehen, die ihre Familie betroffen. Da rief sie mich, und ich folgte. Wenn Du diese Zeilen liest, sitzen wir schon im Expreß, der uns an die Riviera führt. Damit ist denn der Schritt getan, der uns auch äußerlich trennt, nachdem wir innerlich längst nicht mehr zueinander gehörten. Du wirst, ohne daß ich Dich besonders darum bitten müßte, die Schei dung gegen mich beantragen, und so wird in weni gen Monaten auch das letzte Band von Dir ab fallen, das Dich noch der Form nach an mich bindet. Manchmal frage ich mich, wie das alles geschehen konnte. Ich bin doch stets als ein Mensch ohne große Leidenschaften ruhig meinen Weg gegangen. Warum nun so? — Aber was nutzt das Fragen; es hat wohl nicht anders kommen sollen. Und was ich Dir damit angetan — ich erbitte und erhoffe keine Verzeihung. Deinem Herzen habe ich ja keine Wunden geschlagen. Es hat mir nie gehört. Deinen Frauenstolz freilich habe ich miß handelt. Aber wer kann gegen sein Schicksal? Und Du bist noch jung. Du wirst verwinden und ver gessen, was. Dir von mir geschehen, wie mich sel bem richtigen Schienenstrang besanv. Erst das plötzliche scharfe Bremsen, das die Lokomotive aus den Schicnen warf, hat das schreckliche Unglück hervorgerufen. Der Wagen erster Klasse, der sich hinter dem Gepäckwagen be fand, stellte sich quer zum Schienenstrang, die folgenden Wagen schoben sich ineinander und wurden bis auf die beiden letzten vollkommen zertrümmert. Eisenbahnkaiastrophe im Unwetter. Drei Tote.vieleSchwerverletzte. In der Nähe von Mostar (Bosnien) hat sich ein c hweres Eisenbahnunglück ereignet, das bisher drei Todesopfer gefordert hat Ein Personenzug war in ein schweres Hageluw- Wetter geraten, das die Strecke bis über 30 Zentimeter hoch mit Eiskörnern - bedeckt hatte. Schon dadurch war das Passieren des Zuges wesentlich erschwert. Durch das Unwetter waren Erd massen in Bewegung geraten, die die Strecke verschütteten. Das Hindernis befand sich gerade an einer Stelle, die schwer zu übersehen war, so daß der Zug mit voller Kraft in die Erdmassen hineinfuhr und auf den vereisten Schienen auch nicht zum Stehen gebracht werden konnte. Die Lokomotive und die beiden Anhängewagen, der Dienstwagen und ein Personenwagen dritter Klasse, wurden ineinandergeschoben. Da bei wurden zwei Reisende getötet; eine Frau starb noch während des Transportes in das Krankenhaus. Weiter sind noch vier Personen so schwer verletzt, daß für sie Lebensgefahr besteht. 20 Personen erlitten leichtere Verletzungen. 30 Süanks fliegen in die Lufl. Furchtbare Explosionskatastrophe in Kalifornien. In Long Beach (Kalifornien) ereignete sich ein furchtbares Explosionsunglück. 30 Öltanks der Rich- sield-Ölgcsellschaft flogen in die Luft. Zunächst wurden 20 Tote und zahlreiche Verletzte gezählt. Die Explosion war bis Pasadena zu hören. 20 000 Men schen aus dec kürzlich von einem Erdbeben heim gesuchten Stadt slüchtetenin panischem Schrecken i n s Freie. Der größte Teil des der Texas OU Co. ge hörenden Ölfeldes wurde vollkommen zerstört. Das ganze Fabrikgebiet, auf dem sich etwa 30 Öltanks befanden, war sofort nach der Explosion in Flammen gehüllt. Die Fabrikwehren und die aus der Umgebung herbei geeilten Berufsfeuerwehren waren, so gut es ging, be müht, die in der Nachbarschaft liegenden Ölquellen vor einem lrbergreifen des Brandes zu schützen. Die Schreie der durch Brandwunden verletzten Personen übertönten das Krachen und Bersten der zusammenstürzenden Fabrik anlagen, wo die inzwischen herbeigeeilten Ärzte und Krankenschwestern die Verletzten nach Anlage von Notver bänden in Krankenwagen verluden. Das Unglück ist um so tragischer, als im vergangenen März jenes Gebiet durch ein großes Erdbeben heimgesucht worden ist, dem mehr als 60 Menschenleben zum Opfer fielen. Furchibare Familieniragö-ie. Eine Mutter geht mit vier Kindern in den Tod. In Regensburg ereignete sich eine erschütternde Familientragödie. Eine 37 Jahre alte Post helfersehefrau vergiftete sich und ihre vier im Alter von anderthalb bis fünf Jahren stehenden Kinder durch Offnen des Gashahnes. Aus einem hinterlassenen Brief geht hervor, daß die Frau Selbstmord verübt hat. Der Mann befindet sich seit längerer Zeit in einer Lungen Heilanstalt in Donaustauf. Beim Öffnen der Wohnung fand man die drei älteren Kinder der Reihe nach auf dem Fußboden liegend vor. Das kleinste Kind lag bei der Tür und hatte offenbar versucht, frische Luft zu bekommen. Die Mutter lag kniend neben dem Gasherd. Alle Wieoerbelebungsversuche waren erfolglos. i ber, den ein verhängnisvoller Irrtum in Deins Lebensbahn geführt hat. Eberhard." Eke hob die Augen von dem Schreiben. Nun sah sie erst: da stand ja noch Anne-Marie, die ihr de» Brief gebracht. Mit fester Hand faltete sie das Schreiben wieder zusammen. „Es ist gut. Ich brauche dich nicht mehr. Nebri- gens —" das Mädchen war schon zur Türe hiw —, „der Herr schreibt eben, daß seine Geschäfte ihn noch länger fernhalten — und ich soll nachkommen. Ich reise also auch, morgen früh. Leg' mir alles zurecht." Dann war sie allein. Still war es um sie her, die nun ganz einsam geworden. Nur ein leises, zittern des Knistern klang von dem Brief, den ihre Rechte zusammengepreßt hielt. So stand sie lange. Doch dann schritt sie zum Ka min. Die rot aufzüngelnde Glut verzehrte Eberhard von Selbachs Brief. Ein Häuslein grauer Asche. — es war alles, was verblieb. Der Winter war hingegangen über die Erde. Ein heißer Sommer war ihm gefolgt, und wieder war es Winter geworden. Hart und lang hatte eine frost klirrende Fessel das Land gedrückt. Endlich aber war auch er gewichen vor dem Befreier Lenz, und nun lächelte selige Sommerbläue über der neu ergrünten Flur Ein großes Sehnen und Drängen nach Reife, nach Vollendung ging wieder durch die Natur. Vor seiner Vollendung stand da auch das geivaltige Werk von Menschenhand, das den Namen des Rauhen Grun des weithin trug durch alle deutschen Gaue. Seit Monaten schon meldeten es immer wieder die Zeitungen. Der Talsperrenbau, der einer der größten auf dem Kontinent sein würde, in kurzer Frist würde er seiner Bestimmung übergeben werden. Und nun waren es nur noch Tage bis dahin. Mit fiebernder Eile mühten sich Hunderte von Händen, noch die letzten Griffe zu tun an dem vollendeten gro ßen Werke, um würdig alles vorzubereiten Lür die Feier, mit der es eröffnet werden sollte. § GMtsstzMHM