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MMufferTageblatt Sägeblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzrigknpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2!) Rpsg.. die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» Pfennige. Lie 2 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I RM. Nachweisungagrbühr 2U Reichspsennige. Borge» schrieben- Erscheinung-» —, , , -» »V» tag« und Platzoorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigend -nnahme bisnorm.lvUhr. - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Bettag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, GewÄ'Wg'^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend F°u^ <»ewatt, Krreg ad. sonstiger - — -tt — Betriebsstörungen besteht «ein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 60 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 11. Mürz 1933 Nach -er Entscheidung. Politische Flurbereinigung — Wirtschaftsleben in Amerika Dunkle Wolken. Unaufhaltsam, von dem Ergebnis der Neichstagswahl des 5. März ausgehend, rollt die Sturmflut der politischen Umgestaltung durch Deutschland. Sie donnert gegen Tore, die a»lzu lange abgesperrt und verschlossen waren gegen die Entwicklung einer immer höher brandenden natio nalen Bewegung. Nascher Zugriff überwindet etwa noch vorhandenen Widerstand gegen die Weiter entwicklung. Auch über die „Mainlinie" hinweg rollte die Woge. Das mehr als ein Jahrzehnt hindurch mühsam hin und her gewälzte Problem „Reich und Länder" erfährt eine Lösung, die ganz anders aussieht, als die endlosen Diskussionen hierüber sie ausgemalt hatten. Die am 20. Juli l!)32 vollzogene „Gleichschaltung" im Reich und in Preußen hat ihre Fortsetzung gefunden erst in den norddeutschen Ländern, dann über die hessische Brücke hinweg nun auch in Süddeutschland. Für Preußen selbst gab der 5. März die Zustimmung zu dem, was am 20. Juli 1932 eingeleitei war, und gleichzeitig damit auch das Einverständnis zu weiterem Vorgehen. Jetzt endlich ist auch die Möglichkeit gegeben, in P r e u ß e n an die Stelle der Kommissariatsregierung wieder ein vom Parlament gewähltes Kabinen zu setzen, — aber hier wie überall im Reich, wo die Länderregierungen sich umgestalteten oder umgestaltet wurden, Hai sich doch eine tiefgehende Verände rung des Verhältnisses zwischen Reich und Ländern voll zogen. Vorläufig geschah das nicht auf dem Wege der Verfassungsänderung, sondern allein oder doch meistens durch die einfache Tatsache, daß die in den Ländern zur Macht gelangten beiden nationalen Parteien ihren Mittel punkt und ihr Schwergewicht in der Reich-Preußen-Negie- rung haben. Natürlich ist diese politische „Flurbereini- . gung" Mittel zum Zweck, aber nicht Selbst- und Endzweck der Umgestaltung Deutschlands in seiner Form und seinem Geist. Denn Deutschland ist auch Lebensraum für 65 Mil lionen oder — sollte es wenigstens sein. Er soll es erst werden Nach hoffentlich schneller Erledigung nächst liegender politischer Aufgaben, also nach Beseitigung der letzten hier noch bestehenden Hemmnisse ist Wirtschafts politik die „Forderung des Tages". Gewiß sind wir auf dem Wege dazu, wenigstens eine, allerdings wohl die schlimmste, nämlich die politische Störung beim Ringen der deutschen Wirtschaft mit der Krise allmählich beseitigen zu können. Unendlicher Schaden ging von dieser Seite her schon seit Jahren aus und die aus ihr entspringende Un gewißheit über das politische Morgen zerstörte immer wieder die Ansätze zu wirtschaftlicher Entschlußfreudigkeit. Für die mehr als sechs Millionen aber, die zwar Naum in Deutschland, aber keineArbeit haben, will die neue Führung des Reiches Beschäftigung zu schaffen versuchen, auf Wegen, die vielleicht ganz anders verlaufen müssen, als man es sich bisher vielleicht vorgestcllt haben mag. Denn die Weltwirtschaftskrise erlebte eine neue Eruption, die das Zerstörungswerk an der schon kaum noch mit Recht als solcher bezeichneten „Weltwirtschaft" fort setzte. Hoch empor lodert das Feuer der amerika nischen Kredit- und Dollarkrife, große Teile dessen, was dort noch zu stehen schien, vernichtet der aus dem Krater sich ergießende Lavastrom und der dichte Aschenregen einer aufs höchste gesteigerten Hoffnungs losigkeit senkt sich über die weiten Gefilde der amerika nischen Wirtschaft. Und nicht bloß über sie! Auch über die Hoffnungen, die davon träumten, die Welt würde nun endlich, endlich einsehen, daß nur aus gemeinsamem Zusammenleben die im Kampf gegen die Weltkrise not- wendigen Kräfte erwachsen können. ist das Gebiet der Wirtschaft, ein ^.rummerfeld aber auch das des außenpolitischen G e s ch e h e n s. Soll man es erst noch aufzählen? Krieg im Fernen Osten, Austritt Japans aus dem Völkerbund als Folge des milden Genfer Tadelsvotums, der Kon- flikt um D anzig und die damit eingetretene Verschärfung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Polen, die Zusammenballung der Fronten der „Revisionisten", also der Gegner vor allem des Versailler Diktats einer seits, und der „Antirevisionisten", also der Nutz nießer dieses Diktats andererseits. Dazu natürlich auch noch das drohende Auseinanderplatzen der Ab rüstungskonferenz, auf der sich die oben skizzierten Spannungen schon ganz unverhüllt und fast ohne die dort übliche diplomatische Verschleierung zeigen. In Frank reich reist eine sowjetrussische Militärkommission herum und — bestellt Geschütze. Und Macdonald reiste zusammen mit seinem Außenminister ebenfalls durch Frankreich. Uber Paris nach Genf, wo, nicht zuletzt durch deutschen Druck, Entscheidungen erzwungen werden. Man soll es auch beim Gegner anerkennen, wenn er die Wahrheit spricht, — und es ist bitterste Wahrheit, was jetzt der französische Außenminister Paul-Boncour am Grabe Briands gesagt hat: „D ie Stunde ist dunkel und schwarzeLLolken stehen am Himmel'" Dr. Br. Ser MW llaWW in Sachsen. Neue kommissarische Minister ernannt. Rücktritt des Kabinetts Schieck. Die Pressestelle des Neichskommissars für Ordnung und Sicherheit in Sachsen teilt mit, daß die sächsische Regie rung Schieck zurückgetretcn ist. Mit der kommissarischen Leitung des Innenministeriums wurde Kapitänleutnant von Killinger, des Kultusministeriums der Stadtschulrat Dr. Hartnacke, mit der Leitung des Justizministeriums Staatsanwalt Dr. Thierack und mit der Leitung des Fi nanzministeriums Obcrregierungsrat Dr. Kluge betraut. Der Reichsbeaustragte für Sicherheit und Ordnung in Sachsen, von Killinger, hat die gesamte Regierungsgewalt über nommen. Wie wir dazu ergänzend erfahren, sollen die Geschäfts bereiche der übrigen Ministerien aus die vier vorhandenen verteilt werden. Ministerpräsident Schieck, der zurückgetreten ist. Kundgebung des Reichsbeauftragten von Killinger. Der Reichsbeauftragte für Sicherheit und Ordnung in Sachsen, von Killinger, erläßt folgenden Aufruf: Heute löse ich mein gestriges Versprechen ein, auch in Sachsen in kürzester Zeit dem Willen des Volkes, wie er sich in dem Ergebnis der Neichstagswahl gezeigt hat, Rechnung zu tragen. Ich habe die Herren Minister Dr. Mannsfeld, Dr. Hedrich und Richter ersucht, in die Hände des Herrn Ministerpräsidenten Schieck ihre Ämter zurückzulegen, da die Weiterführung der Amtsgeschäste durch sie eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung im Lande bot. Ich habe die bisherige Negierung nicht im Zweifel gelassen, daß ich zur Beurlaubung der drei Minister schreiten müßte, wenn der freiwillige Rücktritt verweigert wird. Daraufhin ist die bisherige sächsische Regierung, ein schließlich des Herrn Ministerpräsidenten Schieck, den ich zum Verbleiben im Amte gebeten hatte, zurückgetretcn. Für diesen Fall hatte mich der Herr Reichskanzler Adolf Hitler ermächtigt, die Leitung der Regierung Sach sens als Neichskommissar bis zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung im Lande zu übernehmen. Als Reichskommissar von Sachsen habe ich nunmehr die verfassungsmäßig dem Gesamtministerium übertra genen Rechte -m Lande Sachsen auszuüben. Ich habe außerdem die Leitung des Innenministeriums sowie des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums übernommen. Mit der Führung der Geschäfte des Justizministe riums habe ich den Staatsanwalt beim Oberlandesgericht, Herrn Dr. Thierack, des Ministeriums für Volksbildung Herrn Stadtschulrat Dr. Hartnacke und des Finanzmini steriums und Wirtschaftsministeriums Herrn Oberregie gierungsrat Dr. Kluge betraut. Weitere Veränderungen in den Personen, die die Staatsgeschäfte leiten, behalte ich mir vor. Da nunmehr die feste Gewähr dafür besteht, daß Mar xisten keinen Einfluß mehr auf die Leitung der Geschicke Sachsens ausüben können und die Reinigung der Justiz und Verwaltung von solchen Elementen unmittelbar be vorsteht, muß ich jedem Staatsbürger untersagen, eigen mächtig in die Verwaltungsgeschäfte einzugreifen und auffordern, sich an mich oder die Männer meines Ver trauens zu wenden, wenn sie Anlaß zu einer Beschwerde zu haben glauben. Zur wichtigsten Aufgabe meines Wirkens zähle ich es, bei voller Wahrung der das Wohl des Reiches bedingen den Notwendigkeiten die besonderen Lebensinteressen des Landes Sachsen zu fördern. Sie neuen Männer in Sachsen. Der mit der Führung der Geschäfte des Finanzmini steriums beauftragte Oberregierungsrat Dr. jur. Friedrich Johannes Kluge, der bisher Etat- und Pressereferent im Finanzministerium war, ist am 8. September 1891 in Dresden geboren. Nach Erledigung des juristischen Vorbereitungsdienstes trat er 1922 als juristischer Hilfs arbeiter in das sächsische Finanzministerium ein. 1923 wurde er zum Regierungsrat und 1930 zum Obecregre- rungsrat erannt. Dr. Kluge hat beim Schützenregiment gedient und am Weltkrieg von 1914 bis 1918 teilgenommen. Der kommissarische Verwalter des Justizministeriums, Staatsanwalt Dr. Thierack vom Oberlandesgericht, ist am 19. April 1889 in Wurzen geboren. Er wurde nach Absolvierung des Vorbereitungsdienstes 1921 in Leipzig zum Staatsanwalt ernannt. Zur Staatsanwaltschaft des Oberlandesgerichtes Dresden wurde er 1926 versetzt. Dr. Thierack ging kriegsfreiwillig als Landsturmmann ins Feld und wurde 1917 Leutnant im Reservebataillon 13. Der mit der Führung der Geschäfte des Volksbildungs- Ministeriums betraute Dresdner Stadtschulrat Dr. Wil helm Hartnacke ist am 7. November 1878 in Altena (Westfalen) geboren und bekam nach Ablegung der Staats prüfungen 1905 seine erste Stelle als Hilfslehrer in der Realschule in Bremen. 1906 wurde er zum Oberlehrer befördert. Von 1910 bis 1918 bekleidete er die Stelle des Schulinspektors der Stadt Bremen. Seit 1918 ist er in Dresden tätig, zunächst als Stadtschulkommissar, dann als Stadtschulrat. Der „Freiheitskampf" zur Lage. Dresden, 10. März. Zu den Ereignissen in Sachsen schreibt der „Freiheitskampf" u. a., der überwältigende Sieg des Nationalsozialismus am 5. März werde — dafür setze sich die neue Reichsregierung mit allen Mitteln ein — sehr bald auch in Sachsen seinen Ausdruck in einer durch die Verfassung gewährleisteten Regierung finden. Zunächst gelte es, die ge samte Justiz und Verwaltung von allen Marxisten, die zum Teil noch aus der Zeigner-Zeit von unten bis hinauf zum Mi- nisterialdirektor vertreten sind, schnellstens zu befreien. Jetzt be ginne das Aufräumen in Sachsen, um endlich das durchzusüh- ren, was die bisherigen bürgerlichen Regierungen verabsäumt hätten. Die neuen Männer, die alle auf dem Boden der na tionalsozialistischen Weltanschauung stünden, seien bewährte Fachleute, welche die Gewähr für eine zuverlässige Reinigung bieten und das Zeug haben, die vor uns stehende nationale Aufbauarbeit einzuleiten. . Was die Dresdner Presse sagt. Dresden, 10. März. In seinem Kommentar zum Re gierungswechsel in Sachsen unterstreicht der „Dresdner An zeiger": Aus der Bitte des Neichskommissars an Schieck, im Amte zu verbleiben, gehe hervor, daß das Reich der sächsischen Regierung, die nationale Gesinnung, den guten Willen und die bisherige erfolgreiche Tätigkeit wohl zubillige, daß es also nicht gegen Sachsen, sondern für die Einheitlichkeit der Neichs- und Sachsenpolitik gehandelt habe, wenn es für die rasche Neu gestaltung gesorgt habe. Andererseits zeichne es Schieck mensch lich und politisch aus, wenn er sich entschlossen habe, mit den Männern zu gehen, mit denen er seit 1930 vertrauensvoll die Geschäfte gemeinsam geführt habe. Daher sei das Ende dieser Regierung nicht ein Schritt der Gewalt, sondern die logische Folge der durch die Reichstagswahlen eingeleiteten Aendsrung der Gesamtpolitik des Deutschen Reiches, in die sich Sachsen wie alle deutschen Länder eingliedern müsse. — Namen wie Killinger, Hartnacke und Kluge, so fährt das Blatt fort, gäben die Gewähr dafür, daß die Ruhe und Sicherheit in Sachsen gesichert und auf allen Gebieten die Einleitung der im Sinne der Reichsregierung zu führenden Politik gewährleistet sei. Dresden, 10. März. Zum Regierungswechsel in Sachsen schreiben die „Dresdner Nachrichten" unter anderem folgen des: Daß es zu der Einsetzung des Polizeikommissars in Sach sen kam, ist am wenigsten Schuld der zurückgetretenen Regie rung Schieck. Ursache dafür ist vielmehr die revolutionäre Um gestaltung des Vvlkswillens im ganzen Reich, die eine einheit liche Leitung im Sinne der Reichsregierung gerade in diesen Tagen des llebergangs notwendig machte. Schuld jedoch an der unvermeidlich gewordenen Veränderung der Regierungs verhältnisse in Sachsen trägt vor allem der Landtag, der in- fplge der Starrköpfigkeit der zwei kleinen Gruppen der Staats partei und der Volksnationalen nicht in der Lage war, eine po litisch-parlamentarische Regierung zu bilden. — Wie der wei tere Gang der politischen Entwickelung in Sachsen sein wird, läßt sich jedoch erst sagen« wenn Klarheit darüber geschaffen