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MsdrufferTageblatt ^geblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs- psennige, Lie 3 gespaltene Reklamezcile im textlichen Teile I AM. Nachweisungsgebühr 2» Reichspscnnige. Vorge- schriebene Etfcheinungs- . euer, » tag-und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bisvorm.lvUhr. - - ' - Fiir die Richtigkeit »er durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir Leine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Posibestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. All- Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Aue'^ Gewalt,Kriegod.sonstiger > — - Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 64 — 92. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Donnerstag, den 16. März 1933 Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Höflich — aber bestimmt. Wenn es nach Frankreichs Wunsch und Willen ginge, dann wären jetzt schon französische Truppen nach der deutschen Grenze im Anrollen, um die Rheinlande wieder zu besetzen, denn Frankreich haßt die nationale Ne gierung, es hat nur ein Ziel: Deutschland auf ewige Zeilen schwach und uneins zu erhalten. Dazu war ihm d«S nun beseitigte Weimarer System das geeignete Werk zeug. Alle Gegenminen, die Paris gegen die Er starkung der nationalen Bewegung legte, haben aber den Sieg des nationalen Deutschland über die Kräfte der Zerrüttung und der Uneinigkeit nicht verhindern können. Frankreich kann sich mit dieser Tatsache noch nicht ab find ep. Als in Paris die Nachrichten einliefen, daß die nationale Regierung eine Hilfspolizei aus Mitgliedern der SA. und des Stahlhelm aufstelle, um Ordnung rmd Ruhe zu sichern, als man in Paris weiter erfuhr, daß die Hilfspolizei auch in der entmilitarisierten Zone rechts und links des Rheins erschienen ist, da zogen die Staatsjuristen in Paris das Versailler Diktat aus der Schublade und studierten, was sie mit Hilfe der Teufels bestimmungen des Versailler Schandvertrages gegen Deutschlands nationale Regierung unternehmen könnten. Um Auslegungen sind ja die französischen Staatsjuristen nie verlegen, aber man wollte doch nicht allein gegen Deutschland Vorgehen, sondern setzte sich zunächst mit London in Verbindung und wollte die englische Ne gierung zu einem gemeinsamen Protest gegen die deutsche Negierung bewegen. Aber London lehnte ab, weil es in der Aufstellung der Hilfspolizei, auch in der entmili tarisierten Zone, keine Vertragsverletzung durch Deutsch land sieht, und weil es sich nicht in die deutschen inneren Verhältnisse einmischen will. In N o m anzufragen hat man in Paris gar nicht gewagt, und die Japaner, die sonst für derartige Freundschaftsdienste gern bereit waren, haben jetzt andere Dinge zu tun, als sich um die deutsche Hilfspolizei zu kümmern. So stand Paris allein auf weiter Flur, und tagelang waren sich die französischen Politiker nicht im klaren dar über, ob sie es nun wagen sollten, allein einen Protest- schritt zu unternehmen. Schon hieß es, es sei in Paris alles abgesagt. Da erschien am Dienstagabend ganz über raschend der französische Botschafter in Berlin beim deutschen Außenminister von Neurath und er klärte im Auftrage seiner Regierung, Paris sehe in dem Erscheinen der Hilfspolizei im besetzten Gebiet eine Ver letzung der Vertragsbestimmungen und eine Bedrohung des Friedens. Ursprünglich wollte sich Paris ganz all gemein gegen die Hilfspolizei wenden, aber als London nicht mitmachte, mußte sich die französische Regierung darauf beschränken, nur die Hilfspolizei in der entmili tarisierten Zone zu beanstanden. Bekanntlich wird durch das Versailler Diktat Deutschland vorgeschrieben, in welcher Stärke in der entmilitarisierten Zone Polizei auf gestellt und bewaffnet werden darf. Den Anstoß Zu der ganzen Angelegenheit gaben 90 SA.-Leute, die vor einigen Tagen von einem Überland marsch durch die badische Stadt Kehl kamen und dort übernachteten. Kehl liegt der Festung Straßburg gegen über, und die alte Pionierkaserne, in der die SA.-Leute Nachtquartier bezogen, ist vom elsässischen Ufer gut zu seben. Da die Franzmänner täglich mit schärfsten Gläsern nach jedem Hasen Ausschau halten, der auf der deutschen Seite spazieren läuft, da ganze Fluggeschwader vom Militärflugplatz in Straßburg ständig über dem Grenz gebiet kreisen, so hat man natürlich auch die „gefährliche" Kolonne der 90 SA.-Leute auf dem badischen Ufer entdeckt. Ganz Straßburg geriet darüber in Aufregung und Panik, das ganze Armeekorps, das dort liegt, kam in Alarm zustand, um die 90 Mann abzuwehren, wenn sie es wagen sollten, mit ihren Jagdflinten und alten Trommel revolvern das „wehrlose Straßburg" zu überfallen. Frank reich hätte sich eigentlich sagen müssen, daß es sich vor der ganzen Welt lächerlich macht, wenn es wegen einer der artigen Läpperei überhaupt eine diplomatische Aktion unternimmt. Aber Paris kennt keine Sorge vor Blamage, wenn es irgend etwas gegen Deutschland tun kann. So also mußte der französische Botschafter mit feierlicher Amtsmiene im Auswärtigen Amt erscheinen und sich seines Arftrages entledigen. Der deutsche Außenminister von Neurath konnte nicht anders als höflich aber be stimmt und energisch die Behauptung ablehnen, daß Deutschland durch die Auf stellung der Hilfspolizei im entmilitarisierten Gebiet die Vertragsbestimmungen verletzt habe. Der französische Botschafter, der ja die Dinge in Berlin sehr genau kennt, dürfte kaum eine andere Antwort erwartet haben. Aber tn Paris wird man nun sehr aufgeregt tun und wieder vom bösen Willen Deutschlands sprechen, — aber man wird sich schließlich damit abfinden müssen, daß hier in Berlin ein anderer Wind weht, und daß man hier nicht mehr gewillt ist, die Politik der Nadelstiche, die Frankreich seit Jahren treibt, widerstandslos weiterhin zu ertragen. Frankreich weiß ja sehr genau, wie es in Wirklichkeit um die deutsche Hilfspolizei steht, es bat Hunderte und ErmchtWWM U mehrere Jahre. SeschWe des Reichskabmetts. Ablieferungsfrist für gestohlene Sprengstoffe. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett erörterte in seiner Sitzung am Mittwoch die mit der R e i ch s t a g s e r ö f f n u n g zusammenhängenden Fragen, insbesondere auch die Ein bringung und Durchführung des Ermächtigungs gesetzes. Ferner nahm das Reichskabinett einen Bericht über die kommunistischen Umtriebe zur Kenntnis. Es wurde vorgeschlagen, eine Ablieferungsfrist für die gestohlenen Sprengstoffe mit ganz bru talen Strafen festzusetzen, und zwar mit Rück sicht darauf, daß von den nachweislich gestohlenen etwa 3000 Zentnern Sprengstoffen bisher nur etwas über 200 Zentner aufgefunden worden sind. Diese riesigen Spreng- stoffmcngcn stellen naturgemäß in der Hand von verbreche rischen Elementen eine riesige Gefahr dar. Abschaffung der Einstellungsprämien. Das Neichslabinett war im Anschluß an einen Bericht des Neichskommissars für Arbeitsbeschaffung grundsätzlich der Meinung, daß die Einstellungsprämi e n vom 1. April d. I. an ab ges ch afft werden sollen. Die For malitäten werden noch in Einzelverhandlungen festgcstellt werden. Förderung der Arbeitsbeschaffung. Im übrigen wird sich ein Ausschuß des Reichs kabinetts schon in den nächsten Tagen mit den Vorschlägen beschäftigen, die eine wesentliche Förderung der Arbeitsbeschaffung versprechen. Mit Rücksicht auf die Bildung des Reichsministeriums für Volksauf- klärung und Propaganda beschloß das Reichskabinett die Auflösung der Reichszentrale fürHeimat- dienst, für die jetzt keine staatspolitische Notwendigkeit mehr besteht. 4- Das Reichskabinett dürfte sich in seiner Mittwoch- Sitzung ferner mit dem Ermächtigungsgesetz be faßt haben, das voraussichtlich in einen sehr weiten Rah men gespannt wird und für mehrere Jahre Gül tigkeit haben soll. Über die Frage eines Rücktritts des Reichsbank präsidenten Luther war nichts Näheres zu erfahren. Es scheint, daß nunmehr eine Entscheidung durch Dr. Luther selbst erwartet wird. * parieisühmbesprechungen bei Göring, über die kommenden Reichstags- Verhandlungen. Im Reichstagsgcbäude, von dessen vier Tür men schwarz-wciß-rote und Hakentreuzfahnen wehen, fand eine längere Besprechung der Führer der neuen Reichs- tagsfraktionen mit Präsident Göring über den Verlauf der Neichstagsvcrhandlungen der nächsten Woche statt. Es nahmen an dieser Besprechung, zu der die Kom munisten nicht eingeladen worden waren, von den Nationalsozialisten die Abgeordneten Minister Dr. F r t ck unid Dr Fabricius, von den Deutschnatronalen der Abgeordnete Steinhoff, vom Zentrum der Abgeord nete Dr. Perlitius, von der Bayerischen Volkspartei die Abgeordneten Leicht und Rauch und von den Sozialdemokraten die Abgeordneten Löbe und Doktor Hertz teil. — . Präsident Göring gab das Programm für den Staatsakt in Potsdam bekannt und machte dann Mitteilung über den Verlauf der Reichstagssitzung bei Kroll. Es ist in Aussicht genommen, daß in der Er öffnungssitzung des Reichstages Tausende von Spionen überall in Deutschland sitzen, und schließlich kann ja jeder Franzose in den deutschen Städten sich unbehindert die marschierenden Trupps der SA. und des Stahlhelm ansehen und kann mit Leichtigkeit feststellen, daß von einer Bewaffnung keine Rede sein kann. Frank reich weiß sehr genau, wie schwach Deutschland militärisch dasteht, und daß auch die Hilfspolizei an diesem Zustand nicht das geringste ändert. Aber Frankreich haßt nun ein mal die nationale Regierung, und versucht, ihr Steine in den Weg zu wälzen. Der Protestschritt des französischen Botschafters ist die erste Stänkerei, sie wird nicht die letzte sein. Aber die heutige deutsche Regierung wird auch weiterhin jede Einmischung einer fremden Macht in unsere inneren Angelegenheiten und jeden Versuch, unseren Wiederaufbau zu stören, höflich aber bestimmt ablehnen. die Konstituierung durch Namensaufruf und die Wahl des Vorstandes erfolgt. Reichstagspräsident Göring wird eine Wieder wahl annehme n. In diesem Zusammenhang ist von den Fraktionsführern einstimmig der Vorschlag des Reichstagspräsidenten gebilligt worden, die Geschäfts ordnungsbestimmungen über die Befugnisse des Alterspräsidenten dahin zu ändern, daß statt des Alterspräsidenten der jeweils amtierende Präsident des vorangegangenen Reichstages die Sitzung eröffnet. Der 22. März wird voraussichtlich wegen des Zu sammentritts des Preußischen Landtages sitzungsfrei bleiben, für den 23. ist die Entgegennahme einer Regie rungserklärung durch den Reichskanzler in Aussicht ge nommen. Diese Regierungserklärung wird über die in der Potsdamer Garnisonlirche von dem Reichskanzler abge gebene Erklärung hinaus Einzelheiten enthalten. Ferner ist die Beratung des Ermächtigungsgesetzes in Aussicht genommen. Nach der Aussprache über die Regierungserklärung und der Annahme des Ermächtigungsgesetzes wird sich der Reichstag dann voraussichtlich auf längere Zeit vertagen. Die erste Neichstagssitzung wird wahr scheinlich auch im Rundfunk übertragen werden. Ge plant ist ferner eine weitere Änderung der Geschäfts ordnung hinsichtlich der Verpflichtung der Abgeord neten an den Sitzungen des Reichstages teilzu nehmen. Eine solche Bestimmung ist bereits am § 1 der Geschäftsordnung festgelegt, praktisch aber nicht wirksam geworden. Die E i n l a d u n g e n zu dem Staatsakt in Potsdam sind von der Reichstagsverwaltung an alle Abgeordneten — außer den Kommunisten — ergangen. Ant worten liegen bisher noch nicht vor. Wie verlautet, wird das Zentrum an dem Potsdamer Staatsakt ge schlossen teilnehmen. Kein Gottesdienst der katholischen Reichstags mitglieder im Mainzer Dom. Der Fraktionsvorstand des Zentrums hat den Mitgliedern der neuen Reichstagsfraktion mit geteilt, daß vor dem Staatsakt in der Potsdamer Garni sonkirche für die katholischen Mitglieder des Reichstages ein Gottesdienst in der katholischen Stadtpfarrkirche in Potsdam stattfindet. ' , -» Goebbels übernimmt -en Rundfunk. Reichsinuenminister Dr. Frick hat dem Reichs minister für Volksaufklärung und Propaganda, Doktor Goebbels, vorbehaltlich der endgültigen Regelung die personellen, politischen, kulturellen und programmäßigen Aufgaben des Rundfunks übergeben. Der politische Rund- sunkkommissar, der bislang seiüe Weisungen vom Reichs innenminister entgegennahm, erhält diese nunmehr vom Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda. * Oer Aufbau des Arbeitsdienstes. Neue grundlegende Maßnahmen. Der neuernannte Neichskommissar für den Freiwil ligen Arbeitsdienst, Reichsarbeitsmini st er Seldte, hat durch eine Reihe von Verfügungen die wichtigsten vorläufigen Regelungen für den organisa torischen Aufbau des Arbeitsdienstes getroffen. Ohne späteren endgültigen Organisationsformen vorzu greifen, wird zunächst in organischer Entwicklung aus dem bisherigen Zustande die Leitung des Arbeitsdienstes zu einer vollständigen und in sich geschloßenen Verwaltung ausgebaut. Dabei wird die äußere Verbindung zur Ver waltung der ReichsanstalL für Arbeitsver mittlung und Arbeitslosenversicherung aufrecht- erhalten, da diese für Finanzierung und Verwaltung des Arbeitsdienstes zunächst unentbehrlich ist. In den Bezirken der Landesarbeitsämter wird die Leitung vollständig und hauptamtlich in die Hände von neubestellten Bezirkskommissaren gelegt. In nerhalb der Landesarbeitsämter werden jeweils die Bereiche mehrerer Arbeitsämter zu einem eigenen Arbeitsdienstamt zusammengefaßt, das an das dafür jeweils bestgeeignete Arbeitsamt angelehnt wird. Außerdem sind Maßnahmen getroffen, um durch eine umfassende Landesplanung die Auswahl der Arbeiten unter den Gesichtspunkten der Wirtschaftlich keit, der Landeskultur, Siedlung und Raumpolitik sinnvoll zu gestalten. Durch weitere Anordnungen sollen die geschulten Führer st ämme dn Verbände für den Aufbau der späteren Arbeitsdienstpflicht sichergestellt werden.