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WMMNgeM Nationale Tageszeitung für die Landwirtstzast, Dar »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. trei Haus, bei Postbcstellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern la Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsereAusttägeru. „u, ,, ... .. .. . Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- WoMNVlatt sUl WllsdlUff U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger " ' " Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lteserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandler Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Aeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs, Pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Borge» schrieben- Erscheinungs- z tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdrusf Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. ' " — - — . t t — Fgx die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 49 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264» Montag, den 27. Februar 1933 Japans „Achtung". Als in der bedeutsamen Sitzung des Völkerbundes — das Wort „entscheidend" zu gebrauchen sollte man vor läufig noch vermeiden, bis die Zukunft selbst darüber etwas Näheres sagt! — der japanische Vertreter in seiner Schlußansprache erklärte, Japan werde „für die Erhaltung des Friedens im Fernen Osten sorgen", da behielt die ganze illustre Versammlung ihre toternsts Miene bei. Wären es nicht „Diplomaten" gewesen, die dort saßen, so hätten sie doch auf Grund des Beschlusses, den sie fünf Minuten später gefaßt haben, bei diesen Worten des Japaners eigentlich in ein gellendes Hohngelächter aus- brechen müssen. Denn dieser „Frieden" hat schon Hundert tausenden das Leben gekostet, hat — und zwar nicht bloß im Fernen Osten —der Weltwirtschaft schwerste Wunden geschlagen und nur einem ihrer Teile reiche Beschäftigung gebracht: der Waffenindustrie. Und während der Japaner äußerte, seine Regierung werde weiterhin „am Wohle der Menschheit mitwirken und in völliger Aufrichtigkeit ihre Politik der Mitarbeit für den Weltfrieden fortführen", läßt dieselbe Regierung im Verein mit der „Regierung" von Mandschukuo auf die Städte und Dörfer der chine sischen Provinz Dschehol Bomben abwerfen und sorgt mit Tanks und schweren Geschützen für besagten Weltfrieden. Vielleicht ist der groteske Gegensatz zwischen diesem Han deln und jenem Worte zu blutig, als daß man über ihn lachen kann. Nun aber hat sich der Völkerbund selbst in die Schuß linie der fragenden Kritik oder der kritischen Frage hinein begeben: Was soll und was wird denn nun eigentlich Praktisch und tatsächlich geschehen, nachdem jetzt der Völkerbund sich auf den Standpunkt gestellt hat, daß das militärische Vorgehen der Japaner in der Mandschurei — und erst recht natürlich das außerhalb dieses Gebietes — n-cht als eine legitime V«:rteidigungsmaßnahme zu be trachten sei! Tenn damit ist Japan doch dem von ihm selbst unterschriebenen Kellogg-Pakt gemäß feierlich „g e - ächtet'! Wer einstmals in Acht und Bann getan wurde, den konnte jeder, der ihm begegnete, ohne weiteres tot schlagen. Und jetzt . . .? Zur Zeit soll vorläufig einmal ein Völkerbundaus schuß „die weitere Entwicklung des chinesisch-japanischen Streitfalles (?) überwachen, der Völkerbundversammlung jeweils darüber berichten und ihr Vorschläge machen". Diese illustre Versammlung trütt aber jeweils im Jahre einmal zusammen; jetzt fand nur eine außerordentliche Sitzung statt! Auch Amerika und Rußland sollen zu jener Ausschuß„arbeit" eingeladen werden. Doch gleich sei eine recht bezeichnende Einzelheit aus jener „entscheidenden" Sitzung nachgeholt: Mit Ausnahme des Franzosen Paul- Boncour war nicht ein einziger Hauptdelegierter der europäischen Großmächte anwesend! Die Delegationen der südamerikanischen Staaten glänzten überhaupt durch Abwesenheit! Und das alles stört doch Wohl die papierne „Wucht" des Völkerbundbeschlusses einigermaßen! Jetzt spricht man davon, daß eigentlich als geringste und doch selbstverständliche Folge jener „Ächtung" Japans die Waffenausfuhr nach dem Fernen Osten verboten und auch wirklich verhindert werden müsse. Aber die eng lische Waffenfabrik Vickers-Armstrong arbeitet Tag und Nacht und Schneider-Creuzot rn Frankreich dürfte kaum weniger beschäftigt sein, um, wie Japans Delegierter hierzu wohl auch sagen würde, „für die Erhaltung des Friedens im Fernen Osten alle Anstrengungen zu machen". Blutig ist das Geld, das daran verdient wird, aber es ist doch eben — Geld. Und das wiegt schwerer als jede papierene „Ächtung". * Zustimmung Amerikas in der Fernost-Frage. Amerikanische Note an den Völkerbund. Der amerikanische Staatssekretär Stimson hat dem Generalsekretär des Völkerbundes telegraphisch eine Note übermittelt, in der er betont, die Ziele der amerikanischen Negierung stimmten weitgehend mit denen des Völker bundes überein. Der Völkerbund sei zu bestimmten Schluß folgerungen gelangt, die von der amerikanischen Regie rung im allgemeinen geteilt würden. Die amerikanische Regierung habe die feste Hoffnung, daß die beiden im Streit stehenden Nationen ihre Politik den Wünschen der Völkerfamilie anpassen, wonach internationale Schwie rigkeiten ausschließlich durch friedliche Mittel geregelt werden. — Diese Note Stimsons wird in internationalen Kreisen als eindeutige Stellungnahme gegen Japan be wertet. Scharfe japanische Aste an die Völlerbundsmächle. Die japanische Negierung hat sämtlichen Völkerbnnds- mächten eine Note übermittelt, die in auffallend scharfem Ton gehalten ist. Die japanische Regierung stellt fest, daß das Vorgehen der japanischen Armee seit dem Zwischen fall vom 18. September 1931 niemals die Grenzen der be rechtigten nationalen Verteidigung überschritten habe und daß der mandschurische Staat ausschließlich aus dem spon tanen Willen des mandschurischen Polkes hervorgeaangen sei. Der Völkerbund sollte, anstatt sich auf akademische Doktrinen zu stützen, vielmehr die wahren Kräfte zur Sicherung des Friedens in diesen Gebieten der Welt achten. VKMltUW- M MWstslOrM Verwaltungs- und MWafisrefomen. Das Neichskabinett tritt in den ersten Tagen dieser Woche wieder zusammen, nachdem der Reichskanzler von seiner Wahlreise am Montag wieder in Berlin ein getroffen sein wird. Eine sehr wichtige Frage, die vor den Wahlen aber kaum noch spruchreif werden dürfte, ist die Reform der Arbeitslosenversicherung, deren Dreiteilung sich als unpraktisch erwiesen hat. Es ist aber beabsichtigt, die Arbeiten so zu beschleunigen, daß die Neuordnung spätestens Anfang April in Kraft gesetzt werden kann. Hier liegen zwei umfassende Gutachten vor, deren eines der frühere Arbeitsminister Syrup verfaßt hat, während das andere von dem Reichskommissar für das preußische Finanzministerium, Popitz, stammt. Wahrscheinlich schon in dieser Woche dürste das Kabinett Beschlüsse über die Herabsetzung der überhöhten Gehälter in den vom Reich subventionierten Betrieben bekanntgeben. Insbesondere die Gehälter, die in manchen Fällen das Vielfache eines Ministergehaltes ausmaHen, werden eine erhebliche Minderung erfahren. Voraussichtlich wird ein Unterschied gemacht werden müssen zwischen Betrieben, die lediglich einen einmaligen verlorenen Zuschuß erhalten haben, und Betrieben, die fortlaufend subventioniert werden und unter Reichskontrolle stehen. Über die bevorstehenden weiteren landwirtschaftlichen Maßnahmen hat dieser Tage bereits der Staatssekretär im Reichs ernährungsministerium, von Rohr-Demmin, Mitteilungen gemacht. Die Umschuldung Wird in absehbarer Zeit ab geschlossen werden. Weiter wird den Bauern, die eine zusätzliche Arbeitskraft einstellen, ein Barbetrag aus gezahlt, der etwa dem entspricht, was die öffentliche Hand sonst für den Arbeitslosen aufzuwenden hätte. Der Appell des Staatssekretärs an die Verbraucher, möglichst deutsches Leder, deutfche Faser, deutsche Zellulose und deutsche Fette zu verwenden, wird ebenfalls in einer der nächsten Ver ordnungen der Reichsregierung Ausdruck finden. Die Frage der Handelsvcrtragsverhandlungen wird voraussichtlich erst nach den Wahlen grundsätzlich geregelt werden, was schon der Tatsache zu entnehmen ist, daß mit den zur Zeit in Berlin weilenden südslawischen Unterhändlern lediglich über ein Provisorium für die Zeit nach dem Ablauf des deutsch-südslawischen Handels vertrages am 5. März verhandelt wird. Sugenbera Der WeltwirWaftssrasen. „Wie kann die Wcltwirtschaftskonfercnz zu einem Erfolg führen?" Reichsminister Dr. Hugenberg hielt eine über alle amerikanischen Sender verbreitete Rede über die Frage, wie die Weltwirtschaftskonserenz zu einem Erfolg führen könne. Er führte unter anderem aus: Die bis herigen Weltwirtschaftskonferenzen mußten erfolglos sein, weil sich alle Staaten scheuten, an das Grundpröblem der Weltwirtschaftskrise, das Schuldenverhältnis der Länder untereinander, heranzugehen. Eine neue Weltwirtschaftskonferenz kann nur dann Erfolg haben, wenn die Verhandlungen von der Erkenntnis geleitet werden, daß die jährliche Schuld summe, die ein Staat an Zins und Tilgung abzuführen hat, einen vernünftigen Exportüberschuß des Staates nicht übersteigen darf. Seit dem Kriege ist dieses Grundgesetz des internationalen Verkehrs erschüttert. Das Bestreben der verschuldeten Länder, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, hatte eine Warenüberschwemmung aller Märkte und eine allgemeine Erschütterung der Preise und Löhne zur Folge, während der Goldwert stieg. Damit entstand eine ungeheuere Arbeitslosigkeit. Bolschewistische Strömun gen, genährt in den breiten Massen durch das dumpfe Gefühl, daß da irgendwo ein großer Unsinn begangen sei und eigensinnig fortgesetzt werde, zuckten durch die ganze Welt. Die Staaten — die Volkswirtschaften im ganzen — sind die Verantwortlichen, die den Hebel um stellen müssen. Wenn sie gesunden wollen, müssen die Gläubigerländer zu den Schuldnerländern fagen: „Laßt uns einen Pakt miteinander machen, der nicht auf for mellem Rechte, sondern auf Vernunft aufgebaut ist. Er soll unseren Gläubigern das erhalten, was sie noch haben, fo daß sich alle Völker im natürlichen Kreislauf der Dinge wieder erholen." Der Wille, das internationale übel von Schuldver- pjlichtungen ^u beseitigen^ dem keine entsprechende Mög-. lichkeit von Wärettiiescrungen gcgenübersteht, ist die Vor aussetzung des Erfolges einer Weltwirtschastskonfereuz. Auf die besonderen Verhältnisse meines Volkes über tragen, heißt das, Deutschland mutz in den Stand gesetzt werden, seinen Schuldverpflichtungen nachzukommen. Es mutz eine Jahreszahlung deutscher Zinsen und Tilgung gefunden werden, deren Gegenwert in Waren das Aus land ohne Dumping aufnimmt. Aber das geht nur bei niedrigen Zinssätzen. Die Wiederherstellung der Kaufkraft Deutschlands liegt auch im amerikanischen Interesse. „Zurück zu Volkstum und Muttererde." Hitler-Kundgebung in Nürnberg. In der Nürnberger Festhalle am Luitpoldhain veranstaltete die NSDAP, eine Kundgebung, die von etwa 25 000 Perfonen befucht war. Nach dem Einzug der Sturmfahnen und der Standarte erschien Reichs kanzler Hitler, von der Menge stürmisch umjubeli. Nach kurzen Begrüßungsworten des Abg. Streicher ergriff Hitler das Wort. Er führte u. a. aus: Die Gegner fragen nach einem Programm. Wir müssen darauf antworten: Es ist nicht die Zeit, daß ihr fragt, was mir wollen, sondern es ist unser Recht zu fragen, was ihr getan habt. Die Gegner müssen heute Rede und Antwort stehen über das, was sie in vier zehn Jahren verbrochen haben. Sie redeten im November 1918 von Schönheit, Frei heit, Würde, von Brüderlichkeit und Gerechtigkeit, Volks frieden, Weltabrüstung und Verständigung, von Neuauf bau im Innern, von sozialem Glück. Nach vierzehn Jahren haben sie das Gegenteil von alledem zurück gelassen. Heute reden sie von Unterdrückung und jammern über Presseverbot. Vierzehn Jahre lang haben sie uns unterdrückt und verboten und unsere Zeitungen beschlagnahmt. Mir selbst war jahrelang das Reden untersagt. Sie redeten von sozialem Ausbau, und wir haben als Ergebnis: der Bauer ist ruiniert, der Mittelstand verelendet, ein Drittel aller Menschen ohne Arbeit. Dazu kommt die katastrophale Lage der öffentlichen Finanzen. Überall Zersetzung, über all Aushöhlung: das ist das Ergebnis dieses vierzehn jährigen Regiments. Sie hatten die Pflicht, von selbst abzutrcten. Sic wollen das nicht tun. Das deutsche Volk mutz daher das Notwendige erzwingen. Ich trete nicht vor die Nation, willens, nach dem 5. März das Schicksal des Volkes wir der denen zu übergeben, die vierzehn Jahre lang ge sündigt haben. Deutschland wird in die Hände dieser Vcr derber nicht mehr zurückkommen. Kein Programm kann ein Polk retten, das nicht selbst einmütig denkt und einmütig handelt, über die Stände, über Besitz und Kapital, über Reichtum und Armut, über Bildung und Beschränkung und über Kon fessionen hinweg mutz wieder eine gemeinsam« Plattform gefunden werden. Sie kann nur liegen in der Zurückfindung zum Begriff: Volkstum und Muttererde. über allem mutz stehen: Deutschland als Reich, das deutsche Volk als Gemeinschaft. Ich fühle mich als Repräsentant des süddeutschen Stammes, und iw werde die Einheit des Reiches verteidigen gegen jeden Angriff. Wir schützen die christlichen Bekenntnisse, in dem wir den Marxismus vernichten. Wir werden nicht dulden, daß Deutschland erneut in einen Krieg der Konfessionen verfällt. Wir kämpfen dafür, daß ein mal Deuffchland wieder aufersteht. Die Gegner sagen: Sie reden von vier Jahren. Ja, wenn ichlügen würde, wie sie es getan haben, hätte ich gesagt: Deutsches Volk, gib uns deine Stimme am 5. März, dann werden wir am 15. März eine Notverord nung zu deiner Rettung herausbringen. Das wäre ein facher gewesen. Man wird Jahre brauchen, um wieder aufzubauen, was verwüstet wurde. Die Größe der Katastrophe ist einzelnen Volksgenossen gar nicht klar. Es werden Jahre notwendig sein, um dieGrund - erkenntnis in das Volk hineinzupflanzen, daß maß gebend sür das Gedeihen eines Volkes die Existenz seiner Bauern ist. Genau so mi.rß man eintreten für den Arbeiter. Man muß den anderen Ständen klar machen, daß es ohne den Arbeiter keinen Wiederaufstieg geben kann. Als dritter mutz zu dieser Gemeinschaft derArbeiterderStirn stoßen. Man wird sich auch loslösen müssen von den Theorien, die in der Welt alles suchen und in der Heimat nichts zu sehen vermögen. Man wird wieder eine gesunde Volkswirtschaft aufbauen, um auf ihr die weltwirtschgftlichLU Beziehungen Lu begründen..