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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wilsdruff-Dresden Nr. 67 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 20. März 1933 m Das »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend G-W°I,,Krieg °d.sonstiger — ! 2-2 B-tri-drstorungen^ destehl kein Anspruch auf Äeferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung erngesandter VchNMruLe erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter "Le"^^ Lernsprecherr Amt Wilsdruff Nr. 6 b°e?^N"W -ri-ig. nur, wenn «ii^°r.° b-M-gi. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschatt Meike» de* gerichts und de- Stadirai- zu Wilsdruff, de- Forslrentamls Tharandt und de- Fin-nznmi- Noff« bqördlWse^ befttmM JeliUer MimEeittW m 21, Mz Ausruf an das deutsche Volk! Der Reichsminister für Volksaufklärung und Pro- pnganda erläßt zum Tage der Reichstagservfsnung fol- gende Kundgebung: Am Dienstag, den 21. März 1933, tritt auf dem ge heiligten Boden von Potsdam der vom deutschen Volk« gewählte neue Reichstag zum ersten Male zusammen. Die Abgeordneten versammeln sich in der Garnisonkirche, um an der geschichtlich geweihten Ruhestätte unserer großen preußischen Könige Bekenntnis für die Einheit und für die Freiheit des deutschen Volkes und Reiches ab zulegen. Potsdam ist die Stadt, in der das unsterbliche Preußentum die Grundlage zu der späteren Größe der deutschen Nation gelegt hat. Die innere Zerrissenheit, unter der das deutsche Volk von den Anfängen ferner Geschichte an Jahrhunderte hindurch leiden mußte, soll von nun ab endgültig beendigt sein. Zum ersten Male feit Menschengedenken ist der deutsche Widerstandswille siegreich durch alle innenpolitischen Gegensätze durch gebrochen, und über Klassenunterschiede und konfessioneller Zwiespalt hinweg haben sich alle Stämme, Stände und Bekenntnisse in den vielen Millionen Menschen, die hinter der Regierung der nationalen Revolution stehen, die Hand gereicht. Deutschland ist erwacht! Männer und Frauen! Zeigt Eure Freude und innere Ergriffenheit über das große historische Geschehen, das sich in diesen Wochen in Deutschland abspielt, indem Ihr an nationalen Feiern, die aus Anlaß des Zusammen tritts des Reichstages in Potsdam, in Berlin und im ganzen Reich stattsmden, tätigen Anteil nehmt! Beflaggt Eure Häuser und Wohnungen in den stolzen schwarz-weitz- roten und Hakenkreuzsahnen und legt damit Bekenntnis für die Wiedergeburt der deutschen Nation ab! Am Abend des historischen 21. März sollen sich durch alle Städte und Dörfer des ganzen Reiches Fackclzüge der nationalen Parteien und Verbände, der Studentenschaft und der Schuljugend bewegen! Auf unseren deutschen Bergen und Höhen sollen die Freiheitsfcucr ausflammcn! Selbst die jenigen, die durch Alter oder Gebrechlichkeit verhindert sind, an diesen Feiern teilzunehmen, haben Gelegenheit, ihren Ablauf in Potsdam und Berlin durch Rundfunk mitzuerleben. Der kommende Dienstag soll vor aller Wett zeigen, daß das deutsche Volk, einig in seine» Ständen und Stämmen, aus Schmach und Demütigung neuerstanden ist nud sich nach Jahren unendlicher Trübsal wieder mit Stolz zu dem Dichterwort bekennt: „Nimmer wird das Reich zerstöret, Wenn Ihr einig seid und treu." Dr. G o eb b el s. Ein Wendepunkt. Der 21. März, an dem der neu gewählte Reichstag in der Potsdamer Garnisonkirche seine Eröffnungssitzung abhält, ist nicht bloß ein Tag des Frühlingsbeginns, sondern auch ein Tag, der in der Geschichte des deutschen Volles, des Deutschen Reichstages mit stolzen Lettern verzeichnet steht: Am 21. März 1871, vor 62 Jahren also, trat der erste Reichstag des in Blut und Schlachten geschaffenen Deutschen Reiches zusammen. Ganz bewußt hat man damals, vor sechs Jahrzehnten, hinübergegriffen über das Für und Wider der Tagespolitik und hatte den Mann, der als Präsident der Deutschen Nationalver sammlung 1848 em Deutsches Reich mitschaffen wollte, nach Versailles geschickt, um zum zweiten Male einen Preußischen König zu veranlassen, sich die deutsche Kaiser krone aufs Haupt zu setzen. Am 21. März 1871 trat des jungen Deutschen Reiches erster Reichstag zusammen. Am 21. März 1933 tritt auch ein neuer Reichstag zusammen, dessen Mehrheit von dem Willen beseelt ist, ein neues Deutsches Reich zu schaffen. Fluchwürdige Hände haben Feuer gelegt an das, was dem deutschen Volke gehörte. Die Stätte, wo fast vierzig Jahre hindurch die Vertretung des deutschen Volkes tagte, ist zerstört worden durch den Haß politischer Fanatiker Des deutschen Volkes Vertretung muß hinauswandern, nm einen würdigen Ort für seine Arbeit zu sinden. Gibt es dafür etwas Besseres als Potsdam! Potsdam ist die Stätte, wo die Geburtsstunde Preußens schlug, ist der Ort, aus dem die Kraft zur Reichsgründung voi 62 Jahren herauswuchs. In der Potsdamer Garnison kirche stehen die Sarkophage der beiden größten preußischen Könige, Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen. Hoch vom Turm der Garnisonkirche, in der der neue Reichs tag seine erste Sitzung abhalten wird, klingt das Glocken spiel, das seit 170 Jahren die Mahnung hinausschickt: ,llb' ünmer Treu' und Redlichkeit!" Man hat zu wenig darauf aebört. was diese Glocken ianaen und llanaen. Potsdam Zum 21. März 1933 Es rauscht der Flügelschlag der Ewigkeit Durch dieses Tages jchicksalsgroße Stunden: Das deutsche Volk hat sich aus Nacht und Leid Zum Grab des Großen Friedrich heimgefunden! Die ganze Welt hält ihren Atem an Und fühlt der Stunde ehernes Geschehen Dort, wo der große König einsam sann, Besiegelt Deutschland heut' sein Auferstehen! An seiner Gruft steht heut', nach Not und Qual Aus eigner Kraft des Schicksals Lauf zu wenden. Ein einig Volk und jauchzt den Dankchoral: Nun danket Gott mit Herzen Mund und Händen! j Und wie die Mannesfaust zur Sonne reißt Die alten heil'gen, nie besiegten Fahnen, Bekennt sich Deutschland neu zu Friedrichs Geist Und kehrt zurück zu seinen Siegesbohnen! Was wir geopfert, was an Leid und Not Wir stumm erduldet haben, ist vergessen! Wir grüßen heut im lichten Morgenrot Als neu erkämpft, was einstmals wir besessen! Ein jauchzen braust durch das befreite Herz Und will wie Sturmgeläut durch Deutschland klingen Der deutsche Aar fliegt wieder sonnenwärts. Und Potsdam löste die gelähmten Schwingen! Das Volk stand auf. Jung-Siegfried ist erwacht. Das deutsche Wunder ist an uns geschehen! Die deutsche Treue brach den Bann der Nacht Und ließ in Einigkeit uns auferstehen. Dumpf dröhnt des Hammers wuchtig-schwerer Schlag, Mit dem aus Scherben wir und letzten Trümmern Des Reiches Fundament am heut'gen Tag Mit starker Faust und gläubig neu uns zimmern. Drum laßt der Glocken Sang von Turm zu Turm Mit Iubelklang in dieser Stunde gehen! Laßt durch Deutschland heut' im Frühlingssturm Die alten heil'gen deutschen Fahnen wehen! Der Lenz brach an im deutschen Vaterland. Der Reinheit Sonne strahlt uns Hess aufs neue: An Friedrichs Grab erheben wir die Hand Und schwören seinem Geist heut' neu die Treue! Felix Leo Göckeritz. Zum ersten Male seit dem Tage, an dem Hinden burg 1925 als Reichspräsident im Reichstag und vor dem Reichstag stand, wird er jetzt in Potsdam vor den Reichs tag hintreten. An seiner Seite steht dann der Kanzler des wiedererwachten nationalen Deutschlands, Adolf Hitler. Die Welt ist anders geworden, und auch die Menschen wurden anders. Anders wurde die Welt seit jenem 21. März 1871, das, was 1871 im Spiegelsaal des Ver- sailler Schlosses geschaffen war, bestand die Feuerprobe, und vergebens hat man in demselben Versailles 1919 ein anderes Deutschland zu schaffen versucht, dem unsere Geg ner einen Ewigkeitswert zutrauten. Auch sie wissen, daß sich in Deutschland alles geändert hat. Neu wie die Tagungsstätte des Reichstages ist seine Zusammensetzung. Man muß lange zurückgehen in der Geschichte des Reichstages, um eine Harlamentsmehr- heit zu finden, die so unbedingt hinter der Regierung steht. Vielleicht muß man sogar bis zu jenem 21. März 1871 rück wärtswandern, um einen Vergleich zu finden. Im neuen Reichstag besitzt der nationale Wille eine Stärke und eine Mehrheit, die weit hinausgeht über das rein Zahlen mäßige. Diese Tatsache zeigt sinnfällig für jeden den Wandel der Zeit. „Morgendlich leuchtend in rosigem Schein. . .! Ein Garten lud mich ein. . WernerStolzings Preislied aus Richard Wagners Meister singern möchte man mitgeben für den Gang, den des deut schen Volkes Vertreter am 21. März im Frühlings beginn tun; denn nicht nur an einem für die deutsche Geschichte bedeutsamen Tage wird der neue Reichstag zu sammentreten, sondern er tut das am Tage, da der Früh ling neues Hoffen und neue Kraft im Menschen weckt. Und für kein Tun möchte man dem Reichstag mitaeben. was Herder, einer der bedeutendsten deutsche"!, Menschen,"se- schrieben hat als Mahnung und als Warnung: „Was der Frühling nicht saete, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen." Auf die Saatalso, die am 21. März in Potsdam vor sich geht, wird für Deutschlands Zukunft alles ankommen! FeiertagSdienst bei den Behörden. Uber die Dienstzeit bei den Behörden am Tage der Neichstagseröffnung hat Reichsiynenmimster Dr. Frick folgendes angeordnet: . . „ Am 21. März, dem Tage der feierlichen Eröffnung des neuen Reichstags wird in der Reichsverwaltung durchgängig Sonntagsdienst gehalten. Für den Grenzaufsichts- und Zollabfertigungsdienß und den Betriebsdienst der Reichsverwaltung kann von den Verwaltungschefs eine durch die Natur der Sache ge- botene Sonderregelung getroffen werden. In diese« Falle ist den Beamten, Angestellten und Arbeitern zur TeilnahmeanFeieru oder Gottesdienst^ die er forderliche Zeit freizugeben, soweit die dienstlichen Ver hältnisse es irgend gestatten. Lohnabzug oder Lohn- kürzung werden nicht vor genommen, Am 21. März schulfrei. Reichsminister Dr. Frick hat an die Unterrichts ministerien der Länder folgendes Telegramm gerichtet: Aus Anlaß des Zusammentritts des ersten in neuem Geiste gewählten Deutschen Reichstags am 21. März in Potsdam bitte ich die Unterrichtsverwaltungen, für diesen Tag Unterrichtsausfall anzuordnen. Der preußische Unterrichtsministcr Dr. Rust hat folgenden Erlaß an die Schulen gerichtet: „Am Dienstag, den 21. März 1933, tritt zum ersten Male seit dem 9. November 1918 wieder ein Deutscher Reichstag zusammen. Nach dem Zwischenspiel im Weimarer Theater wird der neue Abschnitt deutscher Ge- schichte eingeleitet durch einen Festakt der deutschen Ab- geordneten in der Garnisonkirche zu Potsdam. Am Grabe Friedrichs des Großen werden die Abgesandten des Deut- schen Volkes geloben, sich für ein neues Preußen und Deutschland einzusetzen. Zur Feier dieses Tages fällt der Unterricht an allen preußischen Schulen und Hochschulen aus. Um 11.45 Uhr versammeln sich die Schüler zu einer Feier, in der die Schulleiter auf die Bedeutung dieses Tages des er wachenden Deutschland Hinweisen. Um 12 Uhr hören sie durch Rundfunk die Ansprachen des Reichspräsidenten von Hindenburg und des Reichskanzlers Hitler in der Garni- sonkirche zu Potsdam. Schulen, in denen die Möglichkeit der Rundfunkübertragung noch nicht besteht, haben die Möglichkeit der Rundfunkübertragung für diese beiden Reden bis zumDienstagz uschass e n. Die Schul feiern müssen so ausgestattet sein, daß allen Schülern be wußt Wird, daß sie hier den Beginn einer neuen Epoche deutscher Geschichte unter dem Zeichen des völkischen Staatsgedankens miterleben." * Der 21. März allgemeiner Feiertag in Sachsen. Dresden. In einer Verordnung vom 20. März 1933 hat der Reichskommissar für das Land Sachsen bestimmt, daß der 21. März, der Tag des Zusammentritts des neuen Reichs tages, im Freistaat Sachsen als allgemeiner Feiertag zu begehen ist, das bedeutet, daß dieser Tag nicht nur von den Behör den und Schulen, sondern auch von der gesamten Wirtschaft, in Handel und Industrie, Landwirtschaft und Gewerbe, sowie von der Bevölkerung des Landes überhaupt wie ein Sonn- und Festtag zu begehen ist. * Nationalfeiertag und Landeskirche. Dresden. Das ev.-luth. Landeskonsistorium teilt mit: In freudiger Anerkennung der Tatsache, daß die heutige Reichs regierung und die Länderkommissare sich zu entschieden christ licher Staatssührung bekannt haben und mit Rücksicht daraus, daß der Staatsakt zur Eröffnung des Reichstages im Gottes haus abgehalten wird, hat das sächsische ev.-luth. Landeskonsi- storium angeordnet, daß am Dienstag, dem 21. März, bei Be ginn des Staatsaktes, also von 12 Uhr ab, fünszehn Minuten lag mit allen Ettcken geläutet wird. Die Kirchenflaggen sind aufzuziehen. In den Großstädten ist zu geeigneter Stunde in einer Kirche Gottesdienst zu halten.