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Volkszählung 4933. Zwei Tage schulfrei? Die immer wieder verschobene Volkszählung soll, wie der Preußische Pressedienst der NSDAP, meldet, im Jahre 1933 bestimmt durchgeführt werden. In allen Behörden, die mif der Volkszählung befaßt sind, wird schon an der Vorbereitung der Zählung gearbeitet. Das Amt des Zählers soll Ehrenamt nach Artikel 132 der Verfassung werden. Um die L e h r e r s ch a ft im weitesten Umfange heranziehen zu können, werden voraussichtlich die Schulen auf staatliche Anordnung aus zwei Tage ge schlossen werden. Japan annektteri -Le Karolinen. Raub ehemaliger deutscher Kolonien. Das japanische Kabinett hat den Austritt Japans aus dem Völkerbund gebilligt, aber beschlossen, trotz des Austritts aus dem Völkerbund die ihm von diesem über tragene Mandatsmacht über die Südsee inseln, also über die ehemals deutschen Kolonien,beizubehalten. Aus verschiedenen politischen Gründen, besonders aus Sicherheitsgründen, müsse die japanische Regie rung ihre Mandate über die ehemaligen deutschen Kolo nien beibehalten. Der japanische Geheime Rat hat dann dem Kolonialminister die Anweisung gegeben, darauf zu achten, daß noch dem Austritt Japans aus dem Völker bund keine Änderungen mit den Kolonien stattfinden. Gefährliche Lage in Sstetteich. Sundeöral fordert Amtsenthebung der Regierung Dollfuß. Nach längerer lebhafter Sitzung nahm der österrei chische Bundesrat nationalsozialistische Anträge an, in denen der Bundesregierung das schärfste Mißtrauen aus gesprochen und die Ausschreibung von Neuwahlen ver langt wird. Ferner wird sofortige Wiederherstellung der Aktionsfähigkeit des Nationalrates gefordert. Ein ebenfalls angenommener sozialdemokratischer Antrag wirft der Re gierung fortgesetzten Verfassungsbruch vor und stellt unter anderem fest, daß der Bundesrat heute mehr dem wahren Willen des österreichischen Volkes entspreche als der Na- tiomrlrat, da im Bundesrat bereits die Verschiebungen zu tage träten, die im Nationalrat noch nicht Ausdruck ge funden hätten. Der Bundesrat beauftragte den Vorsitzenden, dem Bundespräsidenten mitzuteilen, daß die Bundesregierung das Vertrauen des Bundesrates sowie der Landtage von Wien, Niederösterreich und Salzburg und der steiermärki schen Landesregierung nicht mehr genieße. Sie müsse un verzüglich durch eine verfassungstreue Regierung ersetzt werden. r Dollfuß mobilisiert. Der Bcurlaubtenstand des Bundesheeres einberufen. Amtlich wird mitgeteilt, daß bis zur. Einreihung und Ausbildung der Jungmänner die Bestände des Bundes heeres einer Auffüllung bedürfen, weshalb der Bundes präsident auf Antrag der Bundesregierung gemäß § 20 des Wehrgesetzes die Einberufung eines Teiles des Be urlaubtenstandes verfügte. 15Todesopfer bei einerSampferekplosion Durch eine Explosion auf dem norwegischen 480V- Tonncn-Dampscr „Hinnoy", 300 Meilen von Colombo (Indien) entfernt, wurden 15 Personen getötet. Die übrigen 13 an Bord befindlichen Personen konnten sich in ein Boot retten und wurden von einem japanischen Dampfer ausgenommen. Fünf der Geborgenen find schwer verletzt. Die „Hinnoy" befand sich aus dem Wege von Ant- werpen nach Japan. Mgeflaliung der Börsenordnung. Der Kommissar des Reiches für das preußische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, Dr. Hugenberg, hat eine Umgestaltung der Börsenvrdnnng ungeordnet, die auch eine grundlegende Reform der Berliner Börse hcrbei- führen wird. Der Kernpunkt der Reform hat die Sicherstellung des Einflusses der Regierung auf die Besetzung des Börsenvorstandes. Die Anordnungen des Ministe riums schreiben bindend vor, daß die Wahlen zum Börsen vorstand der Bestätigung der Industrie und Han delskammer bedürfen, die ohne Angabe von Gründen versagt und zurückgenommen werden kann. Da die Industrie- und Handelskammer der Aufsicht des Ministers für Wirtschaft und Arbeit unterliegt, wird die Regierung auf die Zusammensetzung des Börsenvorstandes den er forderlichen Einfluß nehmen können. Es ist insbesondere beabsichtigt, eine Vertretung der Sparer m dem Börsenvorstand vorzuschreiben, da der Sparer an der Entwicklung des Marktes der festverzinslichen Werte leb haft interessiert ist. Welkere Verordnungen. Tragen politischer Abzeichen im Dienste. Der Reichskommissar für Sachsen hat angeordnet: Die Beamten und Lehrer dürfen Abzeichen nationaler Par teien und Verbände auch im Dienste tragen. Das Tragen anderer politischer Abzeichen im Dienste ist verboten. Diese Verordnung gilt für die Beamten und die im Beamtcn- verhältnisse stehenden Lehrer des Staates, der Gemeinden, der Bezirks- und Zweckverbände und der sonstigen einer Landesaufsicht unterstehenden Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Dienstlager des Reichsbanners aufgelöst. Nachdem das Reichsbanner durch Verfügung des Reichskommissars für Sachsen aufgelöst ist, ist für alle Arbeitsdienstlager des Reichsbanners die Anerkennung zurückgezogen worden. Die Zahlung der Förderungs beträge ist seit dem 13. März eingestellt worden. Tie Ar beitsdienstlager des Reichsbanners sind demnach aufgelöst. * Das „Jugendwerk" als Spitzenorganisation der Jugendpflege. Sachsen hat von sich aus das „Jugendwerk" als die Spitzenorganisation für die gesamte Jugendpflege an erkannt und eine entsprechende Anregung an das Reich gegeben. Das Jugendwerk ist eine in Plauen i. V. be gründete nationalsozialistische Einrichtung für Zwecke der Jugend, die über ganz Sachsen verbreitet ist. Fori mii Polens Mumiionslager auf -er Westerplatte! Nachdem die polnischen Truppcnverstärkungen nun mehr Danzig verlassen haben, tritt jetzt der Danziger Heimatdienst mit einer bedeutsamen Erklärung an die Weltöffentlichkeit, in der es heißt: Der polnische Munitionstransit über den Danziger Hafen bildet eine ständige schwere und vielseitige Gefahr für die Freie Stadt Danzig und ihre Bevölke rung. Die besonderen Voraussetzungen, die zu der gegendenWillen Danzigs getroffenen Regelung des polnischen Munitionstransits über den Danziger Hasen und durch das Danziger Staatsgebiet geführt haben, be stehe nicht mehr, seitdem Polen einen ausgebauten Kriegshafen in Gdingen und eine das Danziger Staatsgebiet umgehende Eisenbahn von Gdingen in das Innere Polens besitze. Die Danziger Bevölkerung ist einmütig der Auffassung, daß die Verlegung des polnischen Munitionsumschlages von Danzig nach Gdingen im dringenden Interesse des Friedens, der europäischen Sicherheit und einer Erleichterung der Schutzpflicht des Völkerbundes gegenüber der Freien Stadt liegt! Wie Schien gegen DeulWSild WM 263 Millionen Franc für die belgische Grenzbefestigung. Der belgische Minister Devieze erstattete vor dem Ausschuß für Landesverteidigung Mitteilung über den Stand der Grenzbefestigungen. Der Neubau der Forts von Lüttich und Namur kostet danach 150 Mil lionen Franc. Für die Befestigung der Grenzen nörd lich und südlich der Vesdre sind 58 Millionen Franc vor gesehen. Das Fort Eben Emael (Süd-Limburg) kostet 30 Millionen Franc. Man verzichtet auf den Bau von 53 Betonunterständen an der luxemburgischen Grenze. Dafür soll ein neues B ef est i g un g s s y st em er richtet werden, das 25 Millionen Franc kostet. Der Minister fügte hinzu, daß die Armee gerüstet sei. Aussehenmegende Flucht einer Sevisenschmugglerin. Ein Gefangenenaufseher niedergeschlagen. Am 9. März war die seit langem unter dem Verdacht des Devisenschmuggels stehende Bankiersgattin Irene Blum aus München an der Grenzstelle Otterbach- Basel von deutschen Grenzzollbehörden festgenommen worden, als sie versuchte, in einer Slutodroschke die Grenze zu überschreiten. Frau Blum wurde ins Amtsgefängnis Lörrach gebracht. C4n bei ihr vorgefundener Betrag von 54 000 Mark wurde beschlagnahmt. Jetzt sollte Frau Blum von Lörrach über Basel nach München zur Aburteilung transportiert werden. Auf dem Badischen Bahnhof in Basel wurde der Gefangenen aufseher, der Frau Blum begleitete, in der Bahnsteig unterführung von einem Manne plötzlich niedergeschlagen, während Frau Blum die Flucht ergriff. Als der Ge fangenenaufseher die Schmugglerin verfolgen wollte, wurde er , mehrere Male von drei Männern zu Boden gestoßen, so daß Frau Blum ungehindert die schweizerische Grenz stelle am Bahnhofsausgang erreichen konnte. Hier er wartete sie ihr Mann mit einem gültigen Paß und einer schweizerischen Aufenthaltserlaubnis. Einer ihrer Be freier, ein Deutscher namens Hagelsbach, konnte auf schweizerischem Gebiet festgenommen werden. Er wurde zu einer Geldstrafe von 20 Franken verurteilt, da er keine Aufenthaltserlaubnis für die Schweiz hatte, und wird voraussichtlich des Landes verwiesen werden, so daß seine Aburteilung wegen Gefangenenbefreiung in Deutschland möglich sein wird. Turnen, Sport und Spiel. Sportvorschau. Fußball D.T. Tv. Wilsdruff 1. — Tv. Höckendorf 1. Obige Mannschaften treffen sich Sonntag zu einem Gesellschaftsspiel auf dem Sportplatz Meißner Straße Anstoß 15.30 Ähr. Vorher 14 Uhr treffen sich die beiderseitigen zweiten Mannschaften. Wr. Mohorn. Grund-Mohorn fährt mit beiden Mannschaften nach Großschirma, um dort die fälligen Rückspiele auszutragen. Die zweiten Mannschaften treffen sich 13.30 Uhr, anschließend 15 Uhr die beiden ersten Garnituren. Wr. Grumbach. Handball. Morgen Sonntag fahren beide Mannschaften des hiesigen Turnvereins zu Freundschaftsspielen nach Lockwitz. Beim letzten Kampf der ersten Mannschaften auf hiesigem Platze trennte man sich 5:5. Während die erste Mannschaft )44 Uhr antritt, spielt ^3 Uhr Lockwitz 2. gegen Grumbach 2. X Handball der Turner D.T. Kesselsdorf 1. — Fördergers dorf 1. Beide Mannschaften treffen sich 2 Uhr in Kesselsdorf. Kesselsdorf tritt ohne seinen Torhüter und mit veränderter Aufstellung an. Mit 4:2 blieb Fördergersdorf im Vorspiel glücklicher Sieger. MVkÄKWiMel Die Brüder Michael waren Söhne des verstorbenen Arztes Dr. Michael, eines ausgezeichneten Mannes, der sich in Thüringen einen prächtigen Herrensitz geschaffen hatte, den Michaelshof. Als er starb, drängten die drei Söhne aus erster Ehe Dr. Michaels aus Auszahlung des Erbes. Der Hof mußte ver kauft werden. So wurden die Brüder heimatlos. Klaus hing mit allen Fasern seines Herzens an dem Erbe des Vaters und litt schwer unter der Härte der Stiefbrüder, die ihn zwang, seine Landwirtschaftslaufbahn aufzugeben und sich der Arztlaufbahn zu widmen. Auf Werners Vorschlag hin siedelte er nach Berlin über und ließ sich dort als Student der Medizin einschreiben. Die Zeit hilft immer. So auch in diesem Falle. Das Studium nahm beide so in Anspruch und die interessante, pulsierende Großstadt fing auch sie ein, daß Werner voll Freude bemerkte» wie in seines Bruders Wesen eine Veränderung vor sich ging Das Un freie an ihm verschwand, das Müde in seinen prächtigen Braunaugen wich. Er wurde selbstsicherer. Schon in seinem Gang kam es zum Ausdruck. Ruhig und elastisch ging er seines Weges, daß die Augen mancher kecken Berlinerin an ihm haften blieben. Nur sein ernstes Wesen unterschied ihn immer noch vom Bruder. Es wurden nun die Tage froher. Werner verstand e», die Hoffnung, den Michaelshof ein mal zurückzukaufen, in Klaus zu nähren Es war gut so, denn es war ein ungewöhnlich großer Ansporn für Klaus Michael, vorwärtszukommen. Er war bei den Professoren äußerst beliebt und galt als einer der Talentvollsten unter (1. Fortsetzung.) „Erzengel Michael," rief „Krauseminze", der eben mit seinen Lösfelerbsen fertig geworden war. So lernten die Brüder Michael die Studentin der Literatur, Fräulein Hanna Eschler, kennen. dem Nachwuchs. Im Mai war es, draußen schien die Sonne hell und warm, da wirbelte es die kecke Studentin wieder in Efflers „Gambrinus", gerade zu einer Zeit, als die Brüder ein Glas Bayrisch genehmigten. Ihre kecken Iungenaugen blitzten die Brüder an, und lachend streckte sie ihnen dis Hand entgegen. „Sieht man die beiden „Erzengel" auch wieder einmal?" „Das ist ja reizend, daß Sie uns einsame Junggesellen noch nicht vergessen haben. Schön willkommen, Fräulein Hanna Eschler! Wollen Sie uns die Ehre schenken? Sie wissen, wie das erste und einzige Mal." „Wenn Sie gestatten — Ihnen gegenüber," sagte sie mit Schelmenlachen, das ein reizendes Grübchen sehen ließ. „Ganz nach Wunsch. Aber warum Fräulein Eschler?" „Ich möchte Sie beide einmal näher ansehen und Heraus kriegen, wer der ältere von Ihnen ist." „Das müssen Sie doch sofort sehen. Mein Bruder Klaus ist der ältere." „Und wieviel, Sie vorlautes Kücken?" „Wenn Sie gestatten — Dreiviertelstunde." Hanna lachte hell auf. Klaus mischte sich lächelnd ein. „Mein gnädiges Fräulein —." „Verkitt' ich mir, ich kann sehr ungnädig sein!" „Nun denn, mein liebes Fräulein Hanna Eschler —." „Das klingt hübscher, freundlicher " „Sie haben ganz recht, mein jüngerer Bruder ist noch ein großes Kücken. Was ich mit dem für Sorgen habe!" Die Brüder sahen sich herzlich an. Die junge Studentin bemerkte den kameradschaftlichen Blick herzlichen Einverständnisses. „Ich glaube. Sie hängen sehr aneinander," sagte sie un vermittelt. Die Brüder sahen erst sich und dann das junge Mädchen erstaunt an. Aber es blieb ihnen keine Zeit zu antworten. Sie fuhr fort: „Glauben Sie, daß eine wirkliche Kameradschaft zwischen Mann und Weib möglich ist?" Sie errötete selbst ob der seltsamen Frage, schaute aber den Brüdern gerade ins Auge. Der sonst so wortgewandte Werner war einen Augenblick um die rechte Antwort verlegen, doch sein Bruder Klaus sprang für ihn ein: „Ja, Kameradschaft, echte, rechte, die nichts anderes will, ist zwischen Mann und Weib möglich, wenn beide Teile den guten Willen dazu haben." Sie reichte ihm die Land über den Tisch und sagte herz lich: „Dafür danke ick Ihnen- Ja, es muß doch' möglich sein, daß die beiden Geschlechter einander in echter Kameradschaft verstehen." Sie unterhielten sich noch lange. Als Hanna dann aufstand, folgten die Brüder ihrem Bei» spiele. „Wollen Sie auch heimwärts, meine Herren?" „O nein," sagte Klaus fröhlich. „Wir wollen mit Ihnen noch einen kleinen kameradschaftlichen Bummel machen." Lachend verliehen Sie den „Gambrinus". Von diesem Tage an waren sie gute Kameraden zu dreien, und jeder wünschte, nichts möge das Verhältnis zwischen ihnen trüben. * Eines Tages im Juni schneite Hanna den Brüdern am Abend unvermutet in die Bude. An einem Sonnabend war es. „Morgen im Stadion Leichtathletentag vom Deutsch meister-Sportverein. Treffpunkt Potsdamer Platz, zwei Uhr, bei Josty. Wiedersehen, meine Herren!" Wie der Wirbelwind war sie wieder draußen ließ sich nicht halten. Natürlich leisteten die Brüder dem Wunsche Folge und waren von dem Tage hoch befriedigt. Als sie in der Untergrundbahn zurück nach dem Pots damer Platz fuhren und noch einmal bei Josty eingekehrt waren, um einen Mokka zu schlürfen, fragte Hanna die beiden: „Hat's Ihnen draußen gefallen?" „Durchaus!" „Warum treiben Sie keinen Sport?" Fast unwillig klang die Frage. Die Brüder sahen sich lächelnd an. „Wir? Ja, wissen Sie denn, ob wir nicht große Sport leute vor dem Herrn sind?" Hell lachte Hanna auf. Aber dann stutzte sie doch, als sie Klaus in die Augen sah. Klaus begann wieder: „Wir haben beide eine ausgezeichnete sportliche Erziehung genossen. Unser Vater war Arzt und in seinen jungen Jahren ein ausgezeichneter Sportsmann. Wir lasen ein mal, daß es einen Jndianerstamm in Amerika gibt, der so schnell und leichtfüßig ist, daß er mit dem Hirsch um die Wette läuft. Das begeisterte uns damals." „Sebr verständlich." Tortsetzuna folgt.!