Volltext Seite (XML)
MsdmfferÄgM« für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Nr. 66 — 92. Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 18. März 1933 LL n ri> .. "—".UN "vrr ucr «uilroggroer IN «onnurs gerar. ?MM-'und"d-- Swd^ra- ' u amtttchen Bedannlmachungen der Amlsyauplmannschaft Meitze», des Amis- genlyls uns oes Dtavtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden LLLZL L^°Am,Wwd.u!f N,. 6 ZLN'ZL durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch «läge eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u, Umgegend AAImA?""" tein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Zm Rettungsboot. Ter Genfer Strudel. — Das deutsche Boot. — über Topp geflaggt. Unaufhörlich knallen im rasenden Wirbel der Zeit die größten und wichtigsten Geschehnisse in das Leben und in die Hirne der Menschen von gestern und heute hinein. So wenig wie jetzt noch ein Mensch imstande ist, die Wissenschaft und Technik der Gegenwart in ihrem ganzen Umfange voll zu beherrschen, ist es möglich, auch nur die bedeutsameren Ereignisse des Weltgeschehens in dem Tempo zu erfassen, das dieses Geschehen nun schon seit langer, überlanger Zeit angenommen hat. Nur an einem Ort scheint der Fluß der Zeit gewissermaßen stillezustehen, aufgestaut wie vor der Mauer einer Talsperre: in Genf. Auf der A b - rüstungskonferenz. Dort hat man Zeit, geradezu unglaublich viel Zeit! Aber — die Mauer der Talsperre hat schon angesangen zu bröckeln, ihre Quadern sind nicht mehr unbedingt fest durch den vermeintlichen Eisenbeton der Diktate von 1919 miteinander verbunden, sondern die Gewässer der Ungeduld, der Notwendigkeiten bahnen sich unwiderstehlich drängend hier durch einen Spalt, dort durch ein Loch allmählich ihren Weg hindurch. Wehe aber, wenn der Stausee, wenn also die Enttäuschung der Völker über den, nennen wir es ruhig: Verrat am Wellab rüstungsgedanken. die Spertmauer wanken und bersten läßt! Kein Wort ist ja zu stark, um dieses Treiben in Genf, dieses geradezu spielerische Behandeln von Völkerschick- saien zu kennzeichnen. Aber nicht bloß diese „Nach uns die Sintflut"-Stimmung greifenhaft-versteiner- 1er Politik im Ungeist des Gestern und zweier Jahrzehnte ist es, die in Genf sich auslebt — soweit man hierbei über haupt noch von „leben" sprechen kann—, sondern auch noch eine andere Stimmung liegt über der Welt: die des „Net 1 e sich, wer kann!", wenn man sich nämlich der wirtschaftlichen Seite des Daseins der Menschen von gestern und heute zuwendet. Das an so vielen Stellen leckgesprungene Schiff der Weltwirtschaft, aus dessen Brücke kaum noch ein Führer steht und dessen Steuer von der wirtschaftlichen Vernunft selbst schon verlassen zu sein scheint, in dessen Räumen das Kämpfen aller gegen alle anhob, als der Proviant knapp zu werden begann, wird nun mehr und mehr von jenen aufgegeben, die im eigenen Boot die Rettung suchen. Aber auch in diesen Rettungsbooten herrschte der Mangel, herrschte zwischen den Insassen ost genug auch Uneinigkeit über die Fahrt richtung und das Ziel. Statt in gemeinsamem Mühen dem vielleicht doch noch rettenden Land zuzustreben, grassierte auch hier der gefährliche Ungeist der Zwie spältigkeit und der Ichsucht. Höchste Zeit war es, daß hier endlich die Führung des deutschen Bootes geschlossen in starke Hände gelegt wurde. Höchste Zeit auch darum, weil nicht bloß der Wille zu geeinter Anstrengung wieder Hoffnung erwecken kann, daß diese Fahrt im eigenen Rettungsboot nicht doch in einer drohend nahegerückten Katastrophe endet, sondern weil dieses systematisch gelenkte Mühen, eine Besserung unseres Wirtschaftslebens herbeizuführen, sozusagen durch einen günstigen „Schiebewind" gefördert werden kann: die mit dem Frühjahr einsetzende „Saifonbelebung" der Wirtschaft. Beides zusammen muß uns und unser Boot doch wieder ein Stück dem rettenden Ufer näherbringen, das freilich noch in weiter Ferne liegt. Und hoch droben am Mast flattert eine neue, nein, diealteFlagge. Der Mann, der das Schwarz-Weiß- Not in einem länger als fünf Jahrzehnte währenden Soldatenleben in Krieg und Frieden getragen hat, stellte nun auch die klein gewordene deutsche Wehrmacht wieder unter diese Farben vergangener Siege und unvergäng lichen Ruhms. Die schwarz-weiß-rote Kokarde, einst in dunklen Novembertagen von meuterischen Händen unreifer Buben herabgerissen und zertreten, wurde jetzt nach mehr als vierzehn Jahren wieder emporgehoben aus dem Staub; sie ist entsühnt worden von der Schmach, die ihr jene Zeit tiefster deutscher Selbsterniedrigung an getan hatte. Des Reiches Kriegsflagge flattert jetzt am Topp aller deutschen Schiffe unserer auch sehr klein ge- gewordenen Marine, so und in der Art, wie sie in vier Jahren schwerster Not und höchsten Heldentums über allen Meeren wehte, bis sie durch die Revolution niedergeholt wurde. Und in dieser alten Form stieg sie nun auch wieder empor dort- wo unsere Reichswehr in stiller, unauffälliger, aber unablässiger Arbeit fern vom politischen oder partei politischen Getriebe der Gegenwart ihren Dienst für das Ganze, für das deutsche Volk tut. Unfern dem Orte, wo am Dienstag der neue Reichstag Zusammentritt, in der Stille des Antiken Tempels unter den Bäumen des Parks von Sanssouci liegt auch eine alte Reichsfahne, die des früheren Schiffes der verstorbenen Kaiserin; die Fahne trägt an ihrem Schaft einen Ring mit dem Vers: „Ich habe Tage des Glückes geseh'n, Sah Deutschlands Ruhm und Deutschlands Vergeh n .." Möge die nun wieder im Winde stürmischer Gegen wart flatternde Fahne jetzt am Mast eines Schiffes be festigt sein, das uns zum einstigen Glück zurückführt. Dr. Vr. Nie Rettung des Reichsminister Göring nur dem Pommerschen LaMM. Auf der Generalversammlung des Pommerschen Lanv- bundcs in Stettin hielt Reichsminister Göring eine Ansprache, in der er etwa folgendes aussührte: Es war eine der allerersten Sitzungen der neuen Regierung, in der der Kanzler jenes Wort aussprach: Wir müssen jetzt unter allen Umständen den deutschen Bauer retten, dann retten wir die Grundlagen des neuen Deutschland. Selbstverständlich muß der Landwirtschaft auch auf ge setzgeberischem Wege, durch Verordnungen der Regie rung, geholfen werden. Damit allein kann man aber dem deutschen Bauer nicht die Rettung bringen. Weit wirk samer als jede Verordnung wäre es, wenn nun endlich eine gigantische Aufklärung und ein eiserner nationaler Erziehungswille und Erziehungszwang den deutschen Menschen dahin erziehen würde, wieder die einheimischen Erzeugnis se zu nehmen und nicht die ausländischen. Viel mehr als alle Verordnungen würde es wirken, wenn man in einem Hause, in dem dänische Butter serviert wird, sagen würde: Aus, in dein Haus komme ich nicht mehr! Eine ge waltige Aufklärungs- und Erziehungsarbeit muß hier ge tan werden, wie sie das deutsche Volk noch nicht erlebt hat. Das ist der Sinn der deutschen Revolution: Erst wieder deutsch zu sein, deutsch zu fühlen und über die eigenen Interessen das deutsche Land und das deutsche Volk zu stellen. Diese Revolution wird weiter- schreiten, bis sie gesiegt hat aus der ganzen Linie. Diese Revolution unterscheidet sich von der Revolte von 1918 dadurch, daß sie diszipliniert vor sich geht. Wenn jetzt aus allen Dächern und über allen Straßen wieder. die schwarz-weiß-rote Fahne aufgezogen wurde, die Fahne, unter der Deutschland seine schwerste Zeit erlebte, so darf ich heute aber auch in dieser Stunde von euch eins verlangen: Dankbarkeit gegenüber einem anderen Zeichen, gegen über einem Zeichen, von dem nunmehr keiner mehr glauben darf, daß er zu fein wäre, sich dazu zu bekennen. WM VMN. (Stürmischer, langanhaltender Beifall.) So sehr cs richtig war, daß das alte Banner wieder aus dem Mast emporgczogcn wurde, — vergeßt aber nicht, das war nur möglich, weil jenes Banner den Sieg errangt (Erneuter Beifall.) In dieser Erkenntnis hat der Generalfeldmarschall beide Zeichen gleichmäßig und gleichzeitig als die deut schen Hoheitszeichen bestimmt. Die Regierung der natio nalen Konzentration wird mit eiserner Faust die Inter essengegensätze zwischen den einzelnen Volksschichten, die in den letzten 14 Jahren künstlich grotzgezogen wurden, . in die Harmonie zwingen, die für das Gedeihen des deutschen Volkes erforderlich ist. Wir werden nicht dulden, daß ein ganzer Stand, wie der Bauer, der Ur st and des Volkes, weiter ent wurzelt und zum Proletarier degradiert wird. Wenn der Vorredner gesagt hat, der Marxismus darf nicht mehr zurückkommen, so will ich eins sagen: Nicht nur nicht zurückkommcn wird er, ausrotten werden wir ihn! Ich werde diesen Kreaturen so lange die Faust in den Nacken setzen, bis sie erledigt sind! (Stürmischer Beifall.) Jeder Bauer muß sich darüber klar sein: Wo der Marxismus siegt, stirbt ein Volk, und wo der Marxismus regiert, zerbricht eine Nation. Der Bauer ist das Element, aus dem die Wiedergeburt des deutschen Volkes sich vollziehen mutz. Der Bauer mutz wissen, daß er sich mit allen Fasern seines Lebens ent gegenstemmen mutz den Versuchen, ihn zu entwurzeln. Aus dem Boden, für den Millionen bereit sind, ihr Leben zu geben, sollt ihr eure Kraft gewinnen. Aus diesem Boden soll auch einst der Entschluß kommen, die Ketten zu brechen dort, wo sie uns auferlegt sind. Ihr wißt, daß Männer euch führen, die bereit sind, ihr ganzes Denken und Fühlen an diesen Boden zu setzen. Denkt daran, daß gerade ihr als Bauern, als Glied in der Kette von Generationen, besondere Verpflichtungen gegenüber dem Vaterland habt. Sorgt dafür, daß das Glied, das ihr darstellt, stahlhart wird, damit die kom mende Generation sich anhängen kann. Hält das Glied, haltet ihr den deutschen Boden, dann wird das Deutsche Reich bestehenbleiben! LtWtr- M MWWW W eins Me ivirffchaftspolUche Wende nach der nationalen Revolution. Aus der Generalversammlung des Pommerschen Landbundes in Stettin führte Staatssekretär von Rohr nach einem Rückblick auf die vergangenen vierzehn Jahre u a. aus: Nunmehr ist der Kampf um eine be- rufsständischeOrdnungin einen neuen Abschnitt esngetreten. Heute haben wir alle die Pflicht, der nationale nRegierung das Werkzeug zu schaffen, mit dem sie ihre gewaltige Ausgabe auch aus dem Boden der Wirtschaft erfüllen kann. Ein Denken in Geld hat den Regierenden vergangener Zeit den Blick für die Lebens- und Sterbenszeichen einer Nation genommen. Seit Bismarcks Fortgang hat händlerisches Denken die deutsche Nahrung in immer stärkere Abhängigkeit vom Auslande gebracht. Die furchtbare Lehre des Krieges, daß ein Volk, das von Auslandsware lebt, im Ernstfall dem Hunger erliegt, ist von den Regierenden unbeachtet geblieben. Es ist nicht wahr, daß in Deutschland eine Überproduktion herrscht, es herrscht vielmehr eine Pro - duktionsverwirrung als Folge einer planlosen Politik, die u. a. dem Getreide gerecht wurde, aber alle Veredelungsprodukte in die Tiefe sinken ließ. Die Forderung: Leben und Arbeit für alle Deutschen im eigenen Vaterlande läßt sich nirgends schneller und gründ licher erreichen als durch eine Politik der . Verdrängung der Auslandsware. Deutschland mutz Rohstoffe einführen, die es selbst nicht hat und die unentbehrlich sind, und es mutz, damit es die Rohstoffe damit bezahlt, entsprechende Menge« deutscher Ware ausführen. Der ZugindieStadt.der seinen Grund in der Tatsache hatte, datz der Lohn der Stadt meist das Doppelte und Dreifache des Landlohnes aus- machte, muß aufhören. Es ist eine völkiicbe Forderung erster Ordnuna. dak der unbeilvolle Abstand der Preise und Löhne des Landes von denen der Stadt ein Ende nimmt. Wir wollen keinen Reichtum für das Landvolk, aber wir wollen, daß Arbeit und Sparen Wieder einen Sinn erhalten. Weltmarktpreise für Deutschland lehnen wir ab, weil wir wissen, datz der deutsche Industriearbeiter nicht zu chinesischen Löhnen und der deutsche Bauer nicht zu russischen Schleuderpreisen arbeiten kann. Unser nächster Angriff, hinter den alle anderen Maß nahmen in ihrer Wirkung zurücktreten, gilt der ausländischen Fetteinsuhr. Die Hauptarbeit steht noch bevor: Das Abriegeln jener Einbruchsstellen ausländischer Waren, die das ganze land wirtschaftliche Preisgebäude und die deutsche Versorgung aufs schwerste bedrohen. Diese Abriegelung ist die Grundlage aller weiteren Arbeit, von der nur einiges angedeutet fei. Die Osthilfe wird ihrem schnellen Ende entgegengeführt werden, wobei bestimmt zu hoffen ist, daß mancher Betrieb dem angestammten Besitzer er halten bleiben kann. Unter die Siedlung wird ein dicker Strich gemacht werden. Das Siedeln soll nicht aufhören, aber das Verfahren der Deutschen Siedlungs- bank soll abgewickelt werden und das alte preußische Siedlungsverfahren wieder zur Anwendung kommen. Die nationale Revolution ist nicht vollendet, wenn nicht der staatspolitischen Wende die wirtschaftspolitische gleichgeschaltet wird. Unter den vergangenen Regie- rungen hat manche zwar einen nationalrevolntionären Anfang gemacht, aber alle mußten scheitern, weil ein liberales Wirtschaftsdenken, das sie nicht überwinden konnten, in ihnen Kraft behielt. Oer Reichskanzler in München. Reichskanzler Hitler startete am Freitag um 15.45 llhr auf dem Flughafen Tempelhof zu einer Reise nach München. Um 19 Uhr landete der Kanzler glatt auf dem Münchener Fluabaien Oberwieienkeld.