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W e Ich Ischen Pannen n angehört hat. Als politische Parteien im Sinne Lieser Bestimmung gelten auch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, der Republikanische Richterbund und die Liga für Menschenrechte. Aufruf der Lhess de- Stabe- der SA. DerChefdes StabesderSA. erläßt folgen- den Aufruf: „Kameraden der SA. und SS.! Heute jährt sich der Tag, an dem der letzte großangelegte Versuch unter nommen ward, die braune Front Adolf Hitlers zu zer schlagen. Am 13. April 1932 haben die damaligen Machthaber die SA. und SS. verboten, ihr Eigentum be schlagnahmt, ihre Geschäftsräume geschlossen und das Tragen von Dienstanzug und Abzeichen unter Strafe ge stellt. Sie wollten damit die junge deutsche Freiheits bewegung an ihrer Wurzel treffen. Heute seid ihr, meine SA.- und SS.-Kameraden, der stärkste politische Machtfaktor des neuen Staates. Das ist der stolze Lohn der un erschütterlichen Treue, die ihr dem Führer und der Be wegung trotz Verbot und Terror gehalten habt. Das ist nicht minder der Erfolg eurer eisernen Pflichterfüllung und soldatischer Manneszucht. Diese Tugenden sollt ihr immer wahren; dann wird nichts auf der Welt euch aus der Stellung ver drängen können, die ihr euch durch schwere Opfer und harten Kampf errungen habt. Ihr seid die stärkste Macht des Führers und müßt es bleiben. Heil dem Führer! München, den 13. April 1933. Der Chef des Stabes, aez. Ernst Röhm.* Glückwunschtelegramm -er preußischen NSDAP.» Fraktion an Göring. Im Namen der nationalsozialistischen preußischen Landtagsfraltion hat der Fraktionsführer, Abge ordneter Kube, an den preußischen Ministerpräsidenten Göring folgendes Telegramm gerichtet: „Die preußische Landtagsfraktion wünscht dem ersten nationalsozialistischen Ministerpräsidenten in Preußen von Herzen Glück und Segen zur Ernennung. Mit Hitler-Heil in treuer Kamerad schaft und Verbundenheit gez. Wilhelm Kube." Wiederelnsteilung von etwa 100» Lehrkräften. Kultusminister Rust stellt die alten Stundentafeln wieder her. Der preußische Kultusminister Rust hat verfügt, daß die bisher durch Sparverordnung gekürzten Stunden tafeln in ihrer alten Form wiederherzustellen sind. Da mit ist für die beschäftigungslosen Studien-Assessoren, Zeichen- und Musiklehrer eine fühlbare Ent lastung eingetreten. Der Erlaß bedeutet praktisch, daß rund 24000 Lehrstunden in Preußen mehr erteilt werben und somit etwa 1000 Lehrkräfte wieder beschäftigt werden können. Durch die in Angriff genommene Entfernung jüdischer und marxistischer Elemente unter der Lehrerschaft auf Grund der neuen Verordnung über das Berufsbeamten- tum ist mit einer weiteren Einstellung neuer Lehrkräfte zu rechnen. Lvhnsvrtzahlung an Hils-pvlizeibeamte. Der Vorstand des Reichsverbandes kommunaler und anderer öffentlicher Arbeitgeberver band e Deutschlands (RAV.) hat beschlossen, zu emp- fehlen, bei freiwilliger Teilnahme an Luftschutz- ubungen die Lohnfortzahlung für die der- säumte Arbeitszeit nicht abzulehnen. Er hat weiter be- schlossen, bis zu einer gesetzlichen Reaeluna zu empfehlen. m gleicher Mise gegenKber denjenigen AkbeMeMeMM verfahren, die zum Hilfspolizeidienst heran gezogen werden, soweit nicht die Kosten von der Polizei- verwaltuna selbst getragen werden. Oer jüdische Richter. Preiseempfang beim preußischen Justizminister. Bei einem Presseempfang hielt der preußische Justizminister Kerrl eine kurze Ansprache. Er be tonte, daß die Freiheit der Presse zusammenhänge mit der Zucht der Presse. In der Beschränkung zeige sich ihre wahre Freiheit. In diesem Sinne werde er niemals die Freiheit der Presse einschränken. Eine sachliche Kritik, die ihm helfen werde und die er begrüße, weil sie ihn auf Fehler aufmerksam mache, müsse aber von absoluter Sachlichkeit getragen sein. Zu der Iudenfrage und zu der Ausschaltung der jüdischen Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte er klärte der Minister, nicht er, sondern das Volk habe die Juden aus der Rechtspflege ausgeschlossen. Er habe sich lediglich dem bestimmten und souveränen Willen des Volkes gefügt. Das sei zwar grausam und hart gewesen, aber er habe es staatsmännisch als richtig erkannt. Denn es sei undenkbar, daß ein jüdischer Richter über einen Deutschen zu Gericht sitze. Es sei auch wiederholt die Ansicht aufgetaucht, daß durch da» Reichs gesetz über die jüdische Frage in der Rechtspflege das Reich die Maßnahmen des preußi schen Justizministeriums desavouiert habe. Das sei nicht richtig, denn die preußische Justiz sei mit dem Reichsgesetz zufrieden. Es wolle dieses Gesetz nur noch nachprüfen und dann in die Tat umsetzen. Wiedereinsetzung ansgehodener Amtsgerichte in pren-en. Der preußische Justtzminister hat die Aufhebung von 60 Amtsgerichten durch die Zweite Sparver ordnung vom 30. Juli 1932 nachprüfen lassen und fest gestellt, daß im Höchstfälle die Aufhebung eines einzelnen Amtsgerichts 5000 Mark Ersparnis im Jahr bringt. Es wird einTeilder aufgehobenen Amtsgerichte wieder eingesetzt werden. Sie Snrchsnchnng der Gepäclaufbewahrungsstellen. . Ein voller Erfolg. Nachdem nunmehr die Meldungen der Landespolizei behörden vollständig vorliegen, kann gesagt werden, daß die Durchsuchung der Gepäckaufbewahrungsstellen den ver folgten Zweck in jeder Weise erfüllt hat. Es ist eine Fülle von illegalem kommunistischem Material zutage gefördert worden. So wurden in Berlin, Köln, Düsseldorf Militär- und andere Schußwaffen sowie zahlreiche Munition gefunden. Von besonderem Wert für die Bekämpfung des illegalen kommunistischen Hetz schriftenwesens ist die Beschlagnahme von Koffer- und anderen Schreibmaschinen in der Reichshauptstadt, in Düsseldorf, Remscheid, Erfurt. Kommunistisches Propa gandamaterial im weitesten Sinne wurde in großen Mengen erfaßt. Besonders zahlreich sind die Funde in den westlichen Negiernngsbezirkcn und in Mitteldeutschland. In Frankfurt am Main gelang die Festnahme eines Kommunisten in dem Augenblick, als er einen unter gestellten Koffer mit hochverräterischen Druckschriften ab holen wollte. Von den Funden aus den Berliner Bahn höfen, wo das beschlagnahmte Material mit Kraftwagen abgeholt werden mußte, ist für die Politische Polizei die Auffindung einer Karthotek, über deren In halt aus begreiflichen Gründen nichts näheres mitgeteilt Werden kann, von besonderem Wert. Ein Teil der hier beschlagnahmten Munition war zn Dum-Dum-Geschossen umaearbeitet. EMMdMMWMn Reichrregierung und Stahlhelm: Bei den Verhandlungen zwischen der Reichs-, regierung und der Stahlhelmführung, dis bis nach Ostern verschoben worden sind, handelt es sich u. a. um eine gleichmäßige Handhabung der Neuauf nahmen beim Stahlhelm und der SA., Aufhebung der gegenseitigen Mitgliedersperre (gleichzeitige Zu gehörigkeit zur NSDAP, und zum Stahlhelm, die bisher verboten war), um die Ausschaltung des in einzelnen Teilen des Reiches aufgetretenen unsachlichen Wett bewerbs sowie um eine nach außen in Erscheinung tretende B etonung des Zusammenstehens im Kampf für die nationale Revolution. Einzelne national sozialistische Mitglieder der Reichsregierung haben sich zu den Vorschlägen des Stahlhelm wohlwollend ge äußert. Sie Verbundenheit der jungen mit der alten Wehrmacht. Reichswehr-Treubünde im Kyffhäuserbund. Der Deutsche Reichskricgerbund „Kyffhäuser* teilt mit: Ein bedeutsames Abkommen ist zwischen dem Reichswehrministerium und dem Preußi schen Landeskrsegerverband geschlossen wor den. Das Abkommen erstrebt den Anschluß der in den Reichsheer- Qberlieferungsvereinen (Treubünde) zu sammengeschlossenen ehemaligen Wehrmachtüangehörigen an die Kriegervereinswrganisation des Kysfhäuserbundes. Dieser Anschluß der ehemaligen Reichswehrangchöri- gen an die große Kricgervereinsorganisation ist sehr zu begrüßen und erscheint außerordentlich bedeutungsvoll, da hierin die Verbundenheit der jungen mit der alten Wehrmacht erneut ihren Ausdruck findet. Oie Bekämpfung -er Korruption. Der Kommissar des Reiches für das preußische Justizministerium hat in Erläuterung und Aus führung des Erlasses zur Bekämpfung der Korruption an geordnet: Zu den Korruptionsfällen im Sinne des Erlasses vom 4. April 1933 gehören alle volks - und staats- schädigenden Handlungen, die wegen der asozialen Gesinnung des Täters, wegen der rücksichtslosen Ausbeutung seiner amtlichen oder wirtschaftlichen Über legenheit die tiefgehende Empörung deS Volles erregt haben oder erregen müssen. Neuwahlen zu den Belriebsvertretungen in Preußen vertagt. Die Neuwahlen zu den Betrlebsver^ tretungen in Preußen sind auf Anordnung des preu ßischen kommissarischen Innenministers im Einvernehmen Mit dem preußischen kommissarischen WirTschafts- und Arbeitsminister bis zum 3». September 1933 aus- gesetzt worden. Ferner sind die Befugnisse der Bei Hörden zur Absetzung staats- und wirtschaftsfeinv- lich eingestellter Mitglieder aus den wählbaren Arbeit nehmern des Betriebes den Landesbehörden (das sind die Regierungspräsidenten, in Berlin der Polizei präsident) übertragen worden. Durch diese Maßnahmen Wird für Preußen die Gleichschaltung im Sinns der Regierung der nationalen Revolution eingeleitet und die nationale Zusammensetzung der Betriebsver^ tretungen gewährleistet. KieM-ttMchaet v°«>V0l.l6 äUQ uoukvenr»ec«issc«urr ovacn neisre« (51. Fortsetzung.) „Komm' zu den Brüdern. Wenn es wirklich not tut, dann werden wir um die Heimat kämpfen." Sie traten umschlungen ins Haus. ? * . * Ms sie in dem großen Herrenzimmer bei den Stiefbrüdern saßen, kam nur mühsam ein Gespräch zustande. Den drei Brüdern lag nur eine Frage auf den Lippen, die sie nicht auszusprechen wagten. Nach des Bakers Testament wollten sie fragen. Aber die ehrliche Trauer, die auf den Gesichtern der jüngsten Brüder lag, hielt sie davon ab. Vor läufig wenigstens. Bis Iustizrat Ballermann kam. Der joviale, weißbärtige Herr wurde von Klaus und Wer ner als ein treuer Freund des Hauses äußerst herzlich empfangen. Klaus nahm ihm den Mantel ab und eilte, eine Flasche alten Burgunder für den Iustizrat zu holen. Die Abwesenheit von Klaus benutzte der Kommerzienrat. „Herr Iustizrat, ich muß an Sie als meines Vaters Rechts beistand eine Frage nach seinem — Testament richten. Halten Sie es nicht für pietätlos. Ich bin aber durch Geschäfte so überhäuft, daß ich heute noch abreisen muß." „Kann ich Ihnen ja schreiben, Herr Michael." Der alte Herr haßte die Titel, und die Frage des Aeltesten empfand er trotz der Begründung recht taktlos. Andreas, der Kommerzienrat, strich ärgerlich den schwar zen Vollbart. „Das wäre eine unpraktische Sache, Herr Iustizrat. Ich nehme an, so kompliziert wird Vaters Testament nicht sein." „Nein. Er vermacht Ihnen, seinen fünf Söhnen, zu gleichen Teilen seinen Besitz und erwartet, daß das Gut IN der gleichen vorbildlichen Weise weiter verwaltet wird, also durch Ihren Bruder Klaus. An barem Geld sind kaum zwei tausend Mark auf den Bankkonten vorhanden. Sie könn ten also lediglich die Zinsen der Anteile beanspruchen. Der Wert ist insgesamt mit zweihundertundfünfzigtausend Mark angesetzt. Sie erhalten also jeder fünfzigtausend Mark ver zinst. An eine Auszahlung ist nicht zu denken. Sie wissen doch, daß es unmöglich ist, Geld zu leihen." Die drei älteren Brüder sahen sich an und schwiegen. Klaus trat eben ein und bewirtete den Iustizrat. Als der getrunken hatte, begann der Kommerzienrat: „Und die Höhe der Verzinsung, Herr Iustizrat?" „Richtet sich nach den Erträgnissen des Gutes. Ihr Herr Vater wollte keinen von Ihnen benachteiligen. „Davon bin ich überzeugt. — Welche Verzinsung wirft das Gut ab?" „Die Frage ist wohl müßig," sagte der Iustizrat grim mig. „Ihr Bruder Klaus, der ein ausgezeichneter Landwirt ist, muh Ihnen Gewähr sein, daß alles herausgeholt wird, was möglich ist." Der Kommerzienrat zog ärgerlich die Brauen hoch. Er mußte sich Gewalt antun. Was fiel denn dem Iustizrat ein? 'Er fühlte die Blicke seiner Brüder auf sich ruhen, die ihn aufforderten, das Gespräch weiterzuführen. Er Hub darum wieder an: „An der Tüchtigkeit und unbedingten Ehrlichkeit unseres Bruders Klaus zweifeln weder ich noch einer seiner Brüder. Aber — das genügt mir nicht." Empört sah der Iustizrat auf den Sprecher. Seine ab weisende Geste zwang Klaus, einzuspringen: „Was möchtest du noch wissen, Andreas?" fragte er den Bruder. „Mit wieviel Prozent sich das Gut verzinst?" „Zurzeit mit drei Prozent." Die drei älteren Brüder sahen sich wiederum an. Ernst, der Gutsbesitzer, nickte: „Mehr ist jetzt bei den Schandpreisen nicht herauszuholen." Da wiegte der Kommerzienrat den Kovf bin und ber: „Das ist viel zu wenig." „Es ist bestimmt in Gottes Rat, Daß man vom Liebsten, was man hat. Muß scheiden " So sangen die Kinder unter der Leitung des jungen Lehrers Geisel, der mit ernstem Gesicht am Grabe stand und den Gesang mit seiner klangvollen Baritonstimme begleitete. Es war ein imposantes Begräbnis, das klar darlegte, wie sehr beliebt der Doktor Michael gewesen war, trotz seiner Zurückhaltung im letzten Jahrzehnt. Der Kommerzienrat fuhr richtig nach dem Begräbnis wieder fort. Er vereinbarte eine Zusammenkunft nach vier- zehn Tagen. Da wollte er sich einen Tag von seinen Ge schäften freimachen. Der Gutsbesitzer fuhr am nächsten Tage, während der Postinspektor, Max, noch einen Tag länger die Gastfreund schaft des Herrenhauses in Anspruch nahm. Als dann das Haus wieder leer war von Gästen, atmeten die beiden Brüder auf. Es war ihnen, als sei es ihnen erst jetzt möglich, ihrer Trauer um den Vater Raum zu geben. Sie hatten mit aller Kraft ihrer jungen Herzen an dem Vater gehangen und ihm seinen Lebensabend verschönt. Nun deckte den Müden die Erde. Flocken wirbelten um sein Grab, und drei seiner Söhne hatten ihn vergessen Nur die Jüngsten trauerten ehrlich um ihn und fühlten die Lücks, die der Tod gerissen hatte, deutlich. Klaus besprach alles mit seinem Bruder Werner und nahm sich vor, das Gut wie bisher im Geiste des Vaters weiter zuführen. Er rief das Gesinde zusammen, teilte ihnen die testamentarische Verfügung des Vaters mit und erneuerte Lie Kontrakte. (Fortsetzung folgt) Erschrocken sah Klaus auf den Stiefbruder. Angst legte sich lähmend auf ihn und die Sorge, die Heimat zu ver lieren. Heiser fragte er: „Was ist zu wenig?" „Der Gewinn!" war die fast ärgerliche Antwort über die scheinbare Begriffsstutzigkeit des Bruders. „Bedenke, daß ich gegenwärtig Kapitalien mit glatt dreißig Prozent ver zinst erhalte." Da kam Werner dem Bruder zu Hilfe. Seine nervige Iungmännerfaust fiel mit hartem Schlag auf den Tisch. „Und wenn du hundert Prozent bekommst oder tausend — schweig' heut davon. Erst wollen wir den Vater begraben und dann uns über sein Erbe unterhalten." Die aus ehrlicher Empörung heraus gesprochenen Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Der Kommerzienrat schwieg. Seine Mundwinkel zuckten nervös, und in den farblosen Augen, die so seltsam mit dem dunklen Haar kontrastierten, glomm ein fahles Licht.