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MdrufferTageblatt W Sägeblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., Lie «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, Lie »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I AM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Dorge- schriebene Erscheinung-- -vi r» tage und Platzaorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Ants Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.iouhr. — -"" Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ?egm° Im F°lle'"höherer —7-7- ! — D-Websstörungen besteht sein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke . erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 44 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Dienstag, den 21. Februar 1933 Postscheck: Dresden 2640 Oesterreichs Frankreichs Machtpolitik. Nicht das erste Ultimatum Hal Österreich mit der jetzigen französisch-englischen Note erlebt, die offenbar sehr gegen den Willen ihrer Urheber in die Öffentlichkeit gedrungen ist! Schon vor fast zwei Jahren, als gegen März 1931' die deutsch-österreichischen Zollunions- Pläne bekannt wurden hat der französische Botschafter in Wien im Auftrage seiner Regierung sehr bald einen starken Druck auf das österreichische Kabinett ausgeübt, einen Druck, der sich dann infolge des Zusammenbruchs der Allgemeinen Kreditanstalt finanziell rasch verstärken ließ und schließlich in der Forderung ausmündete, der damalige für die Vereinbarung jener Pläne verantwort liche Außenminister Österreichs, Dr. Schober, sollte seine Demission geben. Man weiß, daß in dieser Beziehung Frankreich seinen Willen durchzusetzen vermochte. Seit dem stehen die österreichischen Geschicke fort dauernd unter diesem finanziellen Druck von Paris her, und man weiß auch, daß die Unter werfung Österreichs unter diesen Druck vor kurzem erst wirklich gelang, als es sich verpflichten mußte, praktisch und tatsächlich für mindestens zwei Jahrzehnt- alle An schlußpläne an Deutschland fallenzu lassen. Das war die Gegenleistung des Wiener Ka binetts gegen eine neue Völkerbundanleihe, von deren Er trag Österreich in Wirklichkeit aber so gut wie nichts erhielt. Die Gewaltpolitik gegenüber einem formell immer noch souveränen Staat, der ja außerdem auch Mitglied des Völkerbundes ist, hat sich in der sogenannten Hirten berger Waffenaffäre noch insofern gesteigert, als man weder in Paris noch bei den Regierungen der Kleinen Entente es für notwendig erachtete, auch nur den Völker bundrat für diesen angeblichen Fall einer Verletzung des Vertrages von St. Germain anzurufen. Auch demgegen über darf daran erinnert werden, daß vor zwei Jahren beim Streit um die Zollunionspläne der ganze Apparat des Völkerbundes einschließlich des Haager Schieds gerichtshofes in Bewegung gesetzt wurde, man sich also wenigstens äußerlich an den im Völkerbundpakt festgelegten Rechtsweg hielt. Jetzt hielt man sich nicht einmal daran — und diese „Politik in Hemdsärmeln" wurde, was wohl in der neueren Geschichte überhaupt noch nicht vorkam, da durch beträchtlich verschärft, daß in dem Ultimatum gesagt wurde, eine Mitteilung der österreichischen Behörden über die Durchführung des darin Geforderten genüge nicht, sondern man müsse eine eidlicheVersicherung ver langen. Einen Augenblick taucht die Erinnerung auf an eine ähnliche Forderung, die einst vor 62 Jahren der fran zösische Gesandte Graf Benedetti an den König von Preußen, Wilhelm!., in Ems gerichtet hat und die selbstverständlich zurückgewiesen wurde! Die österreichische Regierung soll also ein Privat geschäft rückgängig machen und dann unter Eid erklären, das ihr Anbefohlene richtig und wirklich ausgeführt zu haben. Das heißt doch nichts anderes, als daß die fran zösische Negierung das Kabinett Dr. Dollfuß einfach nicht mehr als vertrauenswürdig erklärt. Man riskierte in Paris gar nicht eine Prozeßführung vor dem Völkerbund, weil man einen solchen Prozeß vielleicht hätte verlieren können, vielmehr: ihn hätte verlieren müssen. Nach außen hin tat man so, als wolle man die ganze Angelegenheit auf dem Verhandlungswege aus der Welt räumen, — doch das war eben nur für die ununterrichtete Öffentlichkeit be stimmt! Hinter den Kulissen schlug man mit der b e - waffneteir Faust auf den Lisch. Dieser „diplomatische Stil" ist von einer Art, daß man, wie in Wien erbittert hervorgehoben wird, ihn kaum einer rückständigen Kolonie gegenüber anwenden würde; er liegt aber durchaus auf der politischen Linie, die Frank reich zur Zeit mit größter Rücksichtslosigkeit und Energie verfolgt. Wenige Tage nach dem Einigungspakt der Kleinen Entente wurde aus der Hirtenberger Waffen affäre eine diplomatische Staatsaktion. Man ahnt Zu sammenhänge und geht kaum fehl in der Annahme, daß zwischen beiden Vorkommnissen beabsichtigte Zusammen hänge bestehen. Man erinnere sich daran, daß der franzö sische Ministerpräsident Tardieu vor einem Jahr schon mit dem Gedanken des Donaublocks vor aller Öffentlichkeit auftrat, an den sich auch Österreich anzuschließen hätte, und daß schließlich auch Herriot in dieselben Bahnen ein- fchwenkte. Man nimmt Österreich von Paris ausindieZange,inder Hoffnung und Erwartung, daß das gleiche hinsichtlich Ungarns von der im yeuen Organisationspakt geeinten Kleinen Entente besorgt wer den kann. Das ist alles eine reine Machtpolitik und hat mit dem Recht der Völker auf Selbstbestimmung nicht das geringste mehr zu tun! Das zeigt aber auch, daß sich die machtpolitischen Spannungen inEuropa bedenklich verschärft Laben. AMerltanü Eine derartig bedenkenlose und brutale Verletzung der einfachsten Souveränitätsrechte des österreichischen Volkes, gekleidet noch dazu in eine Form, die verletzend wirken mutz und wirken sollte, kann und muß bei den da von betroffenen Völkern aber nur zu dem geraden Gegen teil, also zu einer ganz außerordentlich moralischen, näm lich zu einer nationalen Reaktion gegen eine solche Gewaltpolitik führen. * Men lehnt die französische Srohnole ab. Eindeutige österreichische Absage an die Pariser Zumutungen. Die österreichische Bundesregierung wird die brutale und beleidigende Note Frankreichs in der Hirtcn- berger Waffenangelegenheit zunächst nicht beantworten. Wiener Regicrungskreise lehnen den Ton und Inhalt der Drohnote als völlig unannehmbar ab und weigern sich insbesondere entschieden, eine eidesstattliche Versiche rung in der Angelegenheit abzugeben. Auch sei man ent schlossen, die in der Note enthaltene Befristung von zwei Wochen nicht einzuhalten. Der österreichische Vizekanzler Winkler erklärte auf einer Landbundversammlung in Klagenfurt, in dem Ulti matum würden Forderungen aufgestellt, die mit der Un abhängigkeit eines Staates unvereinbar seien und im Widerspruch zu seiner Würde ständen. Weiter werde von Frankreich die Auswirkung des Lausanner Anleihe vertrages, d. h. die Flüssigmachung der Gelder, von der Erfüllung der in der letzten Not enthaltenen Forderun gen abhängig gemacht. Für die ablehnende Haltung der Bundesregierung sind ferner die Äußerungen der christlichsozialen „Reichspost" bemerkenswert, die «. a. schreibt: , „Eine weitere Aktion der österreichischen Regierung in dieser Angelegenheit dürfte billigerweise nicht erwartet werden, bevor sich nicht in allen europäischen Ländern die Überzeugung durchgesetzt hat, daß es unzulässig ist, mit Österreich in einem diplomatischen Stil zu verkehren, der heute selbst gegen eine kulturell rückständige Kolonie nicht mehr am Platze wäre. Es wäre ein hoffnungsloses Beginnen, Österreich auf eine Linie drängen zu wollen, die seine tiefe Verbun - denheitmitdemVolke und mit den Freunden des deutschen Volkes lockern könnte." Die Wiener Regierungskreise sind ferner der Meinung, daß der Hirtenberger Vorfall vor den Völkerbund ge bracht werden müsse, da der Genfer Rat in der Frage des Waffentransportes einer Privatfirma zweifellos zu gunsten Österreichs entscheiden müßte. Relie BMtlWU -er RWlMW Wichtige Besprechungen des Reichskabmetis. Reichskanzler Adolf Hitler ist am Montag, von Köln kommend, wo er in einer Wahlversammlung sprach, Wieder in Berlin eingetroffen. Ursprünglich war für Montag nachmittag eine Kabinettssitzung anberaumt, die jedoch mit Rücksicht auf anderweitige Besprechungen, vor allem außenpolitischer Art, auf Dienstag verschoben worden ist. Die Tagesordnung der Kabinettsbesprechung am Dienstag weist zunächst wirtschaftliche Fragen auf, die dringend erledigt werden müssen. Weiter werden im Schoße des Reichskabinetts auch personalpolitische Fragen Erörtert, die in Kürze spruchreif werden sollen. So wird u. a. ein größerer Personalschub in der Reichskanzlei geplant, doch sollen auch in anderen Reichsressorts weitere Personalveränderungen bevor stehen. Großer Wert wird vom Reichsminister Göring, der ja bekanntlich Reichskommissar für das Lustfahrtwesen ist, auf eine möglichst schnelle Konstituierung dieses Luftfahrt kommissariats gelegt. Reichsminister Göring hat bereits genaue Vorschläge für dieses Kommissariat ausgearbeitet, doch konnten sie vom Reichskabinett wegen anderer dring licher Arbeiten noch nicht verabschiedet werden. Krupp von Bohlen und Halbach. Besprechung mit Industrieführern. Im Hause des Reichsministers Göring war für Montag nachmittag eine Besprechung mit Jndustrie- führern in Gegenwart des Reichskanzlers Hitler vor gesehen. Zu dieser Besprechung waren u. a. der Präsident des Reichsverbandes der deutschen Industrie, Dr. Krupp von Bohlen und Halbach, sowie der Leiter der Opel-Werke, Geheimrat Wilhelm von Opel, geladen. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß im Mittel punkt dieser Aussprache eine Senkung der Kraftfahrsteuer stand, die ja von Reichskanzler Hitler in seiner Er öffnungsrede auf der Internationalen Berliner Auto ¬ mobilausstellung bereits angekündigt worden ist. Wie be kannt Wird, ist bereits der zuständige Referent des Reichs- sinanzministeriums beauftragt worden, einen Entwurf für eine Abänderung des Kraftfahrzeug-Steuergesetzes aus zuarbeiten, wobei eine Senkung der Besteuerung grund sätzlich angestrebt wird. Weitere Neubesetzungen in Preußen. Wie verlautet, ist für die nächsten Tage mit der Neu besetzung Weiterer Polizeipräsidenten- und Regierungs präsidentenposten in Preußen zu rechnen. Für die Posten des Regierungspräsidenten in Arnsberg wird das natio nalsozialistische Landtagsmitglied Regierungsrat Dr. Nicolai genannt. Weiter ist die Neubesetzung der Polizei präsidentenposten in Stettin, Hagen in W. und Breslau zu erwarten. Nadolnys Besprechungen in Berlin. Der Berliner Aufenthalt des deutschen Vertreters aus der Abrüstungskonferenz, Nadolny, dient, wie von zu- ständiger Stelle mitgeteilt wird, lediglich Besprechungen über das weitere taktische Vorgehen Deutsch lands in Genf. Es kann alfo keine Rede davon sein, daß Nadolny nach Berlin gekommen ist, um sich neue Instruk tionen zu holen. Botschafter Nadolny wird Unterredun gen mit dem Reichswehrmlnistcr und dem Reichsaußen. Minister haben. Ob auch eine Besprechung mit dem Reichskanzler stattfindet, steht noch nicht fest. Sicher ist jedenfalls, daß der Reichskanzler von den beiden zu- ständigen Ministern über die Unterredungen mit Nadolny eingehendunterrichtet wird. An zuständiger Stelle in Berlin werden die in der Öffentlichkeit aufgetauchten Gerüchte, die von einer Krise der Abrüstungskonferenz sprechen, nicht geteilt; um so weniger, als irgendwelche grundsätzlichen Entschei dungen in Genf nicht unmittelbar bevorstünden. Bot schafter Nadolny wird nach seiner Rückkehr nach Genf vor aussichtlich beantragen, daß der Vorschlag des französischen Luftfahrtministers Pierre Cot zur Vereinheit lichung der Heeresorganisation nicht dem Hauptausschuß, sondern zunächst dem Effektivausschuß überwiesen wird. Paris sabotiert jede Lufiabrüfimg. Energischer Protest Deutschlands im Genfer Luftfahrtausschutz. Im Luftfahrtausschuß der Abrüstungskonfe renz erhob der deutsche Vertreter, Ministerialdirektor Brandenburg, energischen Einspruch gegen die von Frankreich inszenierten Verschleppungsmanöver, deren Ziel es ist, Deutschlands Hauptforderungen nach völliger Abschaffung der Militärluftfahrt und uneingeschränktem Verbot des Bombenabwurfes zu sabotieren. Brandenburg erklärte u. a.: Zu seinem größt enBefremden müsse er fest stellen, daß der Ausschuß wieder den alten abgetretenen Weg endloser AusivraLen über Nebenfragen beschreiten solle.