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Tagesspruch. O säume nicht, dich selbst emporzuraffen Und deinen Blick zu lenken himmelan; Noch ist es Tag, noch kannst du strebend schaffen. — Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Nachklänge rur Aahl. Oie Zusammensetzung -es Reichstages. Nach den Feststellungen beim Reichswahlleüer wird sich der neue Reichstag wie folgt zusammensetzen: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 288 Sitze Sozialdemokratische Partei Deutschlands 120 Sitze Kommunistische Partei Deutschlands 81 Sitze Zentrum Sitze Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 52 Sitze Bayerische Volkspartei 19 Sitze Deutsche Staatspartei 5 Sitze Deutsche Volkspartei 2 Sitze Christlichsozialer Volksdienst 4 Sitze Deutsche Bauernpartei 2 Sitze Weingärtnerbund 1 Sitz zusammen 647 Sitze * Oie Zusammensetzung -es Preuß. Landtages. Der Preußische Landtag setzt sich nach der letzten amt lichen Feststellung wie folgt zusammen: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 211 Sitze Sozialdemokratische Partei Deutschlands 80 Sitze Staatspartei 3 Sitze Kommunistische Partei Deutschlands 63 Sitze Zentrum 68 Sitze Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 43 Sitze Deutsche Volkspartei 2 Sitze Christlichsozialer Volksdienst 2 Sitze Hannoveraner 2 Sitze zusammen 474 Sitze Das Wahlergebnis in Prozenten. Bei den Wahlen zum Reichstag und zum Preußischen Landtag erhielten die Parteien die folgenden Hundcrtsätze der Gesamtstimmen (eingeklammert die Ziffern der Reichs tagswahl vom 6. November 1932 und der Landtagswahl vom 24. April 1932): Reich Preußen NSDAP. 44,1 (33,1) 43,2 1 '36,3) SPD. 18,8 (20,4) 16,5 < '21,2) KPD. 12,3 < 116,9) 13,1 < !12,8) Zentrum 11,2 ( 11,9) 14,1 < 45,3) Kampffront 7,9 1 c 8,3) 9,3 ( ' 6,9) BVP. 2,7 ( 3,1) — I . -) DVP. 1,8 j c 1,9) 1,1 < 1,5) Chr.-soz. Volksdienst 0,9 1 l 1,2) 0,9 ( ' 1,2) Staatspartei 0,8 , l 1,0) 0,7 < 1,5) Dt. Banen^artei 0,2 ( 0,4) —« I ' -) Württ. Weingärtner 0,2 I c 0,3) — I -) Hannoveraner 0,1 ( ' 0,2) 0,2 ( ! 0,3) Polen — 1 * c -) 0,2 , Oie Mehrheitsverhälinisse im Reich: Regierungsblock: 341 Mandate Opposition: 306 „ 647 Mandate. Oie Mehrheiisveehältnisse in Preußen: Regicrungsblock: 254 Mandate Opposition: 220 „ 474 Mandate. Die Wahlbeteiligung im Reich betrug etwa 89 Prozent, in Preußen ebensoviel. Die Verrechnung aus -er Lifienverbin-ung. Deutsche Volkspartei, Christl.-Soz. Volksdienst, Tt. Bauernpartei und Hannoveraner haben bekanntlich ver einbart, daß ihre Reststimmen auf einer gemeinsamen Reichsliste verrechnet werden. Die DVP. hat in einem Wahlkreis die erforderlichen Stimmen für ein Mandat aufgebracht, die Christl.-Sozialen haben zwei sogenannte Grundmandate, die Bauernpartei eines, die Hannove raner haben in keinem Wahlkreis 60 000 Stimmen zu sammengebracht. Auf je ein Grundmandat kann nun noch ein Mandat aus der gemeinsamen Reichsliste ent fallen, so daß also diese vier Parteien insgesamt acht Sitze bekommen können. Diese acht Reichstagsmandate werden wie folgt verteilt: Deutsche Volkspartei 2, Christl.-Sozialer Volksdienst 4, Deutschs Bauernpartei 2, Deutschhannoveraner 0. Im Landtag sind auf die gleichen Parteien sechs Mandate entfallen, die folgendermaßen verteilt werden: Deutsche Volkspartei 2, Christl.-Sozialer Volksdienst 2, Deutschhannoveraner 2. Nach dem zwischen der SPD. und der Staats- partei abgeschlossenen Wahlabkommen sollen die Stimmen in der Weise ausgewertet werden, daß diejenige Partei das Restmandat erhält, die die höhere Stimmen zahl bekommen hat. Da bei der Sozialdemokratie 37 000 und bei der Staatspariei 33 000 Stimmen aufzurechnen sind, ergibt sich danach ein weiteres Mandat für die Sozial demokratie, so daß die SPD. 120 Sitze und die Staats partei fünf Sitze im Reichstag bekommt. * Schulfrei! Wie der Amtliche Preussische Pressedienst mitteilt, hat der Kommissar des Reiches für das preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Rust, anläßlich der geschichtlichen Wende, die der überwältigende Wahlsieg der nationalen Front für Deutschland bedeutet, verfügt, daß an sämtlichen ihm unterstehenden Schulen Preußens am Mittwoch, dem 8. März, der Unterricht ausfällt. Reichskanzler Adolf Hitler in Königsberg. Ein Bild des Führers der nationalsozialistischen deutschen Freiheitsbewegung, des Reichskanzlers Adolf Hitler, aus dem Königsberger Flugplatz. Oie Be-euiung -es Sieges. Eine Kundgebung der NSDAP. Zum Wahlergebnis schreibt die Reichspressestekle der NSDAP.: Die NSDAP, hat im Reich und in Preußen einen ge waltigen entscheidenden Sieg errungen. Das Volk hat gesprochen und nicht nur der Regierung Hitler das ver fassungsmäßige Mandat zur Durchführung ihres großen nationalen Aufbauprogramms erteilt, sondern darüber hinaus der NSDAP, einen geradezu überwälti genden Beweis seines Vertrauens gegeben. Diese Wahlen, bei denen sich zum erstenmal die propagandisti schen Kräfte der nationalsozialistischen Bewegung frei und ungehindert auswirken konnten, haben die über ragende Stärke der NSDAP, nunmehr auch zahlenmäßig nach außen sichtbar in Erscheinung treten lassen. Über 17 Millionen Stimmen konnte allein die NSDAP, auf sich vereinigen und damit den Beweis erbringen, daß sie innerhalb der Negierung der nationalen Erhebung nicht eine von vielen Säulen, sondern einen Block darstellt, der fa st allein diese von einer Mehrheit des Volkes gestützte Regierung trägt. Wenn wir diese starke Stel lung, welche die NSDÄP. durch das Votum des Volkes erhalten hat, am Tage des Sieges besonders betonen, dann tun wir es im Bewußtsein und in der Überzeugung, damit den Interessen der Nation zu dienen. Niemals hätte Deutschland diese Wende seines Schicksals, die sich heute vollzieht, erlebt, ohne die nationalsozialistische Be wegung und ihren heroischen Kampf, der das deutsche Volk aus seinem tiefsten Verfall wieder emporgerissen hat. Diese Anerkennung verlangt die NSDAP, von allen, die sich heute zum jungen Deutschland bekennen. Die Welle der nationalen Erhebung, die jetzt das deutsche Volk b i s in seine tiefsten Schichten erfaßt, dieser elemen tare Aufbruch der Nation, vor dem der Marxismus zu sammenbricht, ist das Werk der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung, ist das Werk dessen, der diese Be wegung aus eigenem Willen schuf und aus eigener Kraft gestaltete. Das große deutsche Befreiungswerk, das der Nationalsozialismus begonnen hat, kann nur durch ibn zu Ende geführt werden. Diesem Empfinden hat das deutsche Volk heute durch seine Bekenntnis zur national sozialistischen Bewegung Ausdruck gegeben. An diesem überwältigenden Spruch des Volkes, der für uns Natio nalsozialisten ehrenvoll und verpflichtend ist, kann nie mand vorübergehen. Das Volk will, daß endlich und endgültig aufgeräumt wird mit den marxisti schen Verderbern, damit Deutschland zu durchgreifender, aber ruhiger und stetiger Aufbauarbeit kommen kann. Der Nationalsozialismus hat die Macht, den Urteils spruch, den das Polk heute über den Marxismus gefällt hat, ebenso zu vollziehen, wie er die Macht besitzt, Deutsch land wieder aufwärts und einer besseren Zukunft ent gegenzuführen. Er wird sie zum Segen des Volkes zu nutzen wissen. * Oie Presse -er Reichshauptsta-i. Von der Berliner Presse interessiert vor allem, was die Gegner der Reichsregierung zum Wahlausgang sagen. Das führende Zentrumsblatt Berlins, die Germania, stellt an die Spitze ihrer Ausführungen die Behauptung, der Kampf der Regierungsparteien um die Mehrheit wäre aus sichtslos gewesen, wenn der Wahlkampf „einen normalen Verlauf" genommen hätte. Aber drei Dinge hätten diesem Kampf eine besondere Wendung gegeben: einmal der Brand lm Reichstag, der die Nichtwähler mobilisiert habe, dann die Benutzung des Rundfunks und anderer amtlicher Mittel zur Propaganda und schließlich die starke Anzie Hungs- kraft, die jede neue Macht auf das politische Treibholz ans- ubt. In den weiteren Ausführungen beschäftigt sich das Blatt mit den Gegensätzen zwischen den Regierungsparteien. Auch das linksdemokratische Berliner Tageblatt behauptet, der Erfolg sei durch die Art errungen worden, mit der das herrschende Regime den staatlichen Apparat für sich eingesein habe. Die demokratische Vossische Zeitung stellt fest, daß den Nationalsozialisten zum erstenmal ein wirklicher Ein- bruch in die Linke gelungen sei. Alle Voraussetzungen für eine stetige Regierungsarbeii seien nun gegeben. Die mittelparteiliche Deutsche Allgemeine Zeitung schreibt, diese Wahl bedeute das Ende des demokratisch- parlamentarischen Staates. Die Entwicklung sei in erster Linie der Arbeit und der Persönlichkeit des Kanzlers zu ver danken. Die agrarische Deutsche Tageszeitung schreibt, der Wahltag habe die Bcstätiauna gebracht, daß wir FE 7N0TÄ6F scÄbmr Lop^rigdt bv ölartia keuebt^Lvssr, Halis (Laais) s33 Lore lauschte aus jedes Geräusch, was von nebenan ertönte. Er mußte drüben sein. Einmal schrak sie zusammen. Ehe sie Licht machen konnte, war jemand eingetreten. Sie sah es an den Umrissen der riesigen Figur, daß es Frank war. Er machte Licht, kam näher, sagte ein wenig spöttisch: „Du bist im Dunkeln? Und noch nicht einmal aus gekleidet?" Sie stand auf, sah ihn an, wußte nicht, daß es den Mann ungeheure Ueberwindung kostete, sie jetzt nicht in die Arme zu nehmen, wie sie vor ihm stand, das Mützchen schief auf den blonden Locken. „Ich — ja, ich habe ein bißchen geträumt!" Er lachte gutmütig. „Kleine Mädel träumen gern. Es kommt nur darauf an, ob es etwas Schönes ist", sagte er dann. Sie blickte vor sich nieder. Sie hätte ihn gern gefragt, weshalb er nicht gekommen sei, als Direktor Gerling ihn bat, und er doch wußte, daß sie dort sei. Aber sie wagte es nicht. In ihr Schweigen hinein klang seine Stimme: „Warte heute nicht mit dem Abendbrot auf mich, kleines Mädel! Ich speise außerhalb und komme wohl auch erst gegen Morgen heim. Möchtest du ins Theater? Frau Keller kann dich begleiten — bestimme nur. Aber allein gehe ays keinen Fall! Ueber den heutigen Nachmittag wollen wir nicht mehr sprechen. Trotzdem du mir immer wieder aufs neue zu beweisen suchst, wie sehr du meine Wünsche mißachtest. Also, wie ist es mit dem Theater? Oder möchtest du Gisela Kornelius im Künstlersaal hören? Ich könnte da noch Karten besorgen." „Bemühe dich nicht — ich bleibe am besten daheim." Er seufzte leise. „Wie du willst, Lore. Ich werde mich dann noch von dir verabschieden." „Oh, halte dich mit mir nicht auf! Ich bin ja so un wichtig." Als sie es gesagt hatte, bereute sie es. Er konnte es auffassen, als sei sie über sein Ausgehen unglücklich. Wie furchtbar das wäre, wenn er das denken würde! Es war doch nicht an dem. Was störte es denn sie, wenn Doktor Frank Dahlmann am Abend allein ausging? Dieser Mann, vor dem sie sich fürchtete?! Als habe er ihre Worte nicht gehört, sagte er kühl: „Ich werde dir dann gute Nacht sagen, wenn du nicht ausgehen willst. Was ich noch sagen wollte: Bitte, richte dich darauf ein. Wir fahren in den nächsten Tagen auf mein Gut Friedrichsheim hinaus. Wie lange wir bleiben, Weitz ich noch nicht. Weihnachten sind wir selbstverständ lich zurück. Das wollen wir ja alle zusammen in Loringen feiern. Recht viele Menschen am Heiligabend, das wird ja auch dir das liebste sein." „Ja, gewiß!" Dann setzte sie hastig hinzu: „Ich habe Gerlings zu meinem Geburtstag eingeladen. Muß ich wieder absagen? Da ich nicht weiß, welchen Tag du für die Fahrt nach Friedrichsheim bestimmst?" „Deinen Geburtstag? Richtig, den müssen wir hier feiern. Gut — wir fahren am Fünfundzwanzigsten." Am Zweiundzwanzigsten war ihr Geburtstag! Frank ging. Lore starrte auf die Tür. „Wie eine Gefangene behandelt er mich, wie eine Leib eigene!" dachte sie zornig; dabei riß wieder der scharfe Schmerz in ihr. Gegen sieben Uhr kam er dann, im eleganten Abend anzug, weiße Handschuhe und den Hut schon in der Hand. Wo — ging er hin? Doch — sicherlich zu einer Damel Daran war kaum zu zweifeln. Aber durfte er denn das? Er war doch auch verheiratet? Lores schönes Gesicht war schmerzlich verzogen. Er beugte sich über ihre Hand. „Auf Wiedersehen, Lore. Ich muß leider sofort weg, habe mich ohnehin etwas verspätet." „Bitte, halte dich nicht auf. Auf Wiedersehen!" Mit tief gesenktem Kopf stand sie mitten im Zimmer, als er die Tür schloß. Er umfing dieses Bild noch schnell und sehnsüchtig, aber er kam nicht zurück. Es durfte nicht sein. Lores Trotz war unberechenbar, und noch einmal ließ er sich nicht zurückweisen. Lore aber drehte das Licht aus und stellte sich dann an das Fenster. Sie schob den kostbaren Vorhang zur Seite und sah dem Wagen nach, der ihren Gatten davontrug -- dem Leben, dem Genuß entgegen. Müde sank sie in einen Sessel. „Wenn ich doch tot wäre!" Sie erschrak über diesen Gedanken, aber sie wies ihn auch nicht von sich. Und dann dachte sie über vieles, vieles nach. Aber immer wieder machte sie vor dem Gedanken halt: Warum hat Frank mich geheiratet? Warum? War es tatsächlich ein flüchtiges Interesse, und wendet er sich nun ab, weil er kein Entgegenkommen fand? Oder was war es sonst? Achtes Kapitel. Als Lore an ihrem Geburtstag erwachte, schneite es draußen. Dicht und lautlos tanzten die Flocken zur Erde nieder. Sie setzten sich überall fest und bildeten auf den Säulen des hohen Zaunes und auf den Figuren dicke Hauben. Dazu schien die Sonne mitten hinein in die weiße Pracht. Lore setzte sich auf, blinzelte ein bißchen. Die Vorhänge waren bereits zurückgezogen, und sie sah mitten hinein in diesen Hellen, sonnigen Wintertag. Doch da kam ein wundersamer Duft zu ihr. Neben dem Bett lagen auf einem Tische Rosen. Dunkelrote, fast schwarze Rosen, die diesen Duft ausströmten, der in breiten Wellen das warme Zimmer Mts. (Fortsetzung MM