Volltext Seite (XML)
MsdmfferTaMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RW. Kei Hau-, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsereAusträgeru. „- , , ... ». .. . Geschäftsstelle, nehmen zu jed-rZeilBestellungenent. Wochenblatt sUt WllsVlUff U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger """" ' Betriebsstörungen besteht Akin Anspruch aus Lieferung Ler Zeitung oder Kürzung das Bezugspreises. Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die «gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Dorgc- fchriebene Eischeinungs- -o cn et tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wtlsdrufs Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bisvorm.lOllhr. " Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Radatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 37 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264» Montan, den 13. Februar 1933 Am das ganze Volk. Kampffront Schwarzweißrot. Hugenberg, Papen und Seldte sprechen im Berliner Sportpalast. Im Rahmen des Reichsparteitages der DNVP. fand im Berliner Sportpalast die erste öffentliche Massen versammlung der für die Wahlen am 5. März gebildeten KampffrontSchwarzweißrot statt. Die Redner des Abends, deren Ansprachen auch durch den Rundfunk verbreitet wurden, Reichsminister Dr. Hugenberg, Vizekanzler von Papen und Reichsminister Seldte, wurden mit stürmischem Jubel von den Tausenden be grüßt. Unten den Ehrengästen, die der eindrucksvollen Kundgebung beiwohnten, sah man u. a. den Prinzen Oskar von Preußen und seine Gemahlin sowie die Staatssekretäre Dr. Bang und von Bismarck. Auch uniformierte N a t i o n a l s o z i a l i st e n nahmen an der Veranstaltung teil. Nach dem Einmarsch der Fahnen, der deutschnationalen Verbände und des Stahlhelm leitete der stellvertretende Parteiführer der DNVP., Dr. vonWin - t e rfeld, die Versammlung mit einer Trauerkundgebung für die Todesopfer der Neunkirchener Explosionskata- strophe ein. Dann nahm Reichsminister Dr. Hugenberg das Wort: Dr. Hugenberg erinnerte zunächst an den histo rischen 30. Januar d. I., den Tag des nationalen Zu sammenschlusses. Es hängt alles davon ab, so fuhr Dr. Hugenberg fort, daß die rettenden Kräfte dieMachter - halten. Es hängt aber auch alles davon ab, daß sie untereinander einig und in dem Vertrage bleiben, den sie miteinander geschlossen haben. Wer etwa davon reden sollte, daß das nur ein Ubergangszustand sei, der bald einer anderen Machtverteilung Weichen werde, der versündigt sich am deutschen Volke, der ruft die bisher waltenden zerstörenden Kräfte wieder auf den Plan. Er wäre der Vater des Chaos und des deutschen Bolschewis mus, der, wenn auch noch so national, Deutschland zer stören würde, denn Deutschland ist nicht Rußland. Ich sage es offen: Ich muß es sagen, weil mir ans den eigenen Reihen heraus Bedenken entgegengetreten sind — ich wollte keine Neuwahl. Seit 1919, seit Weimar, sitze ich im deutschen Parlament — und bin nie ein Parlamentarier geworden. All diese Jahre hindurch haben wir Deutschnationale gegen den Parlaments- und Parteistaat gekämpft. Das neue Kabinett ist keine Neuauflage einer der zahl reichen parlamentarischen Regierungen, die wir gehabt haben. Sonst wäre ich nicht darin. Was wir Deutschnationale schon zur Zeit des Kampfes gegen den Doung-Plan, in der Zeit von Harzburg, wollten, was wir zäh festgehalten haben, bald gegen diesen, bald gegen jenen fechtend — was wir mit Kraft und Leidenschaft aus der Stellung der Minderheit heraus zurcchtzurücken suchten — ein Werkzeug im Kampfe um eine lichtere Zukunst: das ist diese neue Hindenburg-Negierung der nationalen Sammlung. Ich konnte und durfte den Zusammenschluß nicht an dem einen Punkt scheitern lassen, über den wir uns nicht verständigen konnten — an der Frage, ob noch einmal ge wählt werden sollte. Ich konnte es deshalb nicht, weil ich die Wahl nicht fürchte. Wir wählen also am 5. März noch einmal. Und Deutschland möge bezeugen, daß es die Wahlen gründlich satt hat, indem es die Kampffront Schwarzweißrot wählt. Unter diesem Kennwort zieht die Deutschnationale Volkspartei in die Wahl. Wie ich seit langem alle unsere Absichten verkündet habe, soll damit deutlich unser Wille gekennzeichnet werden, unsere Arme weit aufzu machen für alle, die dem Gedanken der nationalen Samm lung huldigen, für alle, die wissen, daß es bei dieser Wahl nur auf zweierlei ankommt: Ja zu sagen zu der Frage des Feldmarschalls: Wollt ihr ein nationales Kabinett st ützen? und zum zweiten zu bekunden, daß wir christlich-konservativ im besten Sinne des Wortes, daß wir sozial sein wollen, aber nicht marxistisch und wirtschaftsseindlich. Dr. Hugenberg schilderte dann den furchtbaren Lei densweg der deutschen Wirtschaft der letzten Jahre und Zog aus den Erfahrungen den Schluß, daß dieEinheit- lichkeit der wirtschaftspolitischen Willensrichtung die erste Voraussetzung des wirtschaftlichen Wieder aufbaues ist. Diese Forderung, so fuhr der Redner fort, habe ich seit langem vertreten und jetzt zur Voraussetzung meiner Mitwirkung im neuen Kabinett gemacht, über das, was ich politisch und wirtschaftspolitisch erstrebe, habe ich in der Zeit des Redens so viel gesagt, daß Freund und Feind es wissen. Jetzt ist die Zeit der Taten g ekomrrnn.. Dr. Hugenberg schloß mit dem Ruf: Helfen Sie uns, den schwarzweißroten Block stärken, der im künftigen Deutschland Hort der Nation und ihrer höchsten und heiligsten Güter sein muß! Ich rufe dem deutschen Arbeiter, ich rufe dem deutschen Bauern und dem deutschen Mittel st ändler zu: Wäge in deinem Geiste richtig alle Möglichkeiten der Zukunft gegen einander ab — und du wirst die sicherste Gewähr eines ruhigen Wiederaufstiegs bei uns finden. Es hat sich in diesen Wochen eine Wendung vollzogen. Ungeheure Spannungen waren vorhanden. Ihre Bedeu tung und Tiefe wird erst eine spätere Zeit begreifen. Trost und Hoffnung wechselten in den Seelen der Mitwirkenden. Sie waren sich bewußt, höhere Verantwortung zu tragen, als es gemeinhin der Fall ist. Es war ihnen zu mute wie den Pionieren, die, getrieben von der deutsch- preußischen Pflicht, hinter sich alle Brücken abbrechen und in ein neues Land ziehen — in ein ungeahntes, aber doch geahntes Land, in das innerlich geeinte, glück lichere und bessere Deutschland. Wir Deutschnationale dienen diesem kommenden neuen Deutschland — wir dienen ihm als Partei, solange man uns zwingt, auf parlamentarischem Boden zu kämpfen. Aber noch viel lieber dienen wir einem von Knechtschaft und Parlamentarismus befreiten Vaterlande — und darin werden mir besonders die Jugend und die kampfgewohnten Grün- und Blauhemden zustimmen — noch viel lieber dienen wir dem Vaterlande als starke Heersäule der nationalen Kampffront Wo aber wir auch stehen — unser Kampfruf heißt: Heil Deutschland! Papen über die Volksgemeinschaft. Vizekanzler von Papen betonte dann als zweiter Redner des Abends in seiner Ansprache u. a. folgendes: Der 30. Januar wird ein Wendepunkt in der Geschichte des Nachkriegsdeutschlands sein. Aber die Einigung, nun erreicht in ihren Führern, mutz erkämpft werden auch innerhalb des deutschen Volkes. Gleichwie sich die Männer der Reichsregierung zusammengetan haben, um Seite an Seite in aufrechtem gegenseitigem Vertrauen den Kampf für die Wiedergeburt Deutschlands zu führen, so müssen sich auch die vielgestaltigen Kräfte des deutschen Volkes über alle Patteigrenzen und Parteidoktrinen zu gemeinsamem Werk die Hände reichen. Die Parteifesseln sind zu eng geworden für die Nation, die sich im Feuer des Weltkrieges zu einander fand, und sie werden nicht mehr verstanden von derjungen Generation, auf der unsere Zu kunft ruht. Die Zeitwende fordert von uns mehr denn je den Impuls zu einer großen umfassenden nationalen Be wegung, in der alle Kreise des deutschen Volkes ver- Die Kundgebung der Kampffront Schwarzweißrot im Berliner Sportpalast. Unser Bild zeigt Reichsminister Dr. Hugenberg, Vize kanzler von Papen und Reichsminister Seldte. treten sein müssen, die ein neues soziales, von Ge rechtigkeit und Autorität geführtes Deutsch land wollen. An einer solchen Neuformnng unserer politischen Willensbildung muß neben dem evangelischen auch der katholische Volksteil seinen selbstverständlichen Anteil haben. Ich sehe als die entscheidende Aufgabe des 20. Jahr hunderts die Entproletarisierung des deutschen Volkes. Wir stehen heute vor einer gewaltigen Neuordnung unseres sozialen Lebens. Nicht klassenkämpferisch und nicht kollektivistisch müssen die dem deutschen Volke an gemessenen Lösungen gestaltet sein. Wir müssen uns zu der revolutionären These bekennen, daß der Wiedereinbau weiter Kreise unserer Volksgenossen in die Volksgemeinschaft, nicht durch die Verwandlung Deutschlands in einen Rentenstaat, sondern einzig und allein durch die Stärkung der Persönlichkeitsausrüstung und des Verantwortungs gefühls jedes einzelnen Deutschen erreicht werden kann. Neben dem Nationalsozialismus, mit dem wir Seite an Seite kämpfen, wollen wir das konservative Deutsch land verkörpern und unter dieser Fahne des neuen christ lichen Reiches deutscher Nation insbesondere die Werk tätige und studierende Jugend aufrufen, deren Ziel die wahre deutsche Volksgemeinschaft ist. Wir lehnen es weit ab, reaktionäre Ziele geistiger oder wirtschaftlicher Art zu vertreten. Wir wollen in Gottesfurcht und Achtung vor der schöpferischen Persönlichkeit in Verantwortung für das große Ganze den Kampf gegen die Proletarisicrung auf geistigem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiete führen, wir wollen Qualität gegen Quantität, Volk gegen Masse, Führerschaft gegen Jnteressentenhaufen setzen. So, wie die Führer heute zusammcnstehen, so mutz nun auch im Volke die nationale Einigung gegen die Front des 9. November geschlossen werden. Die beiden großen Gruppen der nationalen Bewegung werden den Kampf um die deutsche Volksseele inbrüderlicher Einigkeit führen, den Kampf um die innere und äußere Freiheit, den Kampf um den Glauben an den Sieg, den uns niemand wird entreißen können. (Seldte: „Frei müssen wir sein!" Nach Vizekanzler von Papen ergriff Reichsminister Seldte, der Erste Vundesführer des Stahlhelm, das Wort und sagte u. a.: Wir vom Stahlhelm sehen, daß 14 Jahre einer bitter harten Arbeit hinter uns liegen. Aber wir sind unablässig marschiert, und haben trotz aller Widerstände um die alten Ziele des Stahlhelm, die Wehrhoheit, die Freiheit, die Jugend ertüchtigung, die Erziehung in einer christlichen deutschen Lebensauffassung, die Gleichberechtigung und um den deutschen Lebensraum und die deutsche Arbeit unverdrossen weitergekämpft. Aber jetzt empfinden wir es alle, daß es dem Ziele näher geht, wo die Pläne der Freiheit sich zu verwirklichen beginnen, wo die Konturen unerreichbar scheinender Ziele sich am Himmel abzeichnen. In dieser Stunde» da reißen wir alles zu sammen, denn wir brauchen für diesen Kampf die warmen und starken Herzen, die harten und klaren Köpfe. Das, meine Kameraden, brauchen wir für unsere Stahlhelmarbeit. Aber wir brauchen cs auch genau so für Deutschland, und das braucht ganz besonders eine Re gierung, die sich zu einem festen Kampfkabinett, zu einem autoritären Kabinett zusammengefunden hat, um für Deutschlands Zukunft zu sorgen. Und das wird wahrhaftig nicht leicht sein. Ich glaube sagen zu dürfen, daß ein solches Kabinett, das kämpfen will, nicht ein genaues Programm oder ein Rezept zum Aufbau vorzulegen hat. Aber eines kann ich sagen: Aus seinem Willen zur Beständigkeit und zur Arbeitsleistung heraus wird es den vergangenen 14 Jährender Minusleistung einen harten Vicrjahrcsplan der Aufbauarbeit gegenüberstellen. Ich mache mir ganz bewußt sozial als Arbeits minister klar, daß trotz der Riesenarbeit, die ein Programm der neuen Regierung dem Volke überliefern wird, es sich niemals handeln wird um eine Fron arbeit. Niemals wird cs aus einem solchen Gedanken hcraus eine Fronarbeit für Unfreie geben, sondern in Deutschland gibt es nur und hat es zu geben eine Leistungs - arbeit der Freien. Aus solchem Denken heraus verträgt weder der Mensch noch das Land noch die Arbeit noch die Wirtschaft Fesseln. Frei müssen wir sein, frei müssen wir arbeiten können, frei das Arbeitgebiet, frei die Menschen. In dem nationalen Kabinett haben sich Spannungs kräfte zusammengeballt und die Kräfte'bilden zwei Blocks, die NSDAP, unter Hitlers Führung und die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot. Jetzt gilt es^zu zeigen^ daß es Zwar