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^Wigle Ordnung im Staatsiebcn Raum läßt für Liebe und Gerechtigkeit. Ich bitte die Christen Amerikas drin gend, ihren Einfluß dafür einzusetzen, daß keine falschen -Mchrichten über Deutschland mehr verbreitet und ge glaubt werden. „Plakate für deutsche Geschäfte." Streicher über die Boykottaltion. Kuter dem Vorsitz des Abgeordneten Streicher tagte das Zentralkomitee zur Abwehr der jüdischen Greuel- Md Boykotthetze. Streicher berichtete über den Verlauf bes Boykotts in Deutschland, der schließlich vom Willen des gesamten deutschen Volkes getragen worden sei. Selbstverständlich werde von allen verantwortlichen Stellen weiter au der Aufklärung des deutschen Volkes gearbeitet. Vielleicht würde bereits in allernächster Zeit eine Zentral st ekle fürRassenf ragen geschaffen. An alle deutschen Geschäfte würden in allernächster Zeit große Schilder ausgegebcn, die sie als solche kenn zeichne. Die Abwicklung der Geschäfte -es Boykott' abwehrkomitees. Die Abwicklung der Geschäfte des Zentralkomitees zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze über nimmt einstweilen die Reichskampsbundführung des ge werblichen Mittelstandes, München, Hotel Reichsadler. „Humerus clausus" an allen preußischen Gerichten. Der kommissarische preußische Justizminister Kerrl hat eine neue Verfügung erlassen, m der es abschließend heißt: Um Zweifeln zu begegnen, hebe ich hervor, daß der Sinn der Maßnahmen der letzten Tage die Zurückführung der jüdischen Rechts anwälte auf ein erträgliches Maß, wie es dem Verhältnis der jüdischen Bevölkerung z u r G e- samtbevölkerung durchaus entspricht, ist, und daß die zum Auftreten bei Gerichten zugelassenen Anwälte auch nicht als berechtigt anzusehen ,md, Klagen und Schriftsätze in denjenigen Fällen, in denen An waltszwang besteht, zu unterzeichnen. Russische Proteste zurückgewiesen. Nachrichten aus Moskau besagen, daß der Außen kommissar Litwinow beim deutschen Botschafter von Dirksen, wegen gewisser Vorfälle in Deutschland Protest erhoben habe, und zwar wegen der Behandlung einzelner Sowjetbürger, wegen der Haus suchung in den Räumen von Sowrethandelsdelegationen Usw Wie wir hierzu erfahren, hat bereits die Berliner sowjetrussische Vertretung wegen der Durchsuchung von Vertretungen Protest erhoben. Von deutscher Seite ist darauf hingewiesen worden, daß die Durchsuchun gen wegen belastenden Materials vor genommen werden mußten. Es ist erklärt worden, daß Deutschland keine russische Einmischung dul den könne. Probefahrten -es „Schienenzeppelin" Die erste Fahrt zur Zufriedenheit verlausen. Der Schicnenzeppelin desJngenieursKrucken- bcrg unternahm mit Unterstützung der Versuchsanstalt der Reichsbahn seine erste Probefahrt auf der Berlin- Hamburger Strecke. Kruckcnberg nahm selbst an der Fahrt teil. Die Fahrt verlief zur vollen Zufriedenheit. Der von einem 600 ?8 starken VMW.-Motor getriebene Schnell wagen erreichte eine Stundcngeschwindigkeit bis zu 130 Kilometer. Am Donnerstag und Sonnabend sollen weitere Probefahrten stattfindcn. Kampflameradschast der nationalen Wehrverbände. Zusammenarbeiten von SA., SS. und Stahlhel in. Die Bundesvorstandssitzung des Stählhelm, Bund der Frontsoldaten, stand, wie von unterrichteter Seite erklärt wird, unter dem Zeichen des einmütigen Willens zur engsten Kampfkameradschaft zwischen den drei gleichberechtigten Wehrverbänden der nationalen Bewe gung — Stahlheln,, SA. und SS. Es herrscht Übereinstimmung darüber, daß die lokal aufgetretenen Spannungen überall in kürzester Frist beseitigt werden müßten. Weiter wurde die Überzeugung zum Ausdruck ge bracht, daß es dem entschiedenen Eingreifen des Reichs kanzlers Adolf Hitler als Führer der nationalsozia listischen Bewegung und des Ministers für Arbeit und Jugend, F r a n z S e l d t e, als Erstem Bundesführer des Stahlhelm unbedingt gelingen müsse, ein ehrliches Zu sammenarbeiten unter Wahrung vollster Selbständigkeit beider Gruppen herbeizuführen. M" —— - - - Befehl -es Stahlhelmführers. Zur Regelung der Braunschweiger Angelegenheit. Der Erste Bundesführer des Stahlhelm hat folgenden Befehl erlassen: 1. Der Landesführer von Braunschweig, Herr Schrader, ist beurlaubt. Zur Klärung der gegen ihn erhobenen schweren Vorwürfe hat er auch selbst ein Diszipli narverfahren gegen sich beantragt. Er bestreitet diese Vorwürfe durchaus. 2. Kommissarischer Landesführer von Braunschweig bleibt General von Henning auf Schöndorfs. Er stellt seinen Stab Braunschweig selbst zusammen. 3. Der Erste Bundesführer, Reichsminister Franz Seldte, bestellt einen besonderen Bevollmächtigten für den Verkehr mit den braunschweigischen Behörden, der mit den Ab- sichten der Reichsregierung durchaus vertraut ist. Oie Neuregelung -er Keitversorgung. Magarineverbrauchssteuer und Fettgcld. In dem Gesetz über die Neuregelung der Fettversor gung ist bekanntlich eine Ausgleichsabgabe auf Margarine, Öle undFette in Höhe von 25 Pfen nig je Pfund vorgesehen. Diese Abgabe wird erhoben werden in Form einer Verbrauchssteuer. Es ist ein Gesetz in Vorbereitung über eine Verbrauchssteuer auf Margarine, Fette und Öle. (Die Butter ist natürlich da bei ausgenommen.) Der Begriff „Ausgleichsabgabe" wird verschwinden und durch den Begriff „Verbrauchs steuer" ersetzt werden. Das Gesetz wird frühestens zum 1. Mai in Kraft treten. Gleichzeitig oder kurz danach wird dann auch die Ausgabe der Fettkarte er folgen müssen, denn die Wirkung dieses Verbrauchssteuer gesetzes ist eine Steigerung der Preise für Margarine und damit ist notwendigerweise das Einsetzen der Verbilli gungsaktion für die unbemittelten Kreise verbunden. Die Fettkarte wird vom Reichsarbeitsministerium ausgestellt. Das Fettgeld kann auch zum Kauf von Butter ver wendet werden. Neun Negierungsdirektoren in den Ruhestand versetzt. Vom Kommissar des Reiches für das preußische Ministerium des Innern sind mit Wirkung vom 1. April 1933 folgende Regierungsdirektoren unter Ge währung des gesetzlichen Wartegeldes in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden: Möbus-Königsberg (Pr.). Dr. Reichwaldt-Potsdam, Graf-Frankfurt a. d. O., Pro- hasel-Schneidemühl, Dr. Hilderscheid-Münster, Elsholz- Arnsberg, Dr. Veltmann-Koblenz, Dr. Sturm-Düsseldorf, Dr. Steffens-Aachen. Nachstehende Zirm M Wilsdruff Md Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Maschinenbau und Reparatur Schwepcke Franz Ingenieur. Bismarcksti. 35. s-»> 511. Agentur für Versicherungsgesellschaften Wilhelm Berthold Feldweg 283 O Anzeigcn-Annahme Wilsdruller Tageblatt Zellaer Straße 29, 6 tauch für auswärtige Zeitungen). Bank- und Wechselgeschäfte Stadtbank und Sparkasse, Rathaus, »-»- 102. Wilsdrusser Bant. e.G.m.b.H. Freiberger Str. 108. s»^> 491 Botensuhrwerk Illchner Otto Bahnhofstraße 127 o-^> 584. Buchbinderei Zschunke Arthur Zellaer Straße 29 »-»- 6. Auto-Reparaturwerkstatt, Kraftfahrzeug-Vertrieb, Tankstelle, Oele, private Automobilfahrschulc, Fahr räder und Motorfahrräder, Nähmaschinen Fa Arthur Fuchs Markt 8 499. Fell- und Häutehandlung Stolle Robert. Bahnhofstraße 138 Glaserei (Bildereinrahmung), Glashandlung, Jalousien Hom dich Willy Marklgaste 89. Grabstcingefchäft tSteinbruchbetrieb) Wolf Karl Meißner Straße 263. 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Zentralheizungen Schwepcke Fran, Ingenieur Bismarckstr 35 511 Herr Ottenjee war nach Berlin gereist. Dis Mamsell besprach eben mit dem Großknecht das Pro gramm des kommenden Tages, als der Knecht Märtens mit seinem Wagen eintraf. Er hatte den Herrn zur Bahn ge bracht. „Ist der Herr noch mit fortgekommen?" rief ihm die Mamsell zu. „Jawoll. Füns Minuten hat er noch warten müssen. Die Braunen sind adrett gelaufen, die haben's in sich." Er sprang vom Wagen und schirrte die Pferde aus „Den Förster habe ich getroffen, Mamsell. Habe Ihnen was auszurichsen." „Sicher 'nen Antrag, Märtens, was?" sagte der Groß- knech! Karl Jahn gutgelaunt. „Red' nicht so'n Unsinn. Karl. — Was will er denn?" „Erst 'ne Zigarre, Mamsell." „Alter Blutsauger, behalte dein Wissen." Sie zeigte ihm den Rücken und steuerte dem Herrenhause zu. Märtens ließ sie bis zur Treppe gehen. Dann rief er ihr schallend nach: „Mamsell, die Brüder Michael sind dal" Die Wirkung war ganz außerordentlich. Mit einem Ruck stoppte das alte Fräulein Dann kam sie rasch zurück und faßte Märtens am Aerme. „Die Zigarre kriegst du. Wo sind sie?" „Im Jagdhäus'l." o»usscu-vccm'SLc«vrr ovkcn «sirren (36. Fortsetzung.) „Die Mamsell, die liebe, treue Seele. Ist sie noch mobil und munter?" „Und ob. Sie hat's zwar noch nicht ganz überwunden, daß Sie den Michaelshof verkaufen mußten. Die treue Seele hängt sehr an Ihnen, Klaus!" Klaus nickte. „Ja, ich weiß es. Mich hatte sie besonders ins Herz geschlossen. Werner war ja immer abwesend. Sie hat aber in Herrn Ottensee keinen schlechten Nachfolger ge funden " „Bewahre. Der Ottensee ist ein famoser Kerl. Er hat in jeder Beziehung was los und hält den Michaelshof auf der Höhe." Klaus nickte zustimmend. „Wir hatten von vornherein den Eindruck. Wie geht es Ihnen, Herr Förster?" „Danke, wie immer. Ich schimpfe nach wie vor über die schlechte Bezahlung der Staatsangestellten. Sonst geht's mir recht gut. Ueber irgend was muß der Mensch doch schimpfen." „Sie sind doch der Alte geblieben," lachte Werner. „Und ob! Der liebe Herrgott hat's gut mit mir gemeint, daß er mich ins Thüringer Land setzte." »Zugegeben. — Ich würde Ihnen gern einen ordentlichen handfesten Korn anbieten, aber wir sind noch nicht etabliert." „Darf ich Ihnen irgendwie behilflich sein?" „Vesten Dank. Aber es ist nicht nötig. Unsere Fourage und was wir sonst brauchen, kommt morgen mit Fuhrwerk." „Haben Sie denn für heute Vorrat?" „Danke, danke. Es langt. Ein wenig trocken nur. Aber es ist ja Wasser im Brunnen. Uebrigens, wir freuen uns, wenn wir Sie morgen zu Gaste bei uns sehen." „Angenommen. Wie ist's mit einem fidelen Dauerskat?" „Einverstanden, Herr Förster. Aber der vierte Mann?" »Bring' ich mit. Ist Ihnen Herr Kantor Stahl recht?" „Selbstverständlich. Was macht der alte Herr?" „Immer noch der nette, lustige Bruder. Nur wenn er beduselt ist, wird er sentimental und schwärmt vom jüngsten Bericht. — Also, auf Wiedersehen, meine Herren." Nach herzlichem Händeschütteln pfiff er seinem Hund, dem Krummbeinigen Assyr, und schritt mit schweren Schritten seiner Behausung zu. * * * Die Helle Freude stand dem alten Mädchen aus dem Ge sicht „Willst du dir noch zwei Zigarren dazu verdienen. Karl?" „Nu allemal." „Schaffst Ihnen was hin. Fährst mit dem Schimmel, der schafft's allein. Die Betten nimmst du mit, die ich in Ver wahrung habe, und was Ordentliches zu essen und zu trinken." „Machen wir, natürlich War'n ja so nette Herrn, alle beide" Glücklich nickte die alte Mamsell. „Alle beide, ja, ja Nee, ich freue mich ungeheuer. Die guten Jungs! Ich will's nur gleich fertigmachen." Und mit raschen Schritten steuerte sie in das Herrenhaus. Der Großknecht sah ihr nach „Jetzt hat die Alte ihre Freud'. Hängt mächtig an den Burschen. Weih der Deiwel, Karl, mir geht's genau io. Möcht' die hübschen Jungen auch wieder mal sehen. Grüß sie nur recht von mir." >nn i-'' machen " Nach einer halben Stunde trabte der Schimmel in den Abend hinaus Es war neun Uhr, als der Knecht wieder zurückkam. Ganz vergnügt war er, als er den Schimmel abschirrte. Die Mamsell stand auf den Stufen und verging fast vor Er wartung. „Nun. was haben sie denn gesagt?" „Schandmäßig gefreut haben sie sich. Das ist noch die gute, treue Seele von früher, meinte Werner. Sie sollen sie morgen besuchen, den ganzen Tag hätten sie Zeit." „Wollen Sie sich nicht mal den Hof —?" Dei Knecht kratzte sich hinterm Ohr. „Mamsell, ich glaube, das woll'n'sie nicht Muß auch kein besonderes Gefühl sein, sie waren doch einmal die Herren hier." Bewegt nickte sie. „Schön' Dank, Karl. Kriegst morgen die Zigarren. Hast mir 'ne rechte Freude gemacht." Erstaunt sah er der ins Haus Eilenden nach. „Ueberipanntes Weibsbild " murmelte er, aber kn seinem Herzen meinte er es doch nicht so. Als er in die Gesindestube trat, saß alles beim Essen. Der Großknecht legte gleich den Löffel beiseite und fragte: „Nun, was haben sie gesagt, Karl?" „Gesagt — nicht viel, aber zugelangt haben sie. Donner kiel, hatte die Mamsell ekngepackt. Und dann haben sie den Korn probiert Ach, sind das fidele Brüder! Aber immer fein. Die gefallen mir " „Wer denn?" rief die Leni, ein hübsches Mädel, das nur den Fehler hatte, daß sie sich zu gern verliebte.