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Abrvehrnrittel gegen Müdigkeit «nd Ermüdung Lon vr. m-)ä. Otto Th r a e n h a r t-Freiburg i. Br. Wenn gemeinhin von „Ermüdung" gesprochen wird, so oerstehen viele darunter die rein persönliche Empfindung des augenblicklichen Kräftezustandes. Dies ist aber „Müdigkeit", in Gefühl, das sich keineswegs mit dem tatsächlichen Zustande der Ermüdung deckt. Ich kann sogar nach sehr langem Schlafe, morgens beim Erwachen Müdigkeit fühlen, wenn sich doch Körper und Geist vollständig ausgeruht haben und von Er müdung keine Rede sein kann. Umgekehrt fehlt bisweilen gerade nach übergroßer Anstrengung im „übermüdeten" Zu stande jedes Müdigkeitsgefühl, man wird aufgeregt, es tritt Schlaflosigkeit ein. Müdigkeit kann durch irgendwelche Anregungen ohne Schaden verscheucht werden, aber der wirklichen Ermüdung mutz unbedingt Ruhe folgen, wenn nicht Körper und Geist Schaden leiden sollen. Deshalb dienen Mittel, die als leistungs steigernd gerühmt werden, eigentlich nur zur Abwehr des Müdigkeitsgcfühls, sic wirken suggestiv. Manche Sportsleute loben die leistungssteigernde Wirkung gewisser Mittel, z. B. Einsalben der Haut mit einem besonderen Präparat (Oel) oder Genuß von bestimmten Pillen, aber andere Sporttreibende ver werfen sie wieder. Mittel, die sich bei dem einen lange Zeit vermeintlich sehr gut bewährten, versagen bei demselben plötz lich nach irgendeinem sportlichen Mißerfolg; mit seinem Ver trauen ist auch sofort die Wirksamkeit des Mittels geschwunden. Man hat es also in der Regel mit solchen Mitteln zu tun, welche die persönliche Empfindung des Betreffenden, das Müdigkeitsgefühl, beeinflussen. Der eine leistet mehr, der andere weniger. Für alle aber gibt es bestimmte Grenzen, jenseits deren Ermüdung cintritt. Wer sich dann uoch zur Weiterarbeit zwingt, schadet sich und untergräbt bei öfterer Wiederholung seine Leistungsfähigkeit. Jede Arbeit zehrt an unseren Kräften. Ermüdung ist daher ein fürsorgliches Warnungssignal der Natur mit der Aufforderung, die Kräfte zu schonen, dem Körper und Geist Ruhe und Erholung zu gönnen. Schädlich und verhängnisvoll ist es, dies Warnungs zeichen zu mißachten und die letzten verfügbaren Kräfte aufzu brauchen. Dadurch wird das Kapital der Arbeitskraft an gegriffen, und die späteren Zinsen werden immer geringer. Deshalb darf man auch Abwehrmittel gegen Ermüdung nur in unvermeidlichen Notfällen sehr sparsam anwenden. Hierzu gehören z. B. starker Kaffee, Tee, Tabak, Alkohol, die leicht zu einem Raubbau an Arbeitskraft führen. Vielmehr soll der wirklichen Ermüdung durch Arbeit stets Ruhe und Nahrungs aufnahme folgen. Auch ist es falsch, eine geistige Ermüdung (Kopfarbeit) durch eine anders geartete körperliche Arbeit (Hanteln, Sport) hinter einander ausgleichen zu wollen, wie cs bisweilen versucht wird; denn beides zehrt an unseren Kräften. Jegliche Art von Arbeitsermüdung erfordert aus nahmslos Ruhe und Nahrung zur Kraftergänzung. Anders verhält es sich mit dem persönlichen Müdigkeits gefühl. Dies kann und soll man bekämpfen. Fühlt man sich morgens beim Erwachen nach genügendem Schlafe noch müde und'schlaff, so genügt meist ein Wechseln der Wäsche, Reiben (Bürsten) der ganzen Körperhaut oder eine kalte Waschung, um die Müdigkeit zu bannen. Wird man au heißen Sommer tagen matt und arbeitsunlustig, dann tut ein kurzes Luftbad oder eine schnelle Ganzwaschung gute Erfrischungsdienste. Und wenn man in schlecht gelüfteten, überfüllten Konzert- oder Versammlungsräumen beim mehrstündigen Zuhören die Augen kaum mehr offen halten kann, gibt es nichts Besseres, als draußen am offenen Fenster oder an der Haustür kühle, sauer stoffreiche Luft in recht nefen Zügen kräftig einzuatmen. Solche natürlichen Abwehrmittel des Müdigkeitsgefühls sind nicht nur ganz unschädlich, sondern beeinflussen in günstiger Weise die Leistungsfähigkeit von Körper und Geist. MAZ Sibirische Skizze von Victor Merbitz-Charlottenburg. Waska schimpfte. Er tat das ausgiebig und mit Ge fühl. Seine Sprache war blühend, und er verfügte über einen Wortreichtum wie kein Zweiter im Dorfe Pogorelka. Aber er hatte auch allen Grund, sich zu ärgern, denn schon wieder stellte man an ihn die üble Zumutung, als Soldat gegen die „Germanzh" Heldentaten zu verrichten. Was gingen ihn die Germanzh an! Er persönlich hatte nichts gegen sie und stand mit den im Dorfe lebenden Ver schickten auf bestem Fuß. Eigentlich hätte er ja schon längst an der Front sein müssen, denn er war groß, stark und ge sund, aber es gelüstete ihn wirklich nicht nach Kriegsruhm. Man konnte da unter Umständen sogar den Kopf verlieren, und das wäre Waska immerhin Peinlich gewesen. — Nein, nach der Front hatte er gar keine Sehnsucht! Be sonders jetzt nicht, wo es ihm so gut ging beim alten Peter Iwanowitsch, der ihn in der Wirtschaft schalten und walten lließ, wie er wollte, als ob Waska schon der Sohn des Hauses sei. Nun, das zu werden hatte er ja die feste Absicht, und auch begründete Aussicht, denn Marfa Petrownas sehn süchtige "schwarze Augen ruhten mit Wohlgefallen auf ihm. Waska wäre sicher schon längst als Hochzeiter mit ihr drei mal um die Kirche gefahren, wenn nicht Peter Iwanowitsch leider erklärt hätte: „Erst Dienstbefreiuug, dann Heirat! Ein Knecht im Haus ist mehr wert als ein Schwiegersohn an der Front." Bisher war es Waska ja immer noch gelungen, glück lich durchzurutschen. Peter Iwanowitsch hatte jedesmal, zwar fluchend aber doch ohne Zaudern, in den Säckel ge griffen und ein beträchtliches „Honorar" für eine „Vor untersuchung" beim Kreisarzt herausgerückt, dabei fand sich denn auch immer ein „Leiden", das den braven Waska be freite. Aber heute sah die Sache doch recht mulmig aus. Der Kreisarzt selbst war eingezogen, und die Untersuchungs kommission, die jetzt tagte, nahm jeden, aber auch jeden! Der Idiot Paschutka, der fast blinde Petja und viele andere halbe Krüppel hatten daran glauben müssen. Nur Waska lag noch „zwecks Beobachtung" im Krankenhaus, und so ließ er sich beobachten. Gern hätte er eins seiner gesunden Glieder hingegeben, wenn das etwas geholfen hätte, und er war auch schon nahe daran gewesen, sich „versehentlich" einen Finger abzuhacken. Aber davon wurde ihm doch abgeraten, dafür gab es erst mal acht Tilge Arrest, denn die Sache war zu oft vor gekommen, und dann wurde man doch gerade dahin ge schickt, wohin man nicht wollte. — Den Neueingelieferten zu untersuchen trat jetzt der Leiter des Krankenhauses an sein Bett. War das nicht...? Ja natürlich, das war doch der deutsche Doktor, der so lange in seinem Dors gelebt hatte! Nichtig, dem halsten damals sie diesen Posten auf, weil man keinen geeigneten Russen mehr auftreiben konnte. Der einzige russische Arzt im Städtchen war natur gemäß voll in Anspruch genommen, hatte aber ebenso natür lich die Oberleitung nicht abgegeben, beschränkte diese jedoch darauf daß er gelegentlich in fünf Minuten das Kranken haus durchraste und einige Anordnungen traf. Auf den Deutschen konnte er sich verlassen, das wußte er. Besagter Deutscher hatte es sich nun allerdings nie früher träumen lassen, daß er einmal im hochwohllöblichen Kreisstädtchen Schadrinfk den Doktor mimen würde. Käpten Haas war schon viele Jahre mit seiner „Annemarie" zwischen Hamburg und Petersburg hin und her gependelt, als ihm eines Tages, drei Tage vor der Kriegserklärung, das Miß geschick widerfuhr, von den Russen auf der Reede von Reval hopp genommen und nach dem schönen Sibirien verschickt zu werden. Rein aus Langeweile hatte er hier seine früher einmal erworbene Feldscherausbildung aufgefrischt, und aus' Gutmütigkeit manchen Bauern glücklich kuriert. So war er :n den Ruf eines großen Heilkundigen und ins Krankenhaus gekommen. Auch er erkannte Waska sofort. Erstaunt rundeten sich feine verschmitzt blinzelnden blauen Augen, und es entfuhr ihm auf gut Platt: „Daß Du die Nas' in's Gesicht behälft!", worauf er russisch hinzufügte: „Waska, Brüderchen, was ist denn mit Dir los?" „Krank", behauptete Waska wehleidig, „einberufen und zur Beobachtung hier!" Käpten Haas' langer blonder Schnurrbart geriet ins Zittern, und der Mund verzog sich durch das rote Gesicht bis zu den Ohren hinauf zu einem- ungemein verständnis vollen Grinsen: „Und wo fehlt es denn?" Der Kranke streckte sein wohlgeformtes Männerbein unter der Bettdecke hervor. Das Bein war blutrot und blutig gekratzt. . Käpten Haas verlor fast seinen ewigen Priem: „Was ist das?" „Tuberkel im Bein", behauptete Waska unverfroren. ,Es wird Wohl abgenommen werden müssen." „Quatsch!", der „Doktor" beugte sich zu dem „Kran en" herab und flüsterte: „Sag mal, Freundchen, was hast Du angestellt? „Senfpflaster, 12 Stück", gab Waska klein bei. „Na, und die Kratzwunden?" „Es hat so gejuckt." „Das glaube ich. Aber jetzt wasch' Dich gefälligst, und sieh Dich vor, daß kein Schmutz in die Wunden kommt! Sonst tritt der Brand hinzu und das Bein muß am Ende wirklich abgenommen werden." Käpten Haas verschwand. Er hörte nicht mehr, daß Waska hinter ihm drein murmelte: „Lieber ein einbeiniger Ehemann als eine zweibeinige Leiche." Zwei Tage waren vergangen. Der Mußdoktor hatte zu viel mit wirklichen Kranken zu tun gehabt, um sich um den Simulanten kümmern zu können. " Da sauste wieder' einmal der Chefarzt durch das Haus, blieb vor Waska stehen und fragte: „Was ist mit dem?" Ehe Käpten Haas auch uur ein Wort sagen konnte, hatte Waska schon sein Bein hcrausgestreckt. Das sah jetzt dunkelblau, scheußlich aus. Käpten Haas hätte saft seinen Priem verschluckt. .Er wurde selbst blau, aber im Gesicht. Die Augen liefen ihm über, und er mußte fürchterlich husten. Wie im Traum hörte er den Chefarzt sagen: „Der Brand! Das Bein muß sofort 'runter!" Als der Deutsche wieder zu sich kam, ver- fchwauden gerade zwei Träger mit Waska im Operations- 4 zimmer. Der Chefarzt aber rannte hinterdrein. Käpten Haas schüttelte den Kops und zuckte mit den Schultern. Daun steckte er gelassen die Hände in die Hosen taschen und prustete: „Wat sall Einer dorbi dauhn? Was - der Mensch braucht, das muß er haben, und Werin es eine, Tracht Prügel ist. Hat der Kerl es doch durchgesetzt! Der verdeuwclte Russ schneidet wahrhaftig darauflos. Na, ich fühle nicht die Verpflichtung in mir, dem heiligen Zaren reiche ein Soldatenbein zn retten. Den Waska werde ich schon gesund pflegen." Das besorgte er denn auch gewissenhaft und gut, was ihm gar nicht besonders schwer fiel, denn Waska war der fidelste Patient, den man sich denken mochte, und konnte schon nach Wenigen Wochen mit einem Holzbein die Wirt- « chaft besorgen wie früher. Waska war zufrieden, Iwan Petrowitsch war zufrieden und Marfa war es erst recht, denn jetzt konnte ja endlich, j mdlich Hochzeit gefeiert werden. Und das wurde sie denn auch! H 6)24 Puffärmel mit angeschnittenem Passen- teil. Lyon-Schnitt, Grösser. (Kl.Kleinigkeit). H6Z19 Ärmel mit an geschnittener Patte, die die Aaffung hält. Lyon- Schn N Gräfte44 erhält- ltch (Kleine Kleinigkeit) Dee d SZ2S Der moderne Keulenärmel für Woll- stvffkleider. Lyon- Schnitt, Größere u.4S. (Kleine Kleinigkeit). QL326 ÄL323 Lu cZ/e/e/r Fo?/r/ZZ- u/?cZ 6e,/re BeLusTyl/eZZe ^/rcZeZ. uw/Ze a/r cZe/? cZ/e/es ^ZaZZeL u^encZe^ a/r cZe/r Za§ Lxo/r, LerZl/r «50/6. 9 6Z18 Der schlichte Ar- liegenden Garniturteil. Lyon-Schnitt, Grä fte 44. (Kl. Kleinigkeit). H 6)25 Die Puffe aus Seide ist oben dicht ge reiht. Lyon-Schnitt, Hröfte44.(Kl.Kleinigkeit.) H6325 Aparter Puffär- qereihten Teil. 'Svon - Schnitt, Gräfte 44. (Kleine Kleinigkeit). Es ist erstaunlich, wie abwechslungsreich, wie verschiedenartig an den neuen Kleidern die Verarbeitung der Ärmel ist. Keineswegs ist es eine Modeform, die dominiert, Derglatte Ärmel steht neben dem weiten gepufften und garnierten der, der durch ein kleidsames Vo lantarrangement die Schulterlinie verbreitert neben dem, der durch einen betonenden, sich den Schultern anschmiegenöen Raglanärmel eher schmal als verbreiternd wirkt. Amüsant sind die Varianten der Puffen Man bringt die Puffen in vielen verschiedenen Formen. A B.i reizend sind die sehr stoffreichen Puffen, die oben durch dichte Reihziehungen ganz eng anliegen; ebenso hübsch sind die schmalen Püffchen, die dem Oberärmel ein- und, fort laufend, den Achselpassen aufgearbeitet sind, und dann, um aus der Fülle der Formen und Arten noch etwas herauszugreifen! die Aaglanpuffen und die, der ein Passenteil angeschnitten ist. Und äusser dem Puffärmel erfreut sich der Keulen- und der Volantärmel grösster Beliebtheit, und auch diese Ärmel typen sind in ihrer Aufmachung bestimmt nicht einseitig. Alle diese Ärmel beanspruchen natürlich ein bestimmtes Material, Die rei zenden Flügelärmel und die sehr duftigen Puffärmel werben in leichten Seidsngeweben am besten zur Geltung kommen. Für die Wollkleider wird der Puffärmel gern etwas gemässigter gebracht Zu den hier abgebildeten Modellen sind Lyon-Schnitte erhältlich. L. 2.6L1Ü I.L3O^ gLZ07 Jugendliches Kleid aus marineblauem Woll stoff. Taille und Ärmel sind durch gestreiftes Ma terial ergänzt. Kragen und Schleife aus weistein Crepe de Chine. Syon- Schnitt erhältlich. Krä fte 42 u. 4ö. (Kr. Schnitt). JMS Das einfache Vormitagskleid aus Diagonalwollstoff ist vorn passen artig geteilt Pikeegarnitur. Lyon- Schnitt, Sr.42,44 4S u. 48 (Sr.Schnitt). I MS Flottes Vormitlagskleid aus grünem, reliesartigem Wollstoff Das vorn durchgehend geschnittene Modell ist mit Seidenpikee garniert Lyon- Schnitt, Sr.42,44,4b u.4S. (Sr.Schnitt). Lyon-Schnitte zu den oben abgebildeten Modellen sind erhältlich Ub121 in den Dresdner Lyon-Filialen Gevrgplatz 10 und Morihstratze 15.