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MsdmfferTagMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4VReichs pfennige, die «gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dorge- schriebene Erscheinungs- _ , _. tage und Plakvorschriften werdkn nach Möglichdeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-?üchs.chil„ «nikigkn. -nnahmc bisaorm.wUhr. - Für di« Richtizdkit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. ^eblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt 2.- N Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend k-g^m Fa^ Gewalt, Knegod. sonstiger - > " . Betriebsitörunoen bettel,» Anspruch aus Li.serung d.r Zwung oder Kürzung de- B-zug-pr-is-s. Rücksendung «ing°s°nd,°r Sch-if.W erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 73 — 92. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Montag, den 27. Mürz 1933 Postscheck: Dresden 264» Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Das Fettgel-. Im deutschen Volt wird heute mehr Margarine kon sumiert als Butter Aus dem „Ersatz" ist etwas geworden, was den Fettmark, beherrscht. Nie ist der Butter- preis so niedrig gewesen wie setz, und infolge- desten produziert der Landwirt zu einem Preis, der die , steyungskosten im entferntesten deckt. So etwas rann vielleicht für eine kürzere Zeit geschehen, aber wenn es lange und immer noch.länge: anhält, dann zerschlägt der unter die Gestehungskosten gedrückte Preis schließlich die landwirtschaftliche Produktionskraft und -Möglichkeit überhaupt. Für Deutschland die „Rahrungsfrei- belt"^ die Ernährung aus einheimischer Erzeu'gung, her beizuführen, ist aber nicht nur wirtschaftliches Ziel, son dern auch ein nationalpolitisches. Die einheimischen Erzeugungskräfte und -Möglich keiten stärkstens zu steigern, ist schon deswegen notwendig, weil die Absatzmöglichkeiten für unseren Außenhandel immer geringer und schwächer werden und gar keine Aus sicht dafür besteht, daß es in und mit der Weltwirtschaft grundlegend besser wird. Gerade darum ist es selbst verständlich ein auf die Dauer volkswirtschaftlich untrag barer Zustand, daß die Versorgung des deut schen Volkes mit Fettstoffen zu 60 Prozent durch ausländische Erzeugnisse gedeckt wird. Ebenso untragbar ist es, daß von der Art dieser Deckung der Preis inländischer Erzeugnisse wesentlich beeinfluß, wird. Alle Versuche, der deutschen Landwirtschaft mittels Zoll- und Einsuhrkontingentierung einen auch nur einiger maßen ausreichenden Butterpreis zu verschaffen, mußten so lange zur Erfolglosigkeit verurteilt sein, als der Konsum jedes Steigen des Butterpreises damit beantwortete, daß er nach der Margarine hinüber „auswich". In aller- jüngster Zeit, als der Zoll auf Schmalz ein Anziehen der Preise für die natürlichen Fette herbeiführte, hat es gar nicht lange gedauert, bis infolge des Druckes vom Mar garinemarkt her die Preise von neuem sanken und einen früher nie auch nur geahnten Tiefstand erreichten. Die Abhängigkeit außerdem des gesamten Fleisch marktes von den Zuständen auf dem Fettmark, ist auch dem wirtschaftlichen Laien nicht unbekannt, so daß sich der Druck vom Margarinemarkt her über die ganze agrarische Peredelungswirtschast ausdehnte und eine auch^noch so geringe Rentabilität gerade der bäuerlichen Mittel- und Kleinbetriebe unmöglich macht. „Die Wiederherstellung der Rentabilität in den landwirtschaftlichen Betrieben ist unbedingt notwendig; sie mag für den Konsumenten hart sein, aber das Schicksal, das das ganze deutsche Volk träfe, wenn der deutsche Bauer zugrunde ginge, wäre mit diesen Harten gar nicht zu vergleichen", hatte der Reichskanzler Adolf Hitler in der großen Regierungserklärung dar gelegt; an eine solche Wiederherstellung der Rentabilität ist aber nicht zu denken, wenn sie nicht von einer Sanie rung der Zustände auf dem Fettmarkt ausgeht. Diese Sanierung ist durch einen derartigen Eingriff in die Margarineerzeugung, den Handel und den Ver brauch selbst erfolgt, wie ihn die deutsche Wirtschaft bisher kaum ein zweites Mal erfahren ha,. Auf der einen Seite wird die Erzeugung, die heute etwa 500 000 Tonnen Mar garine umfaßt, um mindestens 40 Prozent eingeschränkt. Der gesamte Handel wird abhängig von einem Reichs- monopol und der Verbrauch erfährt eine starke Ver schiebung dadurch, daß die Margarinesteuer ein- geführi wird. Es kann nicht scharf genug unterstrichen werden, daß diese Besteuerung eines Erzeugnisses, das im wesentlichen aus ausländischen Rohstoffen hergestellt wird, irgendwelche finanzpolitischen Gründe nicht hat und nicht haben soll, sondern den Konsum aus sozial politischen Gründen regulieren soll. Denn der Ertrag der ganzen Steuer dient nur dazu, um die Verteuerung des Margarinekonsums für jene Klassen der Bevölkerung auszuschaltcn, deren Kaufkraft auf dem tiefsten Niveau des Möglichen steht und die deshalb nicht in der Lage wären, eine Verteuerung der Margarine zu ertragen. Das schätzungsweise etwa zweihundert Mil lionen betragende „Fettgeld" hat aber auch den wirt schaftspolitischen Zweck, überhaupt die Margarine, soweit sie noch produziert werden darf, jenen Kreisen zuzuführen, die auf dieses billige Nahrungsmittel angewiesen sind. Keine Gehaltszahlung an die Mitglieder der Vraun-Aegierung. Die zuständigen Stellen haben veranlaßt, daß im Zu sammenhang mit den Nachforschungen nach dem Verbleib des 2-Millionen-Fonds vorläufig keinerlei Ge hn l t s b e züge an die Mitglieder der früheren preußi schen Regierung Braun ausgezahlt werden. Da diese Bezüge für jeden Monat in zwei Raten, und zwar am 1. und 20., gezahlt wurden, hat der frühere Minister präsident Braun am 1. März das letztemal Zahlungen aus der Staatskasse erhalten. Die früheren Staats minister beabsichtigen, ihre Rechtsvorbehalte wegen der Zahlungsstockung änzumelden. gemeine Lügen! Gegen die Greuelpropaganda in Amerika. Erklärungen aus der nächsten Umgebung Hitlers. Im Auftrage des Reichskanzlers Hitler gab der Auslandspressechef der NSDAP., Hanf st äugel, in einem transatlantischen Telephoninterview mit dem Generaldirektor des International News Service Er klärungen zu den Gerüchten über Judenverfolgun gen in Deutschland ab. Auf die Frage: „Sind die Berichte über angebliche Judenmißhandlungen in Deutschland wahr oder un wahr?" antwortete er: „Der Reichskanzler hat mich autorisiert, Ihnen zu er klären, daß alle diese Berichte in ihrer Gesamtheit ge meine Lügen sind. Im Verlauf unserer gegenwärtigen nationalen Re volution, die wohl die friedlichste und ruhigst verlaufene der Weltgeschichte war, haben sich unvermeidliche Zu sammenstöße zwischen kleinen Gruppen politischer Gegner ereignet. Keinesfalls aber hat es irgendwelche unter schiedliche Behandlung von Juden oder Nicht juden gegeben, seien sie nun christlichen oder eines anderen Glaubens, Stammes oder Rasse gewesen. Tat sächlich hat unsere SA. in vielen Fällen ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um das Leben und das Eigentum politischer Gegner zu schützen, unter denen sehr Wohl auch einige Juden gewesen sein können." Dis nächste Frage lautete: „Macht Ihre Regierung Unterschiede zwischen Juden, die sich dem Gesetz fügen, und solchen, die die politischen Ziele des gegen wärtigen Regimes bekämpfen?" Antwort: „In keiner Weise machen wir Unterschiede zwischen An hängern und Gegnern der Regierung." Frage: „Bezieht sich die von Präsident Hinden burg proklamierte Amnestie, durch die Nationalsozia listen und Nationalisten, die Straftaten zur Förderung der nationalen Revolution begangen haben, freigelassen werden, auch auf Nationalsozialisten, die Amerika ner angegriffen haben sollen?" Antwort: „Soweit ich weiß, hat Botschafter Sackett nach Washington berichtet, daß seit dem 11. März keine Belästigungen von Amerikanern vorgekommen sind. Auch frühere bedauerliche Zwischenfälle er eigneten sich, ohne daß die Angreifer wußten, daß ihre Gegner Amerikaner waren. Einzelne dieser Fälle schwe ben noch. In einigen Fällen sind die Angreifer tatsächlich amnestiert worden." Frage: „Könnten in der gegenwärtigen Lage Männer wie Lion Feuchtwanger und Einstein nach Deutschland zurückkehren, ohne belästigt zu werden?" Antwort: „Diese Frage kann ich nicht beant worten. Darüber haben die Gerichte zu entscheiden. Es ist sehr bedauerlich, daß diese beiden Männer im Aus lande sich so abfällig über Deutschland äußerten." Frage: „Hier sind Berichte verbreitet, daß die Re gierung alle Juden aus öffentlichen Ämtern entfernt. Sind diese Berichte wahr?" Antwort: „Der beste Beweis für die Falschheit dieser Berichte ist die Tatsache, daß noch heute viele hohe amtliche Stellen von Juden besetzt sind." Frage: „Es sind hier Berichte verbreitet, .nach denen es den in der Pfalz lebenden Juden verboten wor den ist, ihre Depositen von den Banken abzuheben. Auch sollen sie mit Ausweisung bedroht worden sein. Sind diese Berichte wahr?" Antwort: „Ich weiß wirklich nicht, woher alle diese lächerlichen Berichte kommen." Auf Einzelfragen über Verfolgung von Juden entgegnete Hanfstängel: „Die Untersuchungen der schwedischen wie der hol ländischen Berliner Gesandtschaft haben ergeben, daß nicht ein einziger Jude getötet oder verletzt worden ist. Jeder Reisende kann sich selbst davon überzeugen, daß nie so viel Frieden und Ruhe während der ganzen vierzehn Jahre sozialistischer Herrschaft geherrscht hat, wie wäh rend der letzten Wachen, mit Ausnahme der ersten paar hektischen Tage.' Zum Schluß möchte ich dann ganz allgemein sagen, daß viele Juden und jüdische Organisationen unsere Re gierung unterstützen, weil sie eingeseheu haben, daß die einzige Alternative zur Regierung der nationalen Revolution kommunistische Terrorherrschaft wäre." * Greuelmewungen wiverlegi. Papen kabelt nach Amerika. Auf eine telegraphische Anfrage der Deutsch-amerika- kanischen Handelskammer in Newyork betreffend an- aeblicbe Überariike gegen amerikanische GeschäftsinterMen hat Vizekanzler von Papen in einem ausführ lichen Kabel geantwortet, daß diese Nachrichten jeder Begründung entbehrten. Das Geschäftsleben verlaufe durchaus normal, und irgendwelche Klagen über Beeinträchtigung amerikanischer Interessen seien auch von der Berliner amerikanischen Handelskammer nicht ge meldet worden. Vizekanzler von Papen nimmt dann weiter scharf Stellung gegen die im Ausland verbreiteten Greuel- meldungen und betont, daß die nationale Revolution, deren Ziel sei, Deutschland von schwerer kommunistischer Gefahr zu befreien und die Verwaltung von minder wertigen Elementen zu säubern, sich in bemerkenswerter Ordnung vollzogen habe. Gewiß seien einige beklagenswerte Übergriffe vor gekommen, die aber nach der scharfen Erklärung des Reichskanzlers vom 12. März unterblieben seien. Hun derttausende von Juden lebten in Deutschland völlig un behelligt, und der Betrieb in zahlreichen jüdischen Ge schäften und Verlagshäusern verlaufe normal und un gestört. Minister Göring vor der Auslandspreise. Der kommissarische preußische Innenminister Göring empfing dis gesamte ausländische Presse, soweit sie durch offizielle Korrespondenten in Berlin vertreten ist, um ihnen bedeutsame Erklärungen über die Vorgänge in Deutschland abzugcben, die zu- gleich dazu dienen sollten, die Greuelnachrichten im Aus land über Pogrome in Deutschland zu widerlegen. Göring erklärte einleitend, die Negierung sei erschrocken, empört und schließlich fassungslos gewesen über das, was im Auslands über die Zustände in Deutschland ge schrieben werde. In Wirklichkeit habe Deutschland seine Auferstehung gefeiert. Seit dem 30. Januar habe sich eine Revolution in Disziplin vollzogen und, abgesehen von einigen be dauerlichen Ausnahmen, sei in Deutschland niemandem etwas zuleide getan worden. Er bestreite nicht, daß mehrer tausend kommunistische Funktionäre verhaftet worden seien, aber diese würden genau so be handelt wie jeder andere Gefangene auch. Wo Über griffe vorgekommen seien, habe die Regierung alles ge tan, um diese Vorgänge abzustellen. Es habe auch Fälle gegeben, wo Juden festgenommen und geschlagen worden seien. Er könne aber versichern, daß bereits eine ganze Reihe Angehöriger nationaler Verbände, die sich Über griffe hätten zuschulden kommen lassen, bestraft und ent lassen worden seien. Wo etwas geschehen sei, habe die Regierung durchgegriffen. Alle die völlig entstellten Ge rüchte hätten ihren Ursprung in den internationalen Be ziehungen marxistischer Kreise. Aber auch vom Judentum selbst sei im Auslands eine Hetze gegen Deutschland inszeniert worden. Angeblich werde das deutsche Volk unterdrückt, wahrend in Deutschland in Wirklichkeit ein politi scher Frühling angebrochen sei! Wenn heute noch mals gewählt werden würde, dann würden nicht zwanzig, sondern dreißig Millionen Deutsche für die nationale Regierung stimmen. Die Welt müsse Deutschland danken, daß es die abendländische Kultur vor dem Bolschewismus gerettet habe. * Mei-err von Remath über die ausländische Hetzpropaganda. Interview des Berliner Cheflorrespondenten der „Associated Preß" mit dem Reichsautzenminister. Associated Preß, die amerkauische Nachrichten agentur, veröffentlicht ein Interview, das ihr Ber liner Chefkorrespondent Louis P. Lochner in Deutsch land mit dem Reichsaußenminister Fr"eiherrn von Neurath gehabt hat: Lochner hatte folgende Frage gestellt: Wie stellt sich die Reichsregierung zu den durch die Auslandspresse verbreiteten Meldungen über die an geblich in Deutschland täglich vorkommenden Terrorakte gegen Andersdenkende und insbesondere gegen Juden? Freiherr von Neurath hatte darauf m a. er widert: Um jeder einzelnen dieser böswilligen und ten denziösen Falschmeldungen auf den Grund zu gehen und sie zu dementieren, reicht selbst der bestorganisierte Ver waltungsapparat nicht aus. Ich kann mir diese zur Zeit gegen die deutsche Regierung entfachte Propaganda nicht anders erklären, denn als eine bewußte und plötzliche Wiedergeburt der während des Weltkrieges betriebenen Hetzkampagne. Wie die belgischen Greuelmärchen von abgehackten Kinderarmen sprachen, so wird heute von angeblich ausgestochenen Augen und ab geschnittenen Ohren gesprochen. Man sollte eigentlich glauben, daß dgs dem