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Junger Tag. Der Sichelmorgenmond friert bleich und fern. ?m Westen sticht ein letzter Stern; — Nun hebt der Tag die Wimper. — Und schreitet lächelnd durch die Winterwelt. Von seiner breiten Schulter fällt Ein blauer Strahlenmantel. Joh. Richter. Vizekanzler von Papen in Breslau. 120-Jahr Feier des „Aufruf an mein Volk: ' Vizekanzler vonPapen traf am Freitagnachmittag von Berlin kommend inBreslau ein, um an der großen vaterländischen Kundgebung teilzunehmen, die aus Anlaß des Tages stattfanh, an dem im Jahre 1813 König Friedrich Wilhelm 111. von Breslau aus seinen „A u f r u f a n m e in V o l k!" erließ. Zum Empfang auf dem Bahnsteig hatten sich die Führer des schlesischen Stahlhelms und die Spitzen der Behörden eingefundeü. Man bemerkte u. a. Generalmajor Fretzdorff, den schle sischen Landesführer des Stahlhelm, den Gauführer von Mittelschlesien Dr. Fritzsch mit ihren Stäben, sowie den ältesten Sohn des Kronprinzen, Friedrich Wilhelm, der in Stahlbelmuniform erschienen war, und den Oberpräsidenten Graf Degenfeld. Begleitet von den Heilrufen der Menge schritt der Vizekanzler die Front der vor dem Bahnhof aufgestellten Stahlhelmkompanie ab. Abends fand im Breslauer Schloß in dem Zimmer, wo vor 120 Jahren die Unterzeichnung des historischenAufrufes erfolgte, ein Empfang statt, bei dem die Chefs der Reichs-, Staats- und Stadt behörden dem Vizekanzler vorgestellt wurden. Ten Schloßplatz umsäumten unzählige Menschenmassen. Es versammelten sich Marschgruppen des mittelschlesischen Stahlhelm, der SA., der Kriegerverbände, der Turngaue Schlesiens, der Schulen und der Jugendverbände unter Voranmarsch von Musikkapellen. Im großen Viereck von Stadttheater, Stadtgraben, Museum und Schloß strichen ScheiMverfer über die Massen hinweg und zeichneten ein überwältigendes Bild des Aufmarsches. Unter den Klängen der Kaiserhymne und des Preußen liedes erfolgte der Aufmarsch von etwa 360 Fahnen auf der Rampe des Schlosses. Es folgten die Krieger vereinsfahnen, die Fahnen sämtlicher studentischer Korpo rationen, der schlagenden wie der katholischen. Im Parademarsch rückte eine Kolonne nach der an deren an. Auf dem Schloß selbst, wie auf den hinter dem Stadtgraben liegenden Gerichtsgebäuden waren schwarz- weiß-rote Fahnen und die Halenkreuzzeichen gehißt. Auch sie wurden von Scheinwerfern angestrahlt. Auf der Rampe hatten die Geladenen Aufstellung ge nommen. Papen trat unter den Klängen des Präsentier marsches aus dem Schloß, begeistert begrüßt. Dann ergriff Vizekanzler von Papen das Wort, und führte in seiner Rede, die auch durch Rundfunk verbreitet wurde, u. a. folgendes aus: Ein historischer Tag ist heute, denn heute vor 120 Jahren hat der damalige König von Preußen, Friedrich Wilhelm IN., das geistige Leuchtfeuer entfacht, das weit über Preußens Grenzen hinaus emporriß zum Kampfe um die Befreiung aus fremdem Joch. DasVolk st a n d a uf, um mit einer letzten gewaltigen Anstrengung für die Freiheit zu sterben, damit Deutschland lebe! Heute leuchtet es wieder in allen deutschen Herzen. Ist es erlaubt, eine Parallele zu ziehen zwischen der Erhebung von 1913 und der von heute? Der tiefste Grund der inneren Revolution, in der wir stehen, ist doch die Auflehnung des deutschen Volkes gegen Sinn und Geist des Diktates von Versailles, dessen eine Folge ja der Staat von Weimar ist. Gerade weil die Voraussetzung eines jeden Kampfes gegen den Geist von Versailles, den wir gewiß führen wollen, die innere Wiedergeburt der deutschen Nation ist, gerade deshalb schafft die geistige Revolution gegen Bolschewismus wie gegen Reaktion überhaupt erst die Grundlage für die Erringung der äußeren Freiheit. Deshalb hat auch der Reichspräsident am vergangenen Sonntag oen Befehl gegeben, daß neben der alten deutschen Reichsflagge auch das Banner der nationalen Freiheitsbewegung gehißt werde, weil diese große Freiheitsbewegung den g r.ößten Anteil an der nationalen Wieder- g e'b u rt unserer Tage hat. Heute sind wir zusammengeschweißt zu einer gewal tigen Bewegung, in der jeder Mitkämpfer des anderen wert ist. Heute erneuert sich für uns die große Gemein schaft der grauen Armee, die ihren Feuerkranz vier Jahre lang um die bedrohte Heimat schlug. Deshalb wollen wir heute einen Augenblick innere Einkehr hallen uns uns fragen: Wohin geht der Weg? Ein wahrhaft politisches Volk muß sich immer vor Augen halten, daß alle Politik aus Selbsterhaltung und äußere Freiheit hinausläuft. In den letzten Wochen Hal sich eine Selbstreinigung vollzogen, die in den letzlen Tagen ihren Abschluß gefunden hat. Jede Herrschaft beruht darauf, daß sie einerseits das Voll bindet, andererseits den inneren Störenfried nieder- hält. Dies aber muß kühl und leidenschaftslos geschehen. Wer die nationale Bewegung hemmt oder bekämpft, der wird die Macht des Staates zu spüren bekommen. Aber nur der und nicht derjenige, der auf Grund seiner Überzeugung sich vielleicht heute noch nicht der nationalen Bewegung anschlietzt. Wir müssen in diesem Falle versuchen, diese Überzeugung zu ändern. Rache ist ein Gefühl, daß weder eines vornehmen Menschen, noch eines wahren Staatsmannes würdigist. der wahre Führer bindet die Kräfte seines Volkes an den Staat, er hält sie weder mit Gewalt nieder, noch duldet er Zersplitterung. Mit allem Ernste möchte ich an alle Mitkämpfer der nationalen Bewegung die Bitte richten, bei jedem notwendigen Kampfe genau zu prüfen, ob nicht persönliche Gründe, die jenseits der Politik liegen, die Reinheit des Wollens etwa trüben könnten. Die deutsche Revolution ist eine Herzenssache, auf die kein Schatten der Würdelosigkeit fallen darf! Der K a n z l e r s e l b st hat es euch zur Pflicht gemacht und er, der die höchste Autorität des Staates heute verkörpert, er wird die Autorität unter allen und jeden Umständen auf rechterhalten, nicht nur Disziplin, sondern auch Selbstzucht zu wahren. Dieses ehrt den Sieger mehr als Groß mut gegen den Besiegten, und nur die wahre Stärke kann sich eine solche Haltung erlauben. Deshalb sollen wir nicht auf halbem Wege stehen bleiben in den feindlichen Stellun gen, in denen die deutsche Zwietracht und vateuandsfeind- liche Gesinnung sich unter Umständen fesüetzen kann, sondern die werden wir zerstören und vernichten mit allen uns recht erscheinenden Mitteln! Wir dürfen in der Freude unseres Sieges uns nicht erlauben, Wertezu zerstören, die für den künftigen Auf bau unseres Volkes unentbehrlich sind. Niemand soll glauben, daß wir die echten Volksrechte an tasten werden oder daß wir das, was die deutsche Arbeiterschaft sich an Selbst verwaltung aufgebaut hat, zerschlagen werden. Alles organische Leben wird ge - schützt, um auf ihm die neue Gesellschaft und den neuen Staat aufzubauen. Der Staat soll über den leben digen Kräften des Volkes als letzte Autorität thronen. Er soll aber nicht das Eigenleben eines Volkes aussaugen und niederbrechen Ter Vorgang der Selbstreinigung muß ausgedehnt werden auf die innere Haltung eines jeden von uns selbst. Die Achtung vor dem Nächsten darf auch in rrvo- lutionären Zeiten nicht leiden. Vergessen Sie nie mals, daß es bisher in der Geschichte nur eine einzige Revolution gegeben hat, die mitallen Privat- und Per sönlichkeitsrechten aufräumte — die bolsche wistische. Da wir das Gegenteil einer bolschewistischen Revo lution sind, nämlich die deutsche Revolution durchführen, so muß unser ganzes Streben sein, die wahre Freiheit und die Würde der Persönlichkeit wieder aufzubauen. Dazu sind wir in unserer Eigenschaft als Kulturvolk verpflichtet. Jetzt nach der Erringung der Macht treten wir in das zweite Stadium der Revolution: Wir müssen jetzt dafür sorgen, daß die Gesinnung nichtmehrauswechsel bar ist, daß sie auch stand hält in den großen Not stunden. Dieses Ziel ist nur dadurch erreichbar, daß wir den deutschen Menschen wieder seelisch inGott, in seiner gewaltigen Natur, im deutschen Heimatboden verwurzeln. Heimat für alle müssen wir schaffen. Dadurch verhindern wir den Zerfall des Volkes, wie wir ihn 1918 erlebt haben. Dies aber ist eine Aufgabe, die nur staatsmännisch gelöst werden kann. Erst dann wird sich zeigen, ob die deutsche Revolution vor der Geschichte bestehen kann, und erst dann wird unsere Machtübernahme vor der Geschichte gerecht fertigt sein. Die innere Kraft und Gesundheit eines Volkes ist die natürliche Voraussetzung dafür, daß es auch nach außen hin sich behauptet. , Erst die außenpolitische Befreiung wird zeigen, was wir im Innern erreicht haben. Helfen Sie uns, jeder an seinem Platze, daß wir die deutsche Revolution gewinnen, aber nicht in dem Sinns, daß wir über den innerpolitischen Feind endlos triumphieren, sondern daß wir aus der deutschen Revolution als ein VoN hervorgehen, das der Welt dieAchtung abnötigt, die dem deutschen Volke gebürt. Der Vizekanzler schloß seine Ausführungen mit der Aufforderung zum Treuegelöbnis für den Bund, der am 30. Januar geschlossen und über den der Reichs präsident segnend seine Hände hält, daß dieser Bund unzerbrechlich sein soll. Und wir, die Vorkämpfer der nationalen Erneuerung, wollen heute, am 120. Jahrestage der großen nationalen Erhebung der Freiheitskriege, erneut Treue geloben, diesem neuen Deutschland, für das Mr ernstesten wdüeK mit unserem ganzen Fühlen und Denken, und wenn es sein muß, mit unserem Herzblut! Dem Deutsch land hoch in Ehren! Nach den letzten Worten des Vizekanzlers erscholl machtvoll das Deutschlandlied. Nach dem Zapfenstreich des Stahlhelm erfolgte der Abmarsch der Wehrformationen, dem ein großer Vorbei marsch am Kaiser-Wilhelm-Denkmal unter ungeheurer Beteiligung der Bevölkerung folgte. „Oie Schutzpolizei gehört dem gesamten Volke!" Minister Göring über nationale Verbände und Schupo. Der diesjährige Vertreterlag der Vereinigung der Polizeiosfiziere Preußens in Berlin stand unter dem Zeichen der großen nationalen Umwäl zung, die gerade in der obersten Leitung der Polizei durch greifende Veränderungen gebracht hat. Die Tagung erreichte ihren Höhepunkt in der Rede des M i n iste r s G ö r in g. Er erklärte u. a.: „Ich will zu dem Problem, ob derartige Vereinigungen wie die Ihre notwendig sind, noch nichts sagen, sondern Sie sollen selbst Zeit zur Überlegung haben und dann Ihre Entscheidung treffen und mir Ihre klaren Wünsche vortragen. Wenn ich aber in die Vergangenheit blicke, d kann ich nur dem Vorsitzenden Ihrer Vereinigung memen aufrich- tigen Dank dafür aussprechen, daß der Verein über alle wirtschaftlichen Dinge und über das Vereinsleben hinaus ein Hort des nationalen Empfindens gewesen ist. Unter schärfstem Druck gegenüber einer da mals regierenden Weltanschauung, die nichts wissen wollte von nationalem Denken und Fühlen, hat die Vereinigung einen nationalen Rückhalt gebildet, dessen Wert nicht ver gessen werden soll. Im Gegensatz zur Offiziersvereinigung habe der Schraderverbandsich bemüht, Unzufriedenheit unter den Untergebenen gegen die Vorgesetzten zu erregen. Es sei jetzt nicht mehr notwendig, daß solche Verbände die wirtschaftlichen und dienstlichen Belange ihrer Mitglieder hertreten müssen. Der Minister lasse sich von niemand bei der Sorge für die Untergebenen übertreffen. Göring forderte dann die Anwesenden aus, mitznarbeitcn an der äußeren Versöh nung der nationalen Verbände mit der Schupo und schloß mit den Worten: „Möge auch die preu ßische Schutzpolizei ein vom ganzen preußischen Volk ge liebter und geehrter Faktor des Staates werden, damit man sagen kann: Die Schutzpolizei gehört dem gesamten Volk." Der Vertretertag beschloß, die Vereinigung als Inter essenvertretung der Polizeioffiziere aufzulösen und statt dessen eine kameradschaftliche Vereinigung zu gründen, die sich auf die Wahrung der Standes- und gesellschaftlichen Interessen beschränken soll. Oie Dorbereiiungen für -ie Miitelstandshttse. Im Reichs Wirtschaftsministerium sind die Pläne im Entstehen, die dem gewerblichen Mittelstand durchgreifende Hilfe bringen werden. Die Pläne sollen verwirklicht werden, sobald die Reichsregierung nach der Vertagung des Reichstages für sachliche Arbeit freie Hand hat. über die geplanten Maßnahmen verlautet folgendes: Zunächst werden für alle Handelskammern, Ge werbekammern und L a n d w i r t s ch a f t s k a m - mein Neuwahlen angeordnet. Dann soll das Genossen schaftswesen im ganzen Reiche einheitlich gestaltet und das mittelständische Kreditwesen auf eine ganz neue Grundlage gestellt werden. Dabei wird angestrebt, den Mittel st andskredit aus seinen großkapitalistischen Bindungen zu lösen. Der Zweck dieser Maßnahmen ist die wirtschaftliche Stärkung des Mittelstandes und die Schaffung von Kreditgrundlagen für den Mittelstand, auf denen eine ruhige Aufbauarbeit wieder möglich ist. Außer dem ist eine Neuregelung des Verhältnisses der Reichsbank zum Reiche in Aussicht genommen. Unter den Plänen, die weiter erörtert werden, findet sich auch die Aufhebung der Getränkesteuer und die Aufhebung der Lust barkeitssteuer. Auf dem Gebiete der Neuordnung des Krankenkassenwesens wird demnächst der Vorschlag einer Sperre für die Einstellung von Kranken kassenbeamten gemacht werden. Trennung der Geiverlschaffen » von der Politik. Ein Reichskommiffar für die Gewerkschaften? In politischen Kreisen wird damit gerechnet, daß in der nächsten Zeit die Ernennung eines Reichs kommissars erfolgt, dem die besondere Aufgabe zu fallen werde, eine Prüfung der Finanzlage bei den Gewerkschaften vorzunehmen. Unter Umständen seien von einem solchen Beauftragten auch Vorschläge zu er warten, die sich mit der Zukunft der gewerkschaftlichen Arbeit beschäftigen. Es werde u. a. davon gesprochen, eine strenge Trennung zwischen Gewerkschaften und politischen Part ei en herbeizuführen. Unvsräncksrlick voll» ist clss Hroms clsr Vulgaris 8porß,in unserem neuen ^tanniol-VollsinscilsA Vie willigste Veclingung, ^lie an eine Verpaarung ru stellen ishUViss erfüllt: l.ust6>cütes Abs^iliehen, ro^sh 6ie kostbaren buIgariscienv^el-IaHsks wie ein Kleinod vor suhsren Vinslüssen bewslirk wereien. MIMIÜ SININ M