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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npsg. Alle Postanstalten und Post- SSS Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Gewalt, Krieg od. sonstiger " Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge- schriedene Erscheinungs- m tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bisvorm.10Uhr. 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Gewiß, Jahr um Jahr blühten und grün ten die Felder und Auen, pflanzte die Natur selbst neues Hoffen auch in die Herzen der von der ganzen Welt miß handelten Deutschen. Aber es war kein wahres Pfingstfest. Es tönte kein Brausen vom Himmel, und die Männer, die durch einen angeblichen Mehrheitswillen des deutschen Bölkes unser Schicksal renke?, sollten, sprachen nicht mit feurigen Zungen. Erst als ein Mann kam, der sich als Prophet eines neuen Geistes fühlte und begriff und der hinaustrat, um als Prophet dieses neuen Geistes zu wir ken, redete er in einer Sprache, die die deutsche Menschheit allmählich verstehen lernte, und Millionen deutscher Menschen erfaßten es, daß in Adolf Hitler der Kün der'eines neuen Geistes vor das deutsche Volk hintrat. Daß wir in diesem Jahre zum erstenmal ein wirk lichdeutsches Pfingstfest begehen können, ist aber kein Pfingst w u n d e r gewesen. Nicht von oben herab, nicht mit feurigen Zungen, nicht mit einem Brausen vom Himmel kam der neue Geist über Deutschland. In müh samem Ringen, langsam und zäh, hat er sich zum Siege durchgekämpft. Aber dann ergriff er das ganze deutsche Volk mit einer Allgewalt, die das Staunen der Umwelt, leider aber auch ihre Besorgnis erregt hat. Das erste deutsche Pfingsten müssen wir fast allein feiern. Aus der Besorgnis, mit dem die Umwelt das Brausen des neuen Geistes hörte, wurde vielfach ein Miß verstehen, ja geradezu ein Hatz, Immer und immer wieder hat der deutsche Reichs kanzler es versucht, diesem Mißverstehen und jenem Haß den Willen zum Frieden entgegenzusetzen, der das ganze deutsche Volk erfülle. Und weil der neue Geist, der über Deutschland einherbrauste, nur das Deutsche und Len Deutschen will, wird und will er den Menschen anderen Geistes und anderer Volkszugehörigkeit das Recht zum Dasein verschaffen. „Wir wollen nicht ger manisieren", hat der Reichskanzler ausdrücklich erklärt, weil er wie das gesamte deutsche Volk nur allzu genau weiß, daß es heute nur darauf ankommt, den Boden und die Menschen zu verteidigen innerhalb der Grenzen, die für das deutsche Volk gezogen sind. Wir fühlen und wissen es, daß von allen Seiten her staatliche Mächte gegen diese Grenzen heranrücken und unter ihrem Druck das ersticken wollen, was an deutschem Volksgut ihnen die Friedens diktate von 1919 zusprachen. Ein Wunsch ist es geworden, ein Ziel für die Zukunft, wenn wir für die staatliche Ge staltung unseres Volkstums die Ausdehnung wünschen: „von der Etsch bis zu dem Belt". Beides, die Etsch ebenso wie der Belt, liegt jenseits unserer Grenzen ebenso wie die Maas, — und die Memel ist nur ein Grenzstrom, der uns Deutsche von den Brüdern am anderen Ufer nicht zu trennen vermag. Und doch ist auch über sie, die draußen wohnen müssen, das Brausen eines neuen Geistes hin weggefahren; auch sie ressen die Arme und sehen helleren Auges der Zukunft entgegen. Auch zu ihnen sprach eine Stimme, die sich ihnen so fort verständlich machen konnte. Jahr um Jahr hatten wir nicht bloß im Reich selbst, sondern auch zu unseren Volks genossen außerhalb der Reichsgrenzen in einer Sprache ge sprochen, die erfüllt war vom Ungeist der Partei politik. Das ist anders geworden. In unseres Volkes schwersten Tagen, als eine ganze Welt die Waffen gegen uns erhob, ist das Wort gesprochen worden: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!" Was damals Wirklichkeit war und leider später zerstört wurde, ist auch jetzt wieder zur Tatsache geworden. Und wenn wir zum erstenmal ein wirklich deutschesPfingsten feiern, dann tun wir dies in dem frohen Bewußtsein, daß es in Deutschland und für Deutschland heute keine Parteien mehr gibt^ sonder« nur noch Deutsches 'Dr. Pr. Zwischen Politik und Wirtschaft. Springkonlurrenz in Gens. — Mit harten Fäusten an die Arbeit. — Politisches Pfingsten. Mit berechtigtem Stolz hat das deutsche Volk den Tag begangen, an dem sich zum 16. Male die Schlacht am Skagerrak jährte. Diese größte Seeschlacht aller Zeiten und Völker hat den Nimbus zerstört, der in dem überheblichen „Lritannia ruls tds vaves" — »Eng land, du sollst dieMeere beherrschen" — zum Ausdruck kam. Zwar hat dieser Sieg der deutschen Waffen und Schiffe an dem Kriege selbst und seinem Fortgang nichts Wesent liches ändern können, — aber trotzdem bedeutete das Auf einanderprallen der deutschen und der englischen Flotte doch den Anfang für eine Entwicklung, an der die Eng länder keine rechte Freude mehr gehabt haben. Mit der Herrschaft über die Meere ist's nicht getan, wenn vor Calais aus französische Fernfeueraeschütze ohne weiteres LlW gegen miteren Zevisen-AW. Sie Transserunterhailunaen in Serlin. Eine Mitteilung der Reichsbanl. Auf Einladung der Reichsbank haben in den letzten Lagen in Berlin Besprechungen stattgesunden mit Ver tretern der verschiedenen Gruppen der d e n l s ch e n Aus landsgläubiger über das Transferproblem Das Ergebnis der Diskussionen war nach Mitteilung der Reichsbank allgemeine Übereinstimmung darüber, daß die der Reichsbank noch zur Verfügung stehenden freien Gold- und Devisenreserven einen solchen Tief stand erreicht haben, datz bei weiterem Rückgang die volle Funktion der Reichsbank als zentrales Notenbankinstitut beeinträchtigt werden müßte und daß es wünschenswert ist, diese Reserven schrittweise zu erhöhen, um dadurch die Reichsbank zu unterstützen in ihren erfolgreichen Bemühungen, die Stabilität der deutschen Währung fortzusctzen. Es wurde ferner anerkannt, datz das Absinken des deutschen Zahlungsbilanzüberschusses dazu zwingt, den Schutz und die Erweiterung des deutschen Devisenaufkommens zu erwägen. Alle Teilnehmer haben anerkannt, datz der deutsche Außenhandel und der Handel der Welt als Grundlage für das Transferproblcm angesehen werden müssen. Dmrser-Reselmg bereits nach Pfingsten? Wie verlautet, werden die Entschlüsse der Reichsregic- rung in der Frage, welche Maßnahmen zum Schutze der Devisenbestände zu ergreifen sind, bereits unmittelbar nach Pfingsten getroffen werden. Der Reichsbankpräsident Dr. Schacht wird am Sonntag und Montag an den Verhand lungen der BIZ. in Basel teilnchmcn. Unmittelbar nach seiner Rückkehr dürfte die Transfer-Frage sodann vor das Kabinett gebracht werden. „Oie Mark absolut sicher." Der Reichsbankpräfldent zu den Transferbcsprechungen. In einer Pressebesprechung gab Reichsbankpräsidcni Dr. Schacht einige Erläuterungen zu der Mitteilung der Neichsbank. Das Anerkenntnis, daß die der Reichsbarri noch zur Verfügung stehenden freien Gold- und Devisen reserven einen solchen Tiefstand erreicht haben, datz bei weiterem Rückgang die volle Funktion der Reichsbanl beeinträchtigt werden müßte, bedeute für die deutsche Auf fassung eine ganz große moralische Stütze. Der Rück gang im Devisenbestand der Reichsbank könne nicht si weitergehen, wenn die Notenbank ihre Funktionen aus rechterhalten solle. Diese Funktionen beständen nicht nur in der Aufrecht erhaltung der Stabilität der Mark. Diese stehe über jeder Zweifel erhaben, weil man sie durch die Devisengcsctz gebung fest in der Hand habe. über diese Funktion hinaus habe aber die Reichs bank die Aufgabe, einen gewissen Verkehr mit dem Aus land jederzeit aufrechtzuerhalten. Mit der Anerkennung daß der deutsche Außenhandel und der Handel der Wet als Grundlage für das Transferproblem angeseher werden müßten, habe auch dieses Gremium wiederum aus gesprochen, datz Man irgendwelches Geld nicht aus dei Lust zaubern könne. Man müsse Deutschland die Mög lichkeit geben, im internationalen Verkehr dieses Geld zi verdienen. Die Tatsache, daß die Reichsbank den gesamte» Devisenverkehr unter Kontrolle hübe, datz der Wille dei Reichsbanl bestehe» die Devisen zu behalten und zu ver mehren, mache die Reichsmark absolut sicher Es sei völlig ausgeschlossen, datz man noch einmal ge statten werde, daß das deutsche Volk Jnflationsverluste an seinen Spargroschen erleide. Der Entschluß der Reichs bank sei unwiderruflich, daß sie ein weiteres Äbsinken ihrcZ Devisenstandes nicht mehr gestatten werde. Sie werde i» kürzester Frist entsprechende Entschlüsse fassen. die englische Hauptstadt in Schutt und Asche legen können, wenn ein Flug von wenigen Stunden genügt, um ein solches Zerstörungswerk auch von oben her zu vollbringen Das sind Tatsachen, die bei den Verhandlungen übei den Abschluß des Viermächte-Paktes eine seh: wesentliche Rolle spielen, obwohl man naturgemäß diese Schauspieler erst gar nicht auftreten läßt, sondern sie nur hinter den Kulissen duldet. Was auf der Bühne selbst agiert wird, ist ein Schauspiel, bestimmt für die Völker als Zuschauer, die allerdings nachgerade zu pfeifen be ginnen und am liebsten mit faulen Eiern nach den Schau spielern auf der Genfer Bühne werfen möchten. Infolge dessen halten es die Herren Diplomaten für zweckmäßig, solchen Unwillensäußerungen dadurch auszuweichen, daß man in Genf für einige Zeit den Vorhang herunterläßt und in die Ferien geht. Man kann sich dort ja einbilden, daß man bis zum Fallen des Vorhangs einiges getan hat, nämlich die Durchberatung des englischen Ab rüstungsvorschlages in erster Lesung. Aufmerksame Zu hörer, die der Entwicklung des Genfer Schauspieles mit offenen Augen und lauschenden Ohren folgten, sind aller dings der Ansicht, daß man jedesmal bei dieser ersten Lesung mit einem mehr oder weniger eleganten Satz über alle Schwierigkeiten hinweghüpfte, indem die Erledigung aller Streitfragen einfach bis zur zweiten Lesung ver tagt wurde. Nun wird man sich selbst vertagen, um in London Platz zu machen für die Wirtschaft, nachdem sich gezeigt hat, daß die Politik in Genf es doch zu nichts bringt. Napoleon war einmal der Ansicht, daß „die Politik unser Schicksal sei"; es wird sich in den nächsten Wochen herausstellen, ob nicht das Wort eines deutschen Großindustriellen richtiger ist: „Die Wirtschaft ist das Schicksal!" Zumindest bedeutet das, was man unter „Wirtschaft" versteht, das Schicksal von heute etwa 6,5 Millionen deut scher Arbeitsloser. So groß ist die Zahl, und der Reichskanzler Hitler hat sich nicht gescheut, vor kurzem wieder einmal darauf hinzuweisen, daß wir in der Zeit unserer höchsten Not tatsächlich rund 8 Millionen Arbeits lose gehabt haben. Denn zu denen, die auf dem Arbeits ämtern als Arbeitslose angemeldet waren, kam noch die gewaltige Schar jener, die den Weg zum Arbeitsamt gar nicht erst einschlugen, weil es doch zwecklos war, dort nach Arbeit zu suchen. Jetzt ist auch dieses Heer der versteckten Arbeitslosen um mehrere Hunderttausend kleiner Jahrelang hat man sich an dem Problem, wie die Arbeitsbeschaffung finanziert werden sollte, die Zähne ausgebissen; jetzt kann die Neichsbank einen Kredit von einer Milliarde dafür zur Verfügung stellen, weil die private Wirtschaft von den Kreditangeboten der Reichs bank leider einen viel zu aerinaen Gebrauch aemacbt bat und macht. Auch jetzt wird dabei der Reichsbänkprasident Dr. Schacht die Zügel in der Hand halten und dafür sorgen, datz in dem durchaus verständlichen Bestreben, dem Millionenheer der Arbeitslosen Beschäftigung zu ver schaffen, die Pferde vor diesem Wagen nächt in einen stürmischen Galopp verfallen und dadurch das ganze Werl gefährden. Allerdings erfordert die Finanzierung dieses Arbeitsbeschaffungsprogramms eine entsprechende Be lastung der Haushaltspläne vom Jahre l934 ab; doch stimmt das mit der Art überein, wie im September ver gangenen Jahres der entsprechende Teil des Papen- Programms finanziell unterbaut worden ist. Von diesem unterscheidet sich aber die Tilgung des neue« Kredits von einer Milliarde dadurch, daß «och ein be sonderer Fonds eingerichtet wird, in den mehr oder weniger freiwillige Spenden hineinflietzen sollen. Danni erledigt sich auch die ursprüngliche Absicht, durch eine große Anleihe die Mittel für die Arbeitsbeschaffung heranzuholen. Es wäre doch recht riskant gewesen, wenn das Reich mit dem Ersuchen hervorgetreten wäre, ihm jetzt einen Milliardenkredit zu geben. Die Reichsbank ist wegen der geringen Inanspruchnahme ihres Kredites ohne weiteres in der Lage, ihre Kräfte jetzt in den Dienst der Arbeitsbeschaffung zu stellen. Das Vertrauen darauf daß auch durch diese Kreditausweitung unsere Währung nicht erschüttert wird, ist stark genug, um alle Bedenken beiseitezuschieben; konnte doch Dr. Schacht mit einem leisen Lächeln darauf Hinweisen, daß er, der als früherer Neichsbankpräsident die Mark habe stabilisieren helfen, doch wohl der letzte sein würde, der feine Hand für eine Gefährdung der Mark bieten würde! Trotz der dringenden Notwendigkeit, das wirtschaft liche Schicksal von Millionen besser oder doch zum minde sten erträglich zu gestalten, fühlt doch ein jeder Deutsche, daß heute das Wort Napoleons voransteht: „Die Politik ist das Schicksal." In dem Kampf, den Deutschland gegen eine Welt von Mißgunst, Nichtversteben und Haß zu führen hat, gilt immer noch und vor allem jener Schwur aus den Reihen der Frontkämpfer des Welt krieges: „Deutschland wird leben, auch wenzr wir.st erben müssen". Deutsches Schicksal wares, schon aus seiner geographischen Lage im Herzen Europas heraus sich nach allen Seiten hin seinDaseinsrecht zu erkämpfen; das zu tun, bleibt fürderhin auch unsere völkische und nationale Bestimmung. Daß gerade jetzt diese Aufgabe besonders ernsthaft und gebietend vor »ns steht, wissen und empfinden wir alle, — und dies ist eine politische Aufgabe! Politisch ist auch unser Pfingsten, das für uns kaum das „liebliche Fest" des Dichters ist, sondern nur ein kurzes Atemholen iw ganz realen Kampf um unser Daseiuals Volk. Dr. Pr.