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MsdmfferTageblatL Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. ßrei Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsereAusträgeru. . Geschäftsstelle, nehmen zu jederZeitBestellungenent- Wochenblatt für Wllsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt.Krieg od. sonstiger "" Betriebsstörungen besteht bein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «0 Reichs» psennige, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr M Reichspfennige. Borge- Midcn nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bÄüchsichügt k°ÄnAigen" annahm-bisvorm.IVUHr. - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nr. 88 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff Dresden Postscheck: Dresden W4N Donnerstag, den 13. April 1933 Richt „Vaterländer": Vaterland! Wer einmal im Ausland reiste, mußte als Deutscher immer dann eine einigermaßen peinliche Minute erleben, wenn er auf dem polizeilichen Anmeldezettel die Frage nach der „Staatsangehörigkeit" zu beantworten hatte. Am liebsten hätte ja wohl ein jeder höchst einfach „Deut scher" hingeschrieben, aber das hätte nicht mit dem über eingestimmt, was hinsichtlich dieser „Staatsan gehörigkeit" im Reisepaß verzeichnet stand. Demzufolge gehörte er vielmehr einem der heute immer noch vorhandenen 17 deutschen „Vaterländer" an und hatte dies eigentlich von Amts wegen auch auf jenem Anmeldezettel zu vermerken. Mit „Preuße" ging es zwar noch; dieser Staat war auch im Ausland bekannt, auch mit „Bayer" oder „Sachse", schließlich auch mit „Würt temberger", „Hamburger" oder „Badener", — aher was sollte die ausländische Polizei mit einem Deutschen an fangen, der die Frage der Staatsangehörigkeit mit „Lippe" oder „Mecklenburg-Strelitz" beantworten mußte? Oder gar, wie bis vor noch nicht allzu lange zurück liegender Zeit, mit „Waldeß"! Die Reichsregierung hat verlauten lassen, daß sie sich mit dem bisherigen Zustand auf dem Rechtsgebiet der „Staatszugehörigkeit" durch aus nicht zufrieden gebe. Unzählige Absonderlich keiten ergeben sich daraus, so für die Zulassung von Theologen, Anwälten, Ärzten usw. in einem anderen „Lande", so daß sie meist auf ihren Heimatsstaat be schränkt bleiben. Und wer mit leichtem Gewissensbitz im Ausland sich auf der dortigen polizeilichen Anmeldung als „Deutscher" bezeichnete, beging eigentlich eine kleine — Urkundenfälschung; denn in seinem Patz steht was anderes drin! Man könnte hier also ganz zweifel los und unbesorgt noch eine ganze Menge von Zöpfen abschneiden, denen übrigens das Ausland mit vollendeter Verständnislosigkeit gegenübersteht. Österreich z. B. ist doch auch ein Bundesstaat, aber keinem Vorarlberger oder Tiroler würde es einfallen, sich anders als „Österreicher" gegenüber den „Amtserfordernissen" Au bezeichnen. Aber das Ausland mutz sich etwa bei Einbürgerungen deutscher Reichsan gehöriger an die betreffende Staatsangehörigkeit halten, und so findet man z. B. in den schweizerischen Blättern bei den Meldungen über Einbürgerung von Deutschen treu und brav die einzelnen „Vaterländer" der Be treffenden vermerkt. Früher war es ja noch schlimmer; da gab es 26 derartiger „Vaterländer"! Herzlichst würde man also als Deutscher — und dies vor allem sind wir und wollen wir sein auch bei aller Liebe zur engeren Heimat — es begrüßen, wenn diesem Spuk von altersher baldigst ein Ende gemacht wird und nicht nur Reichsrecht war Landesrecht, sondern auch in angedeutetem Sinne Reichsangehörigkeit vor Staats angehörigkeit geht. In Ausführung des Gesetzes über die Gleichschaltung der Länderverwaltungen mit dem Reich sind nun bereits mehrere Statthalter eingesetzt und der Reichskanzler seinerseits wieder ernannte als Preußens Statthalter den bisherigen Reichskommissar für das Preußische Innenministerium, Göring, zum Ministerpräsidenten. Es ist bekanntlich vorgesehen, daß für mehrere der kleinen Länder zusammen nur ein Statt halter eingesetzt werden soll, und dies läßt den Blick gleich auch auf einen anderen, leider recht beträchtlichen „Schön heitsfehler" der deutschen Landkarte wenden. Das ist das Bestehen von mehr als 250 Enklaven, die teilweise geradezu groteske Zersplitterung deutscher Ländern in kleine und kleinste Teilchen oder die Existenz von Fetzen Landes fern von dem betreffenden Staat, dem sie zu gehören. Bekanntlich „beherrscht" zum Beispiel Oldenburg einen derartigen Fetzen dicht vor den Toren Lübecks, und einen anderen, auch nicht gerade naheliegenden Teil, in der Südwestecke der Rheinprovinz. Wenn man von Bremen die Weser herunterfährt, dann wechseln an den Ufern vierzehnmal die „Staatszugehörigkeiten", und wenn man die beiderseitigen Grenzen in dem mit Enklaven be sonders „gesegneten" Niedersachsen nachmißt, so kommt man dabei — wie ein paar Geographen der Technischen Hochschule inHannover festgestellt haben — zu einerLinie, die länger ist als der ganze Erdäquator. Und melan cholisch summt man vor sich des guten Ernst Moritz Arndts bekanntes Frage-Lied vor sich hin: „Was ist des Deutschen Vaterland?" Gibt es auch nur einen einzigen Deutschen, der heute noch, da wir uns doch alle und vor allem als Deutsche fühlen, nicht der Ansicht sein sollte, datz mit dieser En klavewirtschaft endgültig Schluß gemacht wird, Schluß gemacht werden muß! Und wenn nicht anderen, so aus Ersparnisgründen bei der Verwaltung! Die starke Hand der neuen Regierung, die so manches einfach bei seiteschob, was äußere Stärke vortäuschte, innerlich aber zermorscht sich nur auf eine recht zweifelhafte „Tradition" berufen wollte, kann hier nur Segensreiches tun. Auch mit dieser ganzen Seltsamkeit stehen wir in der ganzen Welt durchaus „originell" da. Aber leider enthält auch heute noch einen gewissen Kern des Zutreffenden jener alte Witz, wonach ein durch Deutschland reisender Eng- Isnder, als. wieder, einmal der SMaabaum eines LLnd- Feiertag der nationalen Meit. Sie Ehrung der Werktätigen. Wie der 1. Mai gefeiert wird. Die Reichsregierung hat beschlossen: Der 1. Mai ist der Feiertag der natio nalen Arbeit. Für diesen Tag finden die für den Neujahrstag geltenden reichs- und landesgesetzlichen Bestimmungen An wendung. Jahrzehntelang hat der Marxismus den Feier tag der Arbeit, den 1. Mai, seines tiefen symbolhaften Charakters zu entkleiden versucht und ihn zu volkszer störender Klassenkampfhetze mißbraucht. Nun, da in Deutschland die n a t i o n a I e Revolution die Einheit des Volkes über alle Berufsgruppen hinweg in der Idee des Dienstes an der Volksgemeinschaft und an der Nation wiederhergestellt hat, ist es der von der nationalen Wiedererhebung des deutschen Volkes ge tragenen Regierung ein ganz besonders begrüßter Augen blick, vor aller Welt am „Feiertag der natio nalen Arbeit" ihre innige Verbundenheit mit jedem arbeitenden Menschen in Deutschland zum Ausdruck zu bringen und die Millionenarmee der Soldaten der Arbeit so zu ehren, wie sie und ihr schweres Werk es verdienen. Daher hat die Regierung der natio nalen Revolution beschlossen, den Feiertag der nationalen Arbeit im ganzen Reiche folgendermaßen zu begehen: So feiert die Rcichshauptstadt. In Berlin sammeln sich zwischen 9 und 10 Uhr die Verbände. Um 11 Uhr findet im Lustgarten die große Morgenfeier der deutschen Arbeit statt, ein- geleitet u. a. mit einer Ansprache des Reichsministers Dr. Goebbels. Am Nachmittag empfängt Reichskanzler HitlerAb ordnungen der deutschen Arbeiterschaft aus Ost und West, von Nord und Süd, die im Flugzeug nach Berlin kom men. Während dieser Zeit werden Reichswehr-, SA.-, Stahlhelm- und Polizeikapellen auf den Plätzen Berlins spielen. Millionenaufmarsch aus dem Tempelhofer Feld. Um 20 Uhr beginnt auf dem Tempelhofer Feld die große Kundgebung, zu der bis jetzt eine Million Men schen gemeldet sind. Nach dem gemeinsamen Gesänge: chens die Grenze sperrte, seinem Kutscher zurief: „Fahre um das Land herum!" Ganz ist eben E. M. Arndts Forderung in dieser Hinsicht für den Deutschen immer noch nicht erfüllt: „Sein Vaterland muß größer sein", — muß Deutschland sein. Papen und Göring deim Papst. Vizekanzler von Papen und Ministerpräsident Göring Wurden von Papst Pius XI. in Audienz empfangen. Die Unterredung mit Vizekanzler von Papen, der von Botschaftsrat Klee bis in das päpstliche Vorzimmer be gleitet wurde, trug freundschaftlichen Charakter. Anschließend stellte Vizekanzler von Papen dem Papst seine Gattin vor. Nachdem empfing Papst Pius den preu ßischen Ministerpräsidenten Göring, der in der neuen Uniform des Luftfahrtkommissariats erschienen war und von seinem Adjutanten, Hauptmann a. D. Körner (in SS.-Uniform), und Legationsrat Graf Saurma ins Vor zimmer begleitet wurde. In der etwa halbstündigen Unterredung gab Göring einen allgemeinen überblick über die Lage in Deutschland, wobei er besonders die Stärke der nationalen Regierung betonte. Schließlich trafen sich der Papst und Göring noch in einer Unterhaltung über ihre beider- seittge Vorliebe zur alpinen Welt. Göring stellte daraus seinen Adjutanten Körner vor. Nach der Audienz machte Göring dem Kardinal- - staatssekretär Pacelli einen Besuch, der über eine Stunde dauerte; die Unterhaltung drehte sich um die politische Lage Deutschlands. Beim Verlassen des Vatikans wurde Ministerpräsi dent Göring von zahlreichen Deutschen, die sich um das Auto mit der Hakenkreuzfahne versammelt hatten, durch herzliche Kundgebungen und „Heil- H i t l e r"-R u f e begrüßt. Ein kurzer Besuch der Peterskirche schloß sich an. Mittags fand ein Frühstück in der Villa Borghese statt, das Mussolini zu Ehren der beiden deutschen Minister gab und an dem außer den Genannten mehrere italienische Minister und hohe Staatsbeamte teilnabmen. „Der Gott, der Eisen wachsen ließ", wird eine Abordnung der Hitlerjugend neben der Kaiserpappel unter den Klängen des Horst-Wessel-Liedes eine junge Eiche zur Ehrung des Herrn Reichspräsidenten und als Sinnbild des neuen jungen Staates pflanzen. Dann wird der Kanzler zur deutschen Arbeiter schaft sprechen und die Richtlinien ausgcben für das erste Jahr des Vierjahresplanes der Regierung. Ein großer Zapfenstreich, ein Riescnfeuerwcrk auf dem Flughafen sowie ein Fackelzug der Verbäuoe durch die einzelnen Stadtteile Berlins werden die große Feier würdig abschließen. Dos Festkleid der Städte. Die Kundgebung wird ergänzt durch Kundgebungen aller Landesregierungen. Die Feiern werden durch den gesamten deutschen Rundfunk und durch Laut sprecher auf den Plätzen aller deutschen Städte übertragen. Alle Städte des Reiches und die deutschen Vertretun gen im Auslande werden zu Ehren der nationalen Arbeit reichen Flaggenschmuck zeigen. Birkengrün und Transparente werden die Häuserfronten schmücken, alle Autos, die Lokomotiven und Eisenbahnwagen, die Babu- Höfe und Verkehrsanlagen werden ebenso wie die Häuser der Städte mit Fahnen und Girlanden geschmückt sein. In den Arbeitsdienstlagern werden ebenso wie in den Großstädten Feiern die Belegschaft zusammcn- rufen, um den Gedanken der Arbeit für Volk und Staat eindringlich zu bekräftigen. Das ganze Deutschland soll es sein! An den Feierlichkeiten werden nicht nur alle Natio nalsozialisten Deutschlands vollzählig Anteil neh men, auch die übrigen Träger der nationalen Erhebung, die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot, die DNVP., der Stahlhelm, die deutfchnationalen Arbeitnehmerver bände, der Kyffhäuser- bund, die Innungen, die Turn- und Sportverbände und die Mitglieder der Gewerkschaften werden am Tage der nationalen Arbeit vertreten sein. So wird dieser Feiertag der Nation der Welt ein Bild nationaler deutscher Kraft geben wie noch nie mals. Das deutsche Volk ehrt sich selbst, indem es seine Arbeit zu ehren entschlossen ist. Sie neue bayerische Regierung ernannt. Siebert Ministerpräsident. Auf Grund des Gesetzes über die Gleichschaltung van Reich und Ländern hat der Reichsstatthalter General von Epp zum bayerischen Ministerpräsidenten und Vor- sitzenden der Landesregierung sowie zum Staatsminister der Finanzen den bisherigen Finanzminister Siebert ernannt. Ferner hat der Reichsstatthalter auf Vorschlag d-s Ministerpräsidenten Siebert ernannt zum Minister des Innern und Stellvertreter des Ministerpräsidenten Adolf Wagner, zum Minister der Justiz D r. Frank, zum Minister für Unterricht und Kultus Hans Schemm, zum Staatsminister ohne Geschäftsbereich Hermann Esser. Die Staatskommissare zur beson deren Verwendung, Röhm und Luber, bleiben im Amt. Staatsminister Esser wird als Chef der Staatskanzlei des Freistaates Bayern bestellt. Der Neichsstatthalter hat außerdem ernannt zum Staatssekretär des Reichsstatthalters in Bayern Herrn Ernst Röhm. Damit ist binnen 24 Stunden in Bayern eine Regierung gebildet und die Gleichschaltung mit dem Reich vollzogen worden. Arbeiisverfaffung wird grundlegend neu geordnet. Nach einer amtlichen Mitteilung ist die Rcichsregße- rung entschlossen, die deutsche Arbcits- und Wirtschafts verfassung im Zusammenhang mit der Beseitigung des Gewerkschaftsmonopols grundlegend reu zu ordnen. Für die notwendige Übergangszeit müssen die be stehenden Lohn- und Arbeitsbedingungen in Geltung bleiben. Weiter wird gefordert, datz Ver minderungen der Belegschaften soweit wie trgend- möglich vermieden werden. Innerhalb der Gewerkschaften setzt jetzt gl falls eine Bewegung auf Neuordnung ein. Die Leim, j des Gewerkschaftsbundes der Angestellten hat der Reichs regierung einen Plan unterbreitet, der auf die Schaffuna eines einheitlichen -Deutschen AnässtestenLer-