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MOmsserTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da- »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittag- L Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Irei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. . , Geschäftsstelle, nehmen zu jederZeitBeftellungenent- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umnenend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger > > '' > — Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriststücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Bisweilen — aber recht selten — kam ein derartiges Gesetz nun auch wirklich zustande, was man bei den meist sehr unklaren Mehrhcitsverhältnissen im Deutschen Reichstag schon als ein halbes Wunder bezeichnen kann. Ein ganzes Wunder aber wäre es gewesen, wenn dort ein solches „alles Nähere regelnde" Reichsgesetz zustande gekommen wäre, wo zum Widerstreit der parteipolitischen Gegensätze auch noch der der Weltanschauungen tritt, also vor allem in derSchul - frage. Es ist hier vor allem der Art. 116 der Reichs verfassung, der ein paar Grundsätze für die künftige Ge staltung und Umgestaltung des „öffentlichen Schulwesens" aufstellte, dann aber hinzufügt: „Das Nähere bestimmt die Landcsgesctzgebung nach den Grundsätzen eines Reichs- gesetzes." In einem späteren Artikel wird auch noch ge sagt, daß „der Religionsunterricht ordentliches Lehrfach der Schulen ist mit Ausnahme der bekenntnis freien (weltlichen) Schulen", was aber gleich im nächsten Satz schon wieder dahin eingeschränkt wird, daß „die Teil nahme an den religiösen Unterrichtsfächern . . : der Willenserklärung desjenigen überlassen sei, der die rcli- Möse Erziehung des Kindes zu bestimmen habe". Um diese Jrrnis und Wirrnis noch unübersehbarer zu ge stalten, lautet eine andere Vorschrift der Reichsverfassung, „beim Unterricht sei darauf Bedacht zu nehmest, daß die Empfindungen Andersdenkender nicht verletzt werden". Schon diese Andeutungen über die „Schnlartikel" der Verfassung genügen, um darzutun, daß hier eins der aus gesprochensten parlamentarischen Kompromisse vorliegt, von denen die Entstehungsgeschichte der Neichsversassung nicht gerade wenige aufweist. Und dazu paßt es natürlich nur, daß das „Reichsschulgesetz" parlamentarisch niemals Zustande gekommen ist. Infolgedessen muß es eben, bis Vies geschehen ist, naturgemäß „bei der bestehenden Rechts- mge bleiben", wie der Art. 174 der Reicksverfassung be- n'Mmt, eine Verordnung, die naturgemäß sich auf die Lander als den Trägern der Schm'vcrwaltung und Gesetzgebung bezieht. Darauf allein aber kommt es rechtlich bei dem Be- >chluß der Reichskommissarc für Preußen an, ab Ostern U'U einen Abbau der sogenannten weltlichen (Sammel-) Schulen in die Wege zn leiten. Kannte doch der Preußische Staat vor dem 1t. August 1919 - dem Tage des Inkrafttretens der Reichsverfassung — allein die evan- llelische, die katholische Volksschule — nur in ein paar Landstriche» gab es die (christliche) Simultanschule —, wo überall „im Geiste des Religionsbekenntnisses" unter richtet, der Religionsunterricht selbstverständlich auch ordentliches Lehrfach war. Die Schaffung der „welt lichen" Schule, auf die ihrem Wesen und Wirken nach die Bezeichnung „religionslos" viel besser passen würde, bedeutete also eine Änderun g „des bisher bestehenden Zustandes", und infolgedessen ist ihr tatsächliches Be stehen auch oft als rechtlich unzulässig bezeichnet worden. Nie aber wurde versucht, rechtlich die Sachlage nun auch zu klären, weil dies im Hinblick auf die verzwickten, sich teilweise auch geradezu widersprechenden Bestimmungen in den Schulartikeln der Neichsversassung auch ein wahres Kunststück gewesen wäre. Denn für die Aufnahme eines Kindes in eine bestimmte Schule ist ja nicht einmal „das Religionsbekenntnis seiner Eltern maßgebend"! Was soll z. B. geschehen mit einem Kinde, dessen Eltern überhaupt keinem Religionsbekenntnis angehören? Aber das ist, wie gesagt, bei dem Erlaß des Reichs- kommissars auch gar nicht entscheidend. Sondern nur das eine, daß in einem Staat, der grundsätzlich auf dem Boden des Christentums aufgebaut ist, nicht mehr oder minder große Teile einer Jugend heranwachsen dürfen, denen der Geist des Christentums bewußt bei der Erziehung fcrngehalten wird. Wer aber die Jugend zu stärker ihres deutschen Volkstum bewußten Menschen erziehen lassen will, wird vorn Staat als „Er zieher" verlangen müssen, daß beim Unterricht eine der stärksten Wurzeln dieses deutschen Volkstums, die christliche Religion, mitzuwirken hat. Hitler über politische Fragen. Eine Unterredung mit dem Reichskanzler. Reichskanzler Adolf Hitler gewährte dem Berliner Chefkorrcspondcnten der amerikanischen Nachrichtenagen tur „Associated Preß", Lochner, eine Unterredung über schwebende politische und wirtschaftliche Angelegenheiten. Der Reichskanzler beantwortete die einzelnen Fragen folgendermaßen: Die Einstellung der Nationalen Regierung Deutsch lands zu den Vereinigten Staaten von A in erika ist, wie nicht anders denkbar, aufrichtig freundschaftlich. Sie fragen mich, ob ich an meinem im Dezember 1931 in einem Interview mit der „Associated Preß" aus gesprochenen Standpunkt festhalte, daß private Auslandsschulden unter allen Umständen bezahlt werden müssen. Ich habe in dieser Frage immer den gleichen Standpunkt einge nommen und nehme ihn heute aenau so ein. Ich habe Neuer Pariser MW gegen MWaud Deutsche Truppen im Rheinland sollen einen Kriegsgrund dar stellen! In dem engeren Ausschuß der Abrüstungs- k o n s e r e n z, der den Vorschlag der englischen Regierung auf Verpflichtung sämtlicher Mächte behandelt, unter keinen Umständen in einem zukünftigen Konflikt zu Ge- waltmatznahmcn zu greifen, kam es zu ernsten Meinungs verschiedenheiten, die zu einer Aufhebung der Sitzung führten. Die Vertreter Frankreichs, Belgiens und Südslawicns verlangten als A usnahm e gewisse Bestimmungen vor allem des Locarnopaktes, die praktisch bedeuten würden, daß deutsche Truppenansammlungeu in der entmili tarisierten R h e i n l a n d z o n c die Locarnomächü zu einem Vo rge b e n gegen Deutschland berechtigen. Der deutsche Vertreter. Gesandter Goep perl, widersetzte sich dieser Auffassung mit dem Hinweis, daß unter Gewaltmaßnahmen im Sinne der vorgesehenen Ver pflichtung aller Mächte nur ein direkter mili tärischer Angriff auf einen Staat zu verstehen sei, und die von Frankreich und Belgien geforderten Einzel bestimmungen nicht als zulässige Ausnahme in die Verpflichtung ausgenommen werden dürfte. Schließlich wnrde vorgeschlagen, daß die fünf Locarno mächte England, Frankreich, Italien, Belgien und Deutsch land sich untereinander über die Frage verständigten. Dem widersetzten sich aber die Türkei und Südslawien. Die Sitzung wurde deshalb sristlos ver 1 agt. * Ser Zwischenfall Aadolny-Henderson. Der peinliche Zwischenfall in Genf, der sich nach der Erklärung des deutschen Botschafters Nadolny über den Standpunkt der Reichsregierung zur Vereinheitlichung der Heeressysteme und der anschließenden kurzen Debatte im Haupt ausschuß der Abrüstungskonferenz er eignete, ist jetzt durch einen Briefwechsel zwischen Nadolnp und Präsident Henderson vorläufig ab geschlossen worden. Ferner stattete Nadolny Henderson in Genf einen Besuch ab, der zur Klärung der Angelegen heit diente. Bekanntlich hatte Henderson die Sitzung des Haupt ausschusses nach Schluß der Debatte schließen wollen. Nadolny erhob sich darauf und erinnerte daran, daß noch der deutsche Antrag zur Behandlung vorliege, der gemeinschaftlich mit den französischen und italienischen Vorschlägen diskutiert werden müsse. Daraus erklärte Henderson in einem auffallend scharfen und schroffen Ton, der deutsche Vorschlag stelle keinen Abänderungsantrag im Sinne des italienischen Vorschlages dar, sondern er sei ein „neuer geschäftsordnungsmäßiger" Antrag, der nicht zum Verhandlungsprogramm gehöre. Als Nadolny sich darauf nochmals zum Wort meldete, schloß Henderson, ohne den deutschen Botschafter reden zu lassen, sofort die Sitzung. Das Wesentlichste an diesem ganzen Vorfall war, daß der Engländer Henderson wieder einmal im franzö sischen Sinne „arbeitete" und eine Erörterung der deutschen Abrüstungsforderungen erneut verschleppte. Bereits Herr Paul-Boncour, Frankreichs Außenminister, hatte die unverschämte Dreistigkeit, in der Debatte zu behaupten, daß die deutschen Anträge — die auch nie einen Zweifel darüber gelassen, daß die Frage der Bezahlung von Schulden nicht nur eine Frage des Wollens, sondern auch des Könnens ist, daß vor allem nicht durch politische oder wirtschaftliche Maßnahmen ein Schuldner, von dem man Geld zu erhalten hat, vorher vernichtet werden darf. Ich möchte hoffen, daß die kommende Weltwirtschaftskonferenz wirkliche Wege findet, das in Unordnung geratene wirt schaftliche Leben der Welt wieder zu sanieren Ich möchie in diesem Augenblick nicht über das von der vcutschen 'Ab ordnung vorzuschlagende Programm sprechen. Deutsch land ist in der Vergangenheit auf Weltkonserenzcn oft enttäusch! worden. Was die Schutzmaßnahmen für die deutsche Landwirtschaft angeht, die immerhin zu einer Einschränkung der Ausfuhr führen iönucn, so hat Deutsch land sie nicht ergriffen, weil cs ciwa fremde Produkte an sich" fernhal-en wellte, sondern lediglich, wei! der deutsche Bauer einfach umccgeht, wenn ihm nicht wirksam ge holfen wird. Miliz und allgemeiner Arbeitsdienst. Ich möchte hierzu meine rein persönlichen Gedaukcu äußern. Man kann die Miliz und den allgemeinen Arbeits dienst nicht in einem Atem nennen. Die Arbeitsdienst- Pflicht, die wir anstreben, hat mit einer Miliz nichts zu tun. Die Miliz soll der Landcsverteidiauna dienen. Die endlich ein Bekenntnis der hochgerüsteten Staaten zu praktischer Abrüstung fordern — eine „Ver schleppung" der Konferenzarbeit bedeuteten! Botschafter Nadolny hat in seinem Schreiben Hender son auf die Unzulässigkeit seines Verhaltens auf merksam gemacht. In seinem Antwortschreiben hält jedoch Henderson seinen Standpunkt aufrecht und erklärt, daß ihn bei der Behandlung des deutschen Antrages ein Vor wurf wegen geschäftsordnungsmäßiger Inkorrektheit nicht treffen könne. Die Wortmeldung Nadolnys will Hender son übersehen haben. Auch in seiner Unterredung mit Nadolny soll Henderson seinen bisherigen Standpunkt völlig aufrechterhalten haben, daß eine Behandlung des am Mittwoch eingebrachten deutschen Antrages erst statt finden könne, wenn eine Entscheidung über die franzö sischen Vorschläge auf Vereinheitlichung der europäi schen Heere und den italienischen Abänderüngsantrag er folgt sei. * Neue Erklärung Nadolnys in Genf. Der Kampf in Genf um die weitere Behandlung der französischen Heerespläne oder den deutschen Vorschlag auf Entscheidung über die qualitative Ab rüstung wurde am Donnerstag im Hauplausschutz der Abrüstungskonferenz weiter fortgesetzt. Nadolny stellte fest, daß der deutsche Antrag zu deu bisherigen Geschäfts ordnungsbeschlüssen des Hauptausschusses durchaus nicht im Gegensatz stehe. Der französische Vorschlag einer Vereinheitlichung der europäischen Heeressysteme sei kein Abrüstungs- Vorschlag, sondern eine bloße Berechnungsmethode, deren Durchführung auf die größten Schwierigkeiten stoße und die Konferenz wieder in die frühere Phase ufer loser Sachverständigcnbcratungen zurüüwcrsen würde. Die deutsche Regierung lehne es ab, zu dem fran zösischen Plan Stellung zu nehmen, bevor nicht über wirksame Abrüstüngsmaßnahmen, vor allem über die Beschränkung des Kriegsmaterials und die Herabsetzung der effektiven Truppenbestände, eine Ent scheidung getroffen sei. Nach kurzer Debatte, in der Herr Paul-Boncour in phrasenhaften Sätzen den bekannten unnachgiebige» Standpunkt Frankreichs wiederholte (aus seinen Worten ging nur hervor, welchen Wert die französische Regierung auf die Zertrümmerung der deutschen Reichswehr legt), lehnte der Hauptausschuß natür lich gegen die Stimme Deutschlands den Antrag der Reichsregierung ab, der bekanntlich verlangte, ohne Ver zögerung die Frage der Abschaffung der besonderen An griffswaffen und die Begrenzung des zugelassenen Kriegsmaterials für jeden Staal zu regeln, da gegen den französischen Heeresplan dem Efsektivausschuß zu'überweisen. Der Hauptausschuß nahm dagegen den franzö sischen Vorschlag an, nach dem eine Vereinheit lichung der kontinental-europäischen Armeen auf einen Heerestvp mit kurzer Dienstzeit und beschränkten Truppen beständen zu erfolgen hat. Botschafter Nadolny ent hielt sich bei der Abstimmung der Stimme. — Die nächste Sitzung des Hauptausschusses ist auf Montagnach mittag einberufen worden, in der zur Behandlung des zweiten Punktes des französischen Planes, Stellungnahme zu den Kolonialarmeen, geschritten werden soll. Arbeitsdienstpflicht verdankt als Idee ihre Entstehung der katastrophalen wirtschaftlichen Not und der daraus ent springenden Arbeitslosigkeit. Die Arbeitsdicnstpflicht soll vor allem verhindern, daß die Hunderttausende unserer Jungarbeiter hilflos auf der Straße verkommen. Sie soll aber weiter durch eine allgemeine Erziehung zur Arbeit einer Überbrückung der Klassengegensätze diene». Wer im Sommer auf der Landstraße reist, begegnet einer: immer in Bewegung befindlichen Heer arbeitsloser junger Leute, die planlos von Ort zu Ort ziehen, und man kann bemerken, daß sie physisch und damit auch geistig uni moralisch immer tiefer sinken. Gerade diese jungen Leute wollen wir vor dem Untergang bewahren. Als Nationa sozialist sehe ich auch in der allgemeinen Arbeitsdiens Pflicht ein Mittel, um zur Achtung vor der Arbeit zu er ziehen. Unsere jungen Leute werden lernen, daß die Arbeit den Menschen adelt. Zur Frage der Einführung einer Miliz möchte ich folgendes sagen: Im Jahre 1919 wurde von Deutschland aus die Anregung gegeben, uns eine Miliz zu genehmige». Damals forderte man von uns die Einführung der Bc- rufsarmee mit zwölfjähriger Dienstzeit Deutschland besitzt daher keine irgendwie ins Gewicht fallenden militärisch ausgebildeten Reserven. Jetzt redet man plötzlich von Ab schaffung der Berufsarmee und Einführung der Miln. Ich habe die Empfinduna. daß dies nnr aesckieht. um am