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Oer Kronprinz gegen Greuelpropaganda. Kronprinz Wilhelm hat an den amerikanischen Schrift steller Georges Sylvester Viereck einen Brief gerichtet, der sich mit den gegen Deutschland ausgestreuten Greuel- märchen beschäftigt. Er schreibt darin u. a.: Wenn Männer wie Sie, die während des Weltkrieges die Halt losigkeit der bewußt über Deutschland ausgestreuten Ver leumdungen aus nächster Nähe erlebt haben, aus eigener Erfahrung und mittels Ihrer guten Verbindungen zur amerikanischen Öffentlichkeit dazu beitragen können, das amerikanische Volk über die Wahrheit aufzuklären, so würden Sie sich ein Verdienst erwerben, nicht nur für die deutsche Nation, deren Ehre zu beschmutzen die bös willigen Gerüchtemacher heute versuchen, sondern auch für die Welt und die friedliche Atmosphäre zwischen den Völkern, welche durch diese Hetzer vergiftet wird. Ich möchte hinzufügen, daß ich hiermit nicht einen offiziellen oder einen parteipolitischen deutschen Standpunkt vertrete, sondern daß die oben genanten Auffassungen so gut wie einstimmig vom gesamten deutschen Volk ge teilt werden. » Wir bemühen uns hier in Deutschland ebenso wie Sie in den Vereinigten Staaten darum, aus dem Elend, in welches die abendländische Welt in den Nachkriegsjahren versunken ist, zu neuem Wohlstand, zu Frieden und frischer Kraft zurückzukehren. Jedes Volk tut dies seinem eigenen Charakter und seinen Bedingungen gemäß. Den Weg des anderen mjt Lügen, Verleumdungen und Schmutz zu bewerfen, ist nicht fair. Wohin das führen muß, haben wir ja als Ergebnis des Weltkrieges und seines Hetzgeistes nur allzu deutlich erfahren. * Oie Abwehraktion der NGOAP. Von nationalsozialistischer Seite wird erklärt, daß die Partei am Dienstag noch die Wirkung der Bekannt machung über die Abwehr der Greuelpropaganda ab- warten wollte. Der Parteiaufruf sei aber bereits sertiggestellt und liege auf Abruf bereit. In Oberschlesien hat die Abwehraktion bereits eingesetzt. Vor zahlreichen jüdischen Geschäften stehen SA.-Posten, die die Kauswilligen vom Betreten der Läden abhalten. SS. und SA. sorgen vor den großen jüdischen Geschäften für Ruhe und Ordnung. Die Polizei nahm von der Aktion, die ohne Zwischenfälle verläuft, keine Notiz. Weitere Meldungen über ähnliche Vorgänge liegen auch aus anderen Städten vor, so aus Gleiwitz, Schwe rin an der Warthe, Wittenberge. Katholische Kirche an ¬ der Nationalsozialismus. Eine Kundgebung der deutschen Bischöfe. Der Erzbischof von Köln, Kardinal Schulte, gibt eine Kundgebung der Fuldaer Bischosskonfe renz über die Stellung der katholischen Kirche zur nationalsozialistischen Bewegung bekannt. In der Kundgebung heißt es: Die Oberhirten der Diözesen Deutschlands haben aus triftigen Gründen in den letzten Jahren gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung eine ablehnende Haltung eingenommen. Es ist nunmehr anzuerkennen, daß von dem höchsten Vertreter der Reichsregierung, der zugleich autoritärer Führer jener Bewegung ist, öffentlich und feierlich Erklärungen gegeben sind, durch die der Unver- letzlichkeit der katholischen Glaubens- lehre und den unveränderten Aufgaben und Rechten der Kirche Rechnung getragen werden sowie die vollinhaltliche Geltung der von den einzelnen deutschen Ländern mit der Kirche abgeschlossenen Staatsverträge durch die Reichs regierung ausdrücklich zugesichert wird. Ohne die in unseren früheren Maßnahmen liegende Verurteilung be ¬ stimmter religiös-sittlicher Irrtümer auMyeven, graum daher der Episkopat das Vertrauen hegen zu können, daß die vorgezeichneten allgemeinen Verbote und War nungen nicht mehr als notwendig betrachtet zu werden brauchen. In Geltung bleibt die Mahnung an die politischen und ähnlichen Vereine und Organisationen, in Gottes haus und kirchlichen Funktionen aus Ehrfurcht vor der Heiligkeit derselben zu vermeiden, was als politische oder parteimäßige Demonstration erscheinen und daher Anstoß erregen kann. Sie Reform des KrankeMssenwesens. Reichskommissar für Ortskrankenkassen ernannt. Der Neichsarbeitsminister hat in Fort führung seiner Maßnahmen auf dem Gebiet der Reform des Krankenkassenwesens einen R e i ch s k o mm i s s a r für die allgemeinen Ortskrankenkassen Gotha, Gera, Sonneberg, Gehren (Thüringen) und Wands- b e k ernannt. Ferner wurde der Kommissar für denVer - band der Krankenkassen im Bezirk des Oberver- sicherungsamts Berlin ermächtigt und beauftragt, an Stelle der Verbandsorgane die Geschäfte dieses Verbandes zu übernehmen. Ebenso wird ein Beauftragter des Reichsarbeitsministers die Geschäfte des Hauptver bandes Deutscher Krankenkassen, der zur Zeit von der Deutschen Revisions- und Treuhandgesell schaft geprüft wird, führen. Neuer Kommandeur der Berliner Schupo. Oberst Poten zum Höheren Polizeiführer in Mitteldeutschland ernannt. Der bisherige Kommandeur der Berliner Schutz polizei, Polizeikommandeur Oberst Polen, ist zum Höheren Polizeiführer in Mitteldeutschland mit dem Sitz inHalle ernannt worden. An seiner Stelle ist, wie ver lautet, der bisherige Kommandeur der Polizeigruppe Ost, Polizeioberst Richard Baltzer, zum Kommandeur der Berliner Schutzpolizei ernannt worden. Zndufirie- und Handelskammer Düsseldorf für die ReithSregieruna. Fünf Kommissare zur Überwachung der Geschäfts führung der Kammer. Die Vollversammlung der Industrie- und Handels kammer Düsseldorf eröffnete der Präsident, Kommerzien rat Poensgen, mit einer Kundgebung für die Reichs regierung, der sich die Vollversammlung einmütig anschloß. An der Vollversammlung nahm auch eine Abordnung der NSDAP, teil. Der Führer der Abordnung, Dr. Lohe, erklärte im Anschluß an die Kundgebung, daß im Auftrage der Gauleitung und im Einvernehmen mit den zustän digen Vertretern der Regierung und des Präsidiums der Stahlhelmführer von Morozowicz ist als Kommissar zur besonderen Verwendung ins preu ßische Ministerium des Innern berufen worden. Handelskammer die Einsetzung von sans Kommissaren bei der Industrie- und Handelskammer vorgesehen sei, um im Sinne der nationalen Politik die Geschäftsführung der Kammer zu überwachen. Wieder Gommerurlau-skar-en au? der Reichsbahn. Die Reichsbahn wird in diesem Jahr Sommer urlaubskarten mit 20prozentiger Ermäßigung in der Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober ausgeben. Von den Karten kann schon bei einer Urlaubmindestdauer von sieben Tagen Gebrauch gemacht werden. Auf der Hin reise ist eine einmalige, auf der Rückreise eine dreimalige Fahrtunterbrechung gestattet. Die Sommerurlaubskarten haben eine Geltungsdauer von zwei Monaten, gelten für alle Verkehrsverbindungen, für die auch gewöhnliche Fahr karten vorliegen. Die Mindestentfcrnung ist auf 200 Kilo meter festgelegt. Die Hinreise mutz am ersten Geltungstage der nicht übertragbaren Karten angetreten werden. * Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichs bahn stimmte auf seiner Berliner Tagung u. a. der Elektrifizierung der Strecke Halle- Köthen—Magdeburg zu. Es wird dadurch das elektrifizierte Netz zwischen Leipzig—Dessau—Magdeburg und Halle geschlossen. Die Arbeiten sollen sofort in An griff genommen werden. Roggenspende der Reichsregierung. 20 080 Zentner Brotgetreide für bedürftige Bauern. Wie der Regierungspräsident von Trier mitteilt, sind im Rahmen der Hilfsmatznahmen für Bauern in den G ebirg s w ald g e g e n d en, in denen kein Brot getreide angebaut wird, für den Bezirk Trier 20 000 Zent ner Roggen unentgeltlich von der Reichsregierung zur Verfügung gestellt worden, die frachtfrei bis zur näch sten Bahnstation geliefert werden. Österreich und Deutschland. Der österreichische Vizekanzler Winkler im Rundfunk. Der österreichische Vizekanzler Winkler hielt eine Rundfunkrede, in der er unter anderem ausführte: Ich habe stets und nicht erst heute den Standpunkt vertreten, daß Österreich ein deutscher Staat ist und als solcher nur eine deutsch-bewußte Politik machen kann und darf und daß außen- oder handelspolitische Kooperationen von Be deutung ohne Einbeziehung Deutschlands eine Unmöglich keit sind. Und in Konsequenz dieses Standpunktes habe ich auch die Pläne zur Schaffung eines Donaubundes oder einer Donauföderation ablehnend behandelt. Wir werden diesen Weg fortsetzen, und unser Streben mutz heute vor allem dahin gehen, die Mißverständnisse, die insbesondere in der reichsdeutschen Öffentlichkeit durch die Verhandlung über das Lausanner Protokoll und die Annahme desselben entstanden sind, aufzuklären und zu beseitigen, damit sich unsere Beziehungen zu Deutschland aufrichtig und herzlich gestalten. ' Mederverhastung vsn Somards angeomet. Der Reichskommissar für das preußische Justiz ministerium, Kerrl, hat aus Grund eines Vortrages des Generalstaatsanwalts bet dem Landgericht I Berlin, Wilde, persönlich die sofortige Wiederverhastung des Ge neraldirektors Paul von Gontard, der kürzlich gegen Sicherheitsleistung von 5V0 000 Mark aus der Hast ent lassen worden war, «»geordnet und Anweisung erteilt, die Eröffnung der gerichtlichen Voruntersuchung zu beantragen. Der Reichskommissar hat ferner die Beurlaubung des Generalstaatsanwalts Wilde verfüat. AieVMekMchael »»»kSLk-secnisLcnvrr ovac» venera newrek (22. Fortsetzung.) Mr. Queekly lächelte, ein gutes, freundliches Iungen- lächeln. „Das, meins Herren, empfindet — nur für den Sport. Ich bin Sportsmann mit Leib und Seele. Sprechen wir über das andere nicht." Ein Berichterstatter drängte sich zu den Amerikanern. „Darf ich um eine Minute Gehör bitten? Die Herren sind doch überzeugt, zu siegen?" „Well!" sagte Queekly, „das müssen wir sein. Ob wir's können, werden Sie sehen." „Werden die Herren in Deutschland noch weitere Kämpfe ausfechten?" „Wahrscheinlich nicht. Es handelt sich nur um einen Studienaufenthalt." Klaus hörte das Wort Studienaufenthalt und dachte an die vorhergegangene Unterhaltung. Mit einemmal wurde es ihm klar. Die beiden Freunde Sullivens waren vielleicht von diesem selbst gesandt worden, um zu erkunden, ob seine Weltmeisterschaft gefährdet sei oder nicht. Und in ihm war ein eisenfester Wille, heute zu laufen wie noch nie in feinem Leben. Die Entschlossenheit in seinen Zügen kam mit einemmal so scharf zum Ausdruck, daß Werner dicht an ihn herantrat und halblaut fragte: „Was denkst du, Klaus? Wir werden sie schlagen." „Nicht schlagen, distanzieren, Werner. Heut' heißt's unserem Vater Ehre machen." » * Endlich, nach fünfviertelstündiger Verspätung, begann der mit fieberhafter Spannung erwartete Match. Die Läufer traten an ihre Plätze Als Werner einen Blick ins Publikum warf, fühlte er plötzlich zwei Frauenaugen auf sich gerichtet, vor denen er erschrak- Es war Frau Maya, die neben ihrem Verlobten stand. Bei Gott, sie war sehr schön, die Frau, und ihre Augen bikannten, als ob in ihnen alle Leidenschaften des Himmels und der Hölle wohnten. Aber der Michaelstrotz überkam ihn wieder Fort mit dir, du schönes Antlitz, du Weib mit dem feiaen Herzen. Er riß sich zusammen und war glücklich in dem Augen blick, als er fühlte, daß er feststand. „Fertig zum Starten!" Die Läufer nahmen die halb kniende Startstellung ein. „Wie willst du laufen, Klaus?" „Vornweg in Front!" klingt's fast übermütig zu ihm herüber. Da fällt der Startschuß. Wie die Katzen sind sie alle auf den Beinen, am besten die Brüder Michael. Sie haben starten gelernt. Bom Start weg ziehen sie im Höllentempo los, daß alle anderen im Nu abgehängt sind. In Front laufen die Brüder. Dis Zuschauer sehen klopfenden Herzens, wie die Ameri kaner mindestens zehn Meter hinter den Brüdern Michael liegen. Werden sie es durchhalten? Aufgeregter wird die Menge. Der halbe Weg ist schon gelaufen. Immer noch machen sie keine Miene, aufzuholen. „Sie halten durch!" „Abwarten — die Amerikaner --l" „Menschenskind, lehen Sie doch. Die können ja nicht schneller." So und ähnlich schwirren die Reden. Die Brüder Michael laufen. Sie wirbeln nur so hin, und ihr Lauf ist von einer unerhörten Präzision. Ihre Herzen schlagen, ihrs Lungen arbeiten in schnellem Tempo, aber gleichmäßig. Sie halten das Tempo Nein, fünfzig Meter vom Hause legen sie noch zu und liefern sich selbst einen wahnsinnigen Endkamvf Die Zuschauer schreien vor Begeisterung, sind kaum zu halten Die Brüder liegen im Endkamvf zusammen und zu« sammen erreichen sie das Zielband. Zwölf Meter hinter ihnen kämpfen scharf die beiden Ame rikaner und Kerpen. Kerven wird, nur zehn Zentimeter zurück. Vierter hinter dem Amerikaner Oueekly. Simson folgt einen Meter hinter Kerpen. Nicht endenwollender Beifall lohnte die unerhörte Leistung der Brüder. Man schüttelte ihnen die Hände, riß ihnen bald die Arme aus und trug sie dann im Triumph nach ihren Kabinen. Die Amerikaner hatten sich fast fluchtartig zurückgezogen. Die Brüder ließen sich gleich darauf massieren. Der Trainer leitete es persönlich und machte dabei aus seinem Entzücken keinen Hehl. „Nun schlagen Sie den Sullivan. Ganz gewiß schaffen Sie es. Mit' Ihnen wird der Deutschmeister sein Ziel er reichen." „Wahrscheinlich werden wir nicht dabei sein." „Wie? Sie scherzen. Zur Olympiade treten Sie doch bestimmt mit an?" „Vielleicht. Aber wahrscheinlich nicht als Deutschmeister." Der Tainer war erschrocken. „Das dürfen Sie mir nicht antun!" „Warum nicht, mein Bester?" Er kratzte sich hinter den Ohren, dann sagte er offen: „Wenn Sie den Deutschmeister verlassen, dann bin ich um die Chance, einen oder zwei Weltmeister mit trainiert zu haben, ärmer. Und das macht für meine Zukunft ungeheuer viel aus " Klaus nickte. „Wir reden noch einmal darüber. Der Trainer atmete auf. „So lassen Sie mir Hoffnung?" (Fortsetzung folgt.)