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aa L« ,er se ine re« w« be te« uch chl. ebe daß S- d»- re- nen e« hen WWmfferÄMÄ Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» -Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr^ Bezugspreis monatlich 2.— RM. Irei Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Tlüe Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Falles Gewalt,Krieg od.sonstiger > —. - . > .. , Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Von hiesiger englischer Seite wird zur Genfer Reife Macdonalds und Sir Jehn Simons erklärt, es stehe noch nicht sest, welche Maßnahmen die beiden Minister der Konferenz Vorschlägen würden. Vorläufig bestehe nicht die Absicht, eine Fünsmächtekonferenz einzuberufen, jedoch werde sich die Möglichkeit privater Fühlungnahme mit den Vertretern der Großmächte und anderen Staaten in der einen oder anderen Form ergeben. Man nimmt aus englischer Seite an, daß wäh rend der Anwesenheit der beiden Minister aus der Abrüstungs- konserenz auch die übrigen Großmächte maßgebliche Kabinetts mitglieder nach Gens entsenden werden, um die allgemein als dringend notwendig erachteten Entscheidungen über die prak tische Weitersührung der Abrüstungskonferenz z uermöglichen. Die Wirtschaftskrise hat ja schon längst Mr Feder ge- i griffen und streicht mit harter Hand überall die „Dubios m" oder vielmehr gar nicht zweifelhaften Aktivposten aus den I Bilanzen sowohl der einzelnen Volkswirtschaften wie der I einzelne« wirtschaftlichen Unternehmungen. Darum ist I zwar schmal, aber doch viel gesünder als früher die Grund- i läge geworden, auf der die deutsche Wirtschaft ihrenNeuaufbauvollziehen soll. Daß er daher I langsam vor sich geht, ist ebenso selbstverständlich wie das l andere, daß dabei Stockungen, ja Rückschläge eintreten I können. Die amtlichen Berichte über die jetzige Wirt- I schastslage in Deutschland melden ganz osfen ein „Tendenz ungewiß", hier eine Besserung, dort eine Verschlechterung. Auch dafür ist letzten Endes infolge unserer Verflechtungen mit der Weltwirtschaft der Grund zu suchen in der > geradezu lähmenden Unsicherheit und Ungewißheit, die über der ganzen Welt liegt. Nur zu sehr spürt sie die Ausstrahlungen besonders der kriegerischen Konflikte im Fernen Osten, die ja nicht nur politisch wirksam sind. In dem Unvermögen, ihnen endlich Einhalt zu tun, neben der politischen auch die dringender notwendige wirtschaftliche Beruhigung zu schaffen, begegneten sich die alte und die neue Welt. So viel richtige und berechtigte Forderungen allseitig der Welt- wirtschaftskonserenz entgegengebracht werden, so wenig scheinen heute noch die geistigen Voraussetzungen sür eine solche Konferenz gegeben zu sein: die Erkenntnis nämlich, daß ein sich heranwälzendes Chaos nur verhindert werden kann, wenn zu einer solchen Weltkonserenz die Vertreter der Völker hinkommen müssen mit dem Willen, nicht bloß egoistisch an das eigene Land zu denken, nicht bloß an die eigenen papiernen Forderungen festzuhalten, sondern sich unter Opfern zu verständigem organische Willensbildung in der Politik gemacht hat. Aus der mehr oder minder großen Zusammenballung von Einzelstimmen in den Parteien, ihrer Verwertung bei den Wahlen und bei der praktischen Politik sind geistig ganz anders fundierte Zusammenfassungen geworden. Darum stoßen sie auch deftiger als früher aufeinander, führen viel erbittertere Kämpfe als in den vergangenen Jahren. Aber dem jetzigen Wahlkampf gaben nicht nur diese struk turellen Veränderungen das Gepräge, sondern in steilem Aufstieg ganz besonders in der letzten Woche der K ampf gegen den Bolschewismus. Der Kampf gegen ihn bedeutet den aktiven Angriff auf ein uns bedrohendes Chaos. Und dort, wo er zur Macht gelangen würde, da brauchte sich die Welt nicht erst darauf zu besinnen, ei« Chaos gewesen zu lein — denn dort ist sie wieder zum Chaos geworden. Mnistertteffen in Genf. Reise Daladiers nach Gens? Aus Genfer Meldungen geht hervor, daß Außen minister Paul-Boncour und Luftfahrtminister Pierre Cot den Ministerpräsidenten und Kriegsminister Daladier emp fohlen haben, sich nach Genf zu begeben. Seine Anwesen heit in Genf werde notwendig sein, wenn die Aussprache über die Beschränkungen des Kriegsmaterials beginne. Außerdem käme in Genf bald die Stunde der Entscheidung. MacDonald und Simon kommen ebenfalls. Anwesenheit Hitlers oder Papens erhofst Der englische Außenminister hat die in London be glaubigten Botschafter Deutschlands, Frankreichs, Italiens und der Vereinigten Staaten empfangen, um ihnen die Vorgänge darzulegen, die zu der Entscheidung der eng lischen Regierung geführt haben, MacDonald und Sir John Simon baldmöglichst zur Abrüstungskonferenz nach Genf zu entsenden. Kann doch auch ein einzelnes Land den Kampf gegen das wirtschaftliche Chaos nur dann führen, wenn die ein zelnen Wirtschaften und Menschen sich zu solchen Opfern von Rechten entschließen können. Nicht anders aber ist es auch dort, wo der Kampf gegen ein politisches Chaos geführt werden muß. Die liberale Weltanschauung des „Ich", dfe schon im Weltkrieg vor dem organischen „Wir" zurückweichen mutzte, und dann nach dem Weltkrieg noch eine schnell vorübergehende Scheinblüte erleben konnte, ist nicht erst seit heute in raschem Zurückweichen vor der organisatorischen Weltanschauung des „Wir" begrisfen. Auch die W ahlzumReichstagamö. März bedeutet wieder eine Etappe in diesem Kampf. Bald jährt sich der Tag, da dre „Ara des Wählens" mit dem ersten Gang zur Relchsprapdentenwaht anhob, - ein Blick zurück aus dieses ^zahr zergt den gewaltigen Fortschritt, den die Wählen ist am 5. März nationale Pflicht! Wahlzeit von vormittags 9 bis nachmittags 6 Uhr. schwach erwies. Dieser Entscheidung über Herabsetzung I der Truppenbestände fristlos vertagt. I Scharfe Erklärung Nadolnys gegen die Verschleppungs taktik. — Henderson antwortet erregt. Auf der Abrüstungskonferenz kam es zu einer hoch politischen Sitzung, die zu einem scharfen Zusammenstotz zwischen Nadolny und Henderson führte. i Der HaupMusschutz nahm mit zwanzig Stimmen gegen die Stimmen Deutschlands, Österreichs und Ungarns bei zahlreichen Stimmenthaltungen einen französischen An- I trag an, wonach die Entscheidung über eine Herabsetzung der Truppcnbestände fristlos vertagt wird. > Paul-Boncour erklärte, datz Frankreich zu einer Her- I absetzung der Truppenbestände erst Stellung nehmen könne, I wenn die in das Abrüstungsabkommen aufzunehmenden I Sicherheitsgarantien angenommen seien und wenn die I Entscheidung über die Zusammensetzung der Armeen, ins- I besondere der privaten Wehrverbände und der Polizei I gefallen sei. Botschafter Nadolny gab nach der Abstimmung eine vielbemerkte Schluherklärung ab: Die deutsche Re- I gierung stelle mit tiefster Enttäuschung fest, datz wieder eine bedeutungsvolle Gelegenheit verfehlt worden sei, auf dieser Abrüstungskonserenz über eine wahrhafte Ab rüstungsmaßnahme zu entscheiden. Nach einjährigen Ver handlungen habe die Konferenz noch immer nicht Maß nahmen beschlossen, um die Rüstungen der Welt um einen Soldaten, einen Tank, ein Kriegsschiff oder ein Militär- ! flugzeug zu vermindern. Die deutsche Negierung bedauere diese Arbeitsmethode, die ein praktisches Ergebnis der Arbeiten unmöglich mache. Er sehe sich verpflichtet, der Konferenz feine größten Befürchtungen über den gegen wärtigen Stand der Abrüstungskonferenz zum Ausdruck zu bringen. In großer Erregung erhob sich Henderson und lehnte in scharfem, fast grobem Tone die deutsche Auf- sassung ab. Er wolle jetzt nicht die Frage berühren, auf welche Ursache die Vertagung der Konferenz im vorigen Jahr zurückzuführen sei. Keine Regierung habe jedoch das Recht, Steine auf di.e Konferenz zu werfen oder an deren Regierungen Vorwürfe zu machen. Die Rede Hen dersons folgte stürmischer Beifall. In den vorhergehenden Verhandlungen hatte der Hauptausschutz einen französischen Antrag angenommen, wonach die privaten Wehrverbände und die Polizei bei der endgültigen Festsetzung der Truppenbestände der ein zelnen Länder voll mit berücksichtigt werden sollen. Auf deutscher Seite erübrigt sich jeder Kommentar Kampf gegen das Chaos. Thronwechsel in Washington. — Verflechtung mit der Weltwirtschaft. — Ich und Wir. „Die Welt hat vergessen, datz sie ein Chaos war, — aber sie kann sich auch wieder darauf besinnen", sagte vor einem halben Jahrhundert etwas gedankenspielerisch ein großer dänischer Denker, der allerdings nicht im ent ferntesten ahnen konnte, wie die Welt heute aussieht. Fast scheint es so, als ob wirklich die Welt sich darauf zu be sinnen beginnt, ein Chaos gewesen zu fein. Hat doch dieses Chaos schon feine Vorläufer vorausgeschickt, hinein in die Gegenwart. Sind im Kampf gegen diese heute neue Männer notwendig, um jene zu ersetzen, denen im bis herigen Kampfe ermattet die Arme niedersanken? Ein solch neuer Mann ist jetzt von der überwältigenden Mehr heit seines Volkes auf den Posten des amerikanischen Staatspräsidenten gestellt worden, um diesen Kampf auf zunehmen, den durchzuführen sein Vorgänger sich als zu Der Zeitpunkt der Reise MacDonalds und Sir John Simons nach Genf wird natürlich wesentlich davon ab- hängcn, wann die verantwortlichen Minister anderer Staaten anwesend sein können. Mit besonderem Interesse wird daher die Entwicklung in Deutschland verfolgt. Offensichtlich hegt man in London die Hoffnung, datz außer dem deutschen Reichsautzenminister auch Reichs kanzler Hitler oder, wenn dieser unabkömmlich sein sollte, Vizekanzler von Papen nach Genf kommen wird. Die deutsche Politik dürfe über der Dringlichkeit der inneren Fragen die Wichtigkeit der Abrüstungsverhandlungen nicht übersehen. * Bor dem SchUal der KWmz. Genf, 3. März. Die Mitteilung vom Eintreffen Mac donalds und Simons in der nächsten Woche zur Teilnahme an der Abrüstungskonferenz Hal in allen Konserenzkreisen größte Ueberraschung, ja fast Bestürzung ausgelöst. Allgemein wird als selbstverständlich angenommen, daß der deutsche Außenminister an diesen Besprechungen der nächsten Woche teilnimmt, ins besondere, da mit dem Eintressen des sranzvsijchen Minister präsidenten Daladier gerechnet wird. Bei dem gegenwärtigen > Stand der Abrüstungsverhandlungen und der deutschen Gleich- berechtigungsforderur-g gewinnen diese Besprechungen gerade sür Deutschland, das allein im Mittelpunkt der Abrüslungslon- I serenz steht, entscheidende politische Bedeutung . In unterrichteteen Kreisen wird übereinstimmend ange- l nommen, daß bei diesen Besprechungen die grundsätzlichen I politischen Fragen der praktischen deutschen Gleichberechtigung l und des künftigen deutschen Rüstungsstandes ausgerollt werden und daß die Entscheidung über das weitere Schicksal der Ab rüstungskonserenz nunmehr bevorsteht. Scheitern der Konferenz unvermeidlich? London, 3. März. Der Londoner chinesische Gesandte Buotaitschi, der der chinesischen Abordnung in C-ens angehSU, erklärte am Freitag in einem Ferngespräch nach London, daß ein Scheitern der Abrüstungskonferenz unvermeidlich sei. China I werde niemals einen Abrüstungsvertrag unterzeichnen, solange I der Streit mit Japan nicht beigelegt sei und Japan sich weigere, i den Bericht des 19er Ausschußes anzunehmen. Wenn China l ablehne, dann werde auch sicherlich Japan ablehnen und wenn I beide Staaten ablehnten, dann werde die Abrüstungskonserenz I gescheitert sein. BnlWg M Miste BchreAWN. Washington ist aber mehr als nur einer der heute nicht mehr ungewöhnlichen Wechsel von Staatslenkern. Dennoch immer bedeutet für die Weltwirtschaft das Tun und ^Unterlassen Amerikas den Punkt, um den herum sich letzten Endes die wirtschaftlichen Geschicke der ganzen Wett drehen. Auch in Amerika rächt sich jetzt der Weltkrieg mit unerbittlicher Folge richtigkeit. Auch Amerika wird sich heute nicht mehr als einen oder gar den Gewinner aus diesem Weltkrise betrachten. Auch über dieses Land schiebt sich wie ein ehernes Schicksal die Notwendigkeit, in der Bilanz die „Forderung und Beteiligung aus Grund des Weltkrieges" baldigst abzuschreibcn. Noch scheint ver neue Staatspräsi dent nicht dazu bereit zu sein, will zwar Zahlungserleichte rungen den Schuldnern gewähren, aber die Schuldforde- runge« selbst als ein Aktivum in der Bilanz bestehen lassen, obwohl sie doch nur wirtschaftliche Verluste dar stellen. Roosevelt sagt, er stehe dabei auf Lem Boden von Ehre und Recht. Fast übermäßig oft in der Welt geschichte aber wurde höchstes Recht zu höchstem Unrecht. Höchstes Recht der Menschen und der Welt überhaupt ist Las, leben zu können. Dieses Recht muß höher stehen und mehr beachtet werden als das Buchstabenrecht der Verträge über die — amerikanischen Kriegsliefe- rnngen! Am eigenen Besitzer kann sich der Shylock-Schein rächen. Werden die Folgen des Weltkrieges auch finan zieller Art nicht endlos und restlos liquidiert, dann kommt wirklich das C H aosals Folge dieses Krieges. Ehe aber das Gift jenes höchsten Unrechtes die noch vorhan denen Kräfte und Säfte der Weltwirtschaft vergiftet und zerstört, wird auch Roosevelt seinem Volke sagen müssen, was auch den anderen Völkern schon längst zum Bewußt sein gebracht wurde: Daß es überhaupt keine Ge winner im Weltkriege gibt, sondern nur Ver lierer. Will man den Kampf gegen das Chaos damit führen, daß man das papierene Gebäude der „Forderun gen und Beteiligungen aus dem Weltkrieg" verteidigt, dann wird dieses von dem Sturmwind zerblasen werden, der vor dem Chaos einherbraust. So steht der ameri kanische Staatspräsident vor der Aufgabe, es zu verhin dern, datz die Welt sich darauf besinnt, ein Chaos gewesen zu sei«. " in zu diesen Vorgängen.