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MOmffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter -l- Umg-,-»d x,z»»,Fernsprecher: Amt Wilsdiuss Nr.« cmtl Kl-Igk «ngrzogen werden mutz -der d» Aus,rsggedrr in Konkurs gerät. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtskauvtmannickatt Melken de«; Ame«- g-richk und d-s Stadtr-t- zu WI,-druff, des F-rstr-n.-mts Thorond, und d°s Fin°nz°M- Nr. 40 — 92. Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 16. Februar 1933 Wksc SMchc MWinis gegen Zrankreilh A°nn?g7'd'e°z°^^^^^^^^^ - d--«s-sp°!'-n- Zeil, der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs, schoben. Ttsch'inungs' T«"' > «M. Nachweisungsgedühr 20 Reichspfennige. Doege. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruss-Dresden .Erscheint an allen Werklagen nachmittags s Uhr. Dejugspreis monatlich 2,- RM. bote?u^k' ^A d°übel>ellung 1,80 NM. jujugltch Bestellgeld. Einzelnummern l<> Rpsg. Alle Postanstalten und Post- Hilse für den Mittelstand. Vor einem Jahre war's, — da mußten die vom Zu sammenbruch des Juli 1931 betroffenen und notver ordnend gestützten Großbanken ihre Sanierungsbilanzen veröffentlichen. Klar zeigte sich da, daß sie nicht bloß dem Umfang nach, sondern auch im Verhältnis zur Gesamt summe weitaus am meisten beiden „Großkrediten" verloren hatten. Weniger bei den Mittelkrediten und am wenigsten bei den Kleinkrediten bis 20 000 Mark. Die Kreditnehmer dieser letzten Art hatten sich am krisen festesten bewiesen. Woraufhin dann der damalige Reichs finanzminister erklärte, die künftige Kreditpolitik der Banken müsse aus diesen Ergebnissen die notwendigen Folgerungen ziehen, indem der Kredit von sehr viel mehr Schultern übernommen und getragen werden müsse als bisher. Das gleiche hatte — ebenfalls als Ergebnis aus dem Bankenzusammenüruch — auch der damalige Reichs kanzler als Aufgabe einer neuen Kreditpolitik hingestellt: Weit stärkere Berücksichtigung der mittleren und kleinen Industrie, des kaufmännischen und gewerblichen Mittel standes und der Landwirtschaft. Uber all diese Wünsche rollte die Krise hinweg. In Massen wurden die kleinen und mittleren Privatbanken niedergewalzt, konnten die für Klein- und Kleinstkredite besonders wichtigen Sparkassen nur durch einen 1-Milliarden-Kredit der Reichsbank vor dem Niederbruch gerettet werden, von dem sie infolge des Spareransturms bedroht waren. Das stolze Gebäude der jahrzehntelang schon für den Mittelstand arbeiten den Kreditgenossenschaften bebte und zitterte; so mancher Teil davon erlag dem Ansturm der Sparer, die ihre Einlagen zurückholten, — und wieder ging eine An zahl von Genossenschaftsbanken den Weg ins Dunkel des Zusammenbruchs. Auch hier erfolgten — allerdings ver hältnismäßig gerinfügige — Stützungsaktionen durch die Neichsregierung; die Genossenschaften mutzten sich aber in der Hauptsache selbst sanieren. Wodurch? Durch Kündigung der von ihnen gewährten Kredite, nachdem die Liquidi tätsreserven erschöpft waren. Besaßen die Genossenschafts banken auch Wertpapiere in erheblichem Umfang, so waren diese doch unverwertbar; denn an der Börse sanken die Kurse der Aktien- wie der Rentenpapiere in aschgraue Tiefen. Bei den Sparkassen war es ebenso: Kreditkündi gungen soweit nur eben möglich, wovon namentlich auch der Hausbesitz ein Trauerlied zu singen weiß, Festsitzen aus unverwertbarem Effektenbesitz und — natürlich — kein Gedanke an die Gewährung von Neukrediten, weil jeder Pfennigüberschuß zur Schuldenrückzahlung verwandt werden mußte! Also: die wichtigsten Quellen für den Mittelstandskredit versiegten, die Kredit decke, über die der Mittelstand verfügte, wurde an allen Ecken und Kanten stark verkürzt. Andererseits: Niederbruch zahlreicher Genossenschaftsbanken und Provinzbankiers, ergänzt durch eine umfangreiche Aufsaugung solcher Bänken von Berlin her durch die Großbanken. Die Zen tralisierung der Kreditwirtschaft nach Berlin hin machte — in Bayern war es anders — förmliche Galoppsprünge. Von Personalkrediten gegenüber dem Mittelstand kann daher schon längst nicht mehr gesprochen werden, da ja die persönlichen Beziehungen zwischen der Bank und ihren Kreditkunden in den Mittel- und Kleinstädten so gut wie zerstört wurden, die neuen Filialleiter sich aber an die ihnen von Berlin aus diktierten kreditpolitifchen „Richt linien" zu halten haben. Und da hieß es, „Sicher heiten" und nochmals „Sicherheiten", ob wohl unter dem Preisdruck der Wert dieser Sicherheiten (Waren, Effekten usw.) immer illusorischer wurde und wird. Der kaufmännische und gewerbliche Mittelstand war und ist aber gar nicht in der Lage, selbst für kleinere Kredite die vielleicht dreifachen Sicherheiten aufzubringen. Und ist er am Fälligkeitstage des Kredits nicht prompt zahlungs fähig, dann hat in unzähligen Fällen die Inanspruchnahme der „Sicherheiten" dazu geführt, daß dem ganzen Betrieb das Lebenslicht ausgebläsen wurde. Denn gerade der Kriditmangel zwingt den kaufmännischen und gewerb lichen Mittelstand zur weitestmöglichen Einschränkung der Lagerhaltung, lähmt daher in diesem so überaus wichtigen Teil unserer Wirtschaft die Unternehmungslust, und beides macht ihn wieder kreditunfähig. Wie soll er aus diesem furchtbaren Teufelskreis heraus? Wo soll der Mittelstand denn nun eigentlich Kredit zu „menschlichen", also wirt schaftlich vernünftigen Bedingungen erhalten? In gewaltiger Anstrengung, aber eben vor allem durch Zurückziehung von Krediten, die sie dem Mittelstand ge währten, haben die Sparkassen jetzt ihre Reichsbankschulden bis auf 500 Millionen Mark abgedeckt, und diese Summe soll konsolidiert, zum mindesten die Abzahlung über eine größere Frist hinausgedehnt werden. Schon übertrifft die Höhe der monatlichen Einzahlungen trotz der furchtbaren Not und Arbeitslosigkeit die Höhe der Auszahlungen. Die Sparkassen stehen wieder fest auf ihren Füßen; aber sie wissen, daß man ihnen Geld in größerem Umfang nur bringt, wenn sie etwas dafür geben Kredite nämlich. Ge nau so ist es bei den Kreditgenossenschaften; ihrer bedient sich der Sparer auch nur, wenn er weiß, daß er von ihnen notfalls auch mal Kredit, am besten solchen versönlicher Französische Gtickgase. Die Hetzmeldungen Frankreichs über einen deutsch- italienisch-ungarischen Angriff spakt haben jetzt ihre Begründung gefunden. Diese offenkundige Lüge mußte in die Welt gesetzt werden, um eine Entschuldigung vorzubereiten für den festeren Zusammenschluß der Kleinen Entente, der jetzt in Genf durch die Außenminister der Tschechoslowakei, Südslawiens und Rumäniens erfolgt ist. Das Abkommen bestimmt, daß die Staaten der Kleinen Entente in Zukunft als ein ein heitlicher Block auftreten werden. Die Kleine Entente ist damit einen neuen engen Bündnisvertrag zweifellos militärischen Charakters mit einer deutlichen Spitze gegen Italien und Ungarn eingegangen. Es ist gelungen, den in letzter Zeit gelockerten Zusammen hang zwischen den drei Mächten wiederherzustellen und ihr einheitliches Vorgehen gegen die wachsenden Revisionsbestrebungen zu sichern. Während jede Annäherung Deutschlands an eine andere Großmacht als ein Bruch des Friedens verschrien wird, schreitet die französische Staatengruppe offen zu neuen Bündnisver trägen aggressiven Charakters. Daß dieser neue vom Wohlwollen Frankreichs ge tragene Block gleichzeitig auch auf der Linie der Ein kesselung Deutschlands von Osten und Südosten her liegt, erhellt aus Äußerungen französischer Politiker, die bereits von der Notwendigkeit eines Bindegliedes zwischen Polen und den Staaten der Kleinen Entente sprechen, deren Verwirklichung durch den Zusammenschluß nähergerückt sei. Bemerkenswert ist, daß Italien jetzt offen gegen die französischen Machenschaften in Südosteuropa in außerordentlich schroffer Form Stellung nimmt. Eine Antwort, die Mussolinis Blatt „Jl Popolo d'Jtalia" jetzt Frankreich auf seine Behauptung eines italienisch deutsch-ungarischen Geheimvertrags gibt und die jeden falls gleichzeitig eine Antwort darstellt auf den neuen Allianzvertrag, ist in ungewöhnlicherSchärfe gehalten. Man habe, so schreibt das Blatt Mussolinis, in diesem Miami. Auf den zukünftigen amerikanischen Präsiden den Roosevelt, der sich in Miami (Florida) zur Erholung auf hält, wurde ein Attentat verübt. Es wurden 5 Schüße auf ihn abgefeuert, Roosevelt wurde jedoch nicht verletzt. Der Atten täter verübte den Anschlag, als Roosevelt in den Anlagen von seinem Kraftwagen aus eine Ansprache hielt. Fünf Meter neben Roosevelt stehend feuerte der Attentäter die Schüsse ab. Während Roosevelt unverletzt blieb, wurde der ihm am näch sten stehende Chicakoer Bürgermeister Cermak schwer verletzt. Der Menschenmenge bemächtigte sich eine ungeheure Auf regung. Roosevelt winkte den Leuten zu zum Zeichen, daß er unverletzt geblieben war. Cermak, dessen Zustand besorgnis erregend ist, hatte wenig Minuten vor dem Anschläge zwei sei ner Leibwächter heimge'chickt. Der Attentäter gab bei der Ver nehmung an, daß er Ive Zingara heiße nud aus Neuyork stamme. * Riesiger Tumult der 50000 Miami. Wie ergänzend gemeldet wird, wurde das Attentat auf Roosevelt in Gegenwart von etwa 50 000 Men- Art, erhält. Diese wie jene Kreditinstitute sind weitest gehend dezentralisiert. Aber bei den Kredit banken mit ihren großen Filialnetzen ist das Umgekehrte der Fall. Doch auch sie sollen und müssen — endlich — auch für den Mittelstandskredit eingesetzt und benutzbar werden. Schon im September vorigen Jahres, als das „Papen- Programm" herauskam, wurde allerhand über bessere Kreditverteilung im Interesse des Mittelstandes gemunkelt. Dabei blieb es aber. Jetzt hat der neue Reichs- wirtschaftsminister Dr. Hugenberg sich Ab ordnungen des kaufmännischen und gewerblichen Mittel standes gegenüber darauf verwiesen, daß er von jeher für eine dezentralisierte Gestaltung des mittelständischen Geld- und Kreditwesens eingetreten sei und es werde die Auf gabe der nächsten Zeit sein, die ungesunde Zentralisierung des mittelständischen Kredits wieder abzubauen. Man darf Wohl sagen, daß dies eine Aufgabe nicht bloß der nächsten, sondern auch der — höchsten Zeit ist! unqualisizterbdren französischen Mystifikations- und Lügenversuch ein ausgesprochenes Attemat auf den Frieden vor sich. Wer eigentlich könne angesichts der Verbreitung solcher Stickgase, die bestimmt seien, die europäischen Völker in Verwirrung und Alarmzustand zu bringen, noch an die Aufrichtigkeit der französischen Friedensliebe und an die Ernsthaftigkeit der Absichten, die französisch-italienischen Beziehungen zu bessern, glauben? Die Wahrheit sei die, daß Frankreich nicht ab- rüsten wolle und auch nicht abrüsten werde. Es werde keine einzige Flinte anfgcben. Aber um sich vor der Welt ein Alibi zu schaffen, versteige es sich zu Phan tastereien über Geheimbündnisse und Kriegsgefahren über dem Rhein und über den Alpen. Der Artikel fährt wört lich fort: „Wir kennen jetzt den, der den Frieden will und den, der einen Krieg vorbereitet, um Europa zu beherrschen. Die Verantwortlichkeit liegt jetzt fest. Kein Mensch bedroht Frankreich; aber es ist Frankreich, das mit seinen »ns Unermeßliche angewachscncn Rüstun gen, mit ft incm Geist der Intrigen, mit seinem Ehr- geiz, mit seinem wilden, wenn auch nicht heiligen Egois mus, mit seiner ungeheuren uralten Ignoranz hinsicht lich der Bedürfnisse müderer Voller, mit seinen Bündnissen und mit seiner von der Kanoncnfabrikation finanzierten Presse Europa und die Welt bedroht." Es wird jedenfalls allgemein angenommen, daß der neue Allianzvertrag auf starken diplomatischen Widerstand stoßen und weitgehende internationale Folgen in der Richtung eines engeren Zusammen schlusses anderer Mächte nach sich ziehen wird. * Mussolini dementiert die Nachrichten über einen Bündnis vertrag. Rom. Zu Beginn des italienischen Ministerrates berichtete Mussolini über die letzten außenpolitischen Ereignisse. Hierbei erklärte er, daß die im Auswärtigen Ausschuß der französischen Kammer aufgetauchte Nachricht über das Vorhandensein eines Bündnisvertrages zwischen Italien, Deutschland und Ungarn vollkommen frei erfunden sei. Wenn diese Mitteilungen nicht an so bemerkenswerter Stelle gemacht worden wären, so hätte es gar nicht einmal die Mühe gelohnt, sie zu dementieren. scheu verübt, die sich bei der Ankunft des künftigen Präsiden ten eingefunden hatten. Die Schiisse lösten in der Menschen menge einen unbeschreiblichen Tumult hervor. Den Geheim polizisten, die sich in der Nähe Roosevelts aujhielten und den Attentäter sofort verhafteten, rief die Menge zu: „Hängt ihn auf, schießt ihn nieder!" Eine Frau, die neben Zingara stand, war geistesgegenwärtig genug, den Arm des Attentäters nach dem fünften Schuß hochzuschlagen, so daß der letzte sechste Schutz in die Lust ging. Bei der Vernehmung erklärte Zinga ra, ein schmächtiger blonder Mensch, der italienisch spricht, datz er alle Präsidenten und Polizeibeamten töten wolle. * Cermak im Sterben. Neuyork. Zu dem Anschläge auf Roosevelt wird weiter gemeldet, datz der schwerverletzte Bürgermeister Cermak von Chicako im Sterben liege. Der Attentäter erklärte der Polizei, datz er schon vor 10 Jahren einen Anschlag aus den König von Italien verübt habe. Seine jetzige Tat habe er gegen Roose- velt und nicht gegen Cermak verübt. Blutige Stratzenschlacht in Ovido (Spanien). Paris. Nach einer Meldung aus Madrid ist es in Ovi do zu blutigen Zusammenstößen zwischen Kommunisten, Bür gergarde und Polizei gekommen. Streikende Hafenarbeiter warfen in der Nacht zum Donnerstag im Arbeiterviertel Ovi- dos 5 Bomben, von denen die eine unmittelbar vor der Bank von Asturien und die vier anderen vor der sozialdemokratischen Genossenschastsbank explodierten und großen Schaden anrich- teten. Die Hauptkabel der elektrischen Leitung wurden zerrissen, so daß die Stadt in tiefes Dunkel gehüllt war. Polizei und Bürgergarde versuchten die Kundgebungen zu zerstreuen. Da bei kam es in verschiedenen Stadtvierteln zu schweren Stratzen- schlachten, die zahlreiche Tote und Verletzte forderten« MIm-MM Ns Präsident MsM.