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Ms kn ekner naironalrevoluttonären Periode be enden; das Malt fordert das Zusammenschmelzen aller Ltaatsbewußten zur Einheit der Nation. * Silmmen aus dem Reiche. Die Äußerungen der Blätter im ganzen Reich ze^en ein- beitlich, daß man sich überall der außerordentlichen Bedeutung dieser Wahl für die innen- und außenpolitische Entwicklung bewußt ist. Die Hamburger Nachrichten sagen, das Wahlergebnis bedeute Ruhe und Ordnung im Innern und Festigkeit nach außen; das Hamburger Fremdenblatt erklärt, die Ära der Notverordnungen sei nun abgeschlossen. Die Weserzeituna in Bremen betont, daß die Schlüsselstellung des Zentrums zertrümmert sei. Die Rheinisch-Westfälische Zeitung in Essen schreibt, dei Kampf gegen den Marxismus ist noch nicht beendet, aber die Bahn für die nationale Tat ist nun frei. Das Essener Zen- trumsblatt Die Volkszeitung fragt, ob man dem Zentrum nicht eine negative Haltung zum jetzigen Kabinett ersparen könnte. Das Kölner Zentrumsorgan, die Kölnische Volks- zeiiung, schreibt den Erfolg der Nationalsozialisten der Be herrschung des Rundfunks zu, das habe ein monströses Über gewicht gegeben. Die volksparteiliche Kölnische Zeitung be dauert, daß an dem Erfolg der Regierung das nationale Bürgertum nicht stärker beteiligt ist. Die Mehrheit sei mit Hilfe des Nichtwählerheeres errungen worden. Die demokratische Frankfurter Zeitung schreibt, die nationalsozialistische Bewegung hat auf legalem demokra tischen Wege die Macht übernommen. Die volksparteilichen Frankfurter Nachrichten klagen über die erneute Niederlage der Volkspartet. Die Münchener Neuesten Nachrichten schreiben, es sei das erstemal, daß Regierungswahlen im eigentlichen Sinne unter Einsatz der verfügbaren Propagandamittel durchgeführt wurden: der Erfolg gebe ihnen recht. Die Münchener Zeitung mahnt die Reichsregierung, nicht zu vergessen, daß das Reich aus Ländern bestehe. Der Bayerische Kurier, das Organ der bayerischen Re gierung und der Bayerischen Volkspartei, meint, der Stimmen zuwachs der NSDAP, sei aus „die starke Teilnahme der Reichsdeutschen aus dem umliegenden Ausland" zurückzu- führen. Im übrigen ist das Blatt wegen einzelner Ergeb nisse in Wahlkreisen, wo dte Bayerische Volkspartei Verluste erlitten hat, besorgt. Die sozialdemokratische Münchener Post schreibt, das deutsche Volk sei bei der Wahl in einen poli tischen Taumel versetzt worden. Die Dr.es den er Nachrichten nennen den Wahlausgang etn Ereignis von historischer Bedeutung. Der Dresdener Anzeiger wünscht, daß sich die jetzige Mehrheit nicht nur er hält, sondern vergrößert. Das Dresdener NSDAP.-Blatt Der Freiheilskampf stellt fest, daß die kurze Regierungszeit des Kabinetts der nationalen Konzentration genügt habe, um dem Volke die Augen zu öffnen. * Das Ausland Wer das Wahlergebnis. Paris. Der Sieg namentlich der Nationalsozialisten hat in der französischen Öffentlichkeit seinen Eindruck nicht verfehlt. Die Tragweite des Wahlergebnisses wird von den Pariser Morgen- Llättern gebührend hervorgehoben. Das rechtsstehende „Echo de Paris" spricht von einem Triumph und einem eklatanten Sieg Hitlers. Dte Koalition der Nationalsozialisten und der Dcutschnationalen verfüge im neuen Reichstag über eine ge sicherte Mehrheit. Die Linke sei siegreich und endgültig ge- schlagen. Der Berliner Berichterstatter des „Journal" erklärt u. a., daß man einem nationalistischen Block gegenüberstehe, der aus verschiedenen Volksschichten bestehe, aber homogen sei, weil er von den gleichen Forderungen beseelt fei. Die dem linken Flügel der Radikalsozialisten nahestehende „Rspublique" erklärt u. a„ seit dem Reichstags brand hätten sich die Ereignisse so schnell entwickelt, daß die Reichstagswahl nur die Bedeutung einer Episode in dem Kampfe um die Konsolidierung der neuen „Diktatur" habe. In Deutschland gebe es nur noch drei Kräfte, die zählten: die Nationalsozialisten, den Stahlhelm und die Reichswehr. Ein Konflikt zwischen den beiden Teilen der deutschen Rechten Würde einen Bürgerkrieg bedeuten. Die Reichswehr würde in diesem Falle den Ausschlag zu geben haben. Gegenüber der Tatsache, daß die Außenpolitik der neuen Regierung noch nicht genau feststellbar sei, behalte Frankreich nach wie vor seine Kaltblütigkeit. Es wünsche gegenüber den Deutschen die Politik des guten Nachbarn sortzusetzen, wie sie Roosevelt in feiner letzten Ansprache so glücklich definiert habe. Der „Paris Midi" faßt das Ergebnis der deutschen Wahl in drei Tatsachen zusammen: Hitlers Sieg, kommunistische Nieder lage, Stillstand der anderen Parteien. Da der Sieg ansteckend wirke, sei zu befürchten, daß das Zentrum, die Bayerische Volkspartei und die kleinen MiMlParteien sich der Harzburger Front anschlietzen würden. Hitler habe dann die notwendige Zweidrittelmehrheit für eine legale Änderung der Verfassung Außenpolitisch werde Deutschland gewiß nicht versöhn licher werden. Man kenne seine Ansprüche aus den polnischen Korridor und die Gleichheit der Rüstungen. Niemand werde voraussehen, wohin die deutschen Wahlen vom 3. März Europa führen werden. Das sei eine Warnung für Frankreich, England und Amerika. In einer Rede, die der Sozialistenführer Löon Blum am Sonntag hielt, erklärte er u. a., daß der Nationalsozialis mus für Deutschland keine unmittelbare Kriegsgefahr darstelle. Er werde aber logischerweise auf die Aufrüstung Deutschlands hinarbeiten, die für die Nationalsozialisten ein Symbol der Freiheit und der Verjüngung sei. Die Gefahr liege darin, daß diese Bestrebungen zu einem Wettrüsten führen könnten. Man müsse Deutschland an der Wiederaufrüstung ver hindern. (!) London. Der große Wahlsieg des nationalen Deutschland wird von der englischen Presse in großer Aufmachung gemeldet. „Ein größeres Deutschland, als die Welt jemals gesehen hat, wird aufgebaut werden", so schreibt der „Daily Expreß", überall werden die großen Siege der Nationalsozialisten unterstrichen. Der Sieg der nationalen Regierung wird vom „Daily Telegraph" als ein Erdrutsch nach rechts bezeichnet. Es sei klar, daß die Kommunisten zu tausenden zu den Nationalsozialisten abgewandert seien. „Daily Mail" weist besonders auf die „Eroberung" der sozial demokratischen und kommunistischen Hochburg Hamburg hin. Dies sei eine noch größere Tatsache als das ganze Wahlergebnis. In den Berliner Meldungen wird unterstrichen, daß die nationale Regierung nunmehr die Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich habe und damit fest und unerschütterlich im Sattel sitze. Diese deutsche Wahl, so schreibt die libe rale „News Chronicle", unterstützt den Glauben, daß viel gesunder Menschenverstand in Deutschland ist. In London ist übrigens berechnet worden, daß, wenn man das englische Wahlsystem, bei dem die Kon servativen mit etwa 54 Prozent aller Stimmen 76,5 Prozent aller Sitze im Unterhaus erhielten, aus die deutschen Ver hältnisse übertragen würde, die deutschen Regierungsparteien rund 80 Prozent aller Sitze im Reichstag, also ganz wesentlich mehr als die zu einer Verfassungsänderung not wendige Zweidrittelmehrheit erhalten hätten. Newyork. Obwohl in den Vereinigten Staaten die Vankenkrise natürlich das Hauptinteresse beansprucht, widmen die maß gebenden Blätter den deutschen Wahlmesdungen doch großen Raum; die franzosenfrSimdliche „New Dark Herald- Tribune" versucht nachzuweisen, daß der Sieg der Rechts partei bei weitem nicht den nationalen Hoffnungen entspräche. Immerhin wird jedoch anerkannt, daß der Ausdruck der Volksmeinung bemerkenswert frei und deutlich sei. Warschau. Die polnische Presse hat auch diesmal an einen Sieg der nationalen Regierung nicht glauben wollen und ihn zum mindesten als recht problematisch bezeichnet. Deshalb am heutigen Montag eine gewaltige Überraschung; allgemein wird das große Anwachsen der nationalsozialistischen Stim men hervorgehoben, was vor allen Dingen aus ganz neue Stimmen von etwa sechs Millionen zurüügeführt wird. Wien. Das christlichsoziale „Wiener Montagblatt" schreibt unter dem Titel: Rechtssieg in Deutschland! Das deutsche Volk hat rechts gewählt, ganz unzweifelhaft und eindeutig. Es ergibt sich aus den Wahlergebnissen, daß die marxistischen Parteien eine Zweidrittelmehrheit gegen sich haben, wenn es sich um grundsätzliche Fragen in dieser Rich tung handelt. Der Kamps gegen den Marxismus ist also schon heute nach der Wahl des deutschen Volkes formell ent schieden, und es handelt sich also nunmehr darum, dte Folgen aus der ganz klaren und unzweideutigen Stimmenabgabe der Wahler zu ziehen. Im nationalsozialistischen „Kampfruf" nimmt der österreichische Gauleiter Frauenfeld zu dem Wahlergebnis Stellung. Er sagt u. a.: Die Stunde ist für Österreich überaus ernst. Mögen diejenigen, die sein Geschick noch krampfhaft in Händen halten und sich vergebens dagegen- stemmen, dem großen geschichtlichen Geschehen Einhalt zu gebieten, dies erkennen. Man möge sich aber hüten, durch lächerliche Versuche eines Präsidialkabinetts und ähnliche Jahrmarktsbudensitze sich um Neuwahlen herumzudrücken. Unsere Langmut ist erschöpft, und wir warnen dte Herren! Österreich kann und darf nicht abseits stehen! Rom. Der Steg der nationalen Parteien bei den Reichstags- Wahlen findet bei der italienischen Presse ein begeistertes Echo; dte deutschen Wahlen bilden das Tagesgespräch Roms. So betont der „Messaggero", nachdem die rote Hydra zermalmt, die politisierenden Intriganten und Parteigeister unschädlich gemacht seien, werde der nationalsozialistische Kanzler ohne MMtverUng durch etn feindseliges 'PKkcmwnk Skeki fachen Aufgaben Herangehen können, die in Deutschland zu lösen seien. Aber die 17 Millionen Hitlerstimmen und die drei weiteren Millionen der Deutschnationalen und Stahlhelmei gäben doch den Anlaß zur Feststellung, daß Deutschland eine von keiner parlamentarischen Alchimie mehr zu verwischende Erklärung abgegeben habe, 4- Hakenkreuz und Schwarz-Weiß-M. Nach dem Bekanntwerden des überwältigenden Wahlsieges der hinter der Negierung stehenden nationalen Parteien wurden auf zahlreichen öffentlichen Gebäuden Hakenkreuzflaggen und die schwarzweißrote Fahne ge hißt. So wurden in Kiel auf dem Rathaus und auf dem Stadttheater Hakenkreuzfahnen aufgezogen, auch auf dem Chemnitzer Rathaus weht die Hakenkreuzfahne. Diese Stadt hat zur Zeit eine Linksmehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Nach der Reichstags wahl hätte Chemnitz eine bedeutende Nechtsmehrheit erlangt. Auch auf dem Dessauer Regierungsgebäude wurde in Gegenwart des Ministerpräsidenten Freyberg, des Staatsministers Dr. Knorr und des Stahlhelmführers vom Gau Anhalt, Abgeordneter Friedrich, die schwarz, weißrote Flagge und das Hakenkreuzbanner im Beisein einer vieltausendköpfigen Menge gehißt. Die Menge sang entblößten Hauptes das Deutschlandlied. Mit einem dreifachen Siegheil auf Hindenburg und Hitler klang die Feier aus. Auf dem Rathaus der Stadt Dessau grüßen neben der Staatsflagge gleichfalls schwarzweißrote und Hakenkreuzfahnen. InWeimarwar vorgesehen, im Anschluß an einen Aufmarsch der SA. auf dem Landtagsgebäude und dem Innenministerium die Hakenkreuzfahne, die Flagge Schwarz-Weiß-Rot und die Landesflsgge zu hissen. Die thüringische Regierung hat das Reichsbanner und die Eiserne Front im Lande verboten. Auch in Baden wurden auf verschiedenen Rat häusern Hakenkreuzfahnen hochgezogen, so in Karlsruhe, Mannheim, Freiburg und Lörrach. Die badische Negie rung hat sich an den Reichskanzler und Reichsinnenminifter beschwerdeführend gewandt und gebeten, die national sozialistische Gauleitung anzuweisen, die Fahnen wieder einzuholen. Die Hauptstadt Hessens, Darmstadt, zeigte am Montag ein außerordentlich bewegtes Aussehen. National sozialisten in Uniform belebten das Straßenbild. Auf dem Platz vor dem Landtagsgebäude wurde eine schwarz-rot- goldene Fahne verbrannt, auf dem Gebäude selbst di« Hakenkreuzfahne hochgezogen. Im Hinblick auf das Er gebnis der Reichstagswahlen hat, wie amtlich mitgeteilt wird, die hessische Regierung an den Landtagsprästdenten das Ersuchen nach sofortiger Einberufung des Landtags gerichtet mit dem Antrag auf Auflösung des HessischenLandtages und sofortige Anberaumung von Neuwahlen. In Breme« fordern die Nationalsozialisten den sofortigen Rücktritt des Senats und sofortige Neuwahlen der Bremischen Bürgerschaft. Die Kreisleitung der NSDAP, läßt erklären, daß sie die hierzu nötigen Schritte bei der Reichsregierung bereits unternommen habe. * Oie Kampffront Schwarz-Weiß-Rot. über die Beurteilung des Wahlausgangs in den Kreisen der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot unter richtet das führende Organ der bürgerlichen Rechte, der Berliner Lokalanzeiger, in einem Artikel an der Spitze des Blattes. Der Artikel beginnt: „Die kühnste Hoffnung der Nationalsozialisten und der mir mit ihnen verbündeten Kampffront Schwarz-Weiß- Not ging dahin, es möchte ihnen zusammen gelingen, im Reich und in Preußen mit 51 Prozent der Wähler und Mandate eine absolute Mehrheit zu erringen. Diese kühnste Hoffnung ist im Reich und in Preußen mit 52 Prozent aller bei einer ungeheuren Wahlbeteiligung abgegebenen Stimmen klar und unzweideutig erfüllt. Das ist der alles andere in den Schatten stellende große und großartige ge schichtliche Erfolg eines einzigartigen Wahltages/ Dann weist der Artikel auf den Erfolg des Natio nalsozialismus hin, der mit dem leidenschaftlichen Schwung seiner Werbung Millionen von Nichtwählern und zweifellos eine erhebliche Zahl von kommunistischen sro/nat von Lopxriebt Iv Martin ksuoktvaagsr. lislis (Leals) ! s34 Ein schmaler Umschlag lag bei den Blumen. Lore öffnete ihn mit zitternden Fingern. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, kleine Frau. Mögen sich alle Deine Wünsche im Leben er füllen. Frank/ Lore legte dis Zeilen beiseite. Sie griff nach den Blumen, betrachtete sie, und plötzlich senkte sie das schöne, rosige Gesicht in die rote Pracht. Und weinte! So saß sie eine ganze Weile da, bis ein Klopfen sie störte. Auf ihren Ruf trat Frau Keller über die Schwelle. Sie war, wie immer, die erste, die die Zimmer in der Frühe betrat, denn die neugierige Dienerschaft brauchte es doch nicht zu erfahren, daß Frank Dahlmann und seine schöne junge Frau sich fremd und kalt gegenüberstanden. Frau Keller öffnete, wie stets, die Verbindungstür, und so fand die Neugier keinen Boden. Heute blieb sie stehen, blickte mit mütterlichen Augen auf die junge Frau. Dann überreichte sie ihr einen Strauß rosa Nelken und gratulierte herzlich. Lore reichte ihr die Hand. „Liebe Frau Keller, ich danke Ihnen sehr. Bitte, bleiben Sie doch immer im Hause. Sie sind wie ein guter Geist/ Diese Worte machten Frau Keller der jungen Frau ganz und gar ergeben. Sie half Lore dann beim Anziehen, richtete selbst Las Bad an und legte duftige Wäsche und ein einfaches weißes Tuchkleid mit einem goldenen Gürtel zurecht. „Der gnädige Herr ist schon so lange auf. Er ist zwei mal in die Stadt gefahren und ist mit Paketen heim- gekommen. Auch die Blumen hat er erst heute frisch be sorgt. Jetzt ist Herr Doktor drüben im kleinen Salon und baut die Geschenke auf", plauderte Frau Keller. Lore stand zögernd vor dem Spiegel. Plötzlich nahm sie drei der tiefdunkelroten Rosen, die Frank ihr geschickt hatte, und steckte sie an. Frau Keller lächelte still. Lore blickte ein bißchen unsicher zu ihr hinüber, die sich beim Wäscheschrank zu schaffen machte. „Wie lange ich gerade heute geschlafen habe", meinte Lore dann. „Sie haben mir die Blumen vom gnädigen Herrn hierher gelegt, und ich habe es nicht einmal be merkt." Frau Keller blickte nicht auf, als sie sagte: „Verzeihung, gnädige Frau, ich habe die Blumen nicht hergelegt. Das muß der Herr Doktor selbst getan haben." Lore drehte sich schnell dem Fenster zu. „Ach, wie viel Schnee schon gefallen ist! Nun ist richtiger Winter über Nacht geworden." „Ja! Und nun fahren die Herrschaften erst noch nach Gut Friedrichsheim hinaus. Das Schloß ist alt und einzig schön. Aber ich werde wirklich alt. Gnädige Frau kennen doch Friedrichsheim schon?" „Nein! Mein Mann hat mir nur erzählt davon. Wir hatten bisher keine Zeit, hinauszufahren/ „Es ist im Winter wie im Sommer ein Paradies/ „Ja? Dann freue ich mich sehr auf Friedrichsheim/ Lore nickte Frau Keller freundlich zu und ging hinaus. Als sie den kleinen Salon betrat, kam der Gatte ihr ent gegen: „Nochmals die herzlichsten Wünsche zum heutigen Tage, Lore." Er beugte sich über ihre Hände. Lore blickte auf den vornehm geschnittenen Kopf; sie sah einige graue Haare, und die Tränen kamen ihr. Er richtete sich auf, bemerkte die drei dunklen Rosen. Es blitzte aus in den großen, dunklen Männeraugen, dann hatte Frank sich wieder in der Gewalt. Lore sagte leise: „Weshalb bist du so gut zu mir? Ich verdiene es doch nicht?" Ueberrascht blickte er sie an. Da schritt Lore an ihm vorüber. Blumen, Blumen! Die ganzen Blumenläden mußte er geplündert haben — „Wenn du dich freust, ist mir das Dank genug, Lore!" sagte Doktor Dahlmann und führte sie an den Tisch. Die junge Frau konnte es nicht fassen. Das sollte alles für sie sein? Der Schmuck, der auf pflaumenblauem Samt hell aufsprühte. Seidene Stoffe, Handschuhe, Konfekt, Parfüms, allerlei kleine Luxusgegenstände, wie sie die Dame liebt — in einem Blumenkörbe saß ein weißes Hündchen und blickte ängstlich aus die neue Herrin. Und dann — eine Geige! Eine herrliche alte Geige! Sie mußte ein Vermögen gekostet haben, denn sie hatte einst einem der größten Künstler gehört — einem Künstler, von dem die Welt sprach und der seinen Namen auf die Geige gekritzelt hatte. Lore nahm die Geige an sich, blickte zu ihrem Manne empor. Zu sprechen vermochte sie nicht. Da küßte er sie auf die Stirn. „Hab' ich wenigstens in etwas deinen Wunsch getroffen, Kind?" Sie blickte ihn an, noch ganz benommen. „Frank, das ist viel zu viel. Ich danke dir." Er schob ihr einen Sessel hin und hob dann das Hünd chen aus dem Korbe. Eine riesige hellblaue Schleife war um den Hals gebunden. Schneeweiß war das Fell. Aengstlich schmiegte es sich an Lore. Zärtlich strich ihre kleine Hand über das Weiße, Weiche Fell. Und der Mann blickte mit brennenden Augen auf die kleine, streichelnde Hand. Dann setzte sich Frank gleichfalls. »Du gehst heute nicht fort?"- MoxtsetzMa km«"