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MkdrufferZWblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, boten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu ikdttgkitBkftellungknknt, Wochenblatt sur Wilsdruff u. Umgegend s-sen. Im Faa- Gewalt,Kriegod.sonstiger —-—— U 2-2 Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. I für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Baumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» psennige, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile l RM. Nachweisungsgebühr 20 Reich,Pfennige. Dorge- schriebene Etscheinungs- ae—. er cvr tage und Platzvorfchriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme disnarm.ioUhr. ' Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabaltanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingczogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 75 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 29. März 1933 Leeres Stroh. „Wir Engländer haben Vertrauen in das Leben uni glauben nicht allzusehr an die Ideen. Ihr Franzosen vertraut dem Leben nicht und deshalb denkt ihr stets an - die Zukunft und schließt euch in juristische Formeln ein. Diese Unruhe, dieser Mangel an Selbstvertrauen läßt euch ständig an die Sicherheit denken, — aber ihr könnt vom Leben nicht verlangen, daß es stillsteht, daß das ganze Leben sich kristallisiert um eine Formel, einen Vertrag." Das hat kürzlich ein Mann den Franzosen sagen lassen, der sie aus langjähriger politischer Zusammenarbeit recht gut kennengelernr hat und damit auch Methode und Ziel ihrer Politik: Sir Austen Chamberlain, der Welt im allgemeinen und uns Deutschen recht gut bekannt als ehe maliger englischer Außenminister. Was er hier sagte, hat er aus seinen Erfahrungen geschöpft; doch paßt es genau so auch noch heute namentlich aus die Art, wie in Gens auf der Abrüstungskonferenz jene politische Methode der Franzosen zum Ausdruck kommt und wie das Ziel immer nur auf eine „juristische Formel" hinstrebt. Aber — „das Leben steht nicht still" und läßt sich nicht um eine solche Formel kristallisieren. In Genf ist man ja nach der Generaldebatte über den englischen Plan in die Osterserien gegangen und es mutet wie ein schlechter Scherz an, daß der Entschluß hierzu der erste einstimmig angenommene Antrag dieser Konferenz oder vielmehr ihres Hauptausschusses war. Wir vermögen die „allgemeine Heiterkeit" nicht zu ver stehen, die nur insofern etwas „Erleichterndes" an sich hat, als er den Gegnern der Abrüstung die willkommene Ge legenheit bietet, einen Monat Zeit gewonnen zu haben. Damit ist zwar noch nicht „alles gewonnen", aber doch recht viel! Andererseits hat in Genf ein Teil der „Kleinen" durch einen bemerkenswerten schroffen Widerstand gegen eine längere Vertagung es verhindert, das Schicksal des Macdonald-Planes nun einfach davon abhängig zu machen, was aus dem Mussolini-Plan wird. Andererseits will man nun aber auch^.icht, daß das Orchester der Abrüstungskonferenz nun mit seinem Getön oder Getöse fortgesetzt die beabsichtigten oder wirklich vor sich gehenden Besprechungen der Viermächtekonferenz stört, und ist eine nicht allzu langfristige Vertagung auf einen bestimmten Termin erfolat. Immerhin ist der Macdonald-Plan doch wenigstens als Grundkage für die spätere Fortsetzung der Konfe renz hinübergerettet worden, was schon ziemlich viel heißt angesichts der scharfen Kritik, die er aus dem Munde des französischen und des polnischen Vertreters erfuhr. Namens Deutschlands aber erklärte, auch trotz mancher Kritik an dem allzu Zögernden des Vorschlages, der deutsche Gesandte Nadolny die Zustimmung der Reichs regierung. Wie man sich in Paris dazu verhält, ergibt sich am unzweideutigsten aus einer überaus „zweideuti gen" Rede, die dort der französische Außenminister ge halten hat und aus der nämlich die eine Hälfte der Zu hörer herauslas, Frankreich lehne den englischen Abrüstungsplan ab, während die andere Hälfte das Gegen teil behauptete. Schon daraus geht hervor — was man übrigens längst wußte, daß in Genf seit Wiederzusammen kommen der Konferenz anfangs Januar kein wirklicher Schritt vorwärts getan, sondern nur leeresStroh ge droschen wurde. So wird denn das Spiel munter weitergehen, nach dem sich vorerst die Konferenzteilnehmer vier Wochen von ihrer anstrengenden Redetätigkeit erholt haben, die man kaum als „Arbeit" wird bezeichnen können. Auch der französische Außenminister hat in seiner Pariser Rede eine überaus herbe Kritik an Macdonalds Plan vollzogen, von dem er schon deswegen so gar nichts wissen will, weil darin eine recht weitgehende Abrüstung vorgesehen ist. Den Franzosen wäre es viel lieber, es wäre in Genf die Feststellung des bisher Beschlossenen in Form einer die beteiligten Völker verpflichtenden Konvention erfolgt, die die Anwendung von Gewalt nochmals „ächtet", gleich zeitig aber durch eine besondere Kontrollkommission dafür sorgen läßt, daß nun keine Verstärkung der Rüstung statt findet. Vor allem natürlich nicht — in Deutschland! Oder daß dort keine Reform der Reichswehr-Verfassung in einem Sinne erfolgt, der als Aufrüstung gedeutet wer den kann. Aber dann hätte man in Paris wieder eine wunder schöne „Formel" und einen herrlichen „Vertrag"! Und in dem stünde nichts anderes, als daß alles beim alten bis herigen Zustand verbleibt. Daß also „d a s L e b e n st il l - zu stehen" habe! Höchstens noch, daß es sich um jene „Formel" herum „kristallisieren" soll! Obwohl Sir Austin Chamberlain in dem erwähnten Interview den Franzosen auch gleich noch sagen ließ: „Ihr könnt von den Deutschen, die in Locarno ein für allemal freiwillig auf Elsaß- Lothringen verzichtet haben, nun nicht verlangen, daß sie formell auch auf jede Hoffnung verzichten, einmal ihre Ostgrenzen zu modifizieren." GW die BW Hetze m Auslände. Aufruf der ASSAP.: MM Soykoitausschuffe gegen das Zudenium. Die Neichslettung der NSDAP, veröffentlicht einen Aufruf an alle Parteiorganisationen, der sich in schärfster Form gegen die gewissenlose jüdische Greuel- propaganda wendet. In dem Aufruf wird einleitend festgestellt, daß das deutsche Voll nach vierzehnjähriger innerer Zerrissenheit, seine Stände, Klassen, Berufe und konfessionelle Spal tungen politisch überwindend, eine Erhebung durch- gesührt hat, die dem marxi st isch-jüdischen Spuk blitzschnell ein Ende bereitete. In jämmerlicher Feig heit hätten die jüdisch-marxistischen Bonzen ihre Macht- stellungen geräumt. Trotz allen Geschreis wagte kein einziger ernstlichen Widerstand zu leisten. Nur der bei spiellosen Disziplin und Ruhe, mit der sich der Akt des Umsturzes vollzog, hätten es die Urheber unv Nutznießer unseres Unglücks zuzufchreibcn, wenn sie fast ausnahmslos ungeschoren blieben. Weiter heißt es in dem Aufruf: Nun, da die Feinde der Nation im Innern vom Volle selbst unschädlich gemacht worden sind, trifft das ein, was wir längst erwartet hatten. Die kommu nistischen und marxistischen Verbrecher und ihre jüdischen intellektuellen Anstifter, Vie mit ihren Kapitalien rechtzeitig in dad Ausland ausrückten, entfalten nun von dort aus eine gewissenlose landesverräterische Hetz kampagne gegen das deutsche Volk überhaupt. Da ihnen das Lügen in Deutschland unmöglich wurde, be ginnen sie von den Hauptstädten der ehemaligen Entente aus dieselbe Hetze gegen die junge nationale Er hebung, die sie zu Kriegsbegtnn schon gegen das damalige Deutschland getrieben haben. Lügen und Verleumdungen von geradezu haar sträubender Perversität werden über Deutschland losgelassen. Greuelmärchen von zerstückelten Juden leichen, von ausgestochencn Augen und abgehackten Händen werden verbreitet zu dem Zweck, das deutsche Volk in der Welt zum zweiten Mole so zu verfemen, wie ihnen dies im Jahre <914 bereits gelungen war Millionen unschuldige Menschen, Völker, mit denen das deutsche Volk nur in Frieden leben will, werden von diesen gewissenlosen Verbrechern gegen uns auf gehetzt. Die deutschen Waren, die deutsche Arbeit sollen dem internationalen Boykott verfallen, die N o t in Deutschland ist ihnen also zu klein, sie muß noch größer werden! In dem Aufruf wird dann ungeordnet, daß in jeder Ortsgruppe und Organisationsgliederung sofort Aktionskomitees zur praktischen, planmäßigen Durchführung des Boykotts jüdischer Geschäfte, Waren, Arzte, Rechtsanwälte gebildet werden. Boykottbeginn am Sonnabend. Els Programmpunkte zur Abwehr der Greuel-Boykottpropaganda. Die Nationalsozialistische Korrespondenz veröffent licht außer dem Ausruf der Parteileitung der NSDAP, zur Abwehr der Greuelpropaganda und des Boykotts im Ausland folgende elf Programmpunkte, durch die die Gegenwirkung innerhalb Deutschlands organisiert wer den soll: 1. In jeder Ortsgruppe und Organisationsgliederung der NSDAP, sind sofort Aktionskomitees zu bilden zur praktischen, planmäßigen Durchführung des Boykotts jüdischer Geschäfte, jüdischer Waren, jüdischer Ärzte und jüdischer Rechtsanwälte. Die Aktionskomitees sind verantwortlich dafür, daß der Boykott keinen Unschuldigen, um so härter aber die Schuldigen trifft. 2. Die Akttonskomitees sind verantwortlich für den höchsten Schutz aller Ausländer ohne Ansehen ihrer Konfession, ihrer Herkunft oder Rasse. Der Boykott ist reine Abwehrmatznahme, die sich ausschließ lich gegen das deutsche Judentum wendet. 3. Die Aktionskomitees haben sofort durch Propa- ganda und Aufklärung den Boykott zu popularisieren. Grundsatz: Kein Deutscher kauft noch bei einem Juden oder läßt sich von ihm und seinen Hintermännern Ware anpreiscn. Der Boykott muß ein allgemeiner sein. Er wird vom ganzen Volk getragen und mutz das Judentum an seiner empfindlichsten Stelle treffen. 4. In Z w e if e l s fä l l e n soll von einer Boykot- tierunL. solcher Geschäfte Lo lanae ab aereb e» wer» den, bis nicht vom Zentralkomitee in München eine andere bestimmte Anweisung erfolgt. Vorsitzen der des Zentralkomitees ist Parteigenosse Streicher. 5. Die Aktionskomitees überwachen auf das schärfste die Zeitungen, inwieweit sic sich an dem AufklärungS- seldzug des deutschen Volkes gegen die jüdische Greuel- hetze im Ausland beteiligen. Tun Zeitungen dies nicht oder nur beschränkt, so ist daraus zu sehen, daß sie aus jedem Haus, in dem Deutsche wohnen, augenblicklich ent fernt werden. Kein deutscher Mann und kein deutsches Geschäft soll in solchen Zeitungen noch Annoncen aus geben. Sie müssen der öffentlichen Verachtung ver fallen, geschrieben für die jüdischen Rassegenoffen, aber nicht für das deutsche Voll. 6. Die Aktionskomitees müssen in Verbindung mit den Betriebszellenorganisationen der Partei die Propa ganda der Aufklärung über die Folgen der jüdischen Greuelhetze für die deutsche Arbeit und damit für den deutschen Arbeiter indieBetriebehineintragen und besonders die Arbeiter über die Notwendigkeit des nationalen Boykotts als Abwehrmaßnahme zum Schutze der deutschen Arbeit aufklären. 7. Die Aktionskomitees müssen bis in daS kleinste Bauerndorf hinein vorgetrieben werden, um besonders auf dem flachen Lande die jüdischen Händler zu treffen. Grundsätzlich ist immer zu be tonen, daß es sich um eine uns aufgezwungene Abwehr maßnahme handelt. 8. Der Boykott setzt nicht verzettelt ein, sondern schlagartig. In dem Sinne sind augenblicklich alle Vorarbeiten zu treffen. Es ergehen die Anordnungen an Vie SA. und SS-, um vom Augenblick des Boykotts ab »urch Posten die Bevölkerung vor dem Betreten der jüdi schen Geschäfte zu warnen. Der Boqkottbeginn ist durch Plakatanschlag und durch die Presse, durch Flugblätter usw. bekanntzugeben. Der Boykott setzt schlagartig am Samstag, den 1. April, punkt 10 Uhr vormittags ein. Er wird fortgeführt, so lange, bis eine Anordnung der Parteileitung die Aufhebung befiehlt. 9. Die Aktionskomitees propagieren sofort in Zehn- iausenden von Massenversammlungen, die bis in das kleinste Dorf hineinzureichen haben, die Forderung nach Einführung einer relativen Zahl für »ie Beschäftigung der Juden in allen Berufen entsprechend ihrer Beteiligung an der deutschen Volkszahl. Um die Stoßkraft der Aktion zu erhöhen, ist diese Forderung zu nächst auf drei Gebiete zu beschränken: s) aus den Besuch rn den deutschen Mittel- und Hochs ch ulen, b) für ven Beruf der Ärzte, e) für den Beruf der Rechtsanwälte. 10. Die Aktionskomitees haben weiterhin die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß jeder Deutsche, der irgendeine Ver bindung zum Ausland besitzt, diese verwendet, rm in Briefen, Telegrammen und Telephonaten anfllärend die Wahrheit zu verbreiten, daß in Deutsch land Ruhe und Ordnung herrscht, daß das deutsche Volk keinen sehnlicheren Wunsch besitzt, als i n Frieden seiner Arbeit nachzugehen und in Frieden mit der anderen Welt zu leben und daß es den Kampf gegen die jüdische Greuelhetze nur führt als reinen Abwehrkampf. 11. Die Aktionskomitees sind dafür verantwortlich, daß sich dieser gesamte Kampf i n vollster Rnheund größter Disziplin vollzieht. Krümmt auch weiterhin keinem Juden auch nur ein Haar. Wir werden mit dieser Hetze fertig einfach durch die einschneidende Wucht dieser Maßnahmen. Englands Außenminister weist die Greuelmärchen zurück. Im Londoner Unterhaus wurde die Frage gestellt, ob die englische Regierung irgendwelche Vorstel lungen in Berlin bezüglich der Sicherheit der britischen Juden in Deutschland erhoben habe. Außenminister Sir John Simon sagte, daß ihm von irgendwelchen tatsächlichen Fällen von Mißhandlungen britischer jüdischer Staatsangehöriger in Deutschland nichts bekannt sei. Trotzdem habe der Berliner englische Botschafter auf seine Anweisung vor etwa drei Wochen mit dem deut schen Außenminister über die Frage gesprochen. Auch er, Sir John Simon, habe die Angelegenheit selber in der vergangenen Woche gegenüber dem Londoner deutschen Botschafter von Hoesch erwähnt. In beiden Fällen seien die Antworten beruhigender Natur gewesen. * In einer LondonerSchule wurde derdeutsche Unterricht von jüdischen Schülern durch große Protest kundgebungen unterbrochen. Die Schüler weigerten sich, weiterzuarbeiten, und veranstalteten Lärmszenrn, so daß der Lehrer den Unterricht abbreKen mußte-