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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srer Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle PostanstaUen und Post- boten, unsereAusträgeru. » Geschäftsstelle, nehmen zu jederAeitBestellungenent- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgeaend gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg ob. sonstiger —— —- Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeilc 20 Rpsg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» Pfennige, die »gespaltene Rcklamezeite im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- . tage und Platzvorschrisisn werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahmebisvorm.iouhr. —' ——— ' - — Für di- Richtigkeit Ler durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 70 — 92. Jahrgang Telegr-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff Dresden Postscheck: Dresden >n>n Donnerstag, den 23. März 1933 Fröhlich, tapfer vorwärts! Aufruf des Landesbischoss. Dresden. Der Landesbischof richtet an die Glieder der ev.-luth. Landeskirche folgende Ansprache, die am nächsten Sonntag von den Kanzeln verlesen werden wird: „Dem Grußwort, das die Ländessynode vor vierzehn Tagen an die Gemeinde richtete, bitte ich heute noch ein ganz persönliches Wort folgen lassen zu dürfen. Wir leben in der Gegenwart sehr schnell. Am Schluß der Synode konnte nie mand ahnen, daß so bald ein völliges Neuwerden vaterländi scher Gesinnung weiteste Kreise unseres Volkes ergreifen werde. Die Kirche darf unmöglich dazu schweigen. Sie will Volks kirche sein. Als Volksküche durchlebt fie die tiefen Nöte des Volkes. Als Volkskirche aber darf und soll sie sich auch all der Freude mitfreuen, die Gott ihrem Volke schenkt. Wie sollte sie dann nicht in ehrfürchtiger Dankbarkeit die ungeahnte Wand lung begrüßen, die sich vor ihr vollzogen hat. Sie kann nur den Versuch machen, diese Wandlung durch die Predigt, die ihr befohlen ist, in der Tiefe — in Gott selbst zu verankern. Darum darf es ihr eine besondere Freude sein, daß jene Be wegung selbst schon den Zusammenhang mit Gott sucht und be wußt pflegt. Wir begrüßen mit besonderer Dankbarkeit, daß sie daran arbeitet, den Kindern im Unterricht von frühe an den Weg zum Glauben der Väter zu zeigen. Wir können nur bit ten, darin sottzufahren und überhaupt alles zu tun, wodurch für das heutige Geschlecht, dem heiligen Willen Gottes und seinem seligen Evangelium die Bahn frei gemacht werden mag. Die Kirche kann nur mahnen: Fröhlich, tapfer vorwärts, daß das alte Evangelium eine neue Macht im Volksleben werde! In der Tat, es ist eine Stunde höchster Entscheidung, die wir durchleben Künftige Geschlechter werden von uns hören wollen, wie wir diese Stunde durchlebt haben. Wir reden von versäumten Stunden der Weltgeschichte, von versäumten Stun den auch in der Geschichte der Kirche. Diese Stunde darf nicht vergeblich gekommen sein. Wir sind dafür verantwortlich. In diesem Bewußtsein müssen wir eins sein. Im einzelnen mag es unter uns mancherlei Unterschiede geben. Von dem Unterschied der Parteien will ich überhaupt nicht reden. Nur daß unser Volk zu gemeinsamer Liebe untereinander sich verbinde! Zu den allerdunkelsten Blättern der Geschichte gehört, was bis auf die jüngste Vergangenheit an Bruderhab unter uns erlebt ist. Die Kirche will, so viel an ihr ist, alle ihre Glieder zu heiliger Gemeinschaft rufen. Wie sie ihre Glieder zu gemeinsamer Liebe zu unserem Volke rufen möchte, so möchte sie auch in der Liebe untereinander verbinden. So laut sie kann, möchte sie gerade auch denen, die heute zur Seite stehen, sagen, daß sie auch zu ihrem Dienst bereit ist. Die Kirche will nach jenem Wort der Schrift eine Stätte sein, da man „zusammenkommt". Ich möchte wohl in großem Ernst bitten, daß alle Glieder un seres Volkes die Kirche in diesem Punkt auf die Probe stel len. Es kann und es soll von allen erlebt werden. In der hei ligen Gemeinschaft der Kirche gibt es auch wirkliche Gemein schaft untereinander. Mit dieser Botschaft tritt die Kirche in die Zeit hinaus. Sie tut es aber in der Gewißheit, daß die Wahrheit zuletzt siegen wird. Sie ruft daher ihre Glieder zu dem fröhlichen, tapferen Glauben, daß Gott uns zu einer neuen Zeit führen will und nur auf uns wartet: Er warte nicht vergeblich." Zum Ausruf des SSchf. MilitSrvereins- buvdes. Die klare Stellungnahme des Sächsischen Militärvereins- Bundes zur augenblicklichen Lage hat bei allen Mitgliedern des Bundes eine große Befriedigung ausgelöst. Wenn auch der Reichskriegerbund Kyffhäuser mit seinen Landesverbän den seit 1919 scharf gegen den Umsturz 1918 und den Ver sailler Friedensvertrag mit seinen unwürdigen und undeutschen Maßnahmen gekämpft hat, so ist doch eine so enschieden klare Stellungnahme zum Schutze der nationalen Regierung bisher noch nicht erfolgt. Auch der weitere Ausbau in der Hinsicht, daß Sachsen als Grenzschutzgebiet zu gelten hat und hierfür wieder der SM.V.B. seine kampferprobten Mitglieder der Regierung zum polizeilichen Schutz und Einsetzung zur Ver fügung stellt, zeugt allgemein von einer groß eingeschlagenen Aktivität. Wenn auch die Eintragun gen in die Listen verläufig le diglich Informationszwecken dienen, da man nicht hofft, daß von linksstehender Seite innerliche Verwicklungen zu erwarten sind, und auhenpolithch durch Macdonald, den englischen Pre mierminister, ein Abrüstungsentwurf vorgelegt wird, der dir Abrüstungskonferenz vorwärts und damit die Friedensaus sichten Europas ein Stück näher bringen soll, so gilt diese Ein tragung bzw. Anmeldung doch als große vaterländische Maß nahme, um klar zu sehen, in welcher Art der Sächsische Mili tärvereinsbund mit seinen Mitgliedern in Fällen der Gefahr rechnen kann. Wie wir hierzu weiter erfahren, sind im Präsidium des S.M.V-B. sowohl als auch bei den Bezirksvorstehern Stellen eingerichtet worden, die in dem neuen Geist und Sinn alle diese Belange zu erledigen haben. Jeder einzelne Militärver ein aber möge weiter in dem Sinne arbeiten, keiner Partei der nationalen Bewegung, sondern der Gesamtheit des Vater landes zu dienen. VertWW der MiistlWs-Mserenz. Auf Ende April. Präsident Henderson empfing in Genf den deutschen Abordnungsführer, Botschafter Nadolny, zu einer längeren Unterredung, in der die bevorstehende Vertagung der Abrüstungskonferenz erörtert wurde. Der Hauptausschuß soll am Donnerstag die Gesamtver handlungen der Konferenz bis zum 26. April vertagen. Als amtliche Begründung dafür wird angegeben, daß in der gegenwärtigen Lage eine Vertagung wünschenswert fei, da für die diplomatischen Verhandlungen über die Pläne der italienischen Regierung Zeit gelassen werden müßte. Der Eindruck in Berlin. Im Zusammenhang mit den in Genf aufgetretenen Bestrebungen, die Abrüstungskonferenz bis nach Ostern zu vertagen, wird von zuständiger Stelle erneut darauf hin gewiesen, daß der Macdonaldsche Abrüstungs vorschlag von Deutschland durchaus als geeignete Verhandlungsgrundlage angesehen wurde. Deutschland sei zu einer Generalaussprache über diesen Plan durchaus bereit gewesen und habe erhofft, daß die Einstellung dei wichtigsten Mächte zu diesem Plan in der Generalerörte- rung klarer herausgearbeitet würde. Auf keinen Fall aber könne es im Interesse der beschleunigten Beendigung der Abrüstungskonferenz liegen, daß nach der General aussprache eine Aussprache in den Ausschüssen be ginnt. Damit würde eine wirkliche Gefahr für den positiven Ausgang der Abrüstungskonferenz entstehen. Eine Vertagung der Abrüstungskonferenz müßte zum mindesten im Sinne der Vorbereitung eines positiven Ausgangs der Konferenz benutzt werden. Mussolini hat im Anschluß an die Besprechungen mit den englischen Ministern den deutschen Botschafter von Haftel empfangen und ihn über die italienisch-eng lischen Besprechungen unterrichtet. Ernster -enisch-französischer Grenzzwischenfall. Aus dem Dors Hilst (Bezirk Pirmasens) wird ein Grenzzwischenfall gemeldet, der, wenn sich alle Einzelheiten bestätigen, eine schwere Verletzung der deutschen Gebietshoheit darstellt. Danach haben am Dienstagnachmittag zwei berittene französische Offiziere die Grenze überschritten und sind etwa 100 Meter weit in deutsches Gebiet eingedrungen. Bei Einwohnern des Dörfchens Hilst er kundigten sie sich, ob es stimme, daß in Pirmasens große Aufgebote nationalsozialistischer Formationen zusammengezogen worden seien. Darauf zogen sie sich wieder auf französischen Boden zurück. Bei dem Vorgang will man bemerkt haben, daß auf ranzösischer Seite der Grenze ein Maschinen kew e h r zur Deckung des Vorstoßes der beiden Offiziere n Stellung gewesen sei. Die Regierung der Pfalz hat öfort die nötigen Schritte eingeleitet. Die deutsch-russischen Beziehungen. Eine Erklärung Reichsministers Göring. Reichsminister Göring hatte dem Vertreter des Amsterdamer „Telegraaf" auf dessen Frage, wie es um diedeutsch-russischenBeziehungen stehe, dem Blatt zufolge wörtlich erklärt: Unser Vertilgungsfeldzug gegen den Kommunismus in Deutschland hat mit den deutsch-russischen Beziehungen nichts zu tun. Ich bin fest davon überzeugt, daß wir ebenso freundschaft lich bleiben werden, wie in den vergangenen Jahren. Es geht uns nichts an, was in Rußland geschieht, und es geht Rußland nichts an, was in Deutschland vorgeht . Die russischen politischen Kreise haben, wie aus Mos kau gemeldet wird, mit großem Interesse die Erklärung des Reichsministers Göring entgegengenommen. Diese Erklärung wird als erster Schritt zur Entspannung der deutsch-russischen Beziehungen ausgelegt. Es wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß sich das Verhältnis zwischen den beiden Ländern bald wieder in normalen Bahnen bewegen wird. ErnMtiaimasaesetz und Parteien. Eine Warnung an das Zentrum. Die nationalsozialistische Parteikorrespondenz schreibt zur Einbringung des Ermächtigungsgesetzes im Reichs tag unter der Überschrift „Ermächtigungsgesetz und Parteien" unter anderem: Die Entscheidung des Reichs tages entscheidet diesmal nicht über das Schicksal der Re gierung, sondern über das Wohl und Wehe der Parteien selbst, deren Zukunft in ihre eigene Hand gegeben ist. Die Parteien mögen sich keiner Täuschung darüber hingcben, daß die Nichtannahme des Ermächtigungsgesetzes eine Kampfansage bedeuten würde, die von der Negierung ausgenommen wird. Man darf daher erwarten, daß nicht nur das Interesse des Polkes, sondern auch das Gebot der Klugheit und Selbsterhaltung von denjenigen Parteien verstanden wird, die es angeht. -ft Kaas und Stegerwald beim Reichskanzler Die Stellung des Zentrums zu dem Ermächtigungsgesetz. Reichskanzler Adolf Hitler empfing am Mitt wochnachmittag die Zentrumsabgeordneten Dr. Kaas, Stegerwald und Hackelsberger. Die Unter redung dauerte über zwei Stunden, über den Inhalt der Besprechung wird strengstes Stillschweigen be wahrt. Die Zentrumsfraktion, die am Abend zusammen trat, nahm einen Bericht der Unterhändler über den Gang der Verhandlungen entgegen. Beschlüsse wurden von der Fraktion nicht gefaßt. Es ist damit zu rechnen, daß am Donnerstag nach Ab gabe der Regierungserklärung im Reichstag vom Zentrum ein Antrag auf Vertagung bis Freitag einge bracht wird. In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß diesem Antrag von den übrigen Parteien ent sprochen werden wird. Die Zentrumsfraktion wird voraussichtlich ihre endgültigen Entscheidungen über ihre Stellung zu dem Ermächtigungsgesetz im Laufe des Donnerstag treffen. Änderung -er Geschäftsordnung des Reichstages. Der Geschäftsordnungsausschutz des Reichstages hielt im Reichstagsgebäude seine erste Sitzung ab. Der sozialdemokratische Antrag auf Haftentlassung der inhaftierten sozialdemokratischen Abgeordneten wurde mit l5 gegen 6 Stimmen der Sozialdemokraten bei Stimment haltung des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei abgetehnt. Der Ausschuß beriet dann die von den Regierungs parteien beantragte Änderung der Geschäftsordnung. Die Abschaffung der Einrichtung des Alterspräsidenten für die Eröffnung der ersten Reichstagssitzung wurde einstimmig vom Ausschuß bestätigt. Eine längere Aussprache entspann sich über die Bestimmung, wonach die Teilnahme an den Verhandlungen des Parlaments den Abgeordneten zur Pflicht und für unentschuldigies Fernbleiben der Ausschluß bis zu 60 Sitzungstagen angedrohl werden. Der neue Paragraph wurde gegen die sozialdemo kratischen Stimmen angenommen. Ein weiterer Vorschlag der Regierungsparteien will der Geschäftsordnung die Bestimmung anfügen, daß die Mitglieder, die nach der neuen Bestimmung ausgeschlossen werden können, als anwesend gelten. Auf Antrag des Abg. Frank II wurde zunächst die Fest stellung beschlossen, daß der Antrag keine Verfassungs änderung bezwecke. Der Antrag zur Änderung der Ge schäftsordnung selbst wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Zum Berichterstatter für die Geschäftsordnungsfragen in der Vollsitzung wurde Abg. Stöhr (Nat. Soz.) bestimmt. -i- Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion bestimmte in einer Sitzung den Abgeordneten Wels zum Redner der Fraktion in der Donnerslagsitzung des Reichs tages. Wie man weiter erfährt, wird von der sozial demokratischen Fraktion voraussichtlich gegen die sofortige Er'-digung der dritten Lesung des Ermächtigungsgesetzes Einspruch nicht eingelegt werden. Rundsunküberwachung ausschließlich durch Reichsminister Goebbels. In einer Unterredung, die in Berlin zwischen dem Reichspostminister, Freiherrn Eltz von Rübenach, und dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, zusammen mit den beiden Rundfunk kommissaren, Staatssekretär a. D. Dr.-Jng. e. h. Kruckow und Dr. Krukenberg, stattfand, wurde beschlossen, daß nicht nur die früher vom Reichsministerium des Innern, sondern darüber hinaus auch die vom Reichspostministe rium bisher ausgeübte Überwachung des Rund funks nunmehr ausschließlich vom Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda übernommen wird. Dr. Goebbels hat seinerseits Dr. Krukenberg mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Reichsrundsunkkom- miftärs beim Rcichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda betraut.