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Wilsdruffer Tageblatt : 09.03.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193303091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19330309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19330309
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-03
- Tag 1933-03-09
-
Monat
1933-03
-
Jahr
1933
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 09.03.1933
- Autor
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Unterhaltungs-Stunde Das Blutgericht von Thorn. Hstiorische Skizze von Werner Krueger-Hamburg. Jäh brach das Spiel der Geigen ab. Der hohe Rittersaal des Thorner Artushofes lag sekundenlang in tiefstem Schwei gen. Nur die Kerzen tropften rinnende Zeit... Und dann wieder kurz und scharf klang der Dia- mantenknauf an dem Trotteurstocklein des Fürsten Lubo mirski wider das spiegelnde Parkett. „Schluß mit der Farce!" Bor ihm stand aufrechl, bleich bis in das sich lichtende Haar, der Bürgermeister Gottfried Rösner. „Halten zu Gnaden, Durchlaucht, das ist keine Farce! Das ist ein deutsches Fast nachtsspiel, und nicht mit einem Wort wird dem großen König wie seinen Untertanen geringster Abbruch getan." Der kleine Fürst Lubomirski wiegte den weißen Spötter- kops. „Es ist nicht gut, Bürgermeister, daß die Deutschen eigene Spiele und Feste, eigene Musik und eigene barocke Tanze haben. Ich denke da an des Signore Macchiavellt geistreiches Buch und — da der Himmel "mir durch die Gnade meines Königs hiesige Starostei gegeben hat, soll es das nimmer geben in Zukunft!" „Starost!" bat der Bürgermeister, hob die Hände. Der Diamantenknauf schlug Wider den Boden. „Seiner Majestät Starost von Thorn'ordnet an: Deutsche Vereine und deutsche Feste gibt es nimmer. Die Kassen sind an den Staat abzufübren. Der Artushos wird polnisches Kasino. Das will ich, und so geschieht es!" Drohend schob sich das Kinn des Fürsten vor. Unter den buschigen Brauen schoß ein lauernder Blick in die Runde. „Starost", sagte der Bürgermeister langsam. „Der Artus- Hof hier ist vou deutschen Rittern erbaut. Deutsche Ritter haben hier gefeiert. Möge in ihren Nachkommen nie das herrische Blut erwachen, das untrennbar ist von deutscher Art! Deutsche sind keine Knechte!" Grollend klang es. Und der Starost zuckte zurück. Dann verbeugte er sich malitiös. „Aber zu Tannenberg, Bürger meister, zu Tannenberg, da können sie es wieder werden." Gottfried Rösner reichte feiner herbeieilenden Tochter den Arin und schritt die breite Komturtreppe hinab. Dicht und flockig fiel weicher, weißer Schnee. Der Bürgermeister winkte dem Schlitten, daß er nachfahre, und schritt am Arme seiner Tochter die abfallende Windstraße hinab, in die Kopernikus- stratze hinein. Von ihrem Hause führte die kleine Bäckerstraße hinab zur Weichsel, die hinter dem Seglertor in Fesseln krachenden Eises lag. Schollen hatten sich übereinander ge türmt, und von oben herab nahm es sich aus, als schliefe "da unten ein geduckter riesiger Vogel mit seinen behutsam zu sammengefalteten großen Schwingen. „Mag der deutsche Adler sein, der schlummert!" flüsterte Rösner. „Ob er Wohl erwacht mitunter?" — Der Schnee fiel lind und beständig die ganze Nacht hin durch, und am frühen Morgen war das hohe Tor der Bürger meisterei an der Kopernikusstraße hoch verschneit. Da schlug unten der Klöppel Wider die dicken eichenen Bohlen. Unten stand ein Rndaker Bauer. „Bürgermeister, kommt schnell! Die Kerle wollen uns den Markt verbieten. Sie haben unsere Körbe zerschlagen, unsere Weiber verprügel! und sind auf dem Märkte, so daß wir nichts verkaufen können." Tief auf seufzte Gottfried Rösner. Dann ging er zu, Vitrine und entnahm ihr die goldene Kette seiner Wurde. Du hängte er vor die Brust und warf den Samtmantel um. Vor der Kirche standen die Bauern gedrängt. Hochauf gerichtei der Ratsherr Fliedner unter ihnen, grollend den Kopf zum Rathaus vorgebeugt. Und aus der Kirchentreppe, weißhaarig und mit zuckenden Lippen, stand der erste Pfarrer der Altstadt, Wilhelm Stachowitz. Ueber den Markt tobten übermütige Schüler des St. Ma rienstiftes. Es waren polnische Junkerlein, Söhne der um liegenden Aristokratengeschlechter Polnischen Geblütes, die im Stifte ihren Studien obliegen sollten. Sie hatten ihre Pferde mitgebracht und vergnügten sich daran, im Umher reiten die Marktkörbe der Bauern zu vernichten. Ab und an geschah es, daß einer von ihnen ein verirrtes altes Weiblein vor den Gaul bekam. Dann juchzte er wild und trieb das Mütter chen in Wildem Galopp über den Markt, bis es zusammen sank. Haarscharf sauste er dann mit dem Pferd daran vorbei. Ratsherr Fliedner fchritt auf den Bürgermeister zu. „Bürgermeister, sagt, daß wir sie erschlagen sollen! Sagt end lich, daß wir keine Sklaven mehr sind! Unsere Bauern haben ihre Dreschflegel und Messer. Es bleibt nichts übrig von den Junkcrlein. Sagt endlich, daß wir uns wehren dürfen!" Rösner winkte leicht mit der Hand und schüttelte den Kopf. „Es geht nicht. Bewahrt Vernunft und Geduld! Wir dürfen es nicht, sollen nicht alle unsere Brüder schwer leiden." Dann schritt der Bürgermeister mit hocherhobenem Arm auf die Reiter zu und donnerte ihnen ein „Halt!" entgegen. „Meine Herren! Ihr habt vergessen, daß hier Jahrhunderte alte Marktgerechtsame ist. Die darf uns nicht genommen werden. Was Ihr tuet, sind schwere Ausschreitungen. Ich werde beim Wojewoden Klage erheben, und Euere Eltern werden für den Schaden einstehen müssen. Nun lasset genug sein und gehet! Dem Markte muß hente sein Recht werden." Dicht vor dem Bürgermeister parierte einer das Pferd. Das grinsende Gesicht des Wilnaer Grafen Kotowicz neigte sich herab. „Schreibt an meinen Vater nach Wilna, Bürger meister! Die Post braucht fünf Wochen. Und bringt mir den Wojewoden! Dann werde ich mein Pferd in den Stall bringen. Ihr habt mir nichts zu sagen!" Blut stieg dem Ratsherrn in das Antlitz. „Schämt Euch, Buben, vor unserem Gotteshause die Pferde aufzustellen!" Ein tückischer Blick aus den Augen des Wilnaers glitt über die schmucke Kirche. „Beim Himmel, Bürgermeister, das ist ein wunderbarer Pferdestall. Kameraden, wir müssen ohnehin gleich zum Unterricht. Stellen wir die Pferde einst weilen in die Kirche!" Johlen antwortete ihm. Der Pfarrer wurde zurück gerissen, und die schweren Türen kreischten in ihren Angeln. Pferoe wieherten, Hufe klapperten über den Vorraum der Kirche, wüstes Geschrei drang aus dem Kirchenschiff. Einen Augenblick standen die Deutschen erstarrt. Dann aber reckte der Ratsherr Fliedner die Faust. „Brüder, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Drauf und dran! Schlagt sie tot!" Einen Augenblick sprang der Bürgermeister dazwischen. Er hob seine Kette. „Deutsche Brüder, seid ruhig! Keine Gewalt!^ Wer Fäuste ergriffen ihn und schoben ihn zurück. Der alte Pfarrer Stachowitz sank auf die Knie nieder. „Die Rache ist mein, sagt der Herr, ich will vergelten", flüsterten seine Lippen. Da brach der Sturm los. Aus allen Winkeln und Gassen rannten die geknechteten Deutschen herbei, alle, die ge wartet und gehofft, alle, denen die Polen Jahre hindurch un endlich viel Leid aetan batten. Und sie stürmten herab. Das war eine unaufhaltsame Masse. Nervige Fäuste griffen zu, und in einem tausendstimmigen Aufschrei machte das deutsche Volk reinen Tisch mit seinen Quälern. Ueber die erschlagenen Junker hinweg wälzte sich die Masse zum Stift, und Sekunden darauf prasselte das Feuer >m Gebälk der Turmsparren. Schaurig dröhnten die Glocken der St. Marien kirche. Die Fenster sprangen in der Hitze. Säulen barsten, und auf die Straße stürzten Gottesbilder... Dicht vor dem Fuße des Bürgermeisters lag eine Mutter Gottes im Rinnstein. Mit schützendem Arm hielt sie das Gotteskind noch umschlungen. Rösner hob das Bild auf und stellte es an die Mauer. Dann fiel sein Blick auf den Himmel. Der lag schwer in dunklen Wolken. Ganz fern aber stieg feurigrot die Sonne auf und vermischte ihr Feuer mit dem der Flammen. „Blut am Himmel!" flüsterte Rösner mit zuckenden Lippen. „Blut ist geflossen und — wird wieder fließen! Armes deutsches Volk!" — Hart war der Frost, und tief lag der Schnee. Dann kam der Kurier des Königs aus Dresden zurück. „Gegeben im Jahre 1724. Die Stadt Thorn tut Buße für die zur Fasten begangenen Greuel im Stifte vom hl. Herzen Jesu und zahlet eine immerwährende Schuld von dreißigtausend Talern jährlich an den Wojewoden von Pom- merellen. Der Bürgermeister einer solchen Stadt, der so schlecht sein Volk zu zügeln hat gewußt, aber schreitet zum Schafott und sollen ihn fünf seiner Ratsherren begleiten!" — Die Stadt lag noch im frühen Nebel des herandäm mernden Morgens. Der schlich durch die Straßen wie ein hungernder Hund. Klobig ragte der Turm des alten deutschen Rathauses gen Himmel, den deutsche Ordensritter erbaut hatten und der heute seine Glocken klingen ließ zum Gericht Wider alle Vernunft. Die vier breiten Tore, die in das Innere des Rathauses führten, waren durch Postenketten polnischer Ulanen versperrt. Und eine weitere Postenkette stand rings um den Marktplatz. Aber es hätte solchen Aufgebotes kaum bedurft. Niemand deutschen Blutes war auf der Straße. Und dennoch — niemand von ihnen schlief. Sie standen in ihren Zimmern und hatten die Hände gefaltet und flehten zu Gott. Ein Wagen rollte heran. Gottfried Rösner schritt durch die Postenkette in vollem Ornat, die blinkende Kette auf der Brust. Und hinter ihm fünf seiner Ratsherren, der aufrechte Fliedner, der knorrige Stachowitz und drei andere dazu. Eine Viertelstunde lang hielt in Thorn das deutsche Volk den Atem an und krampfte die Hände ineinander. Das war das Blutgericht zu Thorn! Der Stroppschwanz. Skizze vou Eilhard Erich Pauls. Man mußte am Samstag Abend ein wenig in der Wirt schaft sitzen. Man kam von hinter dem Moor her, man hatte drei und vier Stunden zum Kirchdorf zu gehen. Man wollte doch etwas von der Welt Lauf und den Getreidepreisen hören. Zwischen dem Hümmling und dem Rhauder Fehn Ivar es. Aber diesmal saßen da noch so ein paar fremde Wanderer am Tische. Die wunderten sich natürlich über den alten Jan Freisten, der ihnen das große Schnapsglas vorsetzte. „Da wir wandelten in Sauferei und Fresserei", murmelte der alte Jan Frerssen, „ersten Petri vier." Und sie schauten ihn beinahe erschrocken an. Der Alte aber wurde bloß verlegen, daß da noch welche auf ihn achteten. Sein zahnloser Mund jappte hilflos. Die Moorbauern bestellten ihr zweites Glas. „Der Satan hat eurer begehrt", murmelte der alte Jan Frerssen, „Lukas zweiundzwanzig", als er den Schnaps brachte. Aber die Moorbauern rauchten geruhsam weiter. Bloß der Förster von Sörgel, der herzoglich Ahrens- bergsche Förster Starkmann bemerkte das fremde Erstaunen und lachte laut. Er kippte also sein zweites Glas hinter die Binde und bestellte das dritte. Der alte Jan Frerssen schlurfte gleichgültig herbei und schlurfte hängig zurück. „Gott wird meine Seele lösen aus der Hölle Gewalt, Psalni neunundvierzig", mummelte der alte Frerssen. Der Förster lachte laut, und die Fremden rückten heran. Ob das wunderliche Menschenkind noch mehr solcher Sprüche hätte, fragten sie. Der Förster wollte ihnen das erzählen. Es war vor vierzig Jahren gewesen, daß Förster Stark mann hierher kam. Er stammte nicht aus dieser Gegend. Darum wunderte er sich damals auch, daß sein Forstgehilfe mehr als andere Leute wußte. Ja, einmal geschah es sogar, daß Jan Frerssen beim Küster Holtens das TotengeläutZfür den Wirt von Altburlage bestellte. Das war an einem Mittwoch Abend, und erst am Freitag früh, beim Einfahren des Buch weizens, geriet der Wirt unter die Räder seines Wagens. So etwas konnte natürlich den Waldwärter Jan Freisten nicht zu einer angenehmen Person machen. Nun war es einmal jo, daß der Prinz Ahrensberg seinen Freunden dort im Hümmling eine Sauhatz bestellte. Ein paar Tage vorher wurden die Sauen durch Fütterung zusammengehalten. Das geschah in einer Lichtung, die von Bruch und Dickung rings umgeben war, und ein einigermaßen fester Waldweg führte auch dorthin. Wenn Jan Frerssen das Futter streute, machten ein paar andere Waldarbeiter die Dickungen ringsum, auch die entlegenen, rege. Das gab denn ein großes Geschrei, und die Sauen, Keiler und Brachen schnauften und grunzten und schoben sich widerwillig ein. Förster Starkmann aber war es, der dicht bei der Lichtung aus dem Bruch heraus Prustete: „Muff, muff, ist der Stroppschwanz da, muff, muff, der Jan Frerssen schlagen soll?" Der Anschlag hatte jedenfalls den gewünschten Erfolg. Ob sie auch etwas aus dem Bruch heraus gehört hätten, fragte tun Freisten. Aber natürlich, so etwas könnten sie nicht ören. Als sie am zweiten Abend wieder dabei waren, zu reiben und zu füttern, prustete Förster Starkmann wiederum: Muff, muff, ist der Stroppschwanz da, der den Jan Frerssen chlagen soll?" Und hinterher, als sie durch die Dunkelheit ach Hause gingen, war der Waldhüter durchaus tiefsinnig, ebenfalls, als die Herren angereist kamen, meldete sich Jan .reisten bei Förster Starkmann. Nein und nein und tausend- lal nein, diese Hatz mache er nicht mit. Das könnte man von ünem Menschen verlangen, daß er offenen Auges in seinen od renne, wenn er offenen Auges wäre. Er sei gewarnt, nd mit ginge er nicht. Förster Starkmann war kein Un- aensch. Sie hatten es ja eigentlich auch gut mit dem Jan freisten im Sinne. Sie wollten ja eigentlich nicht nur sich on so einem Allesbesserwisser befreien, sondern den Sonder- ng ebenso von seinem zweiten Gesicht. „Sollst sehen, Jan", antwortete Förster Starkmann, „dies st alles Unsinn, und Du lebst noch viele Jahre. Aber heute leib' denn man -m Hause, kannst Lol» klein machen, und sierher kommst Du, sobald die Hatz abgeblasen ist. Dann kann'' Lu helfen, wenn die gehetzten Sauen heimgsschafft werden' Ja, das wollte Jan Freisten tun, denn dann wäre d» Stroppschwanz verendet, und er brauche sich nicht mehr lürchten. So ging die Hatz vor sich. Es dunkelte schon, ab )as Halali geblasen wurde, und Fackeln mußten aus dä Strecke leuchten. Nun war ja Jan Frerssen dabei, und ei gc oärdete sich geradezu unsinnig vor Freude, als er wirkd» den Stroppschwanz fand, den der Förster natürlich schon vol her ausgemacht hatte. Das kapitale Schwein wog seine viel einhalb Zentner. Jan machte die Stränge um das Gebrech und hinter dem Gewehr seines angesagten Todfeindes fest uni schleifte das Schwein zur Strecke. Dort wurde alles Wild al Ort und Stelle verbrochen. Jan Frerssen war beinahe mord lustig, als er diesem Stroppschwanz den Bruch legte. Dany wälzte er das Schwein auf den Rücken, hob den Kopf bei Tieres so, daß dessen Gebreche von seiner Brust angestemiN wurde. Dann schärfte er Schloß und Leib bis zur Brust hin auf. Danach mußte der Jagdgehilfe das ungenießbare Kurz wildbret auslösen und endlich Luft- und Speiseröhre inwendis ablösen. Das gelang vorzüglich, und alles, was sonst nicht- zu tun hatte, stand herum und machte seine Bemerkungen „Bist ein Hauptkerl, Jan, hast Deinen eigenen Tod geschlagen ' — „Es ist nichts, Jan, nichts ist es mit Deinem Zweite' Gesicht." — „Fortan läßt Du das bleiben, Jan, es hat keinä Sinn mehr. Kein Mensch wird Dir noch glauben." Nun mußte Jan den Kopf ablösen. Das geschieht folgender naßen: Drei Finger breit hinter dem Gehör macht man der Einschnitt, dann schärft man ringsum den Hals bis auf dci Halsknochcn. Und zuletzt, indem man den Kopf am Gehör sah! Dreht man den Kopf ab. Das Schwein wog vierundeinhal! Zentner. Dem Waldhüter war der Kopf zu schwer und glll in Fallen an seinem Leib entlang. Aber er hatte ihn gleich zeitig abgedreht. Das Gewehr des toten Hauptschweines zerrst ihm das Kleid, verwundete ihn am Bauch, und es blutet! Wfort stark. Jan Frerssen erhob ein mächtiges Geschrei. Die Leute, di! Bescheid wußten, bekamen ein Entsetzen vor sich selber. Nu» war es so, daß sie am liebsten den Spaß gar nicht angefange» hätten. Denn nun half ja nichts, dieses unheimliches Zweit! Gesicht behielt sein Recht, gerade ihnen zum Tort. Als Förster Starkmann soweit erzählt hatte, bestellte c< sein viertes Glas Schnaps. Der Alte schlurfte herbei. E> machte große Augen. Er mummelte lange wortlos, als er bw vierte Glas hinsetzte. Aber dann nickte er zufrieden: „Sondert erlöse uns von dem Uebel." Er schlurfte in die Ofenecke zurüö Die Fremden waren ein wenig verbiestert. „Ja, aber", fragten sie, „ist der Waldhüter nun gestorben?" Darauf lachte der Förster. „I wo!" lachte er. „Ter if nicht gestorben, aber wenn die Herrschaften ihn selber frage" wollen..." Der Förster wies in die Ofenccke. „Er wird selbe! behaupten, daß er gestorben wäre." Jan Frerssen, damals, wurde wieder gesund. Abel er wollte ja durchaus sterben. Denn er hatte ja sein Zweites Gesicht und Beweise, daß er daran glauben mußte. Es half gw nichts, daß sie ihm die ganze Geschichte von Anfang an er zählten. „Das macht Ihr mir bloß jetzt vor", antwortete Ja»! Frerssen. Aber zuletzt, wie es durchaus wieder besser wurdk und man ihn aus seinem Bette geradezu hinauswarf, half del Pfarrer, natürlich ohne das gerade zu wollen. Er sollte sich das eine Warnung sein lassen, sagte der Pfarrer von Sörgel, als Jan zum Beichten kam; es wäre doch bös gewesen, wen» es ihn milten aus seinen Sünden heraus abgerufen hätte Ein Paar Tage ging der Waldhüter hintersinnig. Dann sagte er es seinem Förster, es wäre alles mit rechten Dingell zugegangen. Und nun wisse er auch, wann. In einer del ersten Nächte nach jener Hatz, da sei er gestorben. Er hätte nur zuerst geglaubt, daß es ein Ficbertraum gewesen wäre, Aber nun wisse er, damals sei er gestorben. Alle seine Sünde» solle er aufzählen, hatte Petrus gedroht. Und dann wäre Petrus ganz zornig geworden. „Damit können wir Dich hier noch nicht gebrauchen. Marsch, mach, daß Du wieder herunter kommst! Und wenn Du alle Deine Sünden abgebüßt hast dann kannst Du wieder nachfragen." Als sie gingen, die Moorbauern und der Förster und die Fremden, weil Jan Frerssen die Lampe auspustete, mummelte der Alte hinter ihnen her. „Und vergib uns unsere Schuld", mummelte Jan Freisten. „Was wissen die, wann so cii> Menschenkind alle feine Sünden abgebüßt hat!" Entfettung durch Borax? Die schlanke Linie hat gewiß allerlei von der übertriebene^ Wertschätzung eingebüßt, deren sie sich eine ganze Weile cr freute. Das werden viele Frauen ^on Herzen begrüßen. Abe> mindestens ebensoviele dürften Wohl auch heute noch in de' Schlankheit der Gestalt ihr Ideal erblicken. Und solange st dieses nicht erreicht haben, werden sie eben durch Sport, dur» knappe Ernährung und schließlich, wenn dies alles nicht Hilst durch Entfettungskuren und Entfettungsmittel, die sie von' Arzt oder Apotheker beziehen, dem Ideal nacheifern. Ke»»' zeichnend für dieses noch immer lebendige Bestreben ist eist in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift erschienene uw von Professor Rost-Berlin beantwortete Anfrage, ob Borsäuv oder Borax als Entfettungsmittel zu empfehlen sei. Dst Wirkungen dieser Chemikalien bestehen darin, daß sie die Aus' Nutzung der Nahrung im Darmkanal herabmindern; die Fett einschmelzung und tue Wasserausscheidung nehmen zu, so das ein Rückgang des Körpergewichts eintritt. Das konnte scho" beobachtet werden, wenn dreimal täglich 0,75 Gramm Bora! eingenommen wurden. Sobald man jedoch die Ration au^ nur um ein viertel Gramm erhöhte, machten sich nachteilig Folgen bemerkbar: Kopfschmerzen, Schwächegefühl und Herl klopfen. Bei wiederholten Gaben steigert sich die Wirkuw sehr schnell, weil Borsäure und Borax nur langsam vo»' Organismus ausgeschieden werden. Besondere Vorsicht wiw bei der Einführung von heißen Boraxlösungen in den Dar»' empfohlen. Zwar ist es ein recht energisches Entfettungsmittel aber sehr leicht treten nach solcher Behandlung gefährlich Vergiftungen ein, Erbrechen, Hautausschläge, ja es ist sogo^ schon zu Todesfällen gekommen. Dürfte es unter diesen Uw ständen nicht doch geraten sein, lieber vollschlank zu bleibe» statt gertenschlank zu werden? Humoristische Umschau. Der Filmregisseur Cecil de Mille verlebte seinen Urla»^ zufällig zur selben Zeit in China, als dort die Feindseligkeit^ mit den Japanern losgingen. Bei seiner Rückkehr nach Holly wood umschnupperten ihn natürlich sofort Dutzende von M portern, begierig nach dem sensationellen Bericht seiner chiw fischen Abenteuer. „Ach, Kinder —" enttäuschte sie Mille mit müde» Lächeln, „es war nicht für fünf Cents Mumm in der Sach'' Die ganze Chose spielte sich derartig zahm ab, daß ich ast meinem Hotel rausging und der Rastelbande klarmachte, lw die Schieherei von A bis Z noch einmal gedreht weri^ müßte !"
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