Volltext Seite (XML)
SerReichstag in Flammen Die von Flammen erleuchtete Kuppel des Reichstagsgebäude 1 Ein großer Teil der Groß-Berliner Feuerwehr rückte zur Be- kämpsung des Brandes aus. Wagen an Wagen sind sie am Reichstagsgebäude aufgefahren. Die Feuerwehr rückt mit vielen Schläuchen den verschiedenen Brandherden zu Leibe. ' Um bas Feuer wirksam bekämpfen zu können, mußten auch Außenleitern in Verwendung genommen werden. Jmfakten römi schen Kalender eröffnete der März das neue Jähr^und es ist bezeichnend für die Römer, daß sie den ersten'Monat des Jahres dem Kriegsgott Mars ge weiht haAn,denn,März bedeutet „Marsmonat".Auch unser diesjähriger r.März, der an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen große Wahlen bringt, scheint, wenn man von Wah lk äm p f e n spricht, im Zeichen des Mars zu stehen, aber es ist ein Mars mit Waffen des Friedens, denn ein Wahlkampf ist immerhin ein Kampf mit geistigen Waffen, ein Kampf mit Worten und mit dem Stimmzettel. Man kann also, wenn man es so sieht, nicht sagen, daß „Mars die Stunde regiere". Im Zusammenhang mit den bevor stehenden Märzwahlen mag daran erinnert werden, daß früher einmal bei den Germanen im März große Ver sammlungen des Volkes gehalten wurden. Bei diesen Volksversammlungen, die gewöhnlich am 1. März statt fanden und unter dem Namen „Märzfcld" bekannt waren, ruhte nach altgermanischem Recht die Summe der Staats gewalt: sie waren von großer Bedeutung und faßten bindende Beschlüsse. Mit der Ausdehnung des Reiches verloren sie jedoch viel von ihrer Wesenheit. Später wurden sie, weil in den Märztagen Mangel herrschte an Futter für die Pferde der vielen Reiter, auf den Mai vcr- legt. und fortan „Maifeld" Leummt. Sie aestalteten sich seitdem zu einer Heerschau, hatten aber außerdem noch die Aufgabe, den Erlassen der Könige Gesetzeskraft zu geben. An Beziehungen zu unseren Volksvertretungen fehlt es also durchaus nicht. Im allgemeinen kommt uns aber der März nicht politisch. Für uns ist und bleibt er der Lenz- oder Früh lingsmonat, wie er seit Karl dem Großen, der den Monaten deutsche Namen gab, genannt wird. Fällt in den März doch, und zwar auf den 20. oder 21. Tag des Monats, die Frühlingsnachtgleiche, die die länger werdenden Tage einleitet, und der „offizielle" Frühlings anfang, das von uns allen so heiß ersehnte und von den Dichtern immer wieder besungene Erwachen der Natur. Man mutz sich allerdings in dieser Hinsicht vor allzu hoch gespannten Hoffnungen und Erwartungen hüten, wenn man keine Enttäuschungen erleben will. In unserem Klima ist es ja so, daß wir im März oft noch sehr winter liche Temperaturen haben mit Schnee und Eis und allem, was sonst noch dazu gehört. Ältere Leute dürften sich leicht an Märze erinnern, in denen es kälter war als während des ganzen vorangegangenen Winters. Aber trotzdem bleibt es dabei, daß im März schon Veilchen und andere Frühlingsblumen blühen, und daß in vielen Gegenden der Winter ostentativ ausgetrieben wird. Die mittlere Tempe ratur beträgt in unseren Breiten für den März 3,6 bis etwa^LLraL.CMuL. Nicht selten bringt ja der März schon das Osterfest, und Ostern bedeutet Auferstehung der Natur. In unserem jetzigen März sind wir allerdings noch ein bißchen weit entfernt von Ostern, da mit dem März erst die große Fastenzeit beginnt. Der erste Tag des Monats ist der Aschermittwoch, ein Tag der Butze und der Reue. Man braucht jedoch nicht — wie das abergläubische Leute be stimmt tun — zu fürchten, datz der März darum unter einem schlechten Zeichen stehe. In den März fällt auch der ernste Tag des Gedenkens an unsere im Weltkriege ge fallenen Brüder, der Volkstrauertag. Aber trotz dieses vielfach ernsten Charakters, den der Monat diesmal trägt, werden wir uns doch über den nahenden Lenz, der trotz alledem kommen mutz, ein bißchen freuen dürfen. Etwas Vogelgezwitscher, etwas Baum- und Blumenblüte und etwas linde Luft kann man auch in den strengsten Tagen ganz gut gebrauchen. Tagesspruch. Wenn die Lieb' ist eifersüchtig. So bekommt sie hundert Augen; Doch es sind nicht zwei darunter, Die gradaus zu sehen taugen. Wilhelm Müller.