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MlsdmfferTageblatt Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Der Tag der deutschen Nation Ser EtaatSall in Potsdam und gez. von Hindenburg. Schmuck, ebenso der Tribünenäüfbau neben der Kirche, der etwa 1000 Ehrengästen Gelegenheit gibt, von erhöhtem Platz aus der Parade nach Abschluß der kirchlichen Feier lichkeit beizuwohnen. Vom Bahnhof bis in die Stadt hin ein sind umkränzte Masten ausgestellt, von denen ab wechselnd die schwarz-weitz-rote Flagge und das Haken- kreuzbanner im frischen Märzwind wehen; Schnüre, die von dort aus über die Straßen gespannt sind, zeigen die sen Flaggenschmuck auch mitten über dem Weg. Hand werker, unterstützt von Reichswehrsoldaten, schufen vor den Häusern in der näheren Umgebung der Garnisonkirche weitere erhöhte Tribünen. Im Langen Stall, der sonst als Exerzierhaus verwendet wird, wurden von Postbeamten und Hand werkern die letzten Vorbereitungen für diesen Arbeitsraum der Presse getroffen. 52 Fernsprechzellen sind aufgebaut. Dazu stehen weitere 17 Apparate zur Verfügung. Für die Pressevertreter, die in sehr großer Zahl aus dem Inland und auch aus dem Ausland herbeieilten, ist damit in aus reichender Weise gesorgt. Auf sieben Plätzen der Stadt wurden Lautsprecheranlagen aufgebaut, die den Verlaus der Feierlichkeit in der Garnisonkirche, zum Teil auch des Gottesdienstes in der Nikolaikirche, übertragen. In der B r e i t e n S t r a ß e, wo der große Vorbei marsch vor dem Reichspräsidenten und der Reichsregierung stattfindet, sind sämtliche Fensterplätze vergeben Es sollen sogar hohe Preise für Fensterplätze geboten worden sein von Schaulustigen, die diesen denkwürdigen Tag in der deutschen Geschichte mit eigenen Augen miterleben wollten. Den Rekord hat hier wieder ein smarter amerika nischer Journalist geschlagen, der für seinen Fensterplatz 100 Dollar bezahlt hat. Der Potsdamer Polizeipräsident hat einen Aufruf „An Alle" erlassen, in dem er bittet mitzu helfen den Potsdamer Tag würdig zu gestalten und der historischen Feier durch Gemeinsinn und reichen Flaggen schmuck das Gepräge zu geben. Der Verlauf -es Giaaisakies. Der feierliche Staatsakt in Potsdam spielte sich im einzelnen folgendermaßen ab: Reichspräsident von Hindenburg traf um 10.25 Uhr vor der Nikolaikirche ein, wo er durch Generalsuper intendent Dr. Dibelius und zwei andere Geistliche begrüßt, und wo ihm ein Blumenstrauß von der Tochter des Pfarrers Lahr überreicht wurde. Der Reichspräsident be gab sich darauf in die Kirche und nahm an dem Gottes dienst teil, der hier für die protestantischen Mitglieder des Reichstages und der Negierungen abgehalten wurde. Zu etwa gleicher Zeit fand in der katholischen Stadtpfarrkirchs ein Gottesdienst für die katholischen Mitglieder des Reichstages statt. Generalsuperintendent D. Dr. Dibelius stellte seine Pre digt in der Nikolaikirche unter das Motto des Bibelwortes: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?" Der beliebte Kanzelredner erinnerte ausführlich an die Augusttage 1914, wo der Nus durch die Massen ging: Ein Reich, ein Volk, ein Gott! Dieser Rus sei heute noch nicht Erfüllung, son dern Sehnsucht. Noch sei der Glaube in den oeuischen Ländern nicht wieder die große bewegende Kraft, die er einst war; aber eine Bereitschaft zu neuem Glauben sei bei Hunderttausenden vorhanden. Aus solcher Sehnsucht steige die Losung empor: „Wir wollen wieder sein, wozu uns Gott geschaffen hat. Wir wollen wieder Deutsche sein!" Das aber sei nur möglich, wenn der Glaube an Golt wieder der Pulsschlag des Lebens werde, und wenn das deutsche Volk durch das Evangelium sein wahres Herz wiedersinde. Ein starkes Deutsches Reich soll ihr stolzes bleibendes Ehrenmal sein! Berlin. 21. März 1933. von Hindenburg, Generalfeldmarschall, Reichspräsident. * Geleitworte Hindenburgs zum 2i.März. Der Reichspräsident hat zu dem historischen Tage des 21. März der Deutschen Zeitung folgende Geleit worte zur Verfügung gestellt: Kein Volk hat um äußere Freiheit und innere Einheit so schwer zu ringen gehabt wie das deutsche. Im Herzen Europas gelegen mit ungeschützten Grenzen, ist Deutsch land immer allzu leicht feindlichen Gewalten ausgesetzt gewesen. Nur in schweren Kämpfen hat es seine Unab hängigkeit bewahren können, und erst nach langer Zer splitterung konnte im vergangenen Jahrhundert der Grund zu dem deutschen Nationalstaat gelegt werden. Dieser starke Wille der Deutschen zur Einheit und Freiheit hat das Gefüge des Reichs auch in den Stürmen des Welt krieges und der Not der Nachkriegszeit zusammengehalten. In aufopfernder Hingabe an den vaterländischen Ge danken hat sich das deutsche Volk wieder emporgearbeitet aus innerer N01 und äußerer Bedrückung, die ein harter Friede uns gebracht Hai. Selbstbehauptungswille nach außen und Einigkeit im Innern sind die Voraussetzungen, von denen die Erhaltung unseres Vaterlandes in Einheit und Freiheit abhängt. Möge das lebende Geschlecht und vor allem die Heranwachsende Jugend aus der Vergangen heit und auch aus der Not der Gegenwart lernen! Dann werden sie die Einheit und die Freiheit, die ihre Väter in schwerem Ringen erwarben, zu erhalten und mit neuem Leben zu erfüllen wissen. Potsdam im FlaggenschmuS. Die letzten Vorbereitungen zum Staatsakt. In der alten Residenz- und Garnisonstadt Potsdam war in den letzten Tagen fieberhaft gearbeitet worden, um dem anläßlich der Reichstagseröffnung dort veranstalteten Staatsak 1 einen würdigen und feierlichen Rahmen zu geben. Die G a r n t s o n k i r ch e, der Mittelpunkt des weihevollen Aktes, erhielt schlichtes Tanuenarün als 4- Zu nationaler Kraft empor! Hindenburg gedenkt der Gefallenen. Anläßlich der Reichstagserösfnung hat Reichspräsident von Hindenburg folgen den Aufruf erlassen: Am Tage der feierlichen Eröffnung des Deutschen Reichstages, der, wie keiner seiner Vorgänger seit dem Ende des grossen Krieges, sich zum nationalen und wehr haften Staat bekennt, gedenke ich in Ehrfurcht und Dank barkeit der für Deutschland Gefallenen. In steter Treue grüße ich die Hinterbliebenen unserer teuren Toten, und in herzlicher Kameradschaft all meine Kameraden aus dem großen Kriege. Die Opfer an Leben und Gesundheit, die dieser Krieg von Deutschland forderte, sind nicht umsonst gebracht worden. Aus dem Nicderbruch ringt sich Deutsch land wieder zu nationaler Kraft empor im Geiste derer, die für Volk und Vaterland kämpften und fielen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend r» Ztitung oder Kürzung Les Bezugspreis». Rücksendung eingesundler Schriftstück- erfolgt nur, wenn Ruckporto beiliegt. 21. März 1933. In den deutschen Geschichtsbüchern kommender Gene rationen wird dieser Tag mit dicken Lettern verzeichnet stehen. 21. März 1933: „In Deutschland beginnt nach dem Zusammenbruch der Aufbau eines neuen Reiches." So werden die Ein leitungssätze zu den geschichtlichen Darstellungen der späte ren Generationen lauten. Die Auswirkung dieses Um schwunges, der im heutigen Tag seinen Ausdruck findet, Werden erst kommepde Geschlechter in vollem Ausmaße er messen und würdigen können. Wir Gegenwartsmenschen stehen noch mittendrin in den Ereignissen, wir können noch nicht die großen Linien der Entwicklung erkennen, weil wir noch durch allzu viele kleine Geschehnisse abgelenkt werden. Vielen ist es noch gar nicht voll zum Bewußtsein gekommen, daß wir in einer Zeitenwende von allergrößtem Ausmaß leben, in einer Zeiten wende, die bewußt anknüpft an die Kräfte der Vergangen heit, die das alte Reich groß und mächtig gemacht haben. Das sichtbarste Symbol dieser Verknüpfung einer großen Vergangenheit mit einer neuen Zukunft ist die Persönlichkeit des greisen Feldmarschalls Von Hindenburg, des Reichspräsidenten. Er steht heute im Mittelpunkt der Feiern. Welch' ein Schicksal verkörpert sich in dem Feldmarschall! Als junger Leutnant erlebte er den Bruderkrieg zwischen Nord und Süd, gegen das gleiche Österreich, aus dessen Volk Adolf Hitler hervorging, der heute neben Hindenburg als Kanzler des Deutschen Reiches steht. Weich'eine Wendung! Dann zog Hindenburg mit den geeinten deutschen Armeen gegen Frankreich, kämpfte mit in den glorreichen Schlachten, wo Deutsche von Nord und Süd Schulter an Schulter standen, und wo die Bereitschaft zur Einigung in einem neuen Reich emporgewachsen ist. Dann sah der junge Leutnant Hindenburg den Jubel im Spiegelsaal von Ver sailles, als der König von Preußen zum Deutschen Kaiser ausgerufen wurde. Mit der siegreichen Armee zog der junge Hindenburg in die neue Reichshauptstadt ein. Dann durfte er erleben, wie das neue Reich zu Größe und Macht Und Glück emporstieg, und wie der Wohlstand des Volkes zu ungeahnter Höhe wuchs. Hindenburg erreichte die höch sten militärischen Stellungen, aber als der Krieg ausbrach, lebte er schon fast als unbekannter Privatmanns Da erging 1914 der Ruf aufs neue an ihn. Plötzlich tauchte der Name Hindenburg in der Öffentlichkeit auf, und ehe noch die Welt sich über ihn unterrichten konnte, hat er sich unvergänglichen Ruhm als Sieger in einer der größten Schlachten der Weltgeschichte erkämpft. Als Sieger von Tannenberg schrieb sich Hindenburg schon im August 1911 in das Buch der Geschichte ein. Nach ruhmreichen Kriegsjahren kam der d ü st e r e No v e m b e r 1918, die Tage des Jammers und der tiefsten Schmach. Als alles wankte und alles zu stürzen drohte, stand die Gestalt des schon über 70jährigen Feldmarschalls uner schütterlich und unbeweglich, die Augen in eine ferne Zukunft gerichtet. Er führte die Armeen w die Heimat zurück, sein Name und seine Unerschütter lichkeit bewahrten das deutsche Volk vor vem Chaos. Es folgten dann für den alten Feldmarschall einige ^ahre privaten Lebens in stiller Zurückgezogenheit. Aber lange Ruhe war ihm nicht vergönnt. Rach wenigen wahren schon erging von neuem der Rus an ihu, seine Persönlichkeit in den Dienst des Vaterlandes zu stellen Hindenburg zögerte keinen Augenblick, dem Ruf zu folgen, weil er nur einePflicht kannte, seine Kraft und sein <ebe« hinzugeben, wenn es galt, für des deutschen Vol kes Glück und Freiheit zu kämpfen. Acht JahrePrä- sidentschaft liegen hinter ihm; wie an einem Felsen die Wogen des sturmgepeitschten Meeres emporbranden, so umtobten die Wogen des öffentlichen Meinungskampfes die Person des Reichspräsidenten in all' diesen Jahren. Er allein stand fest und unwandelbar, sein Auge wie ein Seher in eine neue Zukunft gerichtet, immer mahnend zur Einigkeit und zur Vaterlandsliebe. Lange vergeblich, doch unermüdlich! Schließlich ist ihm der Lohn geworden. Er hat heute den Tag erlebt wo er eine starke Mehrheit des deutschen Volkes im nationalen Willen geeint sieht, wo die alten Fahnen, die ihm in tausend Schlachten leuchteten und ihm in tausend Nöten Kraft gaben, wieder flattern. Nur wenigen tausenden Deutschen ist es heute ver gönnt, den großen Feldmarschall zu sehen. Aber Mil lionen und aber Millionen von Deutschen, die heute am Rundfunk die nationale Feier mit anhören, sehen vor ihrem geistigen Auge die ergreifende Gestalt Hindenburgs, sehen ihn am Grabe des großen Preutzen- königs beten, und Millionen Deutscher werden mit ihm beten für ein neues, glückliches De utsch- land! Postscheck: Dresden für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis- die »gespaltene Raumzeile 20 Rpsg-, Lie 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs. Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfenmge. Borge- schriebene Eischeinungs- 6 tage und Platzvorschristcw werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b berücksichtigt. Anzeigen- annahme bis vorm.lOUHr. die Richtigkeit deir durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Taaeblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitzen, des Lwrts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 68 — 92. Jahrnann -Adr.: Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden PoMckcck: Dresden Dienstan, den 21. N!arz^933